Braunes Pferd trinkt bei großer Hitze auf der Weide
Ernährung

Gute Wasserqualität: So wichtig ist sie für Pferde

14.07.2022

Pferde bestehen zu gut zwei Dritteln ihrer Körpermasse aus Wasser. Bei Hitze und Belastung können sie 30 bis 40 Liter Flüssigkeit ausschwitzen. Kein Wunder also, dass das Wasser, mit dem sie ihre Reserven füllen, eine gute Qualität haben sollte. Worauf genau du achten solltest, erfährst du hier.

Im Ruhezustand benötigt ein durchschnittliches Pferd etwa fünf Liter Wasser pro 100 Kilogramm Körpergewicht am Tag. Schon bei leichter Arbeit steigt dieser Bedarf, eine stillende Stute benötigt sogar die doppelte Menge. Ihren Flüssigkeitsbedarf befriedigen Pferde bei der Fütterung teilweise über die Restfeuchte ihres Futters und im Sommer über saftiges Weidegras. Den Großteil nehmen sie aber an ihrer Tränke zu sich.

Wasser benötigen die Tiere für unzählige Körperfunktionen – vom Betrieb der Organe bis zur Regulierung ihrer Körpertemperatur. Wird es etwa im Sommer heiß, kühlen sich Pferde über ihren Schweiß ab. Zudem nehmen Pferde auch wichtige Salze und Mineralien, die sogenannten Elektrolyte, teilweise über das Tränkwasser auf.

Entsprechend wichtig ist es, dass es nicht zu einem Wassermangel kommt. Fehlen fünf Prozent des Wasserbedarfs, kommt es zu einer leichten Dehydration. Bei zehn Prozent kann es schon lebensbedrohlich werden und erste Ausfallerscheinungen treten auf. Es ist daher wichtig, dass einem Pferd immer etwas zu trinken zur Verfügung steht. Dazu muss auf der einen Seite sichergestellt werden, dass die Tränke leicht zugänglich und betriebsbereit ist. Auf der anderen Seite muss aber auch das Pferd die Möglichkeit zum Trinken wahrnehmen. Macht es das nicht, könnte es an einer mangelhaften Wasserqualität liegen.

Die richtige Wasserqualität für Pferde

Grundsätzlich stehen einem Pferd unterschiedliche Wasserquellen zur Verfügung: Regenwasser, Brunnenwasser, Leitungswasser, ein Bachlauf oder stehende Gewässer. Diese unterscheiden sich alle in ihrer Zusammensetzung, also der Konzentration an Mineralien, aber auch in ihrem Gehalt an schädlichen Stoffen und Organismen.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat deshalb 2019 in einem Leitfaden zur hygienischen Qualität von Tränkwasser veröffentlicht, welche Eigenschaften Wasser für Nutztiere haben darf. Grundsätzlich werden dort drei Kriterien vorausgesetzt:

  1. Schmackhaftigkeit: Das Wasser muss geschmacklich so gestaltet sein, dass freiwillig eine ausreichende Wasseraufnahme erfolgt.
  2. Verträglichkeit: Die einzelnen Inhaltsstoffe dürfen nur in solchen Konzentrationen vorhanden sein, wie sie nicht schädlich für die Gesundheit sind.
  3. Verwendbarkeit: Es dürfen durch das Wasser keine Schäden am Tränksystem oder Gebäude entstehen.

Zudem sind für die einzelnen enthaltenen Elemente spezifische Orientierungs- und Grenzwerte aufgeführt, bis zu denen das Wasser als geeignet gilt.

Wer kein Leitungswasser zum Tränken nutzt, sollte daher routinemäßig einmal im Jahr in einem Labor eine Trinkwasseranalyse durchführen lassen. Auch bei Verdacht auf eine Verunreinigung wird diese Untersuchung empfohlen, da sich die Wasserwerte schnell ändern können.

