Dank liebevoller Fürsorge, artgerechter Ernährung und medizinischer Vorsorge erreichen Katzen ein immer höheres Alter. Mit den Lebensjahren nehmen jedoch kleine und größere gesundheitliche Beschwerden zu, darunter die zumeist altersbedingte Demenz, auch kognitives Dysfunktionssyndrom genannt. Wir klären über die häufigsten Symptome auf und zeigen, wie du deinem dementen Stubentiger mit einer Kombination aus multimodaler Therapie und Pflege im Alltag helfen kannst.
Kognitive Störungen bei alternden Katzen
Wenn eine Katze dement wird, bedeutet das, dass ihre geistigen Fähigkeiten nach und nach abnehmen. Der Begriff Demenz stammt aus der Humanmedizin. In der Veterinärmedizin spricht man eher von der kognitiven Dysfunktion oder dem kognitiven Dysfunktionssyndrom, häufig mit CDS (Cognitive Dysfunction Syndrome) abgekürzt. Beide Begriffe beziehen sich auf eine fortschreitende und irreversible kognitive Degeneration. Doch es gibt Unterschiede zwischen dementen Menschen und dementen Tieren – sowohl was die Ursachen und zugrundeliegenden Mechanismen im Gehirn betrifft als auch den Krankheitsverlauf.
Ursächlich für die Erkrankung bei Katzen sind Veränderungen im Gehirn. Das können beispielsweise Ablagerungen an Nervenzellen, degenerierendes Hirngewebe oder ein gestörter Hirnstoffwechsel sein. Dadurch treten unter anderem Beeinträchtigungen im Erinnerungs-, Orientierungs- und Lernvermögen oder beim Sehen und Hören auf. Das kognitive Dysfunktionssyndrom bei Tieren kann sich auf vielfältige Weise äußern, da die Degeneration unterschiedliche Regionen im Gehirn betreffen kann.
Erste Verhaltensänderungen bei älteren Katzen werden oft dem fortgeschrittenen Lebensalter zugeschrieben. Das ist insofern gerechtfertigt, als auch Katzen im Alter ruhiger werden oder mehr Nähe suchen. Wenn die Verhaltensänderungen aber verstärkt auftreten, ist es ratsam, mit der Katze in der Tierarztpraxis vorstellig zu werden. Mit der Uelzener Krankenversicherung für Katzen bist du vor hohen Tierarztkosten geschützt und kannst deine Katze rundum medizinisch versorgen lassen.
Katzen mit kognitiver Dysfunktion: Symptome im Überblick
Etwa die Hälfte der Katzen ab 15 Jahren zeigen Symptome der kognitiven Dysfunktion. Grundsätzlich können alle Katzen daran erkranken, unabhängig von Rasse oder Geschlecht. Auch jüngere Samtpfoten können betroffen sein.
Um die Schwere der Symptome zu erfassen, kommt beispielsweise das DISHAAL-Tool zum Einsatz, das zur Diagnose von kognitiver Dysfunktion bei Hunden entwickelt wurde. DISHAAL ist ein Akronym, das für die englischen Begriffe Disorientation (Desorientierung), Social Interactions (soziale Interaktionen), Sleep/Wake Cycles (Schlaf-/Wach-Zyklen), House-soiling (Hausunreinheit), Activity (Aktivität), Anxiety (Angst) und Learning and Memory (Lernen und Gedächtnis) steht. Das Akronym wird auch bei der Diagnostik für Katzen verwendet, jedoch ist hierfür bereits eine abweichende Form entwickelt worden, die speziell bei Samtpfoten angewandt werden kann. Gemeint ist VISHDAAL, mit dem die für Katzen typische Symptome der Demenz zusammengefasst werden:
- Erhöhte Lautäußerung – „Excessive Vocalisation“: Die Katze miaut beziehungsweise schreit häufiger und macht durch Laute auf sich aufmerksam, besonders nachts.
- Veränderte Interaktion –„Alteration in Interactions“: Sowohl Menschen als auch anderen Tieren gegenüber verhält sich die Katze anders als gewohnt und versucht beispielsweise, mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es kann aber auch zu erhöhter Aggression kommen.
- Veränderter Schlaf-/Wach-Zyklus – „Changes in the sleep-wake cycle”: Die Katze schläft mehr, schlecht oder sehr unregelmäßig.
- Unreinheit – „House-soiling“: Es kommt zum Verlust der Stubenreinheit. Statt im Katzenklo verrichtet die Samtpfote ihr Geschäft an anderen Stellen in der Wohnung.
- Desorientierung – „Disorientation“: Die Katze weiß nicht, wo Katzennapf oder Katzenklo stehen und läuft orientierungslos in ihrer eigentlich gewohnten Umgebung umher. Desorientierung kann auch zeitlich sein, so dass die Katze zum Beispiel vergisst, dass sie eben Futter bekommen hat.
- Veränderungen bei der Aktivität – „Alterations in Activity levels“: Die Katze läuft ziellos umher, wirkt aktiver oder zunehmend ruhiger.
- Angst – „Anxiety“: Die Samtpfote zeigt Anzeichen von Angst in Situationen, die ihr zuvor keine Probleme bereitet haben. Das kann etwa bei lauteren Geräuschen der Fall sein.
- Lernen und Gedächtnis – „Learning and Memory“: Bereits Erlerntes (Tricks o.ä.) wird nicht mehr ausgeführt und Neues nicht dazugelernt.
Diese Symptome können auf eine Demenz bei Katzen hindeuten, sofern andere körperliche Ursachen ausgeschlossen sind. Eine Heilung der Demenz ist zwar nicht möglich, aber eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können den Verlauf der Erkrankung verlangsamen.
Diagnose einer Demenz bei Katzen
Bei Auftreten eines oder mehrerer oben genannten Symptome ist es ratsam, eine Tierarztpraxis aufzusuchen. Als erstes wird zumeist eine Verhaltensanamnese durchgeführt, bei der du als Tierhalter oder Tierhalterin Fragen zum Verhalten deiner Katze beantwortest. Möglicherweise wird der Tierarzt oder die Tierärztin eine der Bewertungsskalen (beispielsweise DISHAAL oder VISHDAAL) mit dir durchgehen, um das Ausmaß der Erkrankung einschätzen zu können.
Da die beschriebenen Verhaltensänderungen bei Katzen auf eine Vielzahl an Erkrankungen zurückzuführen sein können, müssen diese zunächst ausgeschlossen werden, um Demenz beziehungsweise CDS bei der Katze sicher zu diagnostizieren. Die Untersuchungen sind daher umfangreich und beinhalten Blut- und Urinanalysen sowie unter Umständen bildgebende Verfahren.
Wird bei deiner Katze Demenz diagnostiziert, kann eine multimodale Therapie sinnvoll sein. Diese kann Maßnahmen wie medikamentöse Behandlung, eine spezielle Diät und verhaltenstherapeutische Unterstützung durch dich als Halter oder Halterin umfassen.
Praktische Tipps für den Alltag mit einer dementen Katze
Es gibt viele Möglichkeiten, den Alltag einer Katze mit Demenz so zu gestalten, dass sich das Tier wohl und sicher fühlt. Wir verraten dir, wie du deiner dementen Katze helfen kannst.
- Regelmäßige Tierarztbesuche: Regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt sind wichtig, um den Gesundheitszustand deiner Katze zu überwachen und mögliche Begleitsymptome frühzeitig zu erkennen, besonders wenn eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist.
- Angepasste Ernährung: Es kann sinnvoll sein, das Futter mit Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen, mittelkettigen Fettsäuren und anderen Supplementen anzureichern. Halte hierzu Rücksprache mit deinem Tierarzt oder deiner Tierärztin.
