Nach einem erfolgreichen Training denkt man gern an die Momente zurück, als die Übung plötzlich funktioniert hat oder besonders gut ausgeführt wurde. Dabei wird schnell übersehen, wie wichtig Pausenmachen beim Pferdetraining sind, um solche Fortschritte überhaupt zu ermöglichen. Pferd und Reiter:in brauchen immer wieder die Gelegenheit, sich körperlich und mental zu erholen. Und das sowohl während als auch nach der Trainingseinheit. Nur so treten langfristig Trainingserfolge ein und die Freude an der gemeinsamen Arbeit bleibt erhalten.
Sprichwörtlich heißt es: „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss.“ Tatsächlich springt es aber in erster Linie nur so hoch, wie es kann. Für dieses Können sind ausreichende Pausen eine absolute Voraussetzung.
Wann und warum ist eine Pause sinnvoll?
Pausen können in vielen verschiedenen Situationen sinnvoll sein und haben entsprechend nicht den einen Grund oder den einen Zeitpunkt, den man immer bereits im Vorfeld festlegen könnte. Am naheliegendsten ist wohl die körperliche Erholung, wenn ein Pferd bis an seine Leistungsgrenzen gebracht wurde. So kann sich die Muskulatur entspannen und mit Sauerstoff versorgt werden. Ähnlich verhält es sich bei einer geistig sehr herausfordernden Trainingseinheit, nach der Pferd und Reiter:in einen kurzen Moment zum Abschalten brauchen, damit sie sich anschließend wieder konzentrieren können. Pausen können aber auch eine Belohnung sein, wenn das Tier die geforderte Übung nach einigen Wiederholungen gut meistert, oder sie können für einen Ortswechsel genutzt werden, wenn sich das Pferd immer wieder ablenken lässt. Wer mit seinem Jungpferd zum Beispiel mit dem Führtraining beginnen möchte, sollte sich dafür immer eine reizarme Umgebung suchen.
Ausreichende Erholungsphasen helfen dabei, den Trainingseffekt langfristig zu erhöhen. Wie oft oder lange eine Pause benötigt wird, ist allerdings von Pferd zu Pferd und natürlich auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ein ehrgeiziges Tier muss man beispielsweise zum Schutz der Gesundheit daran gewöhnen, dass es sich zwischendurch erholen muss, wie auch ein auf sein Trainingsziel fokussierter Mensch sich immer wieder an die Notwendigkeit von Pausen erinnern sollte.
Pausen während des Pferdetrainings
Es erfordert einiges an Erfahrung, um sich und sein Pferd während des Trainings richtig einzuschätzen und sinnvolle Pausen einzuleiten. Schließlich möchte man das Tier zwar fordern, aber keinesfalls überfordern. Zu schnell kann falsches Training in Stress ausarten oder zu körperlicher Überforderung führen. Während der Trainingseinheit gibt es folgende Anzeichen, dass eine Pause notwendig sein könnte:
- Die Atmung ist nur noch flach und hektisch.
- Das Pferd reagiert langsamer und lässt sich leichter ablenken.
- Im Umfeld gibt es zu viele Ablenkungen.
- Nach zu vielen Wiederholungen werden die Übungen immer schlechter ausgeführt.
Zusätzlich können Pausen sehr unterschiedliche Zwecke erfüllen und entsprechend anders gestaltet sein. In Ruhepausen wird die Belastung vollständig heruntergefahren. Entspannungs- und Erholungspausen entstehen hingegen regelmäßig dann, wenn die Intensität heruntergefahren wird. Wenn das Tier etwa dauerhaft in Aufrichtung gehen muss, dann kann dies schnell zu Verspannungen führen. Ein lockerer Trab am halblangen Zügel in entspannter Haltung kann dann schon Wunder wirken, ohne dass die Pause zum Nichtstun wird. Beim Intervalltraining wäre dieses vollständige Abschalten sogar hinderlich für den Trainingseffekt. Scheitert eine Übung immer wieder, weil sie mental oder körperlich zu anspruchsvoll ist, kann auch eine einfachere Einheit, die das Tier spielend beherrscht, wie eine Pause funktionieren.
