Tierärztin gibt Pferd Augentropfen
Tiergesundheit

Die Stallapotheke

29.10.2021

Kleine Schrammen, Wunden und andere harmlose Verletzungen können zum Teil selbst versorgt werden. Eine Stallapotheke ist dafür unerlässlich. Wir klären auf, welche Bestandteile in der Erste-Hilfe-Box wirklich wichtig sind und worauf Pferdehalter:innen achten sollten. Bevor es jedoch um Medikamente und Verbandmaterial geht, kommt es auch auf den Standort an. Die Stallapotheke sollte kühl, dunkel, trocken und gut verschlossen gelagert werden. Oft sind auch angebrochene Medikamente von vorangegangenen Behandlungen übrig. Offene Augensalben sind beispielsweise nicht lagerfähig und sollten nicht bei verschiedenen Pferden angewendet werden. Bei Unsicherheiten bezüglich der Haltbarkeit helfen auch Tierärzt:innen weiter. Halter:innen von Turnierpferden sollten bei den Medikamenten auch an die Karenzzeit denken.  Und Achtung: Bestehen bei einer Verletzung Zweifel oder handelt es sich um eine große, stark blutende Wunde, sollte sofort der Tierarzt oder die Tierärztin gerufen werden. Die entstehenden Tierarztkosten werden von der Pferde-Krankenversicherung übernommen.

 

Weitere nützliche Hilfsmittel

Einweghandschuhe: Zum Reinigen von akuten offenen Wunden, um die Infektionsgefahr der Verletzung zu reduzieren.

Schere: Eine handelsübliche Schere ist ein Muss in der Stallapotheke: Abschneiden von Verbänden, Öffnen von Verpackungen, Kürzen von Gewebeklebebändern sind nur einige Beispiele.

Pinzette/Zeckenzange: Beides ist unerlässlich, um Fremdkörper und Zecken zu entfernen. Übrigens: Zecken zieht man gerade heraus und fasst sie möglichst direkt am Mund-werkzeug an.

Fieberthermometer: Am besten ist am Ende des Fieberthermometers ein Bändchen befestigt, um es bei der Anwendung besser fixieren zu können.

Kühlpacks: Gelkühlpacks müssen im Gefrierschrank gelagert werden. Es gibt auch Kühlpacks, welche durch eine chemische Reaktion den Kühlvorgang starten. Diese sind nur einmal verwendbar, können aber in der Stallapotheke aufbewahrt werden. Achtung: Nie direkt auf die Pferdehaut auflegen, es droht Erfrierung.

Saubere Handtücher: Handtücher sind der Allrounder. Aber Achtung: Beim Reinigen einer offenen Wunde sollte auf Handtücher verzichtet und eine sterile Kompresse genutzt werden.

Taschenlampe: Es ist dunkel, die Verletzung ist am Bauch oder Innenschenkel – nur mit ausreichend Licht kann man erkennen, wie schwer die Verletzung ist. Pferdehalter:innen sollten regelmäßig die Funktion überprüfen. Batterien neigen zum Auslaufen.

Einwegrasierer: Mit einem Einwegrasierer können Haare an Wundrändern entfernt werden, um die Verletzung korrekt zu behandeln.

 

Medikamente

Desinfektionsspray: Die Sprays sind notwendig zur Wunddesinfektion. Alkoholfreie Varianten verhindern Brennen. Auf färbende Desinfektionsmittel (Jodderivate) sollten Pferdehalter verzichten. Sie erschweren die Beurteilung der Wunde. Desinfektionstücher können hilfreich sein, um gezielt kleinere Areale zu reinigen.

Zinksalbe: Sie wird bei feuchten Wunden angewendet. Salben mit Zink fördern das Austrocknen der Wunde und unterstützen die Heilung.

Panthenolsalbe: Panthenolsalbe kommt bei trockenen Wunden zum Einsatz. Sie verhindert schmerzhafte Risse bei der Wundheilung.

Aluspray: Es bildet einen luftdurch-lässigen Film auf offenen Wunden. Die Verletzung ist so vor Schmutz und Insekten geschützt. Achtung: Vor der Nutzung sollte die Wunde gereinigt und desinfiziert sein.

Mineralerde: Die fertig angerührten bzw. die aus Wasser und Mineralerde erstellten Pasten helfen bei akuten Entzündungen von Sehnen, Muskeln und Gelenken. Mineralerde/Tonerde wirkt abschwellend und schmerzlindernd.

Kühlgel: Kühlgel hilft bei Muskel- und Gelenkbeschwerden, entspannt die Muskulatur und wirkt durchblutungs-fördernd. Vorsicht: Kühlgel darf nie auf offene Wunden aufgetragen werden.

Magen-Darm-Präparate: Ätherische Öle, meist aus Kümmel, Fenchel und Anis, helfen bei leichten Magen-beschwerden des Pferdes. Sie haben eine entkrampfende Wirkung auf den Magen- und Darm-Trakt.

 

Verbandsmaterial

Kompressen: Eine Kompresse ist ein Stück Mull bzw. ein gefaltetes Tuch aus Vlies. Sie kann zur Reinigung von Wunden genutzt werden. Dazu muss sie steril verpackt sein. Unsterile Kompressen eignen sich zum Auftragen von Salben und bilden meist die erste Schicht eines Verbandes.

Wundauflagen: Wundauflagen müssen steril verpackt sein und wirken wie ein großes Pflaster. Bei frischen Wunden dienen sie zur Wundabdeckung. Sie verhindern das Eindringen von Schmutz und nehmen Blut und Wundsekret auf.

Mullbinden: Mullbinden bestehen aus dünnem Vliesstoff/Gaze. Die dünnen Verbände nutzt man, um Kompressen und Wundauflagen an der Verletzung zu fixieren.

Bandagierwatte: Es wird auch Mullwatte oder Verbandswatte genannt und dient zur Polsterung. Die Polsterung sollte faltenfrei angelegt werden und ist bei Stützverbänden notwendig.

Bandagen: Sie fixieren den Verband und dürfen nie direkt auf eine offene Wunde gelegt werden. Praktisch sind die selbsthaften-den Kreppvarianten.

Verbandsschere: Eine Verbandsschere ist gebogen und aus rostfreiem Metall. Sie ist nötig, um Verbände wieder zu lösen. Durch die Biegung wird dabei nur das Verbandmaterial durchtrennt und das Pferd bleibt unverletzt.

Gewebeklebeband: Das meist wasserabweisende Klebeband ist in verschiedenen Größen erhältlich und kann zusätzlich beim Fixieren der Verbände helfen.

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