Es ist Wochenende. Endlich einmal richtig ausschlafen, denkt man sich, und schaltet den Wecker aus. Ein schöner Plan, wäre da nicht die geliebte Katze, die pünktlich in den frühen Morgenstunden ins Bett springt und einem auf die Nase patscht. Ziemlich sicher kann sie nicht die Uhr lesen – aber wozu auch, wenn das innere Uhrwerk ähnlich genau tickt. Aber wie ausgeprägt ist es eigentlich, dieses Zeitgefühl von Katzen?
Die Untersuchung des Zeitgefühls verschiedener Tierarten ist in der Forschung ein beliebtes Thema. Kanarienvögel reagieren beispielsweise weniger auf zeitliche als auf lichtspezifische Umstände: Selbst wenn der dunklere Abend noch viele Stunden entfernt ist, reicht es meist, den Käfig abzudunkeln und die Vögel werden ruhiger. Katzen hingegen orientieren sich an einer Vielzahl wiederkehrender Abläufe und lieben es, wenn es möglichst zu keiner Abweichung ihrer Tagesplanung kommt: Sie sind die sprichwörtlichen Gewohnheitstiere.
Von Tier zu Tier kommt es dabei zu unterschiedlichen Ausprägungen. Die einen beharren nahezu minutengenau auf ihrer Bedienung, andere sehen es etwas lockerer. Gerade Hauskatzen lieben ihre festen Abläufe. So verbringen unsere Samtpfoten etwa 16 Stunden des Tages mit Schlafen oder zumindest genüsslichen Nickerchen. Erfahre mehr dazu in unserem Beitrag Katzen und deren Schlaf: Was Dauer und Schlafplatz über deine Katze aussagen. Weitere zwei bis drei Stunden investieren sie in die eigene Fellpflege. Bleiben also noch gute fünf Stunden für die Mahlzeiten, Streifzüge und ausgiebige Kuscheleinheiten mit Katzenkollegen oder mit ihren Menschen.
Das Zeitgefühl von Katzen
Katzen orientieren sich in ihrem Alltag an vielen naturgegebenen Zeitmarkierungen. Bei diesen Faktoren handelt es sich etwa um das Tageslicht, das in seiner unterschiedlichen Intensität eingeordnet wird: Als Dämmerungsjäger nutzen viele Stubentiger insbesondere die frühen Morgen- und die Abendstunden für ihre Aktivitäten. Freigänger erkunden in dieser Zeit beispielsweise ihr Revier auf einem immer gleichen Weg oder sehen nach, was sich in fremden Territorien tut. Ein weiteres Merkmal aus der Natur ist das Vogelzwitschern, das täglich zu einer etwa gleichen Zeit einsetzt und später zu einem ebenso festen Zeitpunkt wieder abebbt. Auch Geräusche aus benachbarten Häusern oder vom Verkehr auf der Straße deuten auf einen neuen Tag hin.
Den größten Einfluss auf das Zeitgefühl von Katzen hat jedoch der Tagesablauf ihrer Menschen. Wenn die Katzenmama oder der Katzenpapa morgens aufsteht, dann kommen die Geräusche ins Haus und es gibt bald Futter. Geht der oder die Katzenhalter:in zur Arbeit, hat die Katze Zeit für ihre eigenen Pläne und kann vor allem viele Nickerchen machen. Abends folgen dann wieder Kuschel- oder Spieleinheiten mit den Menschen, danach geht es gemeinsam in die Küche zum Dosenöffner und schon ist der Tag vorbei.
Katzen merken sich feste Tagesabläufe
An dieser Stelle kommt das gute Langzeitgedächtnis der Katze ins Spiel. Sie kann aus ihren Erfahrungen ableiten, dass in einem festen Abstand nach den ersten Lichtstrahlen des Morgens und dem Zwitschern der Vögel bald Leben ins Haus kommen wird. Der Wecker klingelt, ein Mensch steht auf. Möglicherweise folgt ein Gang zur Kaffeemaschine oder ins Badezimmer. Für die Katze sind das viele Bestandteile, die Schritt für Schritt zur Fütterung hinführen.
Wer jeden Tag zu einer festen Uhrzeit aufsteht und die immer gleiche Routine durchläuft, wird daher auch am Wochenende pünktlich von der Katze geweckt. Bleibt man liegen und ignoriert sie, dann endet das meist in einem empörten Miauen, bis endlich das Frühstück serviert wird. Auch geschlossene Türen können entschlossene Stubentiger meist nicht davon abhalten, ihrem Ärger über die Zeitverschiebung Ausdruck zu verleihen. Erfahrene Katzenhalter:innen werden es wissen: Meist ist es für alle Seiten angenehmer, auch am Wochenende zeitig aufzustehen und die Bedürfnisse des Tieres zu erfüllen. Danach können weitere Kuscheleinheiten im Bett oder auf dem Sofa beidseitig wieder genossen werden.
Abweichungen vom Tagesablauf der Katze
Kleine Abweichungen sind meist kein Problem und werden höchstens mit einem kurzen Protest-Miauen abgetan. Kommt es im Zeitplan des Haustiers allerdings zu größeren plötzlichen Änderungen, kann das Folgen haben.
