Wer seinen Hund aus tiefstem Herzen liebt, wünscht sich, ihn in jeder Situation beschützen zu können. Doch so sehr wir uns auch bemühen, vorausschauend und vorsichtig zu handeln, liegt nicht alles in unserer Hand. Ob Sportverletzung, Wespenstich oder Verkehrsunfall – manche Dinge passieren, ohne dass wir darauf Einfluss nehmen können. Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein und im Notfall die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen zu können. In diesem Artikel zeigen wir dir, was du tun kannst, um deinem eigenen oder einem anderen Vierbeiner zu helfen und vielleicht sogar das Leben zu retten.
Gut vorbereitet Erste Hilfe leisten: Sicherheit beginnt im Alltag
Wer sich vorab mit Erste-Hilfe-Maßnahmen auseinandersetzt, kann im Notfall gezielter reagieren. Eine gute Vorbereitung vermittelt Sicherheit und ermöglicht es, in kritischen Situationen ruhig und besonnen zu bleiben. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man bestimmte Abläufe schon einmal durchgespielt hat und weiß, was im Ernstfall zu tun ist. Folgende Maßnahmen können dabei helfen:
- Erste-Hilfe-Kurse: Sehr hilfreich sind Erste-Hilfe-Kurse, die unter anderem von Tierarztpraxen, Hundeschulen und Tierschutzvereinen angeboten werden. Dort wird dir nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen vermittelt. Du lernst beispielsweise, wie man einen Verband anlegt, die Atmung überprüft, den Hund in die stabile Seitenlage bringt oder wiederbelebt. Solche Kurse beinhalten alle wesentlichen Maßnahmen der Erstversorgung, so dass du für viele Arten von Notsituationen gut gewappnet bist.
- Medical Training: Beim Medical Training gewöhnst du deinen Hund Schritt für Schritt an typische medizinische Behandlungen. Du übst mit ihm beispielsweise das Krallenschneiden oder Fiebermessen und bringst ihm bei, sich in Maul und Ohren schauen oder an den Augen untersuchen zu lassen. Dadurch weiß er, was auf ihn zukommt, und bleibt ruhig und kooperationsbereit, wenn du oder eine andere Person Erste-Hilfe-Maßnahmen leistet.
- Kontakte und Notrufnummern: Auch organisatorisch kannst du dich gut vorbereiten. Lege dir eine Liste mit wichtigen Notfallnummern an – etwa deiner Tierarztpraxis, einer Tierklinik in der Nähe sowie dem tierärztlichen Notdienst, sofern es einen gibt. Zudem ist es hilfreich, Hundesitter, Nachbarn oder andere Personen einzuweihen, die gelegentlich auf deinen Hund aufpassen. So können sie schnell reagieren, wenn das Tier in ihrer Obhut in eine medizinische Notsituation kommt.
- Erste-Hilfe-Set: Um im Notfall wichtige Utensilien zur Hand zu haben, lohnt sich die Anschaffung eines Erste-Hilfe-Sets. So hast du im Ernstfall alles griffbereit – von sterilen Kompressen und Verbandsmaterial über Pinzetten, Thermometer und Desinfektionsmittel bis hin zur Rettungsdecke und Maulschlaufe. In kleinerer Ausführung solltest du so ein Notfall-Set auch unterwegs dabei haben. Beim Urlaub mit Hund empfiehlt sich eine Reiseapotheke.
- Medizinische Unterlagen: Bewahre alle medizinischen Unterlagen zu deinem Hund, beispielsweise den Heimtierausweis mit aktuellen Impfungen, an einem festen Platz auf, damit du oder andere Helfer und Helferinnen im Ernstfall nicht lange suchen müssen.
Wenn du die wichtigsten Maßnahmen getroffen hast und weißt, wie du dich in einer Notsituation verhalten musst, behältst du einen kühlen Kopf und kannst auch deinem Tier mehr Sicherheit vermitteln.