Je nach Situation variiert auch die Dauer der Unterbrechungen. Während mal eine Bahn im Schritt schon als Regenerationsphase ausreicht, sind nach intensivem Training auch deutlich längere Pausen notwendig. Wer sein Pferd genau beobachtet, wird mit wachsender Erfahrung feststellen, wann es wieder aufmerksamer wird und für die nächste Übung bereit ist und wann sich Atmung und Körperhaltung ausreichend entspannt haben. Ob die Pause lang genug war, merkt man meist schon bei der ersten dann folgenden Übung.
Letztlich kann die Pause aber vom Pferd auch unterschiedlich aufgenommen werden, je nachdem ob man mit positiver oder negativer Verstärkung trainiert. Wer über negative Verstärkung motiviert, also beispielsweise mit der Gerte oder den Beinen Druck ausübt, der macht die Pause zu einer positiven Belohnung für das Pferd, weil der Druck in dieser Zeit verschwindet. Wer hingegen positiv verstärkt – beispielsweise bei der Bodenarbeit – und immer wieder mit Futter oder anderen Belohnungen auf Fortschritte reagiert, der macht die Pause zu einer prinzipiell eher unangenehmen Zeit, in der diese Belohnungen ausbleiben. Eine Pause als Belohnung für eine gut ausgeführte Übung ist bei positiver Verstärkung daher nicht sinnvoll. Natürlich sind körperliche oder mentale Erholungspausen aber auch bei diesen Trainingseinheiten notwendig. Sie sollten dann aber möglichst angenehm für das Pferd gestaltet werden, etwa indem es grasen kann oder massiert wird.
Pause nach dem Training
Der eigentliche Trainingseffekt entsteht allerdings erst durch die Pausen nach dem Training. In dieser Zeit kann das Pferd das Erlernte verfestigen und sich vom Lernstress erholen. Absolut wichtig ist daher, dass in dieser Phase keine anderen Stressfaktoren hinzukommen. Gibt es etwa permanent Streit in der Herde, dann wird das Pferd nicht die Ruhe finden, um das Training mental zu verarbeiten.
Körperlich sind trainingsfreie Tage wichtig, da der Muskelaufbau bis zu 72 Stunden dauern kann. Pausen während des Trainings helfen zwar bei der Entspannung der Muskeln und beugen Verspannungen und Verletzungen vor, erst nach dem Training kann der Pferdekörper die Reize aber vollständig verarbeiten. Außerdem sind Pausen von einigen Tagen nach dem Training – beispielsweise beim Konditionstraining – wichtig, da eine Unterbrechung während dieser Art von Training eher hinderlich wäre.
Eine wochenlange Trainingspause kann zudem witterungsbedingt im Winter notwendig sein – etwa wenn der Boden gefroren ist. Wenn dann manche Trainingsarten ausfallen, kommt es zu einem Muskelabbau in den weniger beanspruchten Körperregionen. Nach der langen Unterbrechung sollte man deshalb immer bedenken, dass im Frühjahr Kondition und Muskeln erst langsam wieder gezielt aufgebaut werden müssen, um das Pferd auf seinen alten Fitnessstand zu bringen.
Wie Pausen für Pferd und Reiter:in gestalten?
So wichtig es auch ist, dem Pferd Erholungsphasen zu gönnen, vergessen viele, dass auch die Menschen ihre Pausen brauchen. Zum einen sind Pferde sehr gut darin, unsere Emotionen und Körpersprache zu deuten und entspannen sich nicht, wenn ihr:e Reiter:in sehr angespannt ist – zum anderen sind die Konzentrationspausen für die Person wichtig, da das Pferd nur umsetzen kann, was ihm klar über die Reiterhilfen vermittelt wird.
