Wenn jungen Kätzchen ein Missgeschick passiert, lässt sich leicht darüber hinwegsehen. Wie Menschenkinder müssen auch sie erst lernen, rechtzeitig die Toilette aufzusuchen, wenn sie mal müssen. Wie das geht, lernen sie normalerweise von ihrer Mama. Ein großes Problem stellt das Sauberkeitstraining von Katzen in der Regel nicht dar, da die Tiere von Natur aus sehr reinlich sind und ihre Notdurft bevorzugt dort verrichten, wo sie sich sonst nicht aufhalten und wo sich alles gut verscharren lässt. Die Katzentoilette wird aus diesem Grund normalerweise bereitwillig akzeptiert. Doch was, wenn Katzen, die bereits stubenrein waren, plötzlich anfangen, überall hin zu pinkeln? Welche Ursachen es dafür geben kann und wie man das Problem in den Griff bekommt, verraten wir dir in diesem Artikel.
Urinieren vs. Markieren: Der feine Unterschied
Bevor wir uns damit befassen, woher plötzliche Unsauberkeit bei Wohnungskatzen kommen kann, ist es wichtig, zwei Phänomene zu unterscheiden: Markieren und Unsauberkeit. Das Markieren ist ein natürliches Verhalten, bei dem kleine Mengen Urin abgesetzt werden, um das Revier zu kennzeichnen. Auch zur Bewältigung von Stresssituationen und bei unklaren Revierverhältnissen innerhalb einer Wohnung kann das Markieren der Katze als Werkzeug dienen, um sich selbst zu beruhigen und sicherer zu fühlen. Unkastrierte Kater zeigen durch Markieren außerdem ihre Paarungsbereitschaft an.
Beim Markieren werden häufig nur ein paar Spritzer abgesetzt. Es geht nicht darum, die Blase zu entleeren, sondern die eigene Duftnote zu hinterlassen. Wenn die Katze überall hinpinkelt, um sich tatsächlich zu erleichtern, ist das etwas anderes. Das erkennt man allein schon am Ausmaß des Missgeschicks.
Ob Pfütze in der Zimmerecke oder nasser Fleck auf dem Lieblingssessel – unerwünscht ist Unsauberkeit bei Katzen in jedem Fall. Katzenurin ist von einem beißenden Geruch gekennzeichnet, der sich insbesondere aus textilen Oberflächen nur schwer beseitigen lässt. Umso wichtiger ist es, die Ursachen für das Verhalten schnell zu ermitteln und Abhilfe zu schaffen.
Medizinische Ursachen für Unsauberkeit bei Katzen
Während man noch mit der Entfernung des letzten Malheurs beschäftigt ist, kreisen die Gedanken bereits darum, warum die einst stubenreine Katze neuerdings überall hinpinkelt. Bevor man psychologische oder verhaltensbedingte Ursachen sucht, sollte an erster Stelle stehen, mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Häufige Auslöser für unkontrolliertes Pinkeln außerhalb der Katzentoilette sind:
- Harnwegserkrankungen, z.B. Blasenentzündungen, Harnsteine
- Schmerzen beim Urinieren
- Hormonelle Veränderungen
- Altersbedingte Beschwerden, z.B. Einschränkungen der Mobilität oder der Sinne
Sobald klar ist, dass die Unsauberkeit kein Versehen war, sondern immer wieder auftritt, empfiehlt es sich, mit der Katze in der Tierarztpraxis vorstellig zu werden, um herauszufinden, ob möglicherweise eine Erkrankung dahintersteckt. Insbesondere Harnwegserkrankungen können es dem Tier sehr schwer machen, ihre Notdurft auf gewohnt kontrollierte Weise zu verrichten. Liegt ein Harnwegsinfekt vor, äußert sich das in vielen Fällen dadurch, dass die Katze häufig kleinere Mengen Urin absetzt, auch an Orten, an denen sie normalerweise nicht hinpinkelt. Hier liegt eine Form der Inkontinenz vor, das heißt, die Katze kann die Entleerung der Blase nicht mehr kontrollieren. Miaut sie laut beim Wasserlassen, krümmt sie sich oder leckt sie sich vermehrt im Bereich der Genitalien, deutet das auf Schmerzen hin.
Auch hormonelle Veränderungen, etwa bedingt durch eine Überfunktion der Schilddrüse, oder Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus können ursächlich für Unsauberkeit oder Inkontinenz sein. So neigen Diabetiker-Katzen zu einer erhöhten Wasseraufnahme, was wiederum bedeutet, dass sie mehr Wasser lassen müssen. Das kann Unsauberkeit begünstigen.
Insbesondere bei älteren Katzen sind nachlassende Sinneskräfte sowie reduzierte Mobilität häufig Grund dafür, dass sie vermehrt außerhalb der Katzentoilette urinieren. Ältere Katzen mit Arthrose beispielsweise meiden manchmal das Katzenklo, weil es schwer zugänglich für sie ist. Tiere, die sich aufgrund altersbedingter Sehschwäche oder krankhafter Veränderungen an den Augen nicht mehr so gut in der Wohnung orientieren können, haben mitunter schlicht Probleme, die Katzentoilette rechtzeitig zu finden.
Die körperlichen Ursachen für Unsauberkeit können vielfältig sein, daher ist es wichtig, das Verhalten der Katze genau zu beobachten und im Zweifel tierärztlichen Rat einzuholen. Mit einer Katzenkrankenversicherung bist du vor hohen Kosten geschützt, sollte eine Behandlung erforderlich sein.
Stressbedingtes Urinieren bei Katzen
Nicht immer liegen körperliche Ursachen vor, wenn die Katze überall hinpinkelt. Auch Stresssituationen, Langeweile, Frust oder Einsamkeit können dazu führen, dass der Stubentiger den Gang zur Katzentoilette verweigert.
Ein Umzug beispielsweise stellt eine enorme Umstellung für Haustiere dar. Kannte die Katze zuvor jeden Winkel der Wohnung, riecht nun plötzlich alles fremd und kein Möbelstück scheint mehr da zu stehen, wo es hingehört. Die Katzentoilette muss erst einmal gefunden und in neuer Umgebung „eingeweiht” werden. Es kann eine Weile dauern, bis sich neue Routinen ausgebildet haben. Ein paar fehlplatzierte Toilettengänge nach einem Umzug sollte man nicht überbewerten. Wichtig ist, der Katze ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und sie zu ermutigen, auch im neuen Zuhause das Geschäft im Katzenklo zu erledigen.
Bei anhaltender Unsauberkeit sollte man allerdings überlegen, ob vielleicht psychische Belastungen vorliegen, die über kurzfristige Unsicherheiten hinausgehen. Entgegen verbreiteter Mythen ist es keineswegs so, dass Katzen aus Boshaftigkeit, Eigensinn oder gar Rache irgendwo hinpinkeln, wo sich sonst Herrchen oder Frauchen bevorzugt niederlassen. Vielmehr kann Unsauberkeit ein Zeichen sein, dass sich die Katze unwohl fühlt und gerade deshalb verstärkt die Nähe ihrer Menschen sucht. Auf dem Lieblingssessel der Bezugsperson riecht es natürlich auch besonders stark nach diesem Menschen, was der Katze ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln kann. Schimpfen bringt also gar nichts. Stattdessen gilt es, die Katze zu beobachten, um zu verstehen, wann sie das unerwünschte Verhalten zeigt, und so der Ursache auf die Spur zu kommen. Bevor man allzu tiefenpsychologische Überlegungen anstellt oder gar einen Termin beim Katzentherapeuten vereinbart, lohnt es sich, erst einmal komplizierte Auslöser zu eliminieren. Erster Anlaufpunkt bei der Detektivarbeit: die Katzentoilette.
Unsaubere Katze? Auf Spurensuche im Katzenklo
Katzen haben ihren eigenen Kopf und sind mitunter ganz schön pingelig, wenn es um die Katzenausstattung geht. Der Futternapf ist zu tief, die Wasserschale klappert unangenehm und der Kratzbaum ist so langweilig, da nutzt der anspruchsvolle Stubentiger von heute doch lieber den Wohnzimmerschrank als Kletterwand. Ganz besonders sensibel reagieren manche Samtpfoten, wenn die Katzentoilette nicht ihren Vorstellungen entspricht. Das kann sich auf die Konstruktion des Modells beziehen, auf die verwendete Streu, aber auch auf die Umgebung. Ein Überblick, was alles schieflaufen kann:
- Offene oder geschlossene Katzentoilette: Katzentoiletten mit Haube sind bei vielen Haltern beliebt, da die Streu im Behälter bleibt und beim Scharren nicht so sehr rings um die Schale verteilt wird. Auch Gerüche breiten sich weniger stark aus. Nachteil: Nicht alle Katzen mögen geschlossene Katzentoiletten. Manche Stubentiger haben ihre Umgebung auch beim Pinkeln lieber im Blick und bevorzugen daher offene Modelle. Bewegungseingeschränkte Tiere können zudem Schwierigkeiten haben, in die Katzentoilette und wieder heraus zu gelangen.
- Zu hoher Einstieg: Katzen, die altersbedingt oder aufgrund von Krankheit oder einer Verletzung in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können Probleme damit haben, zu hohe Toilettenränder zu überwinden. Es empfiehlt sich in dem Fall, ein Modell mit einem niedrigen Einstieg zu wählen oder den Einstieg mit einer Rampe oder sonstigen Hilfskonstruktion zu erleichtern.
- Falsche Streu: Wer schon mal in einem Tiergeschäft Katzenstreu gekauft hat, weiß: Die Auswahl ist riesig. Von klumpend bis nicht klumpend, von naturbelassen bis duftend, von klassischer Mineralstreu bis hin zu Biostreu aus pflanzlichen Fasern – für jede Vorliebe gibt es das richtige Granulat. Die Herausforderung kann darin bestehen, die Vorliebe der eigenen Katze zu ermitteln. Hier hilft nur Ausprobieren.
- Ungeeigneter Standort: Auch Katzen haben gern ihre Ruhe, wenn sie ihr Geschäft erledigen. Das sollte bei der Standortwahl für die Katzentoilette Berücksichtigung finden. Stark frequentierte Bereiche wie der Flur oder Gemeinschaftsräume sind eventuell weniger geeignet.
- Mangelnde Sauberkeit: Wird die Katzentoilette nicht oft genug gereinigt, kann das dazu führen, dass die Katze sich nicht mehr hineinbegeben mag. Die Toleranzgrenze variiert von Tier zu Tier. Während die eine Katze bereits bei kleinen Verunreinigungen den Toilettengang verweigert, sind andere entspannter. Dennoch: Wenigstens einmal täglich sollte das Katzenklo gesäubert werden.
Grundsätzlich gilt: Benutzt die Katze ihre Toilette zuverlässig, ändert man am besten nichts. Experimente wie eine neue Einstreu, ein gänzlich anderes Katzenklo-Modell oder ein anderer Standort können dazu führen, dass die Katze ihr Örtchen nicht mehr gerne benutzt und sich stattdessen lieber eine andere Stelle zum Pinkeln sucht. Am liebsten erledigen Katzen ihr großes und kleines Geschäft übrigens in zwei separaten Katzentoiletten. Und wer mehrere Katzen hält, sollte mindestens für jedes Tier ein eigenes Katzenklo zuzüglich einer Extratoilette bereithalten.
Fazit
Wenn Katzen überall hinpinkeln, kann das viele Ursachen haben. Medizinische Probleme wie Harnwegserkrankungen, Stoffwechselstörungen oder eingeschränkte Mobilität können ebenso dahinter stecken wie Stress oder Langeweile. Wer aufmerksam hinschaut, kann die Ursache in den meisten Fällen erkennen und gezielt handeln. Mit etwas Geduld, Verständnis und gegebenenfalls tierärztlicher Hilfe lässt sich das Problem fast immer dauerhaft lösen. In schwierigen Fällen, wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden, lohnt sich mitunter eine professionelle Verhaltensberatung. Fachleute können helfen, individuelle Stressfaktoren zu identifizieren und passende Maßnahmen zu entwickeln.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Unsauberkeit bei Katzen
Pinkelt meine Katze aus Protest?
Nein. Katzen handeln nicht aus Trotz oder um sich bei ihren Menschen zu rächen. Unsauberkeit ist fast immer ein Ausdruck von Stress, Unwohlsein oder einem medizinischen Problem. Statt mit Ärger zu reagieren, ist es wichtig, ruhig zu bleiben, der Katze ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und das Verhalten des Tieres zu beobachten, um der Ursache auf die Spur zu kommen.
Wie erkenne ich, ob es sich um Markieren oder normales Urinieren handelt?
Beim Markieren hinterlässt die Katze nur kleine Mengen Urin, meist an senkrechten Flächen und mit zitterndem Schwanz. Beim Urinieren entstehen in der Regel größere Pfützen auf horizontalen Flächen, wobei insbesondere bei Harnwegserkrankungen oft kleine Urinmengen über die Wohnung verteilt hinterlassen werden.
Was bedeutet es, wenn die Katze neben die Toilette uriniert?
Das kann ein Zeichen sein, dass ihr etwas an der Toilette nicht passt, z. B. die verwendete Streu, mangelnde Sauberkeit, der Standort oder die Art des Zugangs.
Kann eine Katze aus Langeweile unsauber werden?
Unterforderung, mangelnde Reize oder fehlende Aufmerksamkeit können zu Frust führen, der durch Unsauberkeit zum Ausdruck kommen kann. Besonders bei Einzelkatzen in reiner Wohnungshaltung kann das ein Faktor sein.
Hilft eine zweite Katze gegen Unsauberkeit?
Nicht in jedem Fall. Eine Zweitkatze kann gegen Langeweile helfen, aber auch Stress auslösen. Das hängt vom Charakter, Alter und Revierverhalten ab.
Was ist der beste Weg, um Urin richtig zu entfernen?
Katzenurin sollte so schnell wie möglich entfernt werden. Zunächst kann man die Flüssigkeit mit Krepp oder Küchenrolle aufwischen, danach rückt man dem entstandenen Fleck und Geruch mit einem neutralisierenden Mittel zuleibe. Dafür kann man zum Beispiel Essigessenz oder Enzymreiniger verwenden. Wichtig ist, die Verunreinigung wirklich zu beseitigen, statt nur den Geruch zu überdecken. Wird der Geruch nicht vollständig neutralisiert, kann es passieren, dass die Katze immer wieder an der gleichen Stelle pinkelt.
Ist Unsauberkeit heilbar?
Unsauberkeit ist per se keine Krankheit, sondern ein Anzeichen, dass etwas im Argen liegt. In den meisten Fällen gilt: Sobald die Ursache erkannt und behoben ist, stellen Katzen das Verhalten dauerhaft ein. Wichtig sind Geduld, Verständnis und manchmal professionelle Unterstützung durch den Tierarzt oder die Tierärztin beziehungsweise Fachleute für Katzenverhalten.
Wie viele Katzentoiletten brauche ich?
Die Faustregel lautet: Anzahl der Katzen + 1. Also bei zwei Katzen mindestens drei Toiletten, die möglichst an ruhigen Orten ohne Durchgangsverkehr platziert sind.
Ab wann sollte ich zum Tierarzt?
Du solltest in die Tierarztpraxis gehen, wenn das unsaubere Verhalten plötzlich auftritt, die Katze auffällig oft aufs Klo geht, beim Urinieren miaut oder sich putzt, als hätte sie Schmerzen. Auch Blut im Urin oder Inkontinenz sind Alarmzeichen, die einen Besuch beim Tierarzt oder der Tierärztin erforderlich machen.