Trächtiges Pferd steht auf einer grünen Wiese.
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Pferd trächtig? Wissenswertes zu Pflege, Ernährung und Vorsorge

12.04.2023

Die Geburt eines neuen Lebens ist ein einschneidendes und wundervolles Erlebnis – ganz gleich, ob es sich dabei um ein Menschenbaby handelt oder um ein Fohlen. Wer ein Pferd besitzt und sich Nachwuchs wünscht, fiebert von Anfang an mit und möchte natürlich alles für die Gesundheit von Pferdemama und -kind tun. Doch worauf genau ist eigentlich zu achten, wenn ein Pferd trächtig ist? Wir verraten dir, woran du erkennst, dass Nachwuchs auf dem Weg ist und welche Pflege und medizinische Versorgung deine trächtige Stute in dieser besonderen Lebensphase benötigt.

Das verändert sich, wenn ein Pferd trächtig ist

Ist dein Pferd trächtig, ist zunächst einmal Geduld angesagt, denn von der Befruchtung bis zur Geburt geht einige Zeit ins Land, circa 11 Monate. Körperlich wirst du deiner Stute zunächst nichts ansehen, da das Fohlen nur langsam im Bauch der Mutter wächst. Die größten Wachstumsschübe ereignen sich in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit, daher kann es ziemlich lange dauern, bis dein Pferd trächtig aussieht. Trotzdem machen sich die „besonderen Umstände“ deines Pferdes schon vorher bemerkbar. So kann sich das Verhalten der Stute in der Trächtigkeit verändern, was auf die enormen körperlichen Beanspruchungen zurückzuführen ist. 

Es gibt kein einheitliches Verhaltensmuster, an dem trächtige Pferde sogleich zu erkennen sind. Einige Stuten werden während der Trächtigkeit ruhiger und gelassener, während andere durch vermehrte Unruhe und Nervosität auffallen. Mitunter ist eine gesteigerte Nahrungsaufnahme zu beobachten, da die Trächtigkeit mit einem erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf einhergeht. Schließlich muss die werdende Pferdemutter auch ihr ungeborenes Fohlen versorgen. Es kann aber auch sein, dass phasenweise verringerter Appetit auftritt, wenn dein Pferd trächtig ist.  

Im Laufe der Trächtigkeit verändert sich zudem der Körperbau der Stute. Ihr Bauch wird allmählich größer und sie wird insgesamt etwas runder. Damit einhergehend wird sie zunehmend langsamer und schwerfälliger. Kurz vor der Geburt nimmt der Bauchumfang erstaunliche Ausmaße an. Kein Wunder, immerhin bringt ein neugeborenes Fohlen je nach Rasse bis zu 60 kg auf die Waage und kann bis zu 145 cm groß sein. Zusammengefasst hier eine kleine Übersicht mit Anzeichen, die auf eine mögliche Trächtigkeit hindeuten können:

  • Größeres Ruhebedürfnis: Trächtige Stuten sind oft müder als gewöhnlich und haben ein erhöhtes Bedürfnis nach Schlaf und Ruhe. 
  • Mehr Nahrungsbedarf: Aufgrund des höheren Nährstoffbedarfs nimmt ein trächtiges Pferd oft mehr Futter zu sich. Auch die Fresszeiten können länger ausfallen. 
  • Auffällige Verhaltensänderungen: Mitunter reagieren trächtige Stuten empfindlicher auf äußere Einflüsse, z.B. auf laute Geräusche oder Veränderungen in ihrem Umfeld. Sie können auch vermehrt Anzeichen von Unbehagen oder Nervosität zeigen.
  • Abweichendes Sozialverhalten: Ist ein Pferd trächtig, tritt es in vielen Fällen weniger dominant gegenüber anderen Pferden auf. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein: Insbesondere gegenüber anderen Stuten zeigen manche trächtigen Pferde ein aggressiveres Verhalten, als für sie typisch ist.  
  • Besonderheiten in der Körpersprache: Eine Stute „in besonderen Umständen“ zeigt teilweise mit ihrer Körpersprache, dass sie sich in einer Art Ausnahmezustand befindet. Das kann sich beispielsweise dadurch äußern, dass das Pferd die Ohren anlegt und häufiger den Schweif hebt – Anzeichen für erhöhte Aufmerksamkeit, Aufregung und/oder Nervosität.

