Der Begriff „Reitbegleithund“ ist relativ neu, ebenso die Angebote einer speziellen Reitbegleithund-Ausbildung. Schon immer wurden Reiter von ihren Hunden begleitet, diese liefen ohne besondere Vorbereitung einfach mit. Auch heute noch erscheint es vielen reitenden Hundebesitzern übertrieben, ihren Hund speziell auf das Begleiten des Pferdes vorzubereiten. Doch unsere Welt wird immer enger, und Reiter sind im Gelände nicht mehr allein.
Um sich als Reiter mit Hundebegleitung problemlos zwischen Spaziergängern mit oder ohne Hund, Fahrradfahrern, Nordic Walkern oder dem immer stärkeren Verkehrsaufkommen zu bewegen, ist Gehorsam unabdingbar, um die tierischen Begleiter unfallfrei und sicher durch alle Schwierigkeiten zu manövrieren. Das funktioniert nur, wenn der Hund gelernt hat, Befehle seines Besitzers zu befolgen, auch wenn dieser auf dem Pferd sitzt. Das wiederum setzt voraus, dass der Hund grundsätzlich gehorsam ist. Ein Hund, der schon „zu Fuß“ nicht zuverlässig mitarbeitet, wird erst recht auf Durchzug schalten, wenn Frauchen oder Herrchen auf dem Pferd sitzt.
Ohne Hundegehorsam geht es nicht
Es ist ganz wichtig, zunächst den Grundgehorsam des Hundes zu überprüfen (ohne zu schummeln) und ihn gegebenenfalls konsequent zu verbessern. Nichts ist schlimmer als ein Hund, der nach eigenem Belieben entscheidet, ob er sich bei dem Kommando angesprochen fühlt und es ausführt oder ob er es vorzieht, seinen Menschen, der fernab des Einflussbereichs hoch oben auf dem Pferd sitzt, zu ignorieren. Den funktionierenden Grundgehorsam vorausgesetzt, sollte man Hund und Pferd vor dem Start ins Gelände mit einigen „reitbegleithundspezifischen“ Vorbereitungen vertraut machen.
Erfolge durch Lob, Spiel und Essen
Zunächst geht es um die gegenseitige Gewöhnung. Wie schnell sich beide Tiere annähern, ist absolut individuell. Wichtig hierbei: Nichts wird erzwungen, und der Mensch sorgt dafür, dass beide Tiere die Begegnung und die Anwesenheit des anderen als angenehm abspeichern. Dabei ist darauf zu achten, dass ein „Fehlverhalten“ der Tiere, so gut es geht, vermieden wird und vorausblickend gar nicht erst die Möglichkeit eingeräumt wird, ein Verhalten zu zeigen, das korrigiert werden muss.
Einen Hund, der gern nach Pferden schnappt, darf man nicht in die Situation kommen lassen, in der er möglicherweise aggressiv auf das Pferd zugeht. Ließe man ihn und er zeigte dann das (erwartete) Verhalten, müsste man ihn maßregeln. Aus Hundesicht hätte seine Erfahrung bestätigt: Pferde sind beängstigend groß, und ihre Gegenwart ist unangenehm. Verbindet der Hund die Anwesenheit des Pferdes nicht mit einem strafenden Besitzer, sondern mit Lob, Spiel und Essen, macht er viel schnellere und vor allem nachhaltigere Fortschritte. Deswegen ist es vielversprechender, die Tiere in ihrer „Komfortzone“ zu belassen, sie dort für Wohlverhalten zu belohnen und diese positive Zone in winzigen Schritten in Richtung Ziel zu verschieben. So wird die Begegnung von allen Beteiligten als positiv abgespeichert.
Fühlen sich die Tiere nach vielen gemeinsamen Spiel-, Streichel- und Futtereinheiten miteinander wohl, kann man beginnen, dem Hund beizubringen, den gewünschten Abstand zum Pferd einzunehmen. Gemeinsamen Spaziergängen steht nun nichts mehr im Wege. Sinnvoll ist es, den Hund zunächst überwiegend an der Leine zu führen, damit er sich von Beginn an daran gewöhnt, dass sein Platz neben dem Pferd ist. Parallel zu dieser Gewöhnungsphase gibt es vieles, was man mit Hund und Pferd einzeln üben sollte.
