Olympiasiegerin Julia Krajewski auf ihrem Pferd Nickel.
Tipps für den Alltag

Unterwegs auf Turnier: Was bei Julia Krajewski immer mit ins Gepäck muss

16.09.2025

Wenn Julia Krajewski ein Turnier ansteuert, dann ist das mehr als nur ein sportliches Event. Es ist ein logistisches Großprojekt, bei dem Pferde, Menschen, Ausrüstung und Abläufe perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen. Als Olympiasiegerin im Vielseitigkeitsreiten weiß sie genau, was es braucht, damit Mensch und Tier unter Wettkampfbedingungen ihre beste Leistung abrufen können. Und das beginnt – wie so oft im Pferdesport – mit sorgfältiger Vorbereitung. Wir haben mit Julia über ihre Check-Listen und Routinen gesprochen und verraten dir, was beim Reisen mit Pferd keinesfalls fehlen darf. 

Schritt-für-Schritt-Vorbereitung für die Anreise zum Reitturnier

„Bevor ich überhaupt mit dem Packen beginne, gehe ich in Gedanken die einzelnen Disziplinen durch“, sagt Julia. „Ich überlege: Was brauche ich für die Dressur, fürs Springen, fürs Gelände? Und was muss dann konkret ans Pferd?“ Dieser systematische Ansatz hilft ihr dabei, nichts zu vergessen und jedem ihrer Pferde genau das zu bieten, was es braucht. 

Je nach Disziplin kann sich das Equipment stark unterscheiden – von der Trense über die Gebisswahl bis zur Schabracke. Julia ergänzt: „Manche Pferde laufen in der Dressur mit einem anderen Gebiss als im Gelände. Das muss vorher klar sein.“  

Natürlich packt Julia nicht allein. Ihr Team ist perfekt eingespielt. Alle arbeiten mit festen Strukturen und unterstützen die Vorbereitung auf ihre Weise.  Für jede Turnierkiste und jeden Sattelschrank gibt es in Julia Krajewskis Team eine eigene Packliste. Die Pflegerinnen wissen genau, was wohin gehört. Das spart nicht nur Zeit, sondern bringt auch Sicherheit in stressigen Momenten. Nur wer sich darauf verlassen kann, dass das Team im Hintergrund alles im Griff hat, kann sich komplett auf die Herausforderungen des anstehenden Wettbewerbs konzentrieren.

Das gehört für jedes Pferd ins Gepäck:

  • Gebisse, Trensen und Schabracken, jeweils disziplinspezifisch
  • Genügend Decken in verschiedenen Stärken (leicht bis dick gefüttert)
  • Transportgamaschen und ggf. Hufglocken
  • Ersatzhalfter und Stricke
  • Handschuhe (nicht nur für den Reiter, auch hilfreich im Umgang mit nervösen Pferden)
  • Erste-Hilfe-Set fürs Pferd inklusive Fieberthermometer
  • Turniertrense, Turniersattel und Beinschutz
  • Putzzeug: Kardätsche, Striegel, Hufkratzer, Schwamm
  • Dokumente: Pferdepässe, Impfnachweise, ggf. internationale Reisedokumente vom Veterinäramt

„Das Fieberthermometer habe ich immer griffbereit“, betont Julia. „Gerade vor internationalen Turnieren wird die Temperatur regelmäßig gemessen. Das ist Vorschrift und hilft, den Gesundheitszustand engmaschig im Blick zu behalten.”

Das richtige Futter beim Pferdetransport: Mash, Heunetze und Trinkpausen

Ein zentrales Thema bei jeder Turniervorbereitung ist das Futtermanagement. „Unsere Pferde bekommen auf dem Turnier exakt das Gleiche wie zu Hause – das gibt ihnen Sicherheit“, sagt Julia. Das heißt: Kraftfutter, Zusatzfutter, Heu und Stroh kommen in exakt abgestimmter Menge mit.

Immer dabei:

  • Grundfutter (Heu, Stroh)
  • Kraftfutter plus Zusatzfutter im separaten Korb
  • Mash (für abends – ein tägliches Ritual)
  • Eimer, Wasserkanister, Messbecher
  • Elektrolyte für lange Fahrten

Gerade bei längeren Strecken über sechs Stunden plant das Team gezielt Stopps ein. Heunetze werden schon vorher vorbereitet, und nach etwa sechs bis sieben Stunden gibt’s dann sehr nasses Mash mit extra viel Wasser und Elektrolyten. So ist dafür gesorgt, dass die Pferde ausreichend Flüssigkeit aufnehmen. Kraftfutter gibt’s erst am Zielort, nicht unterwegs.

Auch Einstreu darf im Transportfahrzeug nicht fehlen. Es sollte in ausreichender Menge verwendet werden und rutschfest sein, denn – so betont Julia: „Sicherheit im Hänger hat oberste Priorität.”

Check vor Abfahrt: Struktur schafft Sicherheit

Bevor der Transporter überhaupt anrollt, wird eine detaillierte Checkliste abgearbeitet. „Ich will nicht auf der Autobahn merken, dass ein Pass fehlt oder das Mash schlecht erreichbar verstaut ist“, sagt Julia und lacht – aber der Hintergrund ist ernst: Eine gute Vorbereitung reduziert Stress, für Mensch und Tier.

