Grasendes Pferd mit Fressbremse
Ernährung

Fressbremse für Pferde: Kleiner Helfer im Kampf gegen Übergewicht

15.05.2023

Übergewicht ist kein exklusiv menschliches Problem, auch viele Pferde leiden unter zu hohem Körpergewicht, das mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen einhergehen kann. Insbesondere leichtfuttrige Pferde sind gefährdet – vor allem dann, wenn sie nicht genügend Bewegung bekommen. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Aktivität sind essenziell, um ein gesundes Gewicht zu halten, doch mitunter braucht es zusätzliche Hilfsmittel, um allzu fressfreudige oder auch bewegungseingeschränkte Pferde an einer übermäßigen Futteraufnahme zu hindern. Hier kommt die sogenannte Fressbremse ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine Vorrichtung, die das Maul des Pferdes bedeckt, so dass Gras oder Heu nicht mehr so schnell verschlungen werden können. Der Zweck solcher Fressregulatoren besteht schlichtweg darin, die Futterzufuhr zu reduzieren, um das Gewichtsmanagement zu erleichtern. Schauen wir uns einmal an, welchen Effekt der Einsatz einer Fressbremse haben kann, welche Vor- und Nachteile die Verwendung hat und worauf beim Umgang mit Fressbremsen zu achten ist.

Einsatzgebiete: In diesen Fällen kann eine Fressbremse sinnvoll sein

Soll ein Pferd weniger fressen, ist mitunter das gar nicht so leicht umzusetzen – vor allem, wenn es in einer Gruppe mit anderen Pferden lebt. Eine Fressbremse bietet den Vorteil, dass man gezielt die Futteraufnahme einzelner Pferde kontrollieren kann, ohne dass dies Auswirkungen auf die anderen Tiere hätte und ohne dass eine Isolation des Pferdes, das Diät halten soll, nötig wäre. 

Der Einsatz einer Fressbremse für Pferde kann in verschiedenen Fällen sinnvoll sein. Hier einige Beispiele:

  • Gewichtskontrolle: Bei Pferden, die zu Übergewicht neigen oder an Fettleibigkeit leiden, kann eine Fressbremse dabei helfen, die Futteraufnahme und somit die Kalorienzufuhr zu reduzieren. 
  • Krankheitsmanagement: Einige Erkrankungen bei Pferden hängen direkt oder indirekt mit einer falschen Ernährung und/oder Überfütterung zusammen, darunter die gefürchtete Hufrehe, EMS (Equines metabolisches Syndrom) und Insulinresistenz. Eine Fressbremse kann dabei helfen, eine übermäßige Zufuhr an energie- und kohlenhydratreichem Futter zu vermeiden, um das Risiko wiederkehrender gesundheitlicher Probleme zu reduzieren.
  • Verdauungsprobleme: Zu schnelles Schlingen kann Verdauungsbeschwerden wie Koliken oder Verstopfung fördern. Eine Fressbremse kann hilfreich sein, um eine langsamere Futteraufnahme zu erzwingen.

Wichtig zu beachten: Eine Fressbremse ist keine „Allzweckwaffe“, die universell zum Einsatz kommen sollte, wenn sich das Gewichtsmanagement eines Pferdes als schwierig erweist. Es gilt stets die individuelle Situation und die Bedürfnisse des Pferdes zu berücksichtigen. Außerdem sollte eine Fressbremse in Absprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin verwendet werden, um sicherzugehen, dass der Einsatz der Vorrichtung auch wirklich angezeigt ist.

Eine Fressbremse sollte außerdem nicht das erste Mittel der Wahl sein. Auch leichtfuttrige Pferde können ihr Idealgewicht halten, wenn sie genügend Bewegung bekommen und auf eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und Stärke (leicht verdauliche Kohlenhydrate) geachtet wird. 

Tipps zur Verwendung einer Fressbremse

Beim Tragen einer Fressbremse für Pferde gibt es einige Dinge zu beachten, hier eine kleine Übersicht:

  • Langsame Gewöhnung: Das Pferd sollte langsam und schrittweise an die Fressbremse gewöhnt werden, um Stress und Unbehagen zu vermeiden und die Chance zu verbessern, dass das Pferd die maulkorbartige Konstruktion später auch über längere Zeit toleriert.
  • Tägliche Tragezeit: Die Fressbremse sollte nicht den ganzen Tag über getragen werden, sondern nur einige Stunden während der Weidezeit. Im Stall sollte sie entfernt werden, wobei beim Futterangebot darauf zu achten ist, dass das Pferd die Stallzeit nicht nutzen kann, um sich den Bauch so richtig vollzuschlagen und das „verpasste“ Futter nachzuholen. 
  • Begrenzte Dauer: Der Einsatz der Fressbremse sollte nicht für immer andauern, sondern als vorübergehende Intervention verstanden werden, um die Kalorien- und Nährstoffzufuhr über einige Wochen oder Monate zu begrenzen und so die Gewichtsabnahme zu unterstützen.
  • Wasseraufnahme: Es sollte kontrolliert werden, dass das Pferd auch mit Fressbremse trinkt. Manche Pferde tun das nicht oder nur unzureichend, wenn sie eine Fressbremse vorm Maul haben, auch wenn das Konstrukt es theoretisch zulassen würde.
  • Futteraufnahme: Eine Fressbremse sollte das Pferd nicht vollständig daran hindern, Futter aufzunehmen. 

Um den Erfolg der Verwendung zu kontrollieren, sollten Werte wie das Körpergewicht und der Fettanteil regelmäßig kontrolliert werden, mindestens alle zwei bis vier Wochen. 

Nachteile und Einschränkungen einer Fressbremse

Bei allem praktischen Nutzen, den ein Fresshemmer für das Gewichtsmanagement beim Pferd bedeuten kann, gibt es auch einige nachteilige Aspekte zu berücksichtigen, bevor man sich für oder gegen den Einsatz eines solchen Hilfsmittels entscheidet.

Weniger Freiheit fürs Pferd: Wie man es auch dreht und wendet, eine Fressbremse bedeutet immer eine Einschränkung für das Pferd und wird daher von kaum einem Pferd geliebt werden. Man stelle sich vor, der Tisch ist reich gedeckt, aber richtig zugreifen darf man nicht – das wäre für uns Menschen ebenso frustrierend wie es für Pferde ist, mit Fressbremse am Maul auf einer saftigen Weide zu stehen. Einen gewissen Frust kann man in Kauf nehmen, wenn die gesundheitlichen Aspekte buchstäblich schwerer wiegen, doch gibt es Grenzen. Wird ein Pferd panisch oder fühlt es sich die ganze Zeit über sichtlich unwohl und gestresst, schlägt es vielleicht sogar mit dem Maul auf den Boden, um die Fressbremse loszuwerden, muss das Utensil erstmal wieder ab. Womöglich ist in diesem Fall eine langsamere Eingewöhnung oder ein anderes Modell erforderlich.

Eingeschränkte Kommunikation: Darüber hinaus schränkt das maulkorbähnliche Konstrukt die Kommunikation mit Artgenossen ein, was zu Spannungen in der Gruppe führen kann. Es empfiehlt sich daher, Fressbremsen nur dann einzusetzen, wenn Harmonie in der Pferdegruppe herrscht, die Hierarchie klar ist und keine Konflikte auszutragen sind. 

Risiko für Verletzungen: Eine Fressbremse kann auch ein Verletzungsrisiko darstellen, da sich in den Löchern und Schlitzen Stöckchen, Steine oder andere Dinge verfangen können. Es ist wichtig, regelmäßig nach dem Pferd zu schauen, während es eine Fressbremse trägt. Ebenfalls anzuraten ist eine regelmäßige Kontrolle der Zähne, da diese über den harten Kunststoff der Fressbremse schaben, was zu vermehrten Abnutzungserscheinungen führen kann. 

Sitzt das Konstrukt nicht gut, können zudem Druck- und Scheuerstellen am Kopf entstehen. Am besten überprüft man den Sitz vorher, um Verletzungen vorzubeugen. Als Faustregel gilt, dass zwischen Nase des Pferdes und oberen Rand des Korbes noch zwei Finger passen sollten. Ein ähnlicher Abstand sollte zwischen Boden der Fressbremse und Maul herrschen. Außerdem muss genug Platz sein, damit das Pferd das Maul ohne Schwierigkeiten öffnen und schließen kann. So erklärt sich auch, dass es keine Universal-Fressbremse für alle Pferde geben kann. Je nach Form und Größe des Kopfes muss ein passendes Modell ausgesucht werden. Keinesfalls darf die Fressbremse zu eng anliegen, außerdem dürfen die Riemen zur Befestigung nicht drücken oder scheuern.

Nicht zu vergessen: das Thema Hygiene. Der Fressregulator verdreckt während der Benutzung zwangsläufig und sollte täglich gereinigt werden, um sicherzustellen, dass die Schlitze frei und nicht verstopft sind. 

