Hufrehe ist bei Pferdehaltern gefürchtet. Anfangs wird sie oft gar nicht erkannt, dabei steigen die Heilungschancen, je eher eine Behandlung beginnt. Du kannst einiges tun, um dein Pferd vor potenziellen Risikofaktoren zu schützen. Erfahre in diesem Beitrag, auf welche Anzeichen du achten solltest und welche Maßnahmen erforderlich sind.
Eine Erkrankung der Lederhaut am Huf
Pferde sind Zehengänger und die Hufe müssen ein nicht zu unterschätzendes Gewicht tragen. Die Belastung erfolgt über das Hufbein zum Hornschuh. Die Huflederhaut verbindet beide miteinander. Beim Laufen kommt der Hufbeinträger ins Spiel, der die Verbindung zwischen dem Hufbein und der Hornkapsel darstellt. Dieser Bereich ist bei Bewegung einer
hohen Zugbelastung ausgesetzt und daher durch zahlreiche Lamellen stabilisiert. Entzündet sich die Huflederhaut im Zehenbereich, kommt es zu einer Schwellung, die sich jedoch nicht ausdehnen kann: Sohle und Hufwand der Hornkapsel bilden eine Begrenzung. Dadurch entstehen Durchblutungsstörungen und Druckschmerz. Letztendlich wird durch die gestörte Blutzirkulation der gesamte komplexe Hufmechanismus beeinträchtigt; er wird nicht mehr ausreichend versorgt. Für Dein Pferd ist das äußerst schmerzhaft. Betroffen von einer Hufrehe, fachlich als “Pododermatitis aseptica diffusa” bezeichnet, sind meist die Vorderhufe. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann das fatale Folgen für Dein Pferd haben: Der Hufbeinträger kann sich lockern, anschließend auch absenken und drehen, schließlich kann das Hufbein durch die Sohle brechen. Je nach Stadium wird die Hufrehe als akut oder chronisch bezeichnet. Beim chronischen Verlauf kann das Pferd immer wieder unter einem Hufreheschub leiden – unter Umständen sogar lebenslänglich.
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Hufrehe beim Pferd – mögliche Ursachen
Exakt sind die Ursachen für die Entzündung der Huflederhaut bisher nicht erforscht. Bekannt ist, dass die Fütterung und Belastung auslösende Faktoren sein können. Ebenso tritt ein Hufrehe beim Pferd gelegentlich im Zusammenhang mit verschiedenen Stoffwechselvorgängen und Krankheiten auf. Je nach den beteiligten Auslösern wird der entzündliche, mit einer Schwellung und Durchblutungsstörungen einhergehende Prozess in unterschiedliche Formen unterschieden.
Belastungsrehe
Eine zu starke Belastung ist für Dein Pferd ebenso ungünstig wie eine zu geringe Belastung aufgrund von Bewegungsmangel. Langes Laufen auf hartem Grund und Übergewicht belasten sehr, während eine längere Stallpause sowie das Schonen eines verletzten Beines eine zu geringe Belastung bedeuten kann.
Angemessene Bewegung und die damit verbundene Be- und Entlastung ist wichtig für die Durchblutung des Hufbereichs. Auch die Hufpflege kann essenziell für die Durchblutung sein, da mangelnde Pflege zu einer Fehlbelastung beziehungsweise einer physiologisch ungünstigen Belastung führen kann.
Futterrehe
Lange bestand die Vermutung, dass eiweißhaltiges Futter an einem Hufreheschub beteiligt sein kann. Inzwischen ist bekannt, dass eher Fruktan, Stärke und Zucker zu den Risikofaktoren zählen. Vor allem dem Mehrfachzucker Fruktan wird eine hohe Beteiligung zugeschrieben.
Pflanzen dient Fruktan als Energiereserve. Benötigt sie diese aufgrund günstiger Umgebungsbedingungen nicht, verbleibt es in der Pflanze und kann von Deinem Pferd über das Futter aufgenommen werden – zum Beispiel auf der Pferdeweide im Herbst. Da sich das Wachstum und der Energiebedarf je nach Pflanze unterscheidet, sind nicht alle Arten für einen eventuellen hohen Fruktangehalt prädestiniert. Eine höhere Konzentration findet sich häufiger in Weidelgräsern und Schwingel.