Kinder haben häufig eine geringere Aufmerksamkeitsspanne und sollten daher öfter Pausen machen, wenn sie Reiten lernen. Stattdessen sollte der Spaß im Vordergrund stehen, damit sie langfristig eine positive Verbindung zum Reiten aufbauen. Beim Training von Fohlen verhält es sich sehr ähnlich. Ihnen sollten eher kurze Trainingseinheiten abverlangt und immer wieder freie Tage gegönnt werden. Dadurch werden Stress und Unwohlsein unwahrscheinlicher und die Chancen stehen gut, dass das Fohlen auch in Zukunft lernbereit ist und eine gute Beziehung zu Menschen aufbaut. Selbst wenn scheinbar einfache Lektionen gelernt werden, ist das junge Pferdehirn in dieser Zeit ohnehin bereits durch einen Zustand des dauerhaften Lernens gefordert.
Eine längere Reitpause wird schließlich häufig bei Schwangeren empfohlen, um kein Risiko einzugehen. Frauenärzt:innen können sowohl das Pferd als auch die Reitfähigkeiten nicht sicher beurteilen und raten daher oft schon in den ersten Schwangerschaftsmonaten vom Reiten ab, bis das Kind sicher auf die Welt gekommen ist. Wer sich jedoch absolut auf sein Pferd verlassen kann und einige Erfahrungen im Reiten und dem Umgang mit dem individuellen Tier hat, kann auch schwanger noch Zeit mit dem Pferd verbringen. In diesem Fall ist die zum Reiten notwendige Muskulatur ausgeprägt und der Körper an die besonderen Belastungen gewöhnt. Der Sport hat auch positive gesundheitliche Aspekte, da durch die körperliche Betätigung unter anderem der Blutdruck gesenkt und die Rückenmuskulatur gestärkt wird. Die Schwangere sollte sich dennoch selbstkritisch die Risiken bewusstmachen. Sobald man ängstlich wird oder sich nicht mehr wohlfühlt, sollte man mit dem Reiten besser bis nach der Geburt warten. Eine feste Angabe in Wochen oder Monaten gibt es nicht.
Ist dein Pferd trächtig? Dann beachte, dass Training und Pausenzeiten anders gestaltet werden müssen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema „Pferdetraining: Pausen machen“
Wie erkenne ich, dass mein Pferd Pause braucht?
Schnell lässt sich erkennen, dass dein Pferd eine Pause braucht, wenn es körperlich auf das Training reagiert. Die offensichtlichsten Reaktionen sind eine flache und hektische Atmung.
Genauso können langsame Reaktionen und geringe Aufmerksamkeit ein Zeichen dafür sein, dass es Zeit für eine Pause ist.
Wieso ist Pausemachen so wichtig?
Während des Trainings soll das Pferd gefordert, aber nicht überfordert werden. Hierfür sind ausreichende Erholungsphasen sehr wichtig, wenn man einen langfristigen Trainingseffekt erzielen möchte. Die Länge und Häufigkeit der Pausen variiert natürlich von Pferd zu Pferd und muss individuell angepasst werden.
Wie sieht eine gute Pause aus?
Gute Pausen orientieren sich am Pferd und können daher ganz unterschiedlich ausfallen. Dafür braucht es Erfahrung und eine gute Beziehung zum Pferd als Basis. So können sowohl lange als auch kürzere Pausen sinnvoll sein. Aber auch die unterschiedliche Art des Trainierens mit positiven oder negativen Verstärkern wirkt sich auf die optimale Gestaltung von Pausen aus. Erholungspausen sind für Pferde, die mit negativer Verstärkung, wie z.B. der Gerte trainiert werden, ideal. Bei positiv verstärktem Training, wirkt sich eine Erholungspause eher nachteilig aus. Da sollte die Pause aus einer aktiveren Entspannung, wie z.B. einer Massage, bestehen.