Unfallverhütung an erster Stelle
Ein wichtiges Element für den Hund ist das „Bleib“-Kommando. Ob rund um Stall und Reitplatz oder während des Ausritts, die sichere Ausführung dieses Kommandos ist Gold wert. Egal, ob man sich um das Pferd kümmern muss und möchte, dass der Hund in sicherer Entfernung abliegt, oder ob der Hund am Wegesrand sitzen soll, um eine Gruppe Radfahrer passieren zu lassen: Ein Hund, der auf seinem zugewiesenen Platz wartet, bis er wieder gerufen wird, ist ein enormer Beitrag zur Unfallverhütung! Um die üblichen Schwierigkeiten, die beim Einüben dieses Kommandos entstehen, zu vermeiden, ist der Hund genau zu beobachten und die „Bleib-Zeit“ zunächst sehr kurz zu halten. Das verhindert, dass der Hund selbst das Kommando beendet. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist, dass wir den Hund an seinem „Bleib“-Platz belohnen. Er soll nicht aufspringen und zu uns laufen. Damit würde die Tendenz des Hundes, seinen Platz zu verlassen, bestärkt. Bekommt er seine Belohnung konsequent am Ausführungsort, ermutigen wir ihn, dort zu verharren.
Der Hund muss seinen Platz einhalten
Ferner muss der Hund lernen, auf Richtungskommandos zu hören, sich auf Wunsch vom Pferd zu entfernen. Er muss den gewünschten Platz neben, vor oder hinter dem Pferd einhalten, auf ein Signalwort hin sofort aus dem Weg gehen (um eine mögliche Kollision mit dem Pferd zu vermeiden). Natürlich muss der Hund absolut leinenführig sein, denn einen zerrenden Hund vom Pferd aus zu führen macht keinen Spaß und ist für das Pferd eine Zumutung. Diese Dinge lassen sich wunderbar am Fahrrad üben!
Die Vorbereitung des Pferdes hat viel mit Desensibilisierung zu tun. Es soll lernen, taktile Reize an den Hinterbeinen zu tolerieren. Der Hund kann z. B. auf engen Wegen doch immer mal der Hinterhand recht nahe kommen.
Dazu muss das Pferd an die Hundeleine gewöhnt werden. Auch bei wohlerzogenen Hunden und bester Koordination kann es zu der Situation kommen, dass der Hund einen Richtungswechsel vornimmt, den wir so nicht geplant haben. Wenn sich dabei die Leine um die Hinterhand des Pferdes zieht, kann das unangenehme Folgen haben. Daher muss das Pferd lernen, dass eine straffe Leine auch an ungewöhnlichen Stellen nichts Beunruhigendes ist.
„Wird schon gut gehen“ geht daneben
Es gibt noch viele Elemente, die wichtig sind. Erfahrungsgemäß lockt der Ausritt zu dritt, und man überspringt viele Vorbereitungsstufen und sieht nach dem Motto „Wird schon gut gehen“ großzügig über „Baustellen“ hinweg. Manchmal geht es gut, oft aber rächt sich die fehlende Vorbereitung, und die Kommunikationsprobleme zwischen den drei Parteien vertiefen sich. Dann wird der Traum vom Ausritt zu dritt schnell zum Albtraum, und der Hund muss doch wieder zu Hause bleiben. Natürlich ist es möglich, erst dann mit einer gezielten Vorbereitung zu beginnen. Es ist aber viel schwieriger, ein unerwünschtes Verhalten zu verändern, als ein erwünschtes Verhalten neu aufzubauen. Deswegen: Nimm Dir die Zeit! Ihr habt so viele Jahre des gemeinsamen Spaßes vor sich, da kommt es auf ein paar Monate nicht an!
Denke aber auch immer daran, sowohl eine Hunde-Versicherung als auch Pferde-Krankenversicherung abzuschließen.