Im Organismus Deines Pferdes beeinflussen Kohlehydrate, zu denen auch Fruktan zählt, den Stoffwechsel und fördern einen steigenden Milchsäurespiegel: Bakterien, die im Dickdarm Kohlehydrate spalten, vermehren sich unverhältnismäßig und der pH-Wert sinkt, was jene Bakterien hemmt, die an der Verdauung von Rohfasern beteiligt sind. Es können dabei neben der Übersäuerung des Organismus Giftstoffe entstehen, die einen durchblutungsstörenden Effekt haben. Ist nun der Hufbereich von einer Durchblutungsstörung betroffen, steigt das Risiko für eine Entzündung der Lederhaut.
Vergiftungsrehe
Der Stoffwechsel spielt auch bei der Vergiftungsrehe eine ausschlaggebende Rolle. Nimmt Dein Pferd unverträgliche Substanzen auf, bringt das den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht, ähnlich wie es bei der Futterrehe der Fall ist. Es können verschiedene Umstände zu einer Vergiftungsrehe beitragen:
- Aufnahme von Pestiziden, Fungiziden, Herbiziden, Schimmelpilzen oder giftigen Pflanzen
- Toxinbildung durch absterbende Parasiten nach der Entwurmung
- Schlangenbiss
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Infektionen
- Nachgeburtsverhaltung (kleine Reste der Nachgeburt verbleiben in der Gebärmutter)
In Verdacht steht außerdem kaltes Wasser, welches das Pferd in körperlich aufgeheiztem Zustand aufnimmt. Es könnte die Darmflora und die Verdauung beim Pferd durcheinanderbringen und durch das Absterben von Bakterien können Toxine entstehen.
Borreliose
Borreliose, eine durch Zecken übertragene Erkrankung, ist aufgrund der unspezifischen Symptome nicht leicht zu diagnostizieren. Es sind variable Bereiche des Organismus betroffen. Je nachdem kann mit Borreliose eine entzündete Huflederhaut einhergehen.
Übergewicht
Übergewicht begünstigt einen Hufreheschub auf zweierlei Weise: Aufgrund des höheren Gewichts ist die Belastung der Hufe dauerhaft erhöht und Fettablagerungen beeinflussen den Hormonhaushalt derart, dass der Zucker- und Insulinstoffwechsel gestört wird. Letzteres, auch als Metabolisches Syndrom bezeichnet, ist im Hinblick auf den Kohlehydratstoffwechsel wiederum ähnlich der Futterrehe.
Bei Übergewicht kann übrigens unter anderem eine Fressbremse helfen.
Equines Cushing-Syndrom
Das Equine Cushing-Syndrom tritt im Zusammenhang mit einem Tumor in der Hirnanhangdrüse auf, was eher ältere Pferde betrifft. Dort erfolgt die Ausschüttung des Hormons ACTH und dieses ist an der Cortisolbildung beteiligt. Das Stresshormon kann den Stoffwechsel so beeinflussen, dass wiederum der Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht gerät mit der Folge, dass sich die Huflederhaut entzündet. Dieses Syndrom kann auch Kotwasser beim Pferd verursachen.
Symptome der Hufrehe beim Pferd
Im Anfangsstadium ist die Huferkrankung leider schwer zu erkennen. Dein Pferd könnte leicht erwärmte Hufe haben oder empfindlich auf Berührungen reagieren. Erst mit zunehmenden Schmerzen beim Pferd stellt sich deutlichere Lahmheit ein. Das macht sich oft erst nach 24 bis 72 Stunden bemerkbar. Pferde verlagern ihr Gewicht dann mehr auf die Hinterbeine und schieben die Vorderbeine dazu nach vorne. In diesem Stadium solltest Du keine Zeit verlieren und einen Tierarzt konsultieren, um ein Fortschreiten der Erkrankung und den chronischen Verlauf zu verhindern. Es ist ratsam, für derartige Fälle eine Pferde-Krankenversicherung abgeschlossen zu haben.