Bakterien, Keime und Algen im Wasser schaden dem Pferd

Verschiedene Bedingungen können unterschiedliche Verunreinigungen im Wasser hervorrufen. Einige der häufigsten werden in der folgenden Liste angeführt:

  • Bakterien: Coli-Bakterien sind bei Proben leicht im Wasser festzustellen. Da sie im Darm entstehen, deuten sie darauf hin, dass eine Verschmutzung mit Fäkalien vorliegt. Damit steigt zudem die Wahrscheinlichkeit, dass auch Salmonellen im Wasser enthalten sein können.
  • Algen: Algen entstehen vor allem in nährstoffreichem Wasser, das mit Fäkalien oder Futterresten verschmutzt ist. Insbesondere Teiche sind daher oft keine geeignete Trinkwasserquelle. Zwar sind manche Algen harmlos für Pferde, doch sie erhöhen die Bakterienzahl im Wasser. Blaualgen hingegen zählen zu den Giftpflanzen für Pferde.
  • Schwebstoffe: Zu den Schwebstoffen gehören all die Dinge, die das Wasser trüb und dreckig erscheinen lassen. Staub, Haare und Pollen sind zwar selbst nicht schädlich, bieten aber Erregern die Grundlage, sich schnell zu vermehren.
  • Hefepilze: Hefepilze machen sich meist optisch durch Bläschen im Wasser bemerkbar. Sie entstehen durch Futterreste und verursachen einen unangenehmen Geruch. Das Wasser ist verdorben und sollte gemieden oder ausgetauscht werden.
  • Kadaver: Vogel- oder Mäusekadaver verbreiten Fäkalkeime und Leichengift im Wasser, wodurch dieses sofort entsorgt werden muss.
  • Eisen: Eine relativ neue Entdeckung ist, wie schädlich auch Eisen in einem zu hohen Anteil sein kann. Die sogenannte Hämosiderose, also die übermäßige Ansammlung von Eisen im Gewebe, geht oft mit schweren Lebererkrankungen einher.
  • Schwermetalle: Blei, Kupfer und Zink setzen sich mitunter aus alten Leitungen ab und geraten so ins Wasser. Vergiftungen sind möglich, aber sehr selten.

Tümpel sind durch die hohe Wahrscheinlichkeit für einen Keimbefall grundsätzlich als Trinkwasserquelle zu meiden. Leitungen, die mit Chlor keimfrei gehalten werden sollen, werden bei einem zu hohen Chlorgehalt von Pferden mit feinen Nasen verschmäht.

Schließlich ist auch die Temperatur ein wichtiger Faktor, der nicht missachtet werden sollte. Warmes Wasser beschleunigt das Wachstum von Bakterien und Algen enorm. Ein Wasserfass sollte daher nie länger als zwei Tage auf einer Sommerweide genutzt werden. Ein sauberer und schattiger Tränkewagen ist bis zu sechs Tage nutzbar.

Brunnen- und Regenwasser für Pferde

Manche Pferdehalter:innen nutzen einen Brunnen, um das Wasser für ihre Tiere zu beschaffen. Dabei sollte ein genauer Blick auf die Wasserwerte zur Routine werden. Häufig sammeln sich viele Bakterien in diesen Wasserspeichern und auch Inhaltsstoffe wie Eisen, Mangan oder Nitrat sind in einem höheren Maße vertreten als es Pferden guttut. Als Folge können die Tiere krankheitsanfällig werden, auch die Fruchtbarkeit und die allgemeine Leistungsfähigkeit können leiden. Da viele Pferde sehr wählerische Trinker sind, kann es außerdem sein, dass sie Wasser mit schlechter Qualität meiden und zu wenig trinken.