Wichtig zu beachten: So kümmerst du dich richtig um dein trächtiges Pferd

Die Trächtigkeit ist ein Ausnahmezustand für die werdende Pferdemama, daher ist es wichtig, den Umgang und die Pflege optimal auf die besondere Zeit abzustimmen. Hier einige wichtige Aspekte, die es zu beachten gilt, wenn das Pferd trächtig ist:

  • Ausgewogene Ernährung: Es wichtig, die Futtermenge und -zusammensetzung optimal auf die Bedürfnisse des trächtigen Pferdes auszurichten. Eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung ist essenziell, damit die Stute die Tragzeit gut übersteht und sich das Fohlen im Bauch optimal entwickeln kann.
  • Tierärztliche Untersuchungen: Regelmäßige veterinärmedizinische Untersuchungen sind unverzichtbar, um die Gesundheit der Stute und des Fohlens zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. 
  • Sauberkeit sicherstellen: Eine hygienische Umgebung ist während der Trächtigkeit besonders wichtig, um das Risiko von Infektionen zu minimieren. Der Stall sollte häufig gereinigt und desinfiziert werden. Außerdem sollte regelmäßige Fellpflege auf dem Programm stehen, damit keine Haut- und Fellprobleme bei der trächtigen Stute entstehen.
  • Ruhe gönnen, Stress vermeiden: Eine ruhige und stressfreie Umgebung ist wichtig für trächtige Stuten. Lärm und unerwartete Störungen gilt es zu vermeiden, um die werdende Pferdemama nicht unnötig in Stress zu versetzen. Auch große Veränderungen wie Stallwechsel sollten während der Tragzeit idealerweise nicht stattfinden. Am wohlsten fühlt sich die Stute in ihrer gewohnten Umgebung mit Pferden, die sie kennt und mit denen sie sich gut versteht.
  • Das richtige Maß an Bewegung: Insbesondere zum Ende der Tragzeit hin wird alles etwas mühsamer, wenn dein Pferd trächtig ist, trotzdem sollte Bewegung nicht zu kurz kommen. Das ist hilfreich, um Fettleibigkeit durch erhöhte Futteraufnahme vorzubeugen und das Wohlbefinden der Stute zu unterstützen.

Die richtige Ernährung für trächtige Pferde

Schauen wir uns noch einmal im Detail an, worauf bei der Ernährung zu achten ist, wenn das Pferd trächtig ist. Grundsätzlich ist unabhängig davon, ob dein Pferd ein Fohlen erwartet oder nicht, eine ausgewogene, vitalstoffreiche Ernährung wichtig. In der Tragzeit sind aber einige zusätzliche Dinge zu berücksichtigen. Dazu gehört zum Beispiel eine ausreichende Proteinzufuhr. Qualitativ hochwertiges Eiweiß ist ein elementarer Baustein einer vollwertigen Ernährung. 

Auch gewisse Vitalstoffe, also Vitamine, Mineralien und Spurenelemente müssen in ausreichender Menge im Futter enthalten sein. Hervorzuheben wären hier beispielsweise Calcium, Magnesium und Phosphor sowie Zink, Mangan und Selen und die Vitamine E und D. Um sicherzugehen, dass deine trächtige Stute genügend Nähr- und Vitalstoffe zu sich nimmt, empfiehlt sich eine Analyse des Futters. Unter Umständen kann es nötig sein, bestimmte Stoffe gesondert zuzuführen. Tabu für trächtige Pferde sind einige Kräuter, da sie einen ungünstigen Effekt auf die Trächtigkeit haben können. Es ist ratsam, die Ernährung während der Trächtigkeit in Abstimmung mit dem Tierarzt, der Tierärztin oder einer Ernährungsberatung anzupassen und Futterergänzungsmittel nicht auf Verdacht zu geben, sondern nur, wenn eine entsprechende Indikation besteht. Nicht nur eine Unterversorgung, sondern auch eine Überdosierung mit bestimmten Nähr- und Vitalstoffen kann sich ungünstig auf die Gesundheit von Stute und Fohlen auswirken. 

Noch ein allgemeiner Hinweis: Ist das Pferd trächtig, heißt das nicht, dass es „für zwei“ fressen soll. Übermäßige Futterzufuhr kann zu gesundheitlichen Problemen wie Verdauungsbeschwerden oder Übergewicht führen und ist daher zu vermeiden. Eine Fressbremse kann hier die Lösung sein.

Ausreichend Bewegung für dein trächtiges Pferd

Je nachdem, wie weit die Trächtigkeit fortgeschritten ist, braucht die Stute mehr oder weniger Ruhe, trotzdem sollte auch Bewegung auf dem Programm stehen. Grundsätzlich darf man auf trächtigen Pferden durchaus reiten, nur gilt es darauf zu achten, dass die Ausritte nicht zu lang und anstrengend ausfallen. Je näher die Geburt rückt, desto mehr Ruhe braucht die werdende Pferdemama. Da mit dem wachsenden Bauchumfang auch die Anstrengung für das Pferd steigt, sollte man der Stute gerade zum Ende der Trächtigkeit ihre wohlverdiente Ruhe ermöglichen und dafür sorgen, dass sie jederzeit einen ungestörten Platz zum Verschnaufen zur Verfügung hat. Lärm und Störungen sollten vermieden werden, um das Stresslevel des trächtigen Pferdes gering zu halten. Dennoch sollte moderate Bewegung bis zum Ende der Tragzeit an der Tagesordnung sein. Das ist wichtig für die Stoffwechselprozesse im Körper und erleichtert dem ungeborenen Fohlen zudem, vor der Geburt die richtige Position im Bauch der Mutter einzunehmen. Kann sich die Stute ausreichend bewegen, hilft das nicht zuletzt dabei, Übergewicht zu vermeiden. Auch das ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit von Pferdemutter und Fohlen.

Veterinärmedizinische Untersuchungen während der Trächtigkeit – Ultraschall und Co.

Wie eine Schwangerschaft bei Menschen sollte auch die Trächtigkeit bei Pferden medizinisch begleitet werden, um sicherzugehen, dass mit Mutter und Nachwuchs alles in Ordnung ist. Mithilfe von Ultraschalluntersuchungen (Sonografien) können zum Beispiel das Wachstum des ungeborenen Fohlens und der Zustand der Plazenta beurteilt werden. Sofern die Trächtigkeit ohne Probleme verläuft, sollten sich die Untersuchungen per Ultraschall allerdings auf das Nötigste beschränken, um das trächtige Pferd nicht zusätzlich zu stressen.

Da bei Hauspferden eine Trächtigkeit in der Regel nicht „aus Versehen“ eintritt, sondern aus dem Wunsch heraus, Nachwuchs zu züchten, lässt sich in den meisten Fällen ziemlich genau bestimmen, wann die Befruchtung stattgefunden hat. Aus dem Termin heraus ergeben sich die weiteren Untersuchungen. So erfolgt circa 14-18 Tage nach Befruchtung eine Ultraschalluntersuchung, um festzustellen, ob eine Trächtigkeit vorliegt. Auch kann hier schon eine mögliche Zwillingsträchtigkeit erkannt werden. Das ist sehr wichtig, da eine Trächtigkeit mit Zwillingen sowohl für das Mutterpferd als auch für das beziehungsweise die Fohlen lebensbedrohlich ist. In der Regel wird eine sogenannte Zwillingsreduktion durchgeführt, um eine Einlingsträchtigkeit herzustellen. Das bedeutet, dass eine der beiden Fruchtanlagen entfernt wird. Geschieht das frühzeitig, stehen die Chancen gut, dass die weitere Trächtigkeit mit nur einer Frucht problemlos verläuft. Gelingt dies nicht oder wird die Zwillingsträchtigkeit zu spät erkannt, ist es möglicherweise nötig, die Trächtigkeit insgesamt zu beenden, um die Gesundheit der Stute zu schützen. Dass eine fortgeführte Zwillingsträchtigkeit mit zwei gesunden Fohlen endet, ist sehr unwahrscheinlich, weshalb das Szenario möglichst vermieden wird. 