Erste Schritte im Notfall: So handelst du richtig
Kommt es zu einem Notfall, ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren. Hunde orientieren sich stark an ihrer Bezugsperson. Deswegen ist es wichtig, gelassen zu bleiben, damit du deinem Tier ein sicheres Gefühl geben kannst. Atme also einmal tief durch und verschaffe dir zunächst einen Überblick über die Situation.
- Sicherheit geht vor: Bevor du Erste-Hilfe-Maßnahmen anwendest, prüfe, ob für dich eine Gefahr besteht, etwa durch die Umgebung (Straßenverkehr). Sichere die Unfallstelle oder bringe dich und den Hund aus der Gefahrensituation heraus. Auch von deinem Vierbeiner kann eine Gefahr für dich, sich selbst und andere ausgehen. Ein Hund, der Schmerzen hat oder unter Schock steht, kann unvorhersehbar reagieren, indem er beispielsweise die Flucht ergreift oder zubeißt. In dem Fall ist es sinnvoll, ihn an die Leine zu nehmen und ihm einen Maulkorb oder eine Maulschlaufe anzulegen.
- Koordination hilft: Sind noch weitere Tiere verletzt, ist zu überlegen, welches zuerst versorgt werden muss. Hier entscheidet die Dringlichkeit. Sollten noch andere Personen anwesend sein, ist es hilfreich, ihnen bestimmte Aufgaben zuzuteilen, beispielsweise bei der Sicherung der Unfallstelle zu helfen, den Rettungsdienst zu verständigen oder ein Transportfahrzeug zu besorgen.
- Zustand prüfen und Basismaßnahmen ergreifen: Kontrolliere, ob der Hund atmet und ob ein Herzschlag zu fühlen ist. Sollte das nicht der Fall sein, musst du umgehend mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen beginnen. Auch Bewusstlosigkeit ist ein akuter Notfall. Bei starken Blutungen ist es wichtig, einen Druckverband anzulegen. Achte auf Anzeichen von Schock und halte den Hund warm und ruhig.
- Schnell handeln: Solltest du allein sein, nimm Kontakt zu deiner Tierarztpraxis oder zur Tierklinik auf, sobald die Situation es zulässt, und schildere die Situation. Auf diese Weise können dort bereits Vorkehrungen getroffen werden, um deinen Hund sofort zu versorgen, wenn ihr dort ankommt. Transportiere deinen Hund so vorsichtig wie möglich. Wenn du einen Tierrettungsdienst verständigst, bleibe bei deinem Hund und versorge ihn, bis der Notarzt oder die Notärztin eintrifft.
Biete deinem Hund Trost durch sanftes Zureden und wirke beruhigend auf ihn ein, bleib aber gleichzeitig fokussiert und überlege, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge sinnvoll sind. Lass dich nicht lähmen von der Angst, etwas falsch zu machen. Entscheidend ist, dass du überhaupt handelst. Untätig zu bleiben, wäre in einer lebensbedrohlichen Situation das Schlimmste.
Notfall oder harmlos: Wann ist Erste Hilfe gefragt?
Nicht jede kleine Schramme erfordert sofort Erste Hilfe – doch manche Situationen sind eindeutig ein Notfall. Es ist daher wichtig, zwischen harmlos und lebensbedrohlich differenzieren zu können. Als Faustregel gilt: Immer dann, wenn Atmung, Kreislauf oder Bewusstsein beeinträchtigt sind, muss sofort gehandelt werden. Auch bei starken Blutungen, Krampfanfällen oder Anzeichen einer Vergiftung darfst du nicht abwarten.
