Ein Hund schenkt einem so viel – egal ob er hören kann oder taub ist. Auch Hunde können wie Menschen mit einem Handicap geboren werden oder hören mit dem Alter nicht mehr so gut. Wir klären auf, wie du auch einen tauben Hund sicher trainieren!
Jeder Hund ist eine Bereicherung für das Leben seines Besitzers. Dabei können Hunde, ebenso wie Menschen eine Behinderung haben. Einige Hunde haben bereits ein solches Handicap, wenn sie bei ihrem Züchter zur Welt kommen. Bei anderen kann es im Laufe des Lebens durch einen Unfall, Krankheit oder durch das Alter zu einer Behinderung kommen.
In diesem Beitrag wollen wir uns auf die Erziehung von tauben Hunden konzentrieren, denn leider werden diese oft als unerziehbar und unberechenbar angesehen. Ein guter Grundgehorsam ist bei tauben Hunden aber genauso wichtig wie bei hörenden Hunden. Im Training setzt man hier vor allem auf Handzeichen und Körpersprache.
Egal, ob dein Hund von Geburt an taub ist, durch das Alter des Hundes schlechter hört oder du einen tauben Hund aus dem Tierheim bei dir aufgenommen hast: Zeit und Ausdauer im Training lohnen sich!
Ob ein Hund taub ist oder nicht, ist von außen nicht zu erkennen. Bei Welpen lässt sich diese Behinderung erst ab einem Alter von circa fünf Wochen feststellen. Hundzüchter diagnostizieren Taubheit mithilfe eines audiometrischen Tests, der vom Tierarzt durchgeführt wird.
Inwiefern die Vererbung bei tauben Hunden zum Tragen kommt, konnte noch nicht geklärt werden. Häufig tritt Taubheit bei Hunden der folgenden Rassen auf:
- Australian Shepherd
- Bullterrier
- Dalmatiner
- Englischer Setter
Taube Hunde erziehen – mit dem passenden Training
Das Training mit einem tauben Hund gestaltet sich im Großen und Ganzen ähnlich wie das Training mit einem hörenden Hund – egal ob Welpe oder Hunde-Senior. Du solltest hier großen Wert auf die Ausbildung und Grunderziehung legen, damit der Hund sicher durch den Alltag kommt. Wie neue Kommandos grundsätzlich sicher aufgebaut werden können, kannst du hier nachlesen: Neue Kommandos im Handumdrehen.
Vertrauen als Grundlage im Training mit tauben Hunden
Wie auch bei Hunden mit intaktem Gehör sind Vertrauen, ein Verständnis für die Hundesprache und eine gute Beziehung zwischen Mensch und Hund der Schlüssel zum Erfolg, wenn du einen tauben Hund trainierst. Für das Training mit einem tauben Hund ist es wichtig, dass dieser seinem Menschen in jeder Situation vertraut und ihm Aufmerksamkeit schenkt.
Er sollte sich immer dafür interessieren, was sein Mensch tut. Aufmerksamkeit kann hier nicht durch akustische Reize eingefordert werden, weshalb diese intrinsisch vom Hund motiviert sein muss. Denn nur, wenn der Hund zu seinem Menschen schaut, kann dieser über die Handzeichen und Körpersprache mit ihm kommunizieren.
Es ist also wichtig, viel Zeit in die Bindungsarbeit und Erziehung gehörloser Hunde zu stecken. Das bedeutet viel zu kuscheln, zu spielen und den Hund zu loben. So wird der Hund seinem Menschen im Alltag auch viel häufiger seine Aufmerksamkeit schenken. Das gilt übrigens auch für hörende Hunde.
Sichtzeichen sind für taube Hunde ein wichtiges Element im Training
Die Kommunikation mit einem tauben Hund funktioniert selbstverständlich nicht über ein Signalwort, sondern über eine Signalgeste bzw. ein Handzeichen.
