Bestimmt gehört die Aufwärmphase oder Lösephase (auch als Lösungsphase bekannt) zu deinem Training dazu, wie ein anschließendes Cool-down. Eine gut durchgeführte Aufwärmphase schützt dein Pferd zum Beispiel vor Verletzungen und bereitet es auf das anschließende Training vor. Die Cool-down-Phase hilft beispielsweise dabei, dass sich Stoffwechsel, Blutdruck und Atmung nach dem Training wieder normalisieren können. Doch wieso genau ist das Aufwärmen so wichtig und wie kannst du die Warm-up-Phase abwechslungsreich gestalten? In diesem Artikel liest du mehr über die Hintergründe und bekommst Anregungen für eine vielseitige Aufwärmphase.
Warum muss man Pferde warmreiten?
Eine optimal gestaltete Aufwärmphase beugt Verletzungen vor. Durch sanfte Bewegungen und Übungen erwärmen sich Muskeln, Bänder und Sehnen langsam und schonend und können sich auf die bevorstehende Belastung vorbereiten. Verzichtest du auf die Aufwärmphase oder wählst du sie zu kurz, kann es zu Verspannungen oder Zerrungen kommen.
Durch entsprechendes Aufwärmen kommen Herz und Kreislauf in Schwung. Außerdem entsteht dabei Gelenkschmiere, die die Gelenke beim anschließenden Training schont. Als Bonus kann sich die Muskulatur auf das Training einstellen. So gewöhnt sich die Muskulatur an den Wechsel von An- und Entspannung. Das ist auch für den Muskelaufbau bei Pferden wichtig. Ebenso bereiten sich die Gelenke durch das sanfte Dehnen und Beugen in der Aufwärmphase auf das anstehende Training vor.
Doch ähnlich wie für uns Menschen ist auch für Pferde nicht allein der Körper entscheidend. Auch mental ist die Aufwärmphase hilfreich. Denn das Pferd baut mithilfe der lösenden Übungen in der Aufwärmphase Anspannung ab und kann sich später besser auf das Training konzentrieren.
Entscheidend für die positiven Effekte der Aufwärmphase ist nicht allein, dass sie überhaupt stattfindet, sondern ebenfalls wichtig ist, wie lange sie dauert.
Wie lange Pferde aufwärmen?
Ein grober Richtwert liegt bei 15 bis 20 Minuten, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab:
- Außentemperatur: Je kälter es ist, desto länger solltest du die Aufwärmphase gestalten.
- Alter des Pferdes: Je älter das Pferd, desto länger solltest du es aufwärmen.
- Intensität des auf die Aufwärmphase folgenden Trainings: Je intensiver du planst zu trainieren, desto ausgiebiger sollte deine Aufwärmphase ausfallen. Bei einem Intervalltraining mit Pferden sollte man anders aufwärmen als bei einem entspannten regulären Training.
- Intensität der Bewegungsmöglichkeiten im Alltag: Je mehr Bewegungsmöglichkeiten das Pferd im Alltag hat, beispielsweise bei der Weidehaltung, desto kürzer kann die Aufwärmphase ausfallen.
Aufgrund dieser Einflussfaktoren ergibt sich eine unterschiedliche Dauer der Aufwärmphase. Selbst bei ein und demselben Pferd kann die Dauer der Aufwärmphase variieren. Entscheide entsprechend der für dein Pferd gültigen Einflussfaktoren und nimm dir auf jeden Fall ausreichend Zeit, dein Pferd aufzuwärmen. Beobachte dein Pferd und nimm bewusst wahr, wann es lockerer wird. Schau ruhig auf die Uhr, dass du deine eigenen Erfahrungswerte sammelst und eine ganz individuelle Aufwärmphase für euch gestalten kannst. So startest du entspannt in dein Training und beugst Stress und Anspannung vor. Diese bergen viele Risiken, beispielsweise können sie zu ungesundem Zähneknirschen beim Pferd führen.
Doch die Dauer der Aufwärmphase ist noch nicht alles, was du berücksichtigen solltest. Denn Aufwärmen ist nicht gleich Aufwärmen. Vielfach wird Warmreiten im Schritt empfohlen. Das ist eine gute Basis für jede Lösephase. Doch es ist nur eine Möglichkeit von vielen. Du hast es in der Hand, die Phase des Warmwerdens interessant und besonders förderlich für dein Pferd zu gestalten.
Warm-up-Übungen
Verschiedenartige Warm-up-Übungen machen die Aufwärmphase nicht nur abwechslungsreicher. Sie sorgen im Idealfall dafür, dass unterschiedliche Muskelgruppen, Gelenke, Sehnen und Bänder verschieden stark beansprucht und damit aufgewärmt werden.
Grundsätzlich sollten Aufwärmübungen leicht und anstrengungslos auszuführen sein. So gerät dein Pferd nicht in Gefahr, sich vor dem eigentlichen Training zu verausgaben oder zu verspannen. Denn wichtig ist, dass dein Pferd sich während der Aufwärmphase entspannen kann und locker wird. Nicht umsonst heißt die Aufwärmphase treffenderweise auch Lösephase.
Aufwärmrunde im Schritt
Das Aufwärmen im Schritt ist der Klassiker unter den Aufwärmübungen. Das ist eine gute Möglichkeit, dein Pferd aufzuwärmen. Noch besser jedoch ist es, wenn du es zunächst unbelastet durch die Last eine:r Reiter:in bewegst.