Zu den medizinischen Notfällen beim Hund zählen unter anderem:
- Bewusstlosigkeit oder extreme Schwäche
- Atemnot, extrem schnelle und flache Atmung, ausbleibende Atmung
- Starker Blutverlust oder nicht stillbare Blutungen
- Starke Schwellungen im Kopf- und Gesichtsbereich (bspw. durch allergische Reaktion infolge eines Bienen- oder Wespenstichs)
- Weiße Schleimhäute
- Krampfanfälle, Lähmungserscheinungen
- Vergiftungen (bspw. durch Aufnahme von Giftködern, Giftpflanzen, Medikamenten oder giftigen Lebensmitteln wie Schokolade in kritischen Mengen)
- Hitzschlag (Körpertemperatur > 39,5 °C) oder Unterkühlung (Körpertemperatur < 37,5 °C)
- Verlust von Körperteilen
- Knochenbrüche, Sehnenrupturen
- Großflächige oder tiefe Verbrennungen oder Verätzungen
- Magendrehung (Symptome: aufgeblähter Bauch, Gebetsstellung, erfolgloses Würgen, Unruhe)
- Anhaltendes Erbrechen, anhaltender Durchfall
- Taumeln, Umfallen, Orientierungslosigkeit
Um einschätzen zu können, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht, ist auch immer der Kontext einzubeziehen. Leidet ein Hund bekanntermaßen unter Epilepsie und hat er in der Vergangenheit bereits mehrfach Krampfanfälle gehabt, ist nicht zwingend Erste Hilfe nötig. In dem Fall geht es eher darum, die Umgebung zu sichern und dafür zu sorgen, dass das Tier sich nicht verletzt und den Anfall gut übersteht. Auch wiederkehrender oder blutiger Durchfall ist nicht zwingend ein medizinischer Notfall, der eine Erstversorgung erfordert. Hier können beispielsweise Parasiten wie Giardien dahinterstecken. Dann ist eine schnelle tierärztliche Versorgung zwar wichtig, aber es reicht ein baldiger Termin in der Tierarztpraxis.
Erste Hilfe bei den häufigsten Verletzungen und Notfällen
Erste-Hilfe-Maßnahmen sind kein Ersatz für eine tierärztliche Behandlung, sondern dienen der Überbrückung, bis der Hund professionell versorgt wird. Sie dienen dazu, Schmerzen zu lindern und den Zustand des Tieres zu stabilisieren, um ihm dadurch eventuell sogar Leben zu retten. Wir geben dir einen Überblick über die häufigsten medizinischen Notfallsituationen und erklären dir, wie du deinem Hund schnell und effektiv helfen kannst.
Erste Hilfe bei Fremdkörperaufnahme
Hunde sind neugierig – und manchmal landet etwas im Maul, das dort nicht hingehört. Ob Spielzeugteile, Steine, Holzstücke oder Knochen: Verschluckte Fremdkörper können gefährlich werden, wenn sie im Maul oder Rachen stecken bleiben oder Magen und Darm blockieren.
Das kannst du tun:
- Fremdkörper im Maul
-
- Lefzen über die Zähne klappen
- Kiefer auseinander drücken
- Mit Zeige- und Mittelfinger tief in den Rachen fassen
- Kehldeckel am Zungengrund ertasten
- Fremdkörper umfassen und herausziehen
- Fremdkörper in oberer Luftröhre oder Kehlkopf
-
- Hund in Seiten- oder Rückenlage bringen
- Kopf bergab positionieren
- Maul öffnen und geöffnet halten
- Sanften Druck rechts und links des Kehlkopfs ausüben
- Zur Schnauze hin ausstreichen, um den Fremdkörper nach vorne zu massieren
- Fremdkörper aus dem Maul ziehen
Wenn Erstickungsgefahr droht: Das Heimlich-Manöver
Bei kleinen bis mittelgroßen Hunden:
- von vorn das weiche Abdomen hinterm Brustkorb umfassen
- Hinterteil in die Luft heben, Vorderteil herabhängen lassen
- mehrmals ruckartig Druck auf die Gegend direkt hinterm Brustkorb ausüben
- gelockerten Fremdkörper aus Luftröhre massieren und entfernen
Bei großen Hunden:
- von hinten das weiche Abdomen hinterm Brustkorb umfassen
- zwei Fäuste formen und mehrmals ruckartig Druck auf die Gegend unterhalb des Brustkorbs ausüben
- nach oben führen
- gelockerten Fremdkörper aus Luftröhre massieren und entfernen
Wichtig: Der Heimlich-Griff darf nur angewendet werden, wenn die Luftröhre vollständig blockiert ist und der Hund nicht mehr atmen oder husten kann. Andernfalls besteht die Gefahr, dass durch den aufgebauten Luftdruck innere Verletzungen entstehen. Aus diesem Grund darf der Heimlich-Griff auch nicht an gesunden Tieren geübt werden.