- Geregelte Tagesstruktur: Wiederkehrende, gleiche Abläufe und feste Strukturen helfen deiner Katze, im Alltag besser zurechtzukommen. Feste Zeiten für die Fütterung sind hier besonders wichtig.
- Ruhige Umgebung: Vermeide es, die gewohnten Alltagsgegenstände deiner Katze wie Näpfe, Katzenklos und Ruheplätze zu verändern. Füttere deine Katze immer am selben Ort.
- Stressfreier Alltag: Du solltest deiner Katze möglichst viele Ruhephasen gönnen. Das gelingt am besten, wenn du ihr mehrere Liegeplätze an ruhigen Orten in der Wohnung anbietest.
- Förderung der mentalen Aktivität: Neue Spielzeuge sowie kurze Spiel- oder Trainingseinheiten helfen dabei, die Katze geistig zu fördern und die Gehirnzellen aktiv zu halten.
- Gesicherter Freigang: Wenn deine Katze regelmäßig draußen unterwegs ist, solltest du bei fortgeschrittener Demenz für einen gesicherten Freigang sorgen, damit sie sich draußen nicht in Gefahr bringt.
- Extraportion Zuwendung: Deine Katze könnte verstärkt deine Nähe suchen. Streicheleinheiten werden ihr guttun. Möglicherweise braucht sie auch Unterstützung bei der Fellpflege, sodass du ihr durch Bürsten und Kämmen weitere Zuwendung zuteilwerden lassen kannst.
Fazit
Demenz bei Katzen ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die mit unterschiedlichen Verhaltensänderungen einhergeht. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung helfen dabei, den Verlauf zu verlangsamen. Deshalb ist es besonders wichtig, bei ersten Anzeichen in der Tierarztpraxis vorstellig zu werden. Wird bei deiner Katze eine kognitive Dysfunktion diagnostiziert, kannst du die Lebensqualität deiner Katze mithilfe einer medikamentösen Therapie, Ernährungsumstellung, einer angepassten Umgebung und geregelten Tagesstruktur erhalten.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Demenz bei Katzen
Wie sollte die Ernährung einer dementen Katze zusammengestellt sein?
Artgerechtes, hochwertiges Katzenfutter dient als Basis. Es gibt eine Vielzahl an Supplementen, die du der Nahrung zusetzen kannst. Wichtig sind unter anderem Omega-3-Fettsäuren und mittelkettige Fettsäuren. Futtersorten speziell für Senioren enthalten mitunter einige dieser Zusätze. Eine auf die Bedürfnisse deiner Katze zugeschnittene Ernährung kann helfen, den Verlauf der Krankheit zu verzögern.
Die Katze miaut nachts. Was kann ich tun, damit sie ruhiger wird und schläft?
Lautäußerungen, besonders nachts, sind ein typisches Symptom bei Katzen mit Demenz und können auch deinen Schlaf beeinträchtigen. Um die nächtliche Unruhe deiner Katze zu reduzieren, empfiehlt es sich, für gemütliche Schlafplätze zu sorgen, an denen sie sich wohlfühlt und entspannen kann. Auch sanfte Streicheleinheiten können helfen, sie zu beruhigen, wenn sie nachts miaut. Möglicherweise macht ihr auch die Desorientierung zu schaffen – hier kannst du deine Katze unterstützen, indem du sie zurück zu ihrem Schlafplatz bringst. Wenn diese Maßnahmen nicht zur Verbesserung führen, können nach Absprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin auch Medikamente eingesetzt werden, um den Schlafrhythmus der Katze wiederherzustellen.
Wie funktioniert Gehirnjogging bei Katzen?
Das Gehirn einer dementen Katze lässt sich auf unterschiedliche Weise anregen. Schon einfache Spiele, die den Jagdinstinkt wecken, wie das Spielen mit einer Katzenangel, können helfen. Auch Snackbälle, bei denen sich die Katze ihr Trockenfutter selbst erarbeitet, oder Intelligenzspielzeuge sind gut geeignet, um die körperliche und geistige Aktivität zu fördern.