Bremsen können Pferd und Reiter richtig nerven – und schmerzhaft stechen. Zum Glück gibt’s bewährte Strategien, um die Plage einzudämmen.
Häufige Arten in Deutschland
- Regenbremse (Haematopota pluvialis): Aktiv v. a. Mai–Oktober, leiser Anflug, oft bei schwülem Wetter und auch vor/bei Regen. Lebensräume: Feuchtwiesen, Sümpfe, Gewässernähe.
- Pferdebremse (Tabanus sudeticus): Größte heimische Bremse, Hauptflugzeit Juni–August, typisches tiefes Brummen; häufig an Rinder- und Pferdeweiden.
Warum stechen Bremsen?
Nur Weibchen saugen Blut – das Eiweiß daraus brauchen sie für die Eiablage. Du triffst sie vor allem nahe Brutgebieten (Teiche, Sümpfe, Feuchtwiesen). Wärme, hohe Luftfeuchte und wenig Wind begünstigen Aktivität; Wind reduziert Anflug und Landungen messbar.
Risiken durch Stiche – was stimmt, was nicht?
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Sicher belegt: Bremsen können Equine Infektiöse Anämie (EIA) mechanisch übertragen (Blut-zu-Blut).
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Wichtiges Update zu Lyme-Borreliose: Hauptüberträger sind Zecken. Eine Übertragung durch Bremsen ist nicht hinreichend belegt; seriöse Quellen sehen dafür keine belastbare Evidenz
5 Sofort-Tipps gegen Bremsen (praxisnah)
Zeiten & Orte clever wählen
- Meide schwül-heiße Phasen des Tages; bei Wind ist es oft deutlich entspannter.
- Hotspots (Feuchtwiesen, Uferzonen) möglichst umgehen; Waldnähe ja, dicht im Wald trifft man z. B. die Regenbremse seltener.
Physischer Schutz
- Fliegendecke + Fliegenmaske: Standard für Weide & Ausritt.
- Muster wirkt: Zebrastreifen/Schachbrettmuster erschweren Bremsen das Landen – das ist experimentell belegt.
- Die „Panierschicht“ aus Staub oder Schlamm, die sich viele Pferde zulegen, ist übrigens ihre Art, den Pferdegeruch zu tarnen und Insekten abzuwehren.
Repellents korrekt anwenden
- Für Pferde verbreitet: Pyrethroide (z. B. Permethrin, Cypermethrin) in Pferde-Sprays; nicht in Augen/Schleimhäute, Hände waschen/Handschuhe nutzen. (Achtung Stallkatzen: Permethrin ist für Katzen toxisch.)
- Spezielle, mehr oder weniger riechende Abwehrmittel wirken am besten, wenn sie frisch angebrochen sind, vor allem bei ätherischen Ölen. Daher kann es sinnvoll sein, je nach benötigter Menge kleinere Flaschen zu kaufen, die aufgebraucht sind, bevor die Wirkung schwächer wird. Allerdings sollten sowohl bei ätherischen Ölen als auch bei synthetischen Wirkstoffen die Vorsichtsmaßnahmen beim Gebrauch beachtet werden.
- Für Reiter:innen: Icaridin oder DEET nach Label anwenden.
Schweiß runter – Geruchsdruck senken
- Regelmäßig Schweiß mit lauwarmem Wasser abwaschen; Schweißkomponenten und CO₂ erhöhen die Attraktivität für blutsaugende Fliegen. Die Anlockwirkung über Geruch/CO₂ ist für stechende Fliegen gut belegt.
Bremsenfallen mit Augenmaß
- Bremsenfallen können die Bremsenplage ebenso verringern. Sie locken die Bremsen mit ihrem schwarzen Ball an und diese geraten in einen Fangbehälter, aus dem es kein Entkommen gibt. Auch über längere Zeitspannen (einige Jahre) können die Fallen Wirkung zeigen, indem sie die erwachsenen Tiere wegfangen und so an einer Eiablage hindern. Wenn der „Einvorrat“ erschöpft ist und nur noch wenige Adulte übrig sind, um neue Eier zu legen, kann sich auch die Zahl der Bremsen im Umkreis verringern. Kugel-/Trichterfallen fangen Bremsen, jedoch aber auch viele Nicht-Zielarten (teils < 5 % Bremsenanteil). In einigen Regionen sind sie eingeschränkt erlaubt bzw. kritisch bewertet. Wenn überhaupt, dann selektiv und rechtlich zulässig einsetzen.
Ausreiten in der Bremsenzeit – so klappt’s
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Route: Weg von Feuchtflächen, eher luftige Strecken wählen.
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Ausrüstung: Fliegendecke, Maske, Repellents für Pferd und Reiter.
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Ruhige Phasen nutzen: je nach Wetter kühlere Abschnitte. Achtung: Regenbremsen können bis in den Abend aktiv sein.
Wann ist Schluss mit Bremsen?
In Mitteleuropa klingt die Aktivität meist ab Herbst deutlich ab; Regenbremsen fliegen je nach Witterung bis Oktober.
Fazit
Bremsen sind vor allem bei schwül-warmem Wetter und in Gewässernähe aktiv. Mit cleverer Zeit- und Routenwahl, physischen Barrieren (Fliegendecke/-maske, ggf. Muster), korrekt angewendeten Repellents und guter Hygiene kannst du den Druck deutlich senken. Ventilation/Wind reduziert Anflüge messbar; in problematischen Perioden hilft stundenweises Umstellen der Weidezeiten. Für besondere Risikopfer (z. B. IBH/Sommerekzem) gilt: Exposition minimieren, tierärztlich begleiten.
FAQ: Häufige gestellte Fragen zum Thema Bremsen beim Pferd
Sind Bremsen nachts aktiv?
Überwiegend tagaktiv mit Aktivitäts-Peaks von spätem Vormittag bis Nachmittag; je nach Art sind dämmerungsnahe Phasen möglich, echte Nachtaktivität ist die Ausnahme. Lokales Wetter (Temp./Luftfeuchte) verschiebt die Peaks.
Bringen Ventilatoren im Stall oder auf dem Putzplatz etwas?
Ja. Luftbewegung/Wind erschwert das Anfliegen und Landen blutsaugender Fliegen; für IBH-Management werden Ventilatoren explizit empfohlen. Draußen reduziert Wind die Aktivität von Tabaniden.
Helfen Knoblauch- oder Bierhefe-Zusätze gegen Bremsen?
Für eine repellent-relevante Wirkung am Pferd gibt es keine belastbaren Peer-Review-Daten. Bei Knoblauch ist dagegen eine Heinz-Körper-Anämie bei Pferden dokumentiert – daher nicht ohne tierärztliche Rücksprache füttern.
Können Bremsen die Blauzungenkrankheit (BTV) übertragen?
Nein. BTV wird in Europa durch Gnitzen (Culicoides) übertragen, nicht durch Bremsen. Aktuelle Meldungen/Vector-Nachweise stammen aus Culicoides-Fallen.
Welche Farben/Decken sind sinnvoll – hilft „Zebra“?
Tabaniden werden besonders von großen, dunklen, einfarbigen Flächen angezogen. Gebrochene Muster/„Zebra“ erschweren die Landung und senken die Zahl der Aufsitzer messbar. Entsprechend schneiden gemusterte Decken oft besser ab als einfarbig dunkle.