Zu Beginn 5 bis 10 Minuten führen
Du tust deinem Pferd etwas Gutes, wenn es zunächst einige Minuten ohne Reitergewicht gehen darf. Die Muskulatur, Atemwege, Sehnen und der ganze Stoffwechsel gewöhnen sich so ganz allmählich an die anstehende Belastung.
Besonders im Winter oder bei älteren Pferden kann dieser Start in die Lösephase besonders sanft und wohltuend sein. Der angenehme Nebeneffekt: Durch das Gehen wirst auch du dich automatisch aufwärmen. Wieso das wichtig ist, beantworten wir hier: Warum ist das Aufwärmen für Reiter wichtig?
Ein Radiobeitrag mit Dr. Garlipp von den Uelzener Versicherungen zum Thema Kolik und Pferde im Winter. Im Dezember 2023 und Januar 2024 unter anderem ausgestrahlt auf den Radiosendern Donau 3 FM, Radio Schlagerparadies, ROCK ANTENNE Hamburg und Radio Frankfurt.
Vorwärts – abwärts
Das Gehen im Vorwärts-abwärts ist eine gute Möglichkeit des Aufwärmens. Das Pferd, dehnt, streckt und entspannt sich. Lass also dein Pferd im Vorwärts-abwärts gehen. Achte dabei jedoch darauf, dass ihr das Vorwärts-abwärts Reiten beherrscht. Fehlerhaftes Vorwärts-abwärts kann Verkrampfungen und eine Überlastung der Vorhand zur Folge haben. Beherrschst du es, kann es jedoch hervorragend zur Lösephase vor deiner Trainingseinheit beitragen.
Tempounterschiede
Ist dein Pferd ein wenig aufgewärmt, kannst du etwas mehr Abwechslung hineinbringen. Das tut sowohl Körper als auch Kopf gut. Eine gute Möglichkeit sind Tempiwechsel. Variiere das Tempo in den verschiedenen Gangarten. Achte hier besonders darauf, dass du dein Pferd während des Aufwärmens nicht zu sehr belastest.
Handwechsel
Handwechsel führen zu abwechslungsreichem Aufwärmen. Außerdem werden Muskeln und Gelenke in verschiedene Richtungen gedehnt. Das hilft beim Aufwärmen.
Gangartenwechsel
Gegen Ende der Aufwärmphase kannst du Gangartenwechsel einsetzen. Von einer langsameren Gangart in eine schnellere und wieder zurück. Damit wird die Lösephase abwechslungsreicher für Körper und Geist.
Linien und Zirkel
Mit zunehmendem Aufwärmen kannst du immer enger werdende Linien und Zirkel reiten und dabei die Zügel immer ein bisschen mehr aufnehmen und dein Pferd Stück für Stück mehr versammeln.
Schlangenlinien
Schlangenlinien sind eine schöne Möglichkeit des Aufwärmens. Sie bringen Abwechslung in diese manchmal etwas eintönige Phase des Reitens. Zusätzlich tragen sie dazu bei, dass Muskeln, Gelenke und Bänder in verschiedene Richtungen gedehnt werden. Beginne dazu mit großzügigen Schlängellinien durch die gesamte Bahn, die allmählich immer kleiner werden.
Nun hast du eine ganze Reihe Ideen, wie du dein Pferd durch eine abwechslungsreiche und wohltuende Aufwärmphase bewegen kannst. So hast du die ideale Basis für eine hoffentlich erfolgreiche und schöne Trainingseinheit gelegt.
So wichtig wie das Aufwärmen zu Beginn, so ist das Abwärmen oder die Cool-down-Phase am Ende deines Trainings.
Cool-down-Phase
Zur Abwärmphase gehört das Austraben und anschließende Im-Schritt-Gehen. Falls du es beherrscht, tut deinem Pferd das Reiten im Vorwärts-abwärts gut. Das Abwärmen führt zur Beruhigung des Stoffwechsels. Atmung und Blutdruck normalisieren sich wieder. Besonders wichtig ist die Cool-down-Phase für Pferde bei Hitze.
Außerdem unterstützt das Abwärmen den Abbau des bei einer starken Belastung möglicherweise entstandene für das Pferd schädliche Lactats. Lactat ist ein Abfallprodukt, das zur Übersäuerung führt. Wird Lactat nach dem Training nicht abgebaut, kann es zu Muskelschädigungen kommen. Lactat abzubauen braucht Zeit. Man muss mit 30 bis 60 Minuten rechnen. Mit einer moderaten Bewegung, wie wir sie beim Abwärmen durchführen, kann sich dieser Zeitraum um 50 % verkürzen. Das ist doch eine wirklich starke Motivation für eine ausgiebige Cool-down-Phase.
Fazit
Aufwärmen ist nicht nur notwendig, sondern kann auch wirklich Freude machen. Mit abwechslungsreichen Übungen sorgst du für die optimale Vorbereitung deines Pferdes vor dem Start ins Training. Mit der Cool-down-Phase zum Schluss gibst du deinem Training einen guten Rahmen und sorgst für möglichst gesundes und schonendes Arbeiten. Falls du dich fragst, was du noch für ein besonders wirkungsvolles Training tun kannst, dann schau dir mal unseren Artikel übers Pausen machen an. Pausen sind nämlich ähnlich wichtig wie gut gestaltetes Aufwärmen und Abwärmen.