Hufe wird ausgekratzt, um Strahlfäule vorzubeugen.
Tiergesundheit

Strahlfäule: eine bakterielle Huferkrankung, der du vorbeugen kannst

28.12.2022

Der Pferdehuf ist hohen Belastungen ausgesetzt, denen er durch einen komplexen Mechanismus standhält. Eine Erkrankung des Strahls schränkt den gesamten Bewegungsapparat deines Pferdes ein und kann unbehandelt schwere Folgen haben. Durch sorgfältige Pflege und artgerechte Haltungsbedingungen kannst du jedoch weitgehend vorbeugen. In diesem Artikel findest du alle Informationen, die du über das Thema Strahlfäule beim Pferd wissen solltest.

Daran erkennst du den Strahl

Betrachtest du einen gesunden Pferdehuf, erkennst du ein keilförmiges Gebilde, welches sich nach vorne verjüngt. Dies ist der Strahl. