Reiterin umarmt ihr dunkles Pony.
Erziehung und Training

Haltung von Ponys: Klein, aber oho

14.07.2016

Sie sind schlau, haben ein mutiges Herz und alles, was ihnen an Körpergröße zu fehlen scheint, machen sie durch ein großes Selbstbewusstsein wieder wett. Ja, so ein Pony, das kann alles! Wir lieben ihre weiche Mähne, die kleinen Ohren und die wachen, intelligenten Augen. Und wie viele von ihnen haben uns durch unsere ersten Reiterjahre getragen. Allein der ganz eigene „Pony-Geruch“ entführt uns auch heute noch immer wieder zu einer Reise in unsere Kindheit, nicht wahr? Die ersten eigenen Reiterschritte in der Bahn, die schönen Ausritte durch den Wald … hier wehte uns der erste Wind der großen Freiheit fernab von Schule und Elternhaus entgegen, der uns zum glücklichsten Kind der Welt werden ließ.

So tough die Ponys einerseits sind, so stellen doch diese kleinen Wesen durchaus keine geringeren Ansprüche in Bezug auf Umgang und Haltung als ihre großen Kameraden – die Pferde.

Ponys benötigen ebenfalls eine sinnvolle Beschäftigung, sonst suchen sie sich selbst eine und dies auch gerne einmal auf der anderen Seite des Zaunes – ein Dasein als Beistellpony genügt ihnen einfach nicht. Da sie zumeist ursprünglich aus kargen Herkunftsgebieten stammen, muss ihre Fütterung diesem Aspekt Rechnung tragen. Dies stellt gerade die Stallbetreiber und Besitzer mit gemischten Herdenstrukturen oftmals vor eine Herausforderung. Hier gilt es auf eine ponygerechte Fütterung zu achten, welche dem Bedarf nach mehrstündiger Raufutterzufuhr unter Gesundheitsaspekten dennoch Genüge tut. Und natürlich sind die Kleinen auf den Tierarzt- und Schmiedbesuch ebenso regelmäßig angewiesen, wie ihre großen Kollegen. Demnach ist es auch bei Ponys wichtig, eine gute Pferde-Krankenversicherung zu haben.

Für ihre physische und psychische Gesundheit ist auf eine reelle Grundausbildung Wert zu legen. Denn nur weil sie kleiner als ihre Großpferde-Artgenossen sind, bleibt ein Pferd ein Pferd, ob klein ob groß. Weshalb sie ebenso sinnvoll und umsichtig auf ihre Aufgaben mit dem Menschen, ob geritten oder vor der Kutsche reell vorbereitet werden sollten. Das so oft praktizierte „Kind drauf und los geht es“ mag in wenigen Fällen eine kurze Zeit funktionieren, hat jedoch das Pony erst einmal gelernt, wie es aus dieser oft freudlosen und ihm teilweise Schmerzen bereitenden Arbeit entkommen kann, wird es unter Umständen für das Kind auf seinem Rücken und das Umfeld höchst gefährlich.

Ponys sind keine(!) niedlichen Spielzeuge – ihre Ausbildung bedarf einer Betreuung durch einen fachkompetenten Trainer und Kinder sollten zunächst nur unter Aufsicht eines Erwachsenen, der sie anleitet und auf einen maßvollen Umgang achtet, mit dem Pony umgehen.

Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten Ponys sinnvoll zu gymnastizieren und dabei auch ihren schlauen Kopf kreativ zur freudigen Zusammenarbeit zu motivieren. Zunächst einmal ist es wichtig, eine gemeinsame „Sprache“ zu entwickeln, die den Alltag und das gegenseitige Verstehen erleichtern, denn auch die kleinen Persönlichkeiten können ungeahnte Kräfte entwickeln, die von ihren Zweibeinern dann oftmals einfach nicht mehr zu händeln sind. Führübungen, wie das Anhalten und Losgehen, Rückwärtsrichten, ein Weichen der Vor- und Hinterhand, ob mit oder ohne Berührung auf leiseste Zeichen hin, das sichere Verladen und ein gutes Benehmen bei Tierarzt und Hufschmied bilden hierbei die Basis.

Die Longenarbeit am Kappzaum oder die Arbeit an der Hand gymnastizieren das Pony auch ohne Reitergewicht und bereiten es auf das Gerittensein vor. Am Langen Zügel lassen sich, unter Anleitung eines erfahrenen Ausbilders und in einem fortgeschrittenen Ausbildungsstadium sogar die Kleinsten bis zur Hohen Schule ausbilden. Weshalb diese Arbeit eine weitere wunderbare Möglichkeit darstellt, das Pony auf das Gerittensein auf eine feine Hilfengebung hin vorzubereiten. Auch ein Kutschführerschein bietet sich bei der Haltung von Ponys an. So kann man mit seinem Pony die Natur genießen und es bietet ihnen neben der Freude an sich auch noch ausreichend Bewegung für das Pony. Und für die Beschäftigung des Pony-Kopfes können – eine gute Grundkommunikation vorausgesetzt – Zirkuslektionen oder die Freiheitsdressur einen großen Spaß für die Zwei- und Vierbeiner bereithalten.

Mit etwas Kreativität und dem nötigen Fachwissen sind Ponys eine wahre Freude (nicht nur für die Kinder) – achte sorgsam auf diese kleinen Pferdepersönlichkeiten mit dem großen Herzen.

Deine Nicole Künzel

Nicole Künzel bildet Mensch und Pferd in der klassischen Reitkunst aus. Freude, Leichtigkeit und Harmonie sowie eine positive Grundeinstellung sind Werte, die sie ihren Schülern vermitteln möchte. Neben der Pferdeausbildung ist das Schreiben ihre weitere Leidenschaft. Sie ist Autorin mehrerer Pferdefachbücher und gründete 2014 den evipo Verlag www.evipo-verlag.com. In Hannover etablierte sie ihr eigenes Ausbildungszentrum evipo www.evipo.de.

Mehr davon im Buch von Nicole Künzel “Mit Sicherheit richtig verstanden”.

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