Akutes oder Vorläuferstadium
Die ersten beiden Phasen werden als akute oder Vorläuferstadien bezeichnet. Dabei handelt es sich um die Stadien, in denen der Hufreheschub noch nicht so einfach erkennbar ist. Vielleicht entlastet Dein Pferd die Hufe etwas und der Gang wirkt klamm. Werden die Vorderbeine sichtbar entlastet, befindet es sich bereits im zweiten akuten Stadium der Erkrankung, lässt sich die Hufrehe erkennen.
Chronisches Stadium
Unbehandelt tritt nach etwa 48 bis 72 Stunden Stadium drei ein und aus dem akuten Schub wird ein chronischer. Nun kann sich das Hufbein lösen und es kann zum Ausschuhen kommen. Die Hufform kann sich verändern und Dein Pferd bevorzugt liegen, apathisch werden und Appetitlosigkeit zeigen. Das chronische Stadium ist schwer behandelbar und lebenslänglich andauern.
Sofortmaßnahmen ergreifen
Sobald Du Anzeichen eines Reheschubs feststellst und den Tierarzt verständigt hast, kannst Du Sofortmaßnahmen ergreifen, um Deinem Pferd zu helfen, bis der Fachmann vor Ort ist, um die Hufrehe zu behandeln: – Hufe mit kaltem Wasser kühlen – Pferd auf weichem Grund platzieren
– gegebenenfalls Futter entziehen.
Heilungschancen
In der Regel heilt die Hufrehe bei einer schwachen Erkrankung und sofortiger Therapie durch den Tierarzt innerhalb weniger Tage wieder ab. In schwereren Fällen kann es aber zu einer chronischen Hufrehe kommen. Im Einzelfall hängen die Heilungschancen einerseits von der Ursache ab, andererseits vom Krankheitsstadium. Bei chronischem Verlauf stehen die Chancen deutlich schlechter Hufrehe zu behandeln, als bei einer sofortigen fachkundigen Behandlung im akuten Stadium.
Vorbeugende Maßnahmen
Alles, was als möglicher Auslöser bekannt ist, kannst Du vorbeugend nutzen, indem Du Risiken für Dein Pferd meidest. Achte auf die Fütterung und behalte das Körpergewicht im Auge. Wichtig sind eine ausgewogene Belastung und keine zu häufige oder zu lange Bewegung auf hartem Grund. Kontrolliere zudem die Umgebung regelmäßig auf giftige Pflanzen und nimm die Hufpflege ernst.
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Fazit: Hufrehe ist tückisch, aber bei Achtsamkeit besteht Hoffnung
Schreitet die im Ansatz nur schwer erkennbare Huferkrankung fort, gestaltet sich die erfolgreiche Behandlung schwierig. Idealerweise bist Du aufmerksam im Umgang mit Deinem Pferd sowie der Haltung und Fütterung und schließt bekannte Risikofaktoren von vornherein aus. Aufmerksamkeit erleichtert auch die Früherkennung, was die Aussicht auf einen Heilungserfolg steigert.
FAQ: Häufig gestellte Fragen
1. Wie bekommt ein Pferd eine Hufrehe?
Es gibt viele bekannte Auslöser, darunter insbesondere eine falsche Fütterung, Über- oder Unterbelastung, Vergiftungen, Stoffwechselstörungen und Stress.
2. Ist Hufrehe heilbar?
Hufrehe ist heilbar, wobei die Heilungschancen im schwer erkennbaren Anfangsstadium am besten sind und mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung sinken.
3. Wie läuft ein Pferd mit Hufrehe?
Der Gang wird erst mit fortschreitendem Hufreheschub deutlich schlechter. Zunächst versucht Dein Pferd eher durch einen klamm wirkenden Gang zu entlasten, später werden die Vorderbeine deutlich entlastet, auch Lahmheit ist letztendlich möglich.