Fazit

Fressbremsen können praktische Hilfsmittel sein, wenn es um das Gewichtsmanagement bei Pferden geht. Sie ermöglichen es, die Futteraufnahme einzelner Pferde zu reduzieren, ohne dass eine Isolation nötig wäre, so dass die betroffenen Tiere weiterhin in ihrer Gruppe verbleiben und den Auslauf auf der Weide genießen können. Bei richtiger Verwendung erleichtern Fressregulatoren die Kontrolle der Futteraufnahme, ohne das Pferd übermäßig zu stressen. Wichtig ist, das Pferd langsam an die Fressbremse zu gewöhnen, penibel auf eine gute Passform und strenge Hygiene zu achten sowie die Tragezeiten zu begrenzen. Außerdem ersetzt das Hilfsmittel nicht die Erarbeitung eines abgestimmten Ernährungsplans und ausreichend Bewegung für das Pferd. 

FAQ – häufig gestellte Fragen zu Pferde-Fressbremsen

Was bringt eine Fressbremse eigentlich?

Das Prinzip einer Fressbremse ist so simpel wie effektiv. Das Pferd kann durch den Korb vorm Maul nur langsam Futter zu sich nehmen, was dabei hilft, die Futtermenge und Kalorienzufuhr zu senken. So wird die Gewichtskontrolle insbesondere bei leichtfuttrigen, zu Übergewicht neigenden und fettleibigen Pferden erleichtert. Außerdem eignet sich eine Fressbremse, um speziell die Menge an Gras und Heu zu reduzieren, die ein Pferd zu sich nimmt, was prophylaktisch wichtig ist, um bestimmte Krankheiten wie Hufrehe zu vermeiden. Bei Pferden, die aufgrund ihres Fressverhaltens (schnelles Schlingen) zu Verdauungsproblemen neigen, kann eine Fressbremse ebenfalls hilfreich sein, um eine langsame Futteraufnahme zu unterstützen. Liegen bereits gesundheitliche Probleme vor, sollte in jedem Fall ein Tierarzt oder eine Tierärztin konsultiert werden. Hier hilft die Pferde-Krankenversicherung der Uelzener, die dich vor hohen Kosten durch Diagnostik und Behandlung schützt.

Wie gewöhne ich mein Pferd an die Fressbremse?

Die Gewöhnung eines Pferdes an eine Fressbremse erfordert Geduld und Zeit. Bevor die Fressbremse angelegt wird, sollte das Pferd zunächst daran schnuppern und es betrachten können. Erst einmal legt man die Fressbremse nur wenige Sekunden an; die Dauer gilt es allmählich zu steigern. Reagiert das Pferd wie gewünscht, sollte man es stets sofort belohnen, um klar zu machen, wie es sich mit der Fressbremse zu verhalten hat. Außerdem wird so eine positive Assoziation mit dem Utensil geschaffen. 

Egal, wie behutsam man vorgeht: Kaum ein Pferd wird begeistert von dem „Maulkorb“ sein, der es am ausgiebigen Fressen hindert, deshalb ist es wichtig, mit viel Geduld und Verständnis zu arbeiten. 

Kann ein Pferd mit Fressbremse trinken?

Eine Fressbremse fürs Pferd muss unbedingt so komfortabel gestaltet sein, dass ihr Träger jederzeit Wasser trinken kann. Das Trinken sollte mit Fressbremse keine großen Umstände bereiten, sondern ohne Probleme möglich sein. Ist das nicht der Fall, sollte man die Fressbremse nicht verwenden, sondern ein anderes Modell ausprobieren. 

Kann ein Pferd trotz Fressbremse Heu und Gras fressen?

Ja, das Pferd kann noch Heu und Gras fressen, allerdings nicht so schnell. Wie der Name schon andeutet, soll eine Fressbremse die Futteraufnahme bremsen, nicht komplett unmöglich machen. Das langsamere Fressen reicht in der Regel schon aus, um die tägliche Kalorienzufuhr erheblich zu reduzieren und durch Schlingen verursachte Verdauungsprobleme zu mindern. 

Wie lange darf ein Pferd eine Fressbremse tragen?

Auf keinen Fall sollte ein Pferd dauerhaft eine Fressbremse tragen. Empfehlungen bezüglich der täglichen Höchsttragedauer variieren von circa 6 bis 12 Stunden. Wichtig ist, die Tragezeit in der Eingewöhnung allmählich zu steigern und sicherzustellen, dass das Modell optimal sitzt. So werden Scheuer- und Druckstellen vermieden, was wiederum dabei hilft, die Akzeptanz zu erhöhen. Um den Effekt der Fressbremse nicht zunichte zu machen, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Pferd während der Fressbremse-freien Zeit nicht unbeschränkt Zugriff auf Futter hat. Ansonsten kann es passieren, dass es die Weidezeit mit Fressbremse kompensiert und sich erst recht den Bauch vollschlägt. 

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