Checkliste vor dem Losfahren:

  • Abfahrtszeitpunkt abstimmen (Wetter, Strecke, Tierarzt-Termin)
  • Temperatur der Pferde messen und dokumentieren
  • Welche Pferde stehen wo? Verträglichkeit und Platzbedarf prüfen
  • Alle Transportutensilien bereitlegen (Gamaschen, Halfter, Wasser)
  • Packliste vollständig durchgehen
  • Dokumente, Reisedokumente und Veterinärunterlagen einsammeln
  • Futter und Mash so verstauen, dass sie schnell zugänglich sind
  • Evtl. Routenanpassung bei Staugefahr oder extremem Wetter

Übrigens: Auch der Mensch will versorgt sein! Zwischen Stallgasse, Abreiteplatz und Prüfung bleibt selten Zeit, sich um eigene Bedürfnisse zu kümmern, deshalb ist Eigenverpflegung Pflicht. Julia nimmt immer eine gefüllte Wasserflasche, Snacks, ihre Powerbank und einen klaren Zeitplan mit.

„Ich brauche meine Ruhephasen, auch wenn sie kurz sind. Dann ziehe ich mich zurück, schaue nochmal in meine Notizen oder visualisiere den Ritt. Das gehört genauso dazu wie das Absatteln.“

Fazit

Julia Krajewski reist nicht einfach auf Turnier – sie zieht mit einem mobilen, durchdachten System los. Was von außen nach Routine aussieht, ist das Ergebnis jahrelanger Erfahrung und detaillierter Organisation. Ein eingespieltes Team mit klaren Zuständigkeiten und minutiöse Vorbereitung machen es möglich, dass sich die Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit vor Ort ganz auf das Wesentliche konzentrieren kann: auf ihr Pferd und den nächsten Ritt.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Reisen mit Pferd

Wie bereite ich mein Pferd optimal auf eine längere Fahrt vor?

Eine gute Vorbereitung beginnt lange vor der eigentlichen Reise: Gewöhne dein Pferd frühzeitig an den Transporter, falls es keine Routine damit hat. Direkt vor der Abfahrt empfiehlt es sich, das Pferd noch einmal genau anzuschauen, ggf. die Körpertemperatur zu messen und das Tier auf Verletzungen oder Auffälligkeiten zu prüfen. Wichtig: Nur mit ausreichender, rutschfester Einstreu und passendem Beinschutz fahren.

Was füttert man Pferden unterwegs – und was lieber nicht?

Heu und Wasser sollten jederzeit verfügbar sein. Kraftfutter lieber erst nach der Ankunft, nicht während der Fahrt, denn es belastet den Verdauungstrakt unnötig. Auf längeren Strecken ist ein stark mit Wasser verdünntes Mash mit Elektrolyten gut geeignet, um Flüssigkeit und Mineralstoffe auszugleichen.

Wie oft sollte man Pausen auf längeren Pferdetransporten einlegen?

Spätestens alle 4 bis 6 Stunden ist eine Pause sinnvoll, nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Pferde. Dann können Heunetze nachgefüllt, Wasser gegeben und das Mash verfüttert werden. Wenn die Fahrt länger als 8 Stunden dauert, sollten größere Ruhephasen eingeplant werden (z. B. über Nacht auf einer Zwischenstation).

Was muss ich bei internationalen Reisen mit Pferd beachten?

Neben dem Pferdepass sind mitunter zusätzliche Gesundheitsbescheinigungen vom Veterinäramt erforderlich – je nach Land unterschiedlich. Informiere dich am besten frühzeitig bei der zuständigen Behörde oder Turnierleitung. Auch Einreisezeiten, Quarantänebestimmungen oder Impfpflichten sollten beachtet werden.

Was tun, wenn ein Pferd unterwegs nervös wird oder schlecht frisst?

Je nach Charakter und Gewöhnung kann ein Pferd auf Reisen Stress zeigen. Wichtig ist, ruhig zu bleiben, viel Routine zu bieten und bewährte Abläufe beizubehalten (gleiches Futter, gleiches Heunetz, bekannte Menschen). Nervöse Pferde profitieren oft von einem ruhigen „Reisegefährten“ im Nachbarabteil. Wenn ein Pferd das Fressen einstellt, ist Aufmerksamkeit gefragt – besonders bei Hitze oder langen Fahrten. Im Zweifel ist es besser, tierärztlichen Rat einzuholen. Eine Pferdekrankenversicherung erweist sich als nützlich, wenn eine Behandlung erforderlich ist, denn sie erstattet die Kosten für die veterinärmedizinische Versorgung.

Wie organisiere ich mehrere Pferde im Transporter?

Achte auf Verträglichkeit: Manche Pferde sollten nicht nebeneinander stehen. Schwerere oder ranghohe Tiere nach hinten stellen, leichtere nach vorn. Wenn möglich, auch im LKW Ruhephasen einplanen, z. B. durch Dunkelheit, wenig Lärm und ausreichend Heu.

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