Grundsätzlich gilt: Auch wenn du den Fremdkörper entfernen konntest, solltest du deinen Hund anschließend schnellstmöglich tierärztlich untersuchen lassen, um innere Verletzungen oder Folgeschäden auszuschließen. Bei Verdacht auf verschluckte Fremdkörper gilt: Sofort zum Tierarzt, da ein Verbleib im Magen-Darm-Trakt lebensbedrohlich sein kann.
Erste Hilfe bei Bisswunden
Auseinandersetzungen zwischen Hunden enden nicht immer glimpflich. Kommt es zu einer Bisswunde, ist schnelles Handeln gefragt. Auch wenn die Verletzung äußerlich unscheinbar aussieht, besteht das Risiko, dass durch den Speichel Bakterien ins Innere gelangen und ernsthafte Schäden in der Tiefe anrichten. Bisswunden sind daher immer ein Fall für den Tierarzt oder die Tierärztin.
Das kannst du tun:
- Hund sichern: Bringe deinen Hund aus der Gefahrensituation heraus, damit er nicht noch mehr gebissen wird. Sichere ihn, damit er in seiner Aufregung niemand anderen verletzt.
- Wunde oberflächlich reinigen: Reinige die Wunde oberflächlich mit etwas Wasser oder Desinfektionsmittel, falls zur Hand.
- Wunde verbinden: Sollte die Wunde nicht allzu stark bluten, reicht es, eine sterile Kompresse aufzulegen und einen Verband anzulegen.
Bei starken Blutungen kann es notwendig sein, einen Druckverband anzulegen.
Druckverband anlegen:
- Bedecke die Wunde mit einer sterilen Wundauflage.
- Lege eine aufgerollte, verpackte Mullbinde oder eine gefaltete Packung Taschentücher als Druckkörper auf die Wundauflage.
- Umwickle den Druckkörper fest mit einer weiteren Mullbinde oder einem selbsthaftenden Verband, um Druck auf die Wunde auszuüben.
- Sichere den Verband mit Klebeband.
- Da ein Druckverband die Blutzirkulation beeinträchtigt, sollte er nicht zu lange aufliegen.
Vorsichtig transportieren: Halte deinen Hund während des Transports warm und bewege ihn möglichst wenig, bis er in tierärztliche Behandlung kommt. Idealerweise nimmst du den Heimtierausweis deines Vierbeiners mit, denn sehr wahrscheinlich wirst du in der Praxis oder Tierklinik nach der letzten Tetanusimpfung des Hundes gefragt.
Vor allem kleine Bisswunden können tückisch sein. Sie verschließen sich rasch, wodurch Bakterien im Gewebe eingeschlossen werden. Schwere Infektionen können die Folge sein. Aus diesem Grund müssen alle Bisswunden, egal wie harmlos sie aussehen, professionell versorgt werden.
Erste Hilfe bei Fraktur
Knochenbrüche bei Hunden können durch Unfälle, Stürze oder Zusammenstöße entstehen. Eine Fraktur ist äußerst schmerzhaft und immer ein Notfall, der sofort tierärztlich behandelt werden muss.
Das kannst du tun:
- Hund sichern und ruhigstellen: Sprich beruhigend zu deinem Tier und vermeide unnötige Bewegungen, um die Schmerzen nicht zu verstärken
- Gliedmaßen nicht selbst richten. Versuche nicht, den Knochen zu schienen oder zu bewegen – das kann die Verletzung verschlimmern.