Alltägliche Kommandos wie „Sitz“ und „Platz“ übt man genauso wie bei hörenden Hunden. Mit einem Leckerli in der Hand wird der Hund in die gewünschte Position gelockt und dafür belohnt. Dieses Verhalten wird dann mit einem Sichtzeichen, für den tauben Hund verständlich, verknüpft. Selbstverständlich kannst du neben dem Handzeichen auch ein Signalwort einführen, was aber eher für dich selbst hilfreich ist und nicht dazu dient, deinen tauben Hund zu erziehen. Hunde können zwar auch zu einem gewissen Grad Lippen lesen, es ist aber viel einfacher, deutlich zu unterscheidende Handzeichen zu verwenden, damit das Training zum Erfolg wird.
Tipp: Lass dir einmal die Handzeichen, die du für die Kommandos ausgewählt hast, von einer Hilfsperson geben, während du auf dem Boden sitzt. Sind die Gesten auch aus der Perspektive deines Hundes klar und deutlich auseinanderzuhalten? Oft sehen sich die nach unten ausgestreckte, flache Hand als Zeichen für „Platz“ und die nach vorn gestreckte Hand als Zeichen für „Bleib“ sehr ähnlich, was zur Verwirrung führen kann.
Den Alltag mit einem tauben Hund sicher meistern
Der Alltag mit einem tauben Hund unterscheidet sich tatsächlich nicht viel von dem mit hörenden Hunden. Wichtig ist, dass du deinem Hund jederzeit Sicherheit vermitteln und ihm das Gefühl gibst, dass du die Situation regeln kannst und wirst. Die Taubheit sollte die Lebensqualität deines Hundes nicht beeinträchtigen. Achte besonders darauf, dass niemand von hinten an den Hund herantritt oder ihn spontan berührt. Da der Hund nicht hören kann, dass jemand kommt, erschrickt er sich. Die Reaktionen unterscheiden sich von Hund zu Hund. Damit niemand zu Schaden kommt, ist Vorsicht geboten.
Gehörlose Hunde achten noch stärker auf die Körpersprache der Menschen als hörende Hunde. Beobachte besonders fremde Personen genau und achte darauf, dass du deinen Hund in keine für ihn unangenehme und stressige Situation bringst.
Gehörlose Vierbeiner im Freilauf
Auch der Freilauf ist ein kritisches Thema. Da ein gehörloser Hund schlechter abrufbar ist, ist es wichtig, dass er regelmäßig auf seinen Besitzer achtet und ihm Blickkontakt schenkt. Nur so ist es möglich, den Hund über eine Signalgeste, beispielsweise Winken oder nach oben gestreckte Arme, zu sich zurückzurufen. Dies wird zunächst in einem sicheren Gelände geübt.
Ein gehörloser Hund sollte genauso wenig in seiner Freiheit eingeschränkt werden, wie ein Hund mit intaktem Gehör. Ein Leben ausschließlich am Halsband mit kurzer Leine und wenig Kontakt zu Artgenossen führt zu einem unausgeglichenen Hund mit Verhaltensauffälligkeiten.
Für das Leben mit deinem tauben Vierbeiner gibt es einige Hilfsmittel, die den Hund händelbarer machen sollen. Blinklichter oder Vibrationshalsbänder kommen hier häufig zum Einsatz. Diese Mittel sind jedoch nicht immer geeignet. Im Zweifel hilft ein professioneller Hundetrainer weiter.
Haltung eines tauben Hundes
Egal, ob hörend oder taub – bei beiden ist ein eingezäuntes Grundstück praktisch, um die nötige Sicherheit gewährleisten zu können. Die Haltung mit einem hörenden Hund zusammen kann den Alltag etwas erleichtern, da sich der gehörlose am hörenden Hund orientieren kann, wenn du zum Beispiel die Hunde zu dir rufst. Generell gibt ein hörender einem tauben Hund eine Menge Sicherheit und Selbstbewusstsein. Wie auch bei Hunden ohne Handicap ist es sehr wichtig, eine Hunde-Krankenversicherung abzuschließen. Denn durch die Schwerhörigkeit kann es passieren, dass der Hunde Gefahren nicht so schnell erkennen kann.