Frau lehnt sich an ihr hellbraunes Pferd, sie haben eine innige Beziehung.
Erziehung und Training

Pferd und Mensch: Grundlagen einer guten Beziehung

14.07.2022

Längst sind Pferde mehr als Arbeitstiere oder Sportgeräte. Viele Reiter:innen streben eine freundschaftliche Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd an. Die Basis einer solchen Beziehung ist gegenseitiges Vertrauen und ein respektvoller Umgang miteinander. Das erfordert vor allem Zeit und Aufmerksamkeit, um die Sprache der Pferde zu verstehen.

Im Prinzip sind die Grundlagen einer Freundschaft mit einem Pferd sehr ähnlich wie bei einer Freundschaft unter Menschen: Zeit, Aufmerksamkeit und Verständnis für das Gegenüber sind wichtige Voraussetzungen. Anders ist vor allem, dass wir die menschliche Sprache von klein auf erlernt haben und sie uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wer sich auf das Hobby Reiten und damit das Fluchttier Pferd einlässt, bändelt aber mit einer völlig anderen Gattung an.

Um das nötige Basiswissen im Umgang mit dem Pferd zu lernen, bietet es sich deshalb an, theoretischen und praktischen Unterricht zu nehmen. Ein geduldiges Lehrpferd in einer guten Reitschule verzeiht kleine Unsicherheiten eher als ein junges Pferd, das selbst erst am Anfang seiner Ausbildung steht. Zudem lernt man unter Anweisung von Pferdetrainer:innen leicht die Körpersprache von Pferden und eine funktionierende Kommunikation zwischen Mensch und Tier kennen. Bei der Arbeit mit einem eigenen Pferd kann man dann später immer wieder Revue passieren lassen, wie ein entspanntes Pferd aussieht und eine Trainingsstunde optimal verläuft.

Warum ist eine gute Beziehung zwischen Mensch und Pferd wichtig?

Verschiedene Aspekte verdeutlichen, warum eine positive Verbindung zwischen Mensch und Pferd anzustreben ist:

  • Von der Arbeit zum Hobby: In den Jahrtausenden, die Pferde und Menschen bereits miteinander zu tun haben, hat sich der Kontakt zu und der Einsatz von Pferden stark verändert. Das Pferd wird heute eher als Partner und Freund betrachtet. Da es nun also vorrangig um eine schöne gemeinsame Zeit geht, sollte diese auch positiv gestaltet werden.
  • Jeden Tag Seite an Seite: Zudem ist die Entscheidung für die Pferdehaltung langfristig bindend. Je nach Rasse werden Pferde 30 Jahre und noch älter. Entsprechend lange muss man sich nahezu täglich um sein Tier kümmern. Freuen sich Pferd und Reiter:in jeden Tag aufs Neue, bereichert das das ganze Leben.
  • Ob Turnierpferd, Freizeitpferd oder Pflegepferd: Der Großteil der Pferde ist deutlich größer, schwerer und kräftiger als ein Mensch. Es ist also auch ein Sicherheitsaspekt, wenn der oder die Reiter:in dem Tier vertrauen kann. Und umgekehrt wird weniger passieren, wenn auch das Pferd dem Menschen vertraut.
  • Gesund bleiben: Stress ist schlecht für den ganzen Organismus. Wer seinem Freizeitpartner aber vertraut und sich bei ihm wohlfühlt, der tut täglich etwas für seine Gesundheit – das gilt sowohl für Pferde als auch für Menschen. Tierärzt:innen vermuten, dass die Dunkelziffer der Pferde mit Magengeschwüren sehr hoch ist. Das kann neben mangelhafter Fütterung an Überforderung, zu hartem Training oder einer schlechten Bindung zum Menschen liegen.

Wie Pferd und Mensch Vertrauen aufbauen

Zentral für eine tiefe Verbindung zum eigenen Pferd ist, dass man dem Tier seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmet. Das bedeutet nicht nur, dass man sich während der gemeinsamen Zeit nicht dauerhaft mit anderen Personen unterhält oder mit dem Handy beschäftigt ist. Es geht vor allem darum, dass man die vielen kleinen Reaktionen und Gesten eines Pferdes bemerkt und so lernt, was das individuelle Tier mag – oder eben nicht mag.

Manche Tiere lassen sich beispielsweise in bestimmten Körperregionen ungern anfassen. Während das eine Pferd seine Lieblingskraulstelle hinter dem Ohr hat, zieht das andere ein Kratzen an der Schweifrübe vor. Wie man das herausfindet? Einfach ausprobieren und genau hinsehen! Senkt das Pferd den Kopf und schließt genüsslich die Augen, dann hat man die perfekte Stelle gefunden. Auch Lecken und Kauen gilt als gutes Zeichen. Weicht das Pferd hingegen zurück oder legt die Ohren an, dann sollte man sich eine andere Stelle aussuchen, den Druck variieren – oder das Unterfangen Kontaktaufnahme auf einen anderen Tag verschieben. Denn ebenso wie Menschen sind auch Pferde nicht jeden Tag gleich zugänglich. Das Schöne ist: Wer die Lieblingskraulstelle des eigenen Pferdes kennt, kann Lob irgendwann besser durch solche Gesten als durch ein Leckerli ausdrücken.

Hilfreich ist, wenn man das Pferd schon als junges Tier kennenlernt und Teil seiner Sozialisierung und Ausbildung wird. Wer ein Fohlen aufzieht und schon früh an die eigene Person gewöhnt, der verschafft sich einen deutlichen Vertrauensvorsprung und weiß genau, welchen Charakter das Tier hat.

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, die gemeinsame Zeit so zu gestalten, dass Mensch und Pferd beide Spaß daran haben. Statt konzentrierten Trainings unter dem Sattel darf es also auch mal ein gemütlicher Spaziergang mit Pause zum Grasen sein. Auch Bodenarbeit hat nicht nur seine Berechtigung zum Muskelaufbau, sondern prägt auch die Bindung zwischen Mensch und Pferd.

Das richtige Auftreten vor dem Pferd

Pferdefreunde sollten sich nicht nur bewusst machen, welchen Pferdetyp sie gerade vor sich haben. Es ist auch wichtig, das eigene Auftreten zu reflektieren. So sollte man ruhig und gelassen mit einem Tier umgehen, Sicherheit ausstrahlen und dem Pferd die Zeit lassen, die es braucht. Klappt etwas nicht, ist es unbedingt sinnvoll, eine Pause einzulegen anstatt durch Frust oder Wut etwas zu tun, was das Vertrauen gefährdet.

Kompetenz und Ruhe im Umgang geben dem Pferd ein Gefühl von Sicherheit. Eine gewohnte Umgebung verstärkt diese Wirkung. Förderlich ist außerdem, wenn das Tier das Gefühl bekommt, es könne sich frei entscheiden, ob es eine Übung mitmacht oder nicht. Nur mit dieser Freiheit kann es überhaupt signalisieren, wenn ihm eine Situation unangenehm ist.

Respektvolles Verhalten ist natürlich keine Einbahnstraße. Wenn das Pferd eindeutig signalisiert, dass es in der Rangordnung über dem Menschen steht, kann dies gefährlich werden. Rempelt es seinen Menschen am Putzplatz an oder zieht ihm beim Führen den Strick aus der Hand, so ist das Verhältnis eindeutig. Eine ruhige und selbstsichere Körpersprache und ein klares Nein können dem vorbeugen. Konsequenz ist dabei entscheidend und sollte dem Pferd bereits ab dem ersten Führtraining vermittelt werden.

Wie ein Pferd sein Vertrauen zeigt

Wer sich auf sein Pferd einlässt und Verständnis für dessen individuelle Eigenheiten entwickelt, der legt damit den Grundstein einer guten Pferd-Mensch-Beziehung. Das Pferd wird seine Zuneigung in Form von vielen Vertrauensbeweisen zeigen.

Generell wird ein geschätzter Mensch für das Pferd schnell zu einer Art zweibeinigem Herdenmitglied. Entsprechend hält es sich häufig in der Nähe auf oder folgt einige Schritte. Ist ein Pferd angebunden, beispielsweise beim Putzen, so entlastet es gern ein Bein, wenn es sich entspannt. Der Kopf hängt tief, die Ohren schrecken nicht mehr bei jedem Geräusch hoch – ein großes Kompliment vom Fluchttier Pferd. Auch ist es nicht selbstverständlich für ein Pferd, sich am ganzen Körper berühren zu lassen und sogar die Hufe zu geben.

Auch die Begrüßung kann freudig wiehernd ausfallen. Andere Pferde werfen ihrem Menschen nur einen minimalistischen Blick zu. Wer sein Pferd kennt, wird die Reaktion einzuschätzen wissen.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Ein Pferd ist heute in der Regel ein Freund und kein Sportgerät oder reines Arbeitstier. Entsprechend respektvoll sollten Pferdehalter:innen und Reiter:innen mit ihren Tieren umgehen. Eine positive Beziehung motiviert dabei nicht nur, die gemeinsame Zeit befriedigend zu gestalten, sondern macht die Zusammenarbeit auch bedeutend einfacher und sicherer. Gute Kommunikation beginnt im Kopf: Mit unseren Tipps gelingt es bald, das eigene Pferd einzuschätzen und sein Vertrauen zu gewinnen. Stärke die Bindung auch durch das Spielen mit deinem Pferd.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Wie erreiche ich eine gute Mensch-Pferd-Beziehung?

Zentral für eine tiefe Verbindung zum eigenen Pferd ist, dass man dem Tier seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmet. Das bedeutet nicht nur, dass man sich während der gemeinsamen Zeit nicht dauerhaft mit anderen Personen unterhält oder mit dem Handy beschäftigt ist. Es geht vor allem darum, dass man die vielen kleinen Reaktionen und Gesten eines Pferdes bemerkt und so lernt, was das individuelle Tier mag – oder eben nicht mag.

Was zeichnet eine gute Mensch-Pferd-Beziehung aus?

Das Pferd wird heute eher als Partner und Freund betrachtet. Da es nun also vorrangig um eine schöne gemeinsame Zeit geht, sollte diese auch positiv gestaltet werden. Zudem ist die Entscheidung für die Pferdehaltung langfristig bindend. Je nach Rasse werden Pferde 30 Jahre und noch älter. Freuen sich Pferd und Reiter:in jeden Tag aufs Neue, bereichert das das ganze Leben. Wer seinem Freizeitpartner vertraut und sich bei ihm wohlfühlt, der tut täglich etwas für seine Gesundheit – das gilt sowohl für Pferde als auch für Menschen.

Kann ein Pferd einen Menschen lieben?

Wer sich auf sein Pferd einlässt und Verständnis für dessen individuelle Eigenheiten entwickelt, der legt damit den Grundstein einer guten Pferd-Mensch-Beziehung. Das Pferd wird seine Zuneigung in Form von vielen Vertrauensbeweisen zeigen.

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