- Bei offenen Brüchen: Decke die Wunde zum Schutz vor Infektionen vorsichtig mit einer sterilen Kompresse ab.
- Transport: Lege den Hund für den Transport zur Tierklinik oder Tierarztpraxis möglichst auf eine feste Unterlage (etwa ein Brett oder eine Trage), um die verletzte Region so ruhig wie möglich zu halten.
Frakturen heilen nur unter professioneller Behandlung. Erste Hilfe bedeutet hier vor allem, weitere Schäden zu vermeiden und den Hund sicher in tierärztliche Versorgung zu bringen.
Erste Hilfe bei Augenverletzung
Die Augen gehören zu den empfindlichsten Organen des Hundes. Verletzungen durch Kratzer, reizende Stoffe oder Fremdkörper können schwerwiegende Folgen haben und sollten immer ernst genommen werden.
Das kannst du tun:
- Hund sichern und ruhigstellen. Verhindere, dass sich dein Hund am Auge reibt oder kratzt, da das die Verletzung verschlimmern kann. Falls vorhanden, lege ihm einen Trichter oder medizinischen Schutzkragen um.
- Auge schützen: Ziel ist es, das Auge so gut wie möglich zu schützen, bis es medizinisch versorgt wird. Auf welche Weise das geschieht, hängt vom Einzelfall ab.
- Fremdkörper im Augapfel: Steckt ein Fremdkörper im Augapfel, ziehe ihn auf keinen Fall heraus. Andernfalls kann es passieren, dass das Auge ausläuft.
- Verätzung: Ist ein ätzender Stoff wie Säure oder Putzmittel in das Auge des Hundes gekommen, solltest du es mindestens 15 Minuten lang mit Wasser spülen.
- Augapfel-Vorfall: Bei brachyzephalen Rassen wie dem Mops oder der Französischen Bulldogge kann es zu einem sogenannten Augapfel-Vorfall kommen. Hierbei tritt der Augapfel aus der Augenhöhle heraus. In dem Fall solltest du versuchen, den Augapfel mit einem sauberen, feuchten Tuch in die Höhle zurück zu drücken und das Lid darüber zu ziehen.
- Äußere Verletzung: Handelt es sich um eine äußere Verletzung, beispielsweise am Lid, kann eine sterile Kompresse aufgelegt und ein Verband angelegt werden. Sollte die Wunde stark bluten, ist ein Druckverband empfehlenswert.
Augenverletzungen können unbehandelt zu bleibenden Schäden oder Erblindung führen. Sie sind daher immer ein tierärztlicher Notfall. Je schneller ein verletztes Auge fachgerecht untersucht und behandelt wird, desto größer sind die Chancen auf eine vollständige Heilung.
Erste Hilfe bei Magendrehung
Eine Magendrehung (Torsio ventriculi) ist für Hunde lebensbedrohlich. Vor allem große, tiefbrüstige Rassen wie Doggen, Schäferhunde oder Setter sind gefährdet, doch prinzipiell kann jeder Hund betroffen sein. Bei einer Magendrehung dreht sich der Magen um die eigene Achse, wodurch Blutgefäße und Verdauungswege abgeschnürt werden. Ohne Operation stirbt das Tier innerhalb weniger Stunden.
Das kannst du tun:
- Hund sofort in eine Tierklinik bringen. Eine Magendrehung lässt sich nur chirurgisch behandeln – Erste-Hilfe-Maßnahmen zu Hause sind nicht möglich.
- Transport vorbereiten. Lege den Hund vorsichtig in eine möglichst bequeme Position, vermeide Stress und unnötige Bewegungen.
- Vorher anrufen: Informiere die Klinik über den Verdacht, damit sofort ein OP-Team bereitgestellt werden kann.