Große Veränderungen im Tagesablauf oder der gesamten Lebenssituation können Stress und Angst im Gewohnheitstier Katze auslösen. Die immer gleiche Routine gibt nicht nur ihrem Zeitgefühl eine Grundlage, sondern bietet auch Sicherheit: Alles ist wie immer, nichts ist ungewöhnlich, keine Gefahr. Wer an seinem Tagesablauf grundlegend etwas verändern will, sollte entsprechend aufmerksam beobachten, ob die Katze mit den Änderungen gut zurechtkommt oder sich Stress-Symptome zeigen. Dabei kann es sich beispielsweise um Appetitlosigkeit, Durchfall oder Erbrechen handeln. Auch Protestpinkeln oder plötzlicher Rückzug von den üblichen Kuschelstunden können Anzeichen für psychisches Unwohlsein bedeuten.
Außerdem sollte, wenn sich eine Veränderung anbahnt, etwa durch einen neuen Job oder eine weitere Person im Haushalt, die Katze nach Möglichkeit schrittweise daran gewöhnt werden. Auf eine kontinuierliche Verschiebung der Frühstückszeit um einige Minuten nach hinten kann sie sich einstellen – auf ein Frühstück, das plötzlich Stunden später als normal stattfindet, hingegen weniger. Die Zeitumstellung ist auch für Katzen ein Problem, weswegen man sensible Tiere auch bei der Zeitumstellung auf Sommerzeit im Frühjahr und Winterzeit im Herbst beobachten sollte.
So gewöhnst du deine Katze an neue Abläufe
Manche Veränderungen lassen sich nicht verhindern: Ein schreiendes Baby ist eben plötzlich da und alle im Haus müssen sich darauf einstellen. In einem solchen Fall sollte man der eigenen Katze Zeit geben, dass sie sich an die neue Situation in ihrem eigenen Tempo gewöhnen kann. Sie braucht Zeit, damit sich ein neuer Tagesablauf verfestigt. Dabei kann es helfen, neue Routinen aufzubauen und dem Haustier so wieder mehr Sicherheit zu bieten. Gibt es beispielsweise nun jeden Tag eine feste Zeit zum Spielen und Schmusen, dann kann sich die Katze daran neu orientieren.
Nach einem Umzug kann es zudem hilfreich sein, wenn der Katze zu Beginn nur ein fester Raum zur Verfügung steht, in dem mit Futter, Wasser, Katzentoilette und Spielzeug alle notwendigen Grundlagen vorhanden sind, die sie zum Leben braucht. Gewöhnt sie sich an dieses Zimmer mit seinem Licht und seinen Geräuschen, dann kann sie in Zukunft immer wieder an diesen vertrauten und sicheren Ort zurückkehren.
Kontakt zum Menschen gibt der Katze Sicherheit
In einer solchen gänzlich neuen Lebenssituation hilft es den meisten Katzen enorm, wenn ihre Menschen viel Zeit mit ihnen verbringen und auf diese Art beim Eingewöhnen helfen. Hier gilt es selbstverständlich immer zu berücksichtigen, ob der Stubentiger von seiner Persönlichkeit überhaupt ein so geselliges Tier ist. Im Zweifel braucht er einfach etwas Zeit.
Kurz und knapp gesagt: Ja, Katzen haben ein Zeitgefühl. Zwar orientiert sich dieses nicht an den Zeigern einer Uhr, aber die festen Abläufe eines jeden Tages bieten der Samtpfote eine ebenso gute Orientierung. Aus diesem Grund sollten übliche Abläufe im Alltag auch nur vorsichtig und kontinuierlich geändert werden, damit ein Grundgerüst erhalten bleibt und sich die Katze an die Veränderungen gewöhnen kann.
Möchtest du noch mehr interessante Fakten und Hintergrundwissen rund um die Fellbälle? Dann stöber weiter im Uelzener Katzenratgeber oder lies dich jetzt gleich schlau zu D.N.A.-Übereinstimmung zwischen Katze und Menschen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen
Haben Katzen ein Zeitgefühl?
Ja, auch Katzen haben ein Zeitgefühl. Anders als wir Menschen leben sie nicht nach Stunden und Minuten, sondern richten sich nach wiederkehrenden Abläufen innerhalb eines Tages.
Woher wissen Katzen, wie spät es ist?
Katzen orientieren sich an naturgegebenen Zeitmarkierungen, wie dem Tageslicht und dem Vogelgezwitscher. Aber auch der Tagesablauf ihrer Menschen hat einen großen Einfluss auf ihr Zeitgefühl.
Wie gewöhne ich meine Katze an neue Tagesabläufe?
Bei Veränderungen brauchen Katzen Zeit, um sich an die neue Situation und die neuen Abläufe zu gewöhnen. Hierbei hilft es Katzen, neue Routinen aufzubauen und z. B. feste Zeiten zum Spielen und Kuscheln zu etablieren.
Haben Katzen ein Problem mit der Zeitumstellung?
Sensible Katzen können auch empfindlich auf die Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst reagieren. In dieser Zeit sollten Halter:innen ihre Samtpfote gut beobachten und auf Stressanzeichen achten.