Eine Trächtigkeit kann grundsätzlich auf verschiedene Arten bestätigt werden:

  • Ultraschall (Sonographie): Per sonographischer Untersuchung lässt sich etwa 16 Tage nach der Besamung feststellen, ob es mit der Befruchtung geklappt hat (97% Sicherheit). Auch kann hierbei eine Zwillingsträchtigkeit ausgeschlossen werden.
  • Blutuntersuchung: Durch Bluttests lässt sich ebenfalls bestätigen, ob ein Pferd trächtig ist (100% sicher mit PSMG-Bestimmung ab Tag 40).
  • Harnuntersuchung: Per Harntest wird das Hormon Östronsulfat gemessen, was circa ab dem 110. Tag und bis zum Ende der Tragzeit eine aussagekräftige Methode darstellt, um eine intakte Trächtigkeit zu bestätigen. Im Falle eines Verlusts der Trächtigkeit würde der Hormonspiegel sinken.

Eine Pferde-Krankenversicherung erweist sich generell als vorteilhaft für Besitzer und Besitzerinnen von Pferden, um hohe Tierarztkosten nicht aus eigener Tasche zahlen zu müssen. 

Fazit

Die Trächtigkeit eines Pferdes ist eine ganz besondere, wundervolle Zeit, die geprägt ist von der Vorfreude auf das neue Leben. Zwar sind einige Dinge zu beachten, um die Gesundheit von Stute und ungeborenem Fohlen bestmöglich zu unterstützen, generell gilt aber das alte Sprichwort: Schwangerschaft – oder in dem Fall: Trächtigkeit – ist keine Krankheit. Wichtig ist eine engmaschige tierärztliche Kontrolle, um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und schnell reagieren zu können, sollten doch einmal Probleme auftreten. 

FAQ – häufig gestellte Fragen zu trächtigen Pferden

Wie lange ist ein Pferd trächtig?

Die Tragzeit eines Pferdes beträgt normalerweise etwa 11 Monate, durchschnittlich 336 Tage. Der Zeitraum kann jedoch zwischen 320 und 370 Tagen variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Pferderasse, dem Alter der Stute und anderen individuellen Aspekten.

Wie lange kann eine Stute die Geburt hinauszögern?

Der Geburtstermin lässt sich nicht exakt vorhersagen, daher ist es wichtig, die Stute genau zu beobachten, wenn es allmählich Zeit werden könnte, dass sich das Fohlen auf den Weg macht. Einige Stuten neigen dazu, früher zu fohlen, während sich andere tendenziell mehr Zeit lassen. Es kann durchaus passieren, dass das trächtige Pferd bis zu vier Wochen überträgt. 

Woran merke ich, dass mein Pferd trächtig ist?

Es gibt einige vage Anzeichen, die auf eine Trächtigkeit hindeuten können, etwa Veränderungen des Verhaltens oder ein gesteigerter oder verringerter Appetit. Sicher sein kann man sich aber erst, wenn der Tierarzt oder die Tierärztin die Trächtigkeit festgestellt hat, was durch eine Ultraschalluntersuchung und/oder einen Bluttest erfolgt.

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