Pferd beäugt Kräuter und Heilpflanzen auf einer Wiese.
Ernährung

Heilpflanzen und Kräuter für Pferde: Kraft aus der Natur

12.09.2023

Was für den Menschen gut ist, kann für Pferde doch nicht verkehrt sein, oder? Nun, das trifft sicher nicht auf jeden Bereich zu, auf viele Heilpflanzen und Kräuter aber schon. Von der Naturmedizin profitieren nämlich nicht nur wir Zweibeiner, sondern auch unsere Freunde auf vier Hufen. Es gibt Kräuter und Heilpflanzen, die der Gesundheit von Pferden zuträglich sein und bei der Linderung mancher Beschwerden helfen können. Wildlebende Pferde machen es bereits vor. Ihnen steht rund um die Uhr eine Naturapotheke zur Verfügung, an der sie sich intuitiv selbst bedienen, wenn sie sich unwohl fühlen.

Aber welche Heilpflanzen und Kräuter tun Pferden gut und worauf ist bei der Zufuhr zu achten? Wir geben einen Überblick.

Heilkräuter und Heilpflanzen fürs Pferd – Was bringt das?

Die Ernährung von domestizierten und Wildpferden unterscheidet sich bisweilen stark. Während die Natur Wildwuchs und damit eine breite Palette an Gräsern, Kräutern, Blüten, Beeren und Rinden bereithält, werden auf Weiden meist nur Monokulturen angebaut. Während sich freilebende Pferde also Tag für Tag an der Kräuterbar der Natur gütlich tun können, ernähren sich Pferde auf der Weide automatisch einseitiger.

Das ist schade, denn viele Kräuter und Wildpflanzen sind für Pferde nicht nur gut verträglich, sondern können auch deren Gesundheit unterstützen. Neben Vitaminen, Mineralien und anderen wichtigen Nährstoffen enthalten sie ätherische Öle, die entzündungshemmend wirken können, sowie Bitter- und Gerbstoffe, die dabei helfen, die Verdauung zu regulieren und zu entschlacken.

Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide oder Carotinoide haben antioxidative Eigenschaften, das bedeutet, sie können Schadstoffe, sogenannte freie Radikale, im Körper binden und auf diese Weise dem Zellschutz dienen. Genauso wie Heilkräuter aus der Natur dem Menschen bei Husten, Schnupfen, Fieber oder einer Magenverstimmung helfen können, können sie Pferden bei manchen Beschwerden Linderung verschaffen. In jedem Fall können Kräuter und Pflanzen dazu beitragen, das Immunsystem zu unterstützen und das Wohlbefinden zu verbessern.

Umso bedauerlicher ist es, dass dieser Aspekt bei der Pferdefütterung häufig außer Acht gelassen wird. Zwar wissen verantwortungsbewusste Pferdehalterinnen und Pferdehalter, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung für das Pferd wichtig ist, und setzen auf hochwertige Nahrung und gutes Heu; statt aber Kräuter und Pflanzen als Ergänzung zum Futter zu nutzen, greifen sie auf synthetische Nahrungsergänzungsmittel zurück. Das ist nicht nur unnatürlich, sondern auch überflüssig. Denn alles, was ein Pferd für eine umfassende Versorgung benötigt, hält die Natur schon bereit.

Welche Kräuter und Pflanzen sind gut für Pferde?

Nicht alle Heilkräuter und Heilpflanzen, die für den Menschen gut sind, sind es auch für Pferde. Es gibt jedoch große Schnittmengen. Wir geben einen Überblick, welche Kräuter und Pflanzen sich für Pferde eignen und in welchen Bereichen sie verwendet werden:

  • Brennnessel: Die Brennnessel wird unter anderem bei Verdauungsproblemen, Entzündungen und Allergien eingesetzt.
  • Hagebutte: Die roten Früchte der Hagebutte finden unter anderem bei Allergien, Entzündungen, Infekten und rheumatische Beschwerden sowie zur Förderung des Fellwechsels und Hufwachstums Verwendung.
  • Fenchel: Fenchel ist eine Heilpflanze, die vorrangig bei Husten und Magen-Darm-Problemen eingesetzt wird und sich als hilfreich in der Stallapotheke erweist
  • Ingwer: Die Ingwerwurzel kann bei Entzündungen und bei Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Koliken eingesetzt werden.
  • Kamille: Kamille kommt vorrangig bei Magen-Darm-Beschwerden zum Einsatz, etwa bei Bauchkrämpfen, Blähungen, Koliken und Durchfall, aber auch bei Hautproblemen, Ekzemen und Wunden.
  • Löwenzahn: Löwenzahn enthält Bitter- und Schleimstoffe, die bei Verdauungsproblemen helfen können. Außerdem kann Löwenzahn bei Blasenentzündung eingesetzt werden.
  • Mariendistel: Die Mariendistel kann bei Verdauungs- und bei Hautproblemen helfen.
  • Pfefferminze: Pfefferminze wird unter anderem bei Atemwegsproblemen wie Husten, Bronchitis und Sinusitis, aber auch bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.
  • Salbei: Salbei kann bei chronischen Atemwegsbeschwerden, Husten und Erkältung sowie bei Schleimhautentzündungen, etwa im Maulbereich, verwendet werden.
  • Spitzwegerich: Spitzwegerich wird bei Husten, aber auch unterstützend zur Wundversorgung genutzt.
  • Teufelskralle: Teufelskralle wird vor allem bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose und Arthritis eingesetzt.
  • Thymian: Thymian findet bei Atemwegsbeschwerden wie chronischem Husten sowie bei Magen-Darm-Problemen Anwendung.
  • Weißdorn: Weißdorn ist ein Heilkraut, das insbesondere bei älteren Pferden zur Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems und Förderung des Stoffwechsels eingesetzt wird.

Heilkräuter und Heilpflanzen können allerhand positive Effekte auf die Pferdegesundheit haben, man muss jedoch im Hinterkopf behalten, dass nur wenige davon wissenschaftlich belegt sind. Es gibt kaum Studien, die sich objektiv mit der Wirkung von Kräutern auf den Organismus des Pferdes auseinandersetzen. Die beschriebenen Effekte basieren meist auf Erfahrungswerten. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt. Heilkräuter und -pflanzen können Pferden durchaus guttun und sinnvoll als Futterergänzung eingesetzt werden.

So kann man Heilpflanzen und Kräuter in die Pferdefütterung integrieren

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Kräuter und Pflanzen in die Pferdefütterung zu integrieren. Zunächst einmal besteht die Option, dem Pferd frische Kräuter anzubieten. Das geht beispielsweise mithilfe einer Kräuterbar. Diese kann als Hochbeet realisiert sein, das man mit unterschiedlichen Arten von Kräutern bepflanzt und dem Pferd frei zugänglich macht. Das Tier hat dann die Möglichkeit, sich jederzeit daran zu bedienen. Das ist insofern vorteilhaft, als man davon ausgehen kann, dass Pferde instinktiv wissen, welche Nährstoffe sie brauchen, und entsprechend selektieren. Sie werden also sehr wahrscheinlich die Kräuter zu sich nehmen, die ihren Bedarf am besten decken.

Eine weitere Möglichkeit ist, Kräuter ins Futter zu geben. Entweder greift man dafür auf fertige Kräuterprodukte bzw. Kräutermischungen aus dem Pferdebedarf zurück oder sammelt seine Kräuter selbst.

Wer lieber in Eigenregie handelt und seine Kräuter selber pflückt, muss zum einen das nötige Kräuterwissen mitbringen, um sicherzugehen, dass am Ende auch die richtige Pflanze im Pferdetrog landet, und zum anderen Zeit und Aufwand in Kauf nehmen.

Da frische Kräuter schnell welk werden, ist es empfehlenswert, sie zu trocknen und dadurch länger haltbar zu machen. Entscheidend ist dabei die richtige Lagerung. Die Kräuter sollten in einer kühlen, dunklen Umgebung mit möglichst geringer Luftfeuchtigkeit getrocknet werden – am besten locker auf einer Unterlage verteilt, damit sich kein Schimmel bilden kann. Sorgfältig getrocknete Heilkräuter und Heilpflanzen halten bis zu einem Jahr, wenn sie luftdicht verschlossen aufbewahrt werden.

Darüber hinaus ist es möglich, Kräuteröl als Futterergänzung zu verwenden. Solche Produkte sind im Handel erhältlich, lassen sich aber auch einfach selbst herstellen, indem man eine oder mehrere Arten von Kräutern in Pflanzenöl einlegt und einige Wochen bei Raumtemperatur in einem geschlossenen Behältnis ziehen lässt. Das Öl kann dann bei Bedarf über das Futter im Trog gegeben werden.

Eine weitere Idee zum Selbermachen sind Kräuterkekse. Dazu rührt man aus Haferflocken, Wasser, Honig, Zuckerrübensirup, Kräutern und wahlweise Obst- oder Gemüseraspeln einen Teig zusammen, verteilt die Masse löffelweise auf einem Backblech und backt das Ganze im Ofen.

Auch Kräutertee ist eine tolle Alternative, zumal viele Pferde Tee mögen und gerade im Winter als wohltuend empfinden. Kräutertees gibt es in losen Mischungen zu kaufen, es ist aber auch kein Problem, aus eigenen Kräutern einen Sud zuzubereiten – einfach heißes, nicht mehr kochendes Wasser übergießen, ziehen lassen und etwas abgekühlt über das Futter geben.

Heilkräuter und Heilpflanzen als Futterergänzung: Darauf musst du achten

Heilkräuter und Heilpflanzen in die Ernährung des Pferdes zu integrieren, kann durchaus sinnvoll sein, wenn es darum geht, eine umfassende Nährstoffversorgung des Tieres sicherzustellen und seine Gesundheit zu unterstützen. Es gilt allerdings ein paar Dinge zu beachten.

  • Kein Ersatz für medizinische Versorgung: Heilkräuter und Heilpflanzen sind kein Ersatz für benötigte Medikamente oder andere Therapiemaßnahmen. Liegen Beschwerden oder Erkrankungen vor, die medizinisch behandelt und versorgt werden müssen, wäre es grob fahrlässig, sich auf die Pflanzenheilkunde zu berufen, ohne vorher ärztlichen Rat einzuholen. Heilkräuter und Heilpflanzen können aber bei konventionellen Therapiemaßnahmen unterstützen, so dass die Einnahme von Medikamenten gegebenenfalls reduziert oder teilweise ersetzt werden kann.
  • Unverträglichkeiten prüfen: Bevor man dem Pferd Kräuter verabreicht, ist zu prüfen, ob Unverträglichkeiten bestehen. Nicht alle Pflanzen, die für den Menschen gut bekömmlich sind, werden auch von Pferden gut vertragen. Darüber hinaus kann es sein, dass das Tier auf spezifische Kräuter empfindlich oder allergisch reagiert.
  • Vorsicht bei Giftpflanzen: Wer Kräuter für sein Pferd selbst sammeln möchte, muss zwischen Heil- und Giftpflanzen unterscheiden können. Es gibt allerhand Pflanzen, die auf Feld und Flur wachsen und für Pferde giftig sind. Dazu zählen beispielsweise Seidelbast, Weißer Germer, Wolfsmilch, Sumpf-Schachtelhalm, Maiglöckchen (mehr dazu in diesem Beitrag), Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose, Fingerhut, Goldregen, Aronstab und einige mehr.
  • Dosierung und Wechselwirkung: Die positiven Effekte von Kräutern und Heilpflanzen lassen sich nicht verstärken, indem man extra große Mengen davon verfüttert. Viel hilft nicht viel. Gerade bei Kräutern mit einem hohen Gehalt an ätherischen Ölen, beispielsweise Salbei, kann es sein, dass das Pferd Magenprobleme bekommt, wenn es zu viel davon frisst. Also: Nicht zu hoch dosieren! Möchte man mehrere Kräuter verfüttern, ist zudem auf Wechselwirkungen zu achten. Manche Kräuter heben sich gegenseitig in ihrer Wirkung auf oder wirken in Kombination sogar negativ.
  • Kräuter sind Doping-Mittel: Halter und Halterinnen von Turnierpferden müssen wissen: Manche Kräuter sind als Doping-Mittel gelistet. Das betrifft unter anderem Teufelskralle, Ingwer, Thymian, Arnika und Eukalyptus, für die eine Karenzzeit von zwei Tagen angegeben ist. In den Anti-Doping- und Medikamentenkontrollregeln der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ist festgelegt, für welche Kräuter und Heilpflanzen Karenzzeiten gelten und wie lange diese ausfallen.

Eine Futterergänzung mit Heilpflanzen und Heilkräutern kann der Gesundheit des Pferdes zuträglich sein, ist letztlich aber nur ein Teilaspekt. Um ein Pferd gesund zu halten, braucht es ein ganzheitliches Konzept, das eine bedarfsgerechte und ausgewogene Ernährung mit hochwertigem Pferdefutter bzw. gutem Heu, eine artgerechte Unterbringung mit qualitativer Einstreu, genügend Auslauf und Bewegung, Sozialkontakten und regelmäßiger Pflege umfasst.

Fazit

Heilkräuter und Heilpflanzen können die Gesundheit des Pferdes unterstützen und dabei helfen, Beschwerden zu lindern, sofern sie richtig ausgewählt und dosiert sind. Als natürliche Art der Futterergänzung sind sie die ideale Wahl für Pferdehalter und Pferdehalterinnen, die auf synthetische Nahrungsergänzungsprodukte im Pferdefutter verzichten möchten. Zwar gibt es in vielen Fällen keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit auf den Pferdeorganismus, nichtsdestotrotz halten Heilpflanzen und Kräuter ein großes Potenzial bereit, das nicht ungenutzt bleiben sollte.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Heilpflanzen und Heilkräutern für Pferde

Worauf muss ich beim Kauf von Kräutermischungen für Pferde achten?

Das Angebot an Kräutermischungen im Handel ist umfangreich. Um ein hochwertiges Produkt zu finden, solltest du auf Zertifikate achten und dir die konkrete Zusammensetzung anschauen. Begrifflichkeiten wie „lebensmittelecht“, „apothekengerecht“ oder „in Lebensmittelqualität“ sind irreführend, da Futtermittel für Pferde besonderen Kontrollen unterliegen. Solche Angaben sind also eher ein Hinweis auf eine unzureichende Qualität. Wichtig ist, dass die Zusammensetzung vollständig aufgeschlüsselt ist. Du musst wissen, was in der Mischung enthalten ist, um sicherzugehen, dass sie frei von minderwertigen oder unverträglichen Bestandteilen ist. Prüfe auch, ob auf der Verpackung eine Zulassungs- und Batchnummer aufgedruckt ist. Im Zweifelsfall kannst du darüber herausfinden, wer die Mischung für den Händler produziert hat und welche Qualitätsprüfungen das Produkt durchlaufen hat.

Für welche Heilpflanzen ist eine Wirkung auf die Pferdegesundheit wissenschaftlich nachgewiesen?

Bisher liegen sehr wenige Studien in Bezug auf die Wirkung von Heilkräutern und Heilpflanzen auf den Pferdeorganismus vor. Das gesamte Thema ist kaum untersucht. Wissenschaftliche Belege für positive Effekte gibt es unter anderem für Fenchel, Thymian, Teufelskralle und Hagebutte.

Können Kräutermischungen aus dem Handel mit Schadstoffen belastet sein?

Ja. Kräutermischungen, die unzureichend geprüft sind, können mit Schadstoffen wie Pestiziden, Pilzgiften, Keimen oder auch Farbstoffen belastet sein. Hinzu kommt die Gefahr einer möglichen Belastung mit Alkaloiden. Dabei handelt es sich um toxische Substanzen, die vor allem in Korbblütlern, Raublattgewächsen und Hülsenfrüchten zu finden sind. Diese Pflanzen werden zwar nicht absichtlich hinzugefügt, können aber versehentlich in die Kräutermischung hineingelangen, da sie auch auf Kräuter- und Getreidefeldern wachsen. Alkaloide können ab einer gewissen Konzentration zu extremen Funktionsstörungen beim Pferd führen. Die Qualitätskontrollen des Herstellers spielen eine wichtige Rolle dahingehend, wie wahrscheinlich eine Belastung mit Alkaloiden und wie sicher letztlich das Produkt ist.

Ist es möglich, eine Weide mit Kräutern nachzusäen?

Es ist zwar kein unmögliches, aber ein schwieriges Unterfangen. Zum einen müssen die Kräuter nach dem Aussähen vor Verbiss und Vertritt geschützt werden, damit sie genug Zeit zum Samen haben. Demzufolge darf die Weide nicht für die Pferde zugänglich sein. Zum anderen werden nur solche Kräuter wachsen, die mit den Boden- und Umgebungsbedingungen zurechtkommen. In Sachen Kräutervielfalt muss man also in jedem Fall Abstriche machen. Eine bessere Alternative ist das Anlegen eines Hochbeets oder eines Kräuterstreifens am Rand der Weide, der so umzäunt ist, dass die Pferde nur an den Kräutern knabbern, sie aber nicht zertreten können.

Was mache ich, wenn mein Pferd die Kräutermischung nicht frisst?

Da Heilkräuter und Heilpflanzen normalerweise zusammen mit dem Futter verabreicht werden, gibt es nur selten Akzeptanzprobleme. Sollte das Pferd die Kräutermischung aber tatsächlich verweigern, kann es helfen, noch ein wenig zerdrückte Banane oder Apfelmus hinzuzufügen.

Bleibt mein Pferd gesund, wenn es Heilpflanzen und Heilkräuter frisst?

Das lässt sich leider nicht sicher sagen, denn Allheilmittel sind Kräuter und Pflanzen nicht. Auch bei der besten Ernährung und Pflege kann es sein, dass ein Pferd erkrankt. Deswegen ist es empfehlenswert, sich mit einer Pferdekrankenversicherung abzusichern, falls im Fall der Fälle teure tierärztliche Behandlungen anstehen. Generell ist eine Futterergänzung mit Heilpflanzen und Heilkräutern aber nicht von Nachteil, wenn es darum geht, eine umfassende Nährstoffversorgung sicherzustellen.

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