Bei Verdacht auf Magendrehung gilt immer: keine Zeit verlieren! Wird das Tier nicht chirurgisch behandelt, ist sein Tod sicher.
Erste Hilfe beim Hund: Das kannst du selbst übernehmen
Als Halter oder Halterin kannst du deinem Hund mit einfachen Maßnahmen helfen und wertvolle Informationen für den Tierarzt oder die Tierärztin sammeln. Wir geben dir einen Überblick, was du selbst leisten kannst.
Vitalfunktionen prüfen
Bevor du weitergehende Maßnahmen ergreifst, solltest du dir einen Überblick über den Vitalzustand deines Hundes verschaffen – so erkennst du schnell, wie ernst die Situation ist.
- Puls messen: Den Puls misst du am besten an der Innenseite des Oberschenkels, in Höhe der Leistenarterie. Nutze dafür Zeige- und Mittelfinger, nicht den Daumen (Eigenpuls!). Zähle den Puls 15 Sekunden lang und multipliziere mit 4.
- Herzspitzenstoß prüfen: Kannst du keine geeignete Stelle finden oder ist der Puls zu schwach, kannst du den Herzspitzenstoß prüfen. Dafür legst du die flache Hand oder Zeige- und Mittelfinger zwischen die 3. und 6. Rippe hinter dem Ellbogen des Hundes.
- Atmung kontrollieren: Beobachte deinen Hund 10 Sekunden lang und achte darauf, ob sich Brustkorb oder Flanken heben und senken. Bei Unsicherheit kannst du einen Spiegel vor die Nase halten – beschlägt das Glas, atmet der Hund. Sollte sich nach 20 Sekunden keine Anzeichen von Atmung zeigen, musst du deinen Hund beatmen.
- Bewusstsein checken: Um zu prüfen, ob dein Hund bei Bewusstsein ist, hast du mehrere Möglichkeiten. Du kannst ihn ansprechen, schnelle Bewegungsreize im Sichtfeld ausführen, ihn anpusten oder gegen seine Nase schnippen. Sollte er nicht reagieren, bringe ihn in die stabile Seitenlage.
- Stabile Seitenlage: Lege deinen Hund auf die Seite und lagere, falls möglich, das Hinterteil leicht erhöht. Dazu kannst du eine Jacke oder Decke darunterlegen. Der Kopf sollte der tiefste Punkt sein und eine gerade Linie mit der Wirbelsäule bilden. Öffne das Maul und ziehe die Zunge ein Stück hervor, damit er nicht erstickt.
- Schleimhautfarbe testen: Zieh sanft eine Lefze hoch und betrachte das Zahnfleisch. Rosige Schleimhäute sind normal, blasse, blaue oder sehr rote Verfärbungen deuten auf Kreislaufprobleme oder Sauerstoffmangel hin.
- Kapillarfüllungstest: Der Kapillarfüllungstest gibt Aufschluss über die Durchblutung im herzfernen Gewebe. Dazu drückst du einmal kräftig auf das Zahnfleisch am Oberkiefer und zählst die Sekunden, bis es wieder seine gewohnte Farbe annimmt. Im Normalzustand dauert das 1 bis 2 Sekunden.
Zur Orientierung hier die wichtigsten Normalwerte beim Hund
| Vitalparameter | Normalbereich* | Hinweise |
| Puls | 60–120 Schläge/Minute (mittelgroße Hunde) | je kleiner, jünger und aufgeregter, desto schneller ist der Puls (bis zu 200) |
| Atmung | 10–30 Atemzüge/Minute | im Ruhezustand; Hecheln bei Aufregung oder Hitze kann die Rate stark erhöhen |
| Körpertemperatur | 38,0–39,0 °C | ab 39,5 °C Fieber, unter 37,5 °C Untertemperatur |
| Kapillarfüllungszeit | 1–2 Sekunden | Verzögerung deutet auf Kreislaufprobleme hin |
| Schleimhautfarbe | blassrosa | weiße Schleimhäute sind ein Notfall, bei grauen, gelben, blauen und himbeerroten Schleimhäuten steht ein Notfall kurz bevor |
* Werte können je nach Rasse, Größe und Situation variieren.
Alles, was du feststellst – etwa Pulsfrequenz, Atmung oder Auffälligkeiten bei den Schleimhäuten – kann dem Tierarzt oder der Tierärztin wertvolle Hinweise liefern. Deshalb lohnt es sich, solche Beobachtungen kurz zu notieren, um sie später wiedergeben zu können.
Einfache Verbandstechniken
Mit ein paar grundlegenden Verbandstechniken kannst du kleinere Verletzungen vorläufig versorgen und die Zeit bis zur tierärztlichen Behandlung überbrücken.
| Pfotenverband |
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| Schwanzverband |
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| Ohr- und Kopfverband |
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Transport- und Sicherungstechniken
Die richtigen Transport- und Sicherungstechniken sind essenziell, um die Verletzungen des Hundes nicht zu verschlimmern und den Weg zum Tierarzt oder zur Tierärztin schonend und sicher zu gestalten.
| Maulschlaufe |
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| Fixation mit Leine |
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| Tragehilfe (Schlinge) |
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| Provisorische Trage |
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| Transport auf dem Arm (bei kleinen Hunden) |
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Beatmung und Herzdruckmassage: Wie reanimiere ich meinen Hund?
Kommt es zum Atem- oder Herzstillstand, zählt jede Sekunde. Reanimationsmaßnahmen beim Hund sind anspruchsvoll, können aber entscheidend sein, um das Leben des Tieres zu retten. Wichtig ist: Nur dann anwenden, wenn Atmung oder Herzschlag wirklich ausbleiben – und den Hund anschließend umgehend in tierärztliche Behandlung bringen.
Beatmung beim Hund
Wenn dein Hund keine Anzeichen von Atmung zeigt, musst du ihn beatmen. Dabei gehst du folgendermaßen vor:
- Bringe den Hund in Seitenlage, Kopf und Hals gestreckt
- Stelle sicher, dass die Atemwege frei sind. Entferne Erbrochenes oder andere Blockaden
- Zieh die Zunge ein Stück hervor
- Umfasse Nase und Maul mit der Hand, so dass der Fang geschlossen ist
- Hole tief Luft und blase kräftig Luft in die Nasenlöcher. Der Brustkorb muss sich dabei heben
- Wiederhole dies durchschnittlich 20 bis 30 Mal pro Minute
- Prüfe nach jedem dritten Versuch, ob die Atmung wieder einsetzt
Eine fehlende Atmung bedeutet nicht automatisch, dass auch der Herzschlag aussetzt. Lässt sich jedoch kein Puls mehr feststellen, muss unverzüglich mit der Herzdruckmassage begonnen werden.
Wiederbelebung: Herzdruckmasssage und Beatmung in Kombination
Eine Herzdruckmassage darf nur dann durchgeführt werden, wenn der Herzschlag tatsächlich ausgefallen ist (kein Puls).
So gehst du vor:
- Hund auf rechte Körperseite legen
- Brustkorb auf Höhe des Ellbogengelenks 15 x zusammendrücken (1x pro Sekunde), nach jedem Mal vollständig entlasten
- Danach Hund mit zwei Atemstößen beatmen
- Prüfen, ob Herzschlag und Atmung zurückkehren
- Falls nicht: 15x Brustkorb komprimieren und 2x beatmen
- Prüfen, ob Herzschlag und Atmung zurückkehren
- Falls nicht: 15x Brustkorb komprimieren und 2x beatmen
- Das Prozedere im Wechsel fortführen, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Ist es gelungen, den Hund zu reanimieren, musst du ihn permanent überwachen, bis medizinische Hilfe eintrifft. Sollten Herz und Atmung abermals aussetzen, beginne erneut mit der Wiederbelebung. Hab keine Angst, etwas falsch zu machen. Alles ist besser, als untätig zu sein, und jeder Handgriff zählt – auch wenn er nicht perfekt ist.
Nach der Erstversorgung: Tierärztliche Hilfe und Absicherung
Erste Hilfe zu leisten kann Leben retten. Trotzdem ist sie kein Ersatz für eine tierärztliche Behandlung. Der Hund benötigt danach dringend professionelle medizinische Hilfe, damit er dauerhaft stabilisiert und fachgerecht versorgt werden kann. Durch Diagnostik (Röntgen, Blutuntersuchung etc.) und Medikamente können allerdings Kosten entstehen, die umso höher werden, wenn eine Operation mit stationärem Aufenthalt oder eine längerfristige Therapie ansteht. Viele Halter und Halterinnen unterschätzen, wie belastend diese Kosten sein können – insbesondere dann, wenn schnelle Entscheidungen gefragt sind. Eine Hunde-OP- oder Hundekrankenversicherung bietet finanziellen Schutz, damit der Hund die bestmögliche medizinische Behandlung erhalten kann. So sind Mensch und Tier im Ernstfall gut gewappnet.
Fazit
Erste-Hilfe-Maßnahmen geben Sicherheit, bei medizinischen Notfällen schnell und richtig reagieren zu können. Sie ersetzen zwar keine tierärztliche Behandlung, können aber entscheidend dazu beitragen, einem Hund in lebensbedrohlichem Zustand wertvolle Zeit zu verschaffen, Schmerzen zu lindern und Komplikationen zu vermeiden. Wer gut vorbereitet ist, bleibt in kritischen Momenten handlungsfähig und kann seinem Vierbeiner im besten Fall sogar das Leben retten.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Erste Hilfe beim Hund
Was gehört in eine Erste-Hilfe-Ausrüstung für Hunde?
Ein Erste-Hilfe-Set für Hunde sollte sterile Kompressen, Mull- und Fixierbinden, eine Schere mit abgerundeter Spitze, Pinzette, Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe, ein Fieberthermometer sowie eine Rettungsdecke enthalten. Ergänzend sind eine Maulschlaufe und eine kleine Taschenlampe sinnvoll. Abhängig davon, was ihr unternehmt, kann zusätzliche Ausrüstung empfehlenswert sein. Planst du beispielsweise eine Winterwanderung mit Hund, ist es sinnvoll, eine Pfotenpflege dabei zu haben, um die Hundepfoten vor Splitt, Streusalz, Eis und Schnee zu schützen.
<h3>Wie leiste ich Erste Hilfe bei einem Hitzschlag?</h3>
Ein Hitzschlag kann innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen. Aus diesem Grund musst du deinen Hund so schnell wie möglich kühlen, beispielsweise durch ein Bad in Eiswasser oder indem du ihn unter die kalte Dusche stellst. Ist das Tier einigermaßen stabil, bring es sofort in eine Tierklinik.
<h3>Was tun, wenn sich mein Hund auf heißem Asphalt die Pfoten verbrennt?</h3>
Läuft ein Hund längere Zeit auf heißem Asphalt, kann es zu Verbrennungen an den Pfoten kommen. In dem Fall solltest du dein Tier unbedingt vom Asphalt herunternehmen und die Pfoten mit kaltem Wasser kühlen. Offene Stellen deckst du am besten mit einer sterilen Kompresse ab, damit kein Schmutz eindringt. Bringe deinen Hund sofort zum Tierarzt.
<h3>Welche Erste-Hilfe-Aspekte sind beim Camping mit Hund wichtig?</h3>
Beim Camping mit Hund ist es besonders wichtig, den Hund vor typischen Gefahren wie Zecken, Insektenstichen, Schnittverletzungen und Hitzschlag zu schützen. Notiere dir vorab, wo sich die nächste Tierklinik oder Tierarztpraxis in der Nähe befindet, um im Ernstfall schnell dorthin fahren zu können.