Leider scheidet auch Regenwasser als Alternative zu Leitungswasser aus. Denn im Gegensatz zu Wasser, dass sich jahrelang durch Gesteinsschichten gearbeitet hat, sind im Regenwasser die wichtigen Mineralstoffe kaum enthalten. Wenn Pferde das Wasser trinken, wird zwar ihr Durst gestillt, die fehlenden Elektrolyte werden aber durch den restlichen Organismus ausgeglichen. Nach einer Weile kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Zudem enthält das Regenwasser möglicherweise Schmutz, etwa Vogelkot oder Schwermetallpartikel, und kann dadurch die Entgiftungsorgane des Pferdes belasten. Sollte Regenwasser dennoch zum Einsatz kommen, dann sollte es kühl und dunkel in Tanks gelagert werden. Die Wasserqualität sollte regelmäßig geprüft werden.

Die richtige Tränke wählen

Neben der Wasserqualität beeinflusst auch die Tränke selbst, ob ein Tier ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Grundsätzlich sollten bei Gruppenhaltung genügend Tränken vorhanden sein, damit auch die rangniedrigen Tiere Gelegenheit zum Trinken haben. Zudem sollte eine Tränke mehrere Eigenschaften erfüllen:

  • Es müssen ausreichende Wassermengen fließen können.
  • Die Trinkschale muss groß und tief genug sein, dass das Maul einige Zentimeter eingetaucht werden kann.
  • Das Material sollte ungiftig und geschmacksneutral sein.
  • Die Höhe des Wasserspiegels darf maximal der Formel „0,4 x Widerristhöhe“ entsprechen.
  • Auch im Winter darf das Wasser nicht einfrieren.
  • Sie sollte leicht zu reinigen sein.

Möchte man sein Pferd unterwegs tränken, beispielsweise bei einer Hängerfahrt, ist besonders die Geschmacksneutralität zu beachten. Pferde bemerken schnell, wenn ein Eimer aus Plastik ist und sich bei Hitze Weichmacher im Wasser verteilen. Auch Plastikflaschen und Gartenschläuche können dazu führen, dass Pferde das angebotene Wasser ablehnen.

Gutes Wasser, gutes Pferd

Viele Menschen achten bei der Ernährung ihres Pferdes auf hochwertiges Futter, sehen die Wasserzufuhr jedoch als gegeben an. Nun sollte klar sein, warum die Wasserqualität für ein Pferd doch eine wichtige Rolle spielt und sich ab und an eine Wasseranalyse lohnt. Denn schädliche Inhaltsstoffe oder ein beginnender Keimbefall sind leider oft mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Sollte ein Pferd doch einmal kränkeln, weil es schädliche Stoffe zu sich genommen hat, dann ist eine Pferde-Krankenversicherung hilfreich. So sind die Pferdehalter:innen nicht plötzlich mit den Kosten einer langen Behandlung konfrontiert. Ausführliche Listen, was Pferde fressen können, haben wir hier für dich im Magazin.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Wie viel trinkt ein Pferd am Tag?

Im Ruhezustand benötigt ein durchschnittliches Pferd etwa fünf Liter Wasser pro 100 Kilogramm Körpergewicht am Tag. Schon bei leichter Arbeit steigt dieser Bedarf, eine stillende Stute benötigt sogar die doppelte Menge.

Ist eisenhaltiges Wasser für Pferde schädlich?

Eine relativ neue Entdeckung ist, das auch Eisen in einem zu hohen Anteil schädlich sein kann. Die sogenannte Hämosiderose, also die übermäßige Ansammlung von Eisen im Gewebe, geht oft mit schweren Lebererkrankungen einher.

Wie sauber ist das Trinkwasser für Pferde?

Manche Pferdehalter:innen nutzen einen Brunnen, um das Wasser für ihre Tiere zu beschaffen. Dabei sollte ein genauer Blick auf die Wasserwerte zur Routine werden. Häufig sammeln sich viele Bakterien in diesen Wasserspeichern und auch Inhaltsstoffe wie Eisen, Mangan oder Nitrat sind in einem höheren Maße vertreten als es Pferden guttut.

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