Braunes Pferd hustet. Leidet es an Dämpfigkeit?
Tiergesundheit

Dämpfigkeit: Atemwegserkrankungen beim Pferd

22.02.2023

Mit Dämpfigkeit ist das Endstadium einer chronischen Erkrankung der Atemwege gemeint. Es haben sich bereits Veränderungn in der Lunge gebildet. Es kann zu einem Lungenemphysem kommen. Die Atemwege können dauerhaft verengt sein und deshalb kann es zu Verschleimungen kommen. Die Lunge ist dann häufig bereits irreversibel geschädigt. Es gelingt dem Pferd nicht mehr, die verbrauchte Luft komplett auszuatmen. Dies wirkt sich negativ auf den Sauerstoffgehalt im Blut aus, sodass das Pferd weniger leistungsfähig ist.

Was bedeutet es, wenn ein Pferd dämpfig ist?

Dämpfigkeit gilt als unheilbar. Da die Lunge irreversibel geschädigt ist, bleibt die Symptomlinderung. Unter Dämpfigkeit leidende Pferde können durchaus noch geritten und bewegt werden. Allerdings ist dabei darauf zu achten, dass sie sich nicht zu sehr anstrengen.

RAO – Recurrent Airway Obstruction

Dämpfigkeit ist die Folge einer wiederkehrenden Atemwegserkrankung, der so genannten RAO (Recurrent Airway Obstruction=RAO). Bekannt ist und war die RAO bis vor einigen Jahre unter den Begriffen Chronisch-obstruktive Bronchitis (COB) und Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). RAO ist eine nichtinfektiöse Entzündung der Atemwege und eine schwere Verlaufsform des Equinen Asthmas.

Ursachen und Symptome

Die Ursachen für die RAO sind multifaktoriell. Problematisch ist vor allem, wenn das Pferd im Stall viel Staub durch beispielsweise Heu und Stroh ausgesetzt ist, ein Stall schlecht belüftet ist und das Pferd sich nur selten draußen aufhält und zu wenig Bewegung hat. Durch Staub, Bakterien, Milben, Pilzsporen oder andere allergieauslösende Stoffe kann es zu Entzündungen in den Atemwegen kommen. Ist dies der Fall, führen die Entzündungen zu Schwellungen der Schleimhäute und lösen nicht selten Hustenanfälle aus. Indem sich die Entzündungen ausweiten, verengen sich die Atemwege und die Atemorgane verkrampfen sich.

Erste Symptome äußern sich normalerweise in einer leicht erschwerten, verlängerten Ausatmung. Husten kann sich zunächst kurz und kraftlos äußern. Häufig hustet das Pferd lediglich kurz beim Antraben. Das Pferd kann Nasenausfluss haben, der jedoch zu Beginn von außen kaum wahrnehmbar ist, weil das Pferd den Ausfluss zu Beginn abschluckt.

Mit Fortschreiten der Erkrankung wird die Atmung erschwert. Um die Luft durch die verengten Atemwege zu drücken, wird die Bauchmuskulatur zu Hilfe genommen. Durch die erschwerte Atmung verkrampfen die Bronchien und das Atemvolumen wird weiter verringert. Es entwickelt sich eine so genannte zweischlägige Atmung, bei der für die Ausatmung nicht mehr ein Ansatz, sondern zwei nötig werden. Dadurch zeigt sich in extremen Fällen die sogenannte Dampfrinne.

Zur Diagnose wird das Pferd systematisch abgehört und abgeklopft. Dabei kann je nach Situation eine Untersuchung nach bzw. während der Bewegung Aufschluss geben. So lässt sich feststellen, inwiefern das Pferd normal atmet und, ob sich bereits Schleim in der Lunge festgesetzt hat. Als weiteres Diagnoseinstrument kommt die Entnahme und Laboruntersuchung von Schleimproben zum Einsatz. Dies ist wichtig, um mögliche bakterielle Sekundärinfektionen festzustellen und in diesem Fall mit Antibiotika behandeln zu können.

Den umfassendsten Eindruck bekommen Tierärzt:innen bei einer Bronchoskopie. Zum einen lässt sich dabei mit Hilfe einer Kamera die Schleimhaut der Atemwege – das Aussehen und die Beschaffenheit – sowie Vorhandensein von Sekreten begutachten. Außerdem kann man bei einer Bronchoskopie Tracheobronchialsekret (von Luftröhre und Bronchien produziertes Sekret) entnehmen. Die optischen Eindrücke und eine Laboruntersuchung des Sekrets lassen Rückschlüsse auf Art und Schwere der Erkrankung ziehen. Außerdem kann geprüft werden, inwiefern das Pferd unter Allergien leidet.

Behandlung

Bei allen Maßnahmen, mit denen man dem Pferd helfen möchte, ist zu berücksichtigen, dass jedes Pferd anders auf eine Therapiemaßnahme reagieren kann und dies nur in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen sollte. Es ist sinnvoll, dass Halter:innen ihre Pferde gut beobachten. Eine gute Möglichkeit zu prüfen, welche Maßnahme geholfen hat, ist ein Tagebuch zu führen.

Das gilt auch für folgende Maßnahmen:

  • Haltungsbedingungen: Leidet ein Pferd unter einer RAO sollten dringend die Atemwege des Pferdes entlastet werten. Im Vordergrund stehen hier die Haltungsbedingungen. Diese sollten geprüft und optimiert werden, sodass das Pferd möglichst staubfrei gehalten wird. Dazu gehört eine gute Belüftung und staubarmes Einstreu, beispielsweise mit Hobelspänen. Hier findest du weitere Tipps für ein .
  • Frische Luft und Bewegung: Frische Luft und an die Leistungsfähigkeit des Pferdes angepasste Bewegung können dazu beitragen, dass sich Schleim löst und das Pferd befreiter durchatmen kann. Es ist darauf zu achten, dass das Pferd in der Bewegung nicht in Atemnot gerät. Bei Atemnot wird der Druck auf die ohnehin schon belasteten Lungenbläschen erhöht, was zu weiteren Schädigungen führen kann. Eine moderate Bewegung hilft jedoch den Schleim abzubauen.
  • Inhalation: Eine weitere Möglichkeit, Schleim zu lösen und dem Pferd Erleichterung zu verschaffen, ist die Inhalation. Es gibt spezielle Inhalationsapparate für Pferde, die auf die Lunge und die besondere Behandlung des Pferdes ausgerichtet sind. Mit Hilfe der Inhalation können verschiedene Lösungen und Medikamente inhaliert werden. Eine andere Möglichkeit der Inhalation ist die Solekammer oder Solebox. Inspiriert ist die Anwendung von Sole in geschlossenen Kammern von der wohltuenden Wirkung der Seeluft. In einem geschlossenen Raum wird eine Salzlösung vernebelt, die von dem Pferd in entspannter Atmosphäre eingeatmet wird. Diese dringt tief in die Atemwege ein und der Schleim löst sich auf diese Weise. Nach der Behandlung sollte das Pferd im Idealfall bewegt werden, sodass der Schleim sich lösen und abgehustet werden kann.
  • Lungenspülung (Hyperinfusionstherapie): Die so genannte Spülung der Lunge kann festsitzenden Schleim lösen und damit zu befreiteren Atmen führen. Bei einer Lungenspülung wird dem Pferd eine 0,9%ige Kochsalzlösung in großen Mengen (beispielsweise ca. 30 Liter) verabreicht. Entweder mit Hilfe einer Sonde über die Nase bis in den Magen oder direkt in die Venen. Durch die schnelle und starke Flüssigkeitszunahme im Körper tritt Flüssigkeit in die Lungenbläschen ein und diese führt dann zu einer Verflüssigung des Schleims in den Bronchien. Dies ist ein sehr massiver Behandlungsansatz, den man nur in einer Tierklinik und auf ärztlichen Rat einsetzen sollte. Für einige Pferde kann eine Lungenspülung ein sehr hohes Risiko bedeuten, weil diese Behandlung den Kreislauf stark belastet.

Fütterung

Das Futter kann Einfluss auf die Entstehung und auch auf den weiteren Verlauf einer RAO haben.

  • Nicht einwandfreies Futter: Häufig ist nicht einwandfreies Futter für die Belastung der Pferdeatemwege verantwortlich. Daher sollte man unbedingt auf hochwertiges Futter achten und es gegebenfalls untersuchen lassen. Im Raufutter können sich bei unsachgemäßer Lagerung beispielsweisen Milben und Schimmelpilze ansammeln, die für die Atemwege des Pferdes eine große Belastung darstellen und mit dazu führen können, dass sich Atemwegserkrankungen verschlimmern oder auch ausgelöst werden.
  • Heulage: Leidet ein Pferd an RAO bietet sich an, statt trockenen Heus, Heulage zu füttern. Auch hier gilt. Pferde können sehr unterschiedlich regieren und so verträgt nicht jedes Pferd jedes Futter gleich gut. Man sollte sein Pferd in jedem Fall gut beobachten und darauf achten, ob es beispielsweise durch Heulage Verdauungsprobleme bekommt.
  • Wässern und Bedampfen von Heu: Um die Atemwege des Pferdes nicht mit staubigem Heu zu belasten, gehen viele Pferdehalter:innen von Pferden mit Atemwegsproblemen dazu über, das Heu zu wässern oder zu bedampfen. Beim Wässern wird das Heu komplett nass gemacht. Dabei sollte man Temperatur und Dauer der Wässerung berücksichtigen. Fehler dabei können wiederum zu einer Verschlechterung des Heus führen, die sogar schädlich für das Pferd sein kann, wenn sich beispielsweise durch hohe Temperaturen Mikroorganismen vermehren. Beim Bedampfen wird das Heu knapp unter 100 Grad erhitzt und auf diese Weise werden beispielsweise Bakterien oder Schimmelpilze vernichtet.
  • Kräuter: Zur Unterstützung können Kräuter, nach Absprache mit dem Tierarzt, helfen, Beschwerden zu lindern. Sie können schleimlösend und entkrampfend wirken. Entscheidet man sich für die Gabe von Kräutern, sollte das Pferd sorgfältig beobachtet werden, um mögliche Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen. Folgende Kräuter werden häufig bei Atembeschwerden verwendet: Thymian, Süßholz, Salbei, Anis, Fenchel, Huflattich, Isländisch Moos, Kornblume, Schlüsselblumen.

Medikamente

Medikamente können helfen, die Beschwerden zu lindern. Auch diese sollten nur nach einer Verordnung durch den Arzt verabreicht werden:

  • Kramflösende und entzündungshemmende Medikamente sorgen für eine Weitung der verengten Atemwege und wirken abschwellend auf die Schleimhäute.
  • Wird zusätzlich eine bakterielle Infektion festgestellt, verabreicht man dem Pferd Antibiotika.
  • Antihistaminika wirken abschwellend und können Allergien dämpfen.
  • Kortison wirkt entzündungshemmend und entkrampfend. Es kann Hufrehe begünstigen. Daher sollte man hier, gerade auch bei Pferden, die zur Hufrehe neigen, besondere Vorsicht walten.

Lebenserwartung

Wie lang die Lebenserwartung eines Pferdes mit Dämpfigkeit ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Je nach Fortschritt der Erkrankung, Behandlung und Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden (wie zum Beispiel staubarmer Haltung), kann die weitere Lebensdauer sehr unterschiedlich sein. Schreitet die Dämpfigkeit fort, kommt vielfach irgendwann der Zeitpunkt, dass das Pferd durch die Erkrankung seine Lebensqualität einbüßt. Dann bleibt häufig nur die schwere Entscheidung, es gehen zu lassen und es durch den oder die Tierärzt:in von seinem Leiden zu erlösen.

Homöopathie

Hat ein Pferd gesundheitliche Probleme, sollte generell tierärztlicher Rat eingeholt werden. Für die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen gibt keine wissenschaftlichen Nachweise. Pferdehalter:innen berichten jedoch immer wieder von positiven Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln. Als Unterstützung für den Abtransport von Schleim findet man Empfehlungen für unter anderem folgende homöopathischen Mittel:

  • Silicea
  • Pulsatilla
  • Mercurius
  • Pyrogenium

Veraltete Bezeichnungen COB und COPD

Lange war die RAO unter den Begriffen Chronisch-obstruktive Bronchitis (COB) und Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bekannt. Viele Pferdehalter:innen verwenden nach wie vor diese Begriffe. Beide Bezeichnungen stammten aus der Humanmedizin und passen daher nicht hundertprozentig zu der Erkrankung bei Pferden. Denn die menschlichen Erkrankungen unterscheiden sich sowohl was Ursachen als auch Verlauf der Erkrankung angeht von der des Pferdes. So war es naheliegend eine eigene Bezeichnung zu verwenden. Daher geht es, wenn es um COB oder COPD geht, im Allgemeinn auch um RAO.

Fazit:

Leidet ein Pferd unter Husten, sollte man es unbedingt von einem oder einer Tierärzt:in untersuchen lassen. Denn auch hinter gelegentlichem Husten kann sich eine schwere Erkrankung verbergen. Im besten Falle ist sie noch nicht weit fortgeschritten und lässt sich gut behandeln. Selbst wenn ein Pferd unter einer unheilbaren Atemwegserkrankung leidet, kann man einiges tun, um seine Beschwerden zu lindern und ein gutes Leben zu ermöglichen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Was kostet eine beim Pferd?

Die Kosten für eine tiermedizinische Behandlung lassen sich nicht pauschal nennen. Sie hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab. In den meisten Fällen bewegen sich die Kosten für eine Lungenspülung im Bereich zwischen 1.500 bis 3.000 Euro.

Wie teuer ist eine Bronchoskopie beim Pferd?

Auch die Kosten einer tiermedizinischen Untersuchung lassen sich nicht einschätzen ohne die genaueren Umstände zu kennen. Daher kann es große Abweichungen zwischen den einzelnen Beträgen geben, die man für eine Bronchoskopie aufwänden muss. So kann man von Kosten zwischen 800 und 2.000 Euro ausgehen.

Was kann man machen, wenn ein Pferd hustet?

Husten beim Pferd ist ein Symptom, das aufgrund verschiedener Ursachen entsteht: Kehlkopfreizung, Allergien, durch eine Virusinfektion oder Bakterien verursacht. Vereinzelter Husten kann ein Anzeichen sein, dass das Pferd etwas Unangenehmes eingeatmet hat, beispielsweise Staub. Durch Husten versucht sich das Pferd direkt wieder von dem Staub zu befreien. Hustet das Pferd jedoch öfter, beispielsweise beim Antraben, sollte man sein Pferd unbedingt tierärztlich untersuchen lassen. Denn Husten kann ein Hinweis auf eine schwerwiegendere Erkrankung, wie beispielsweise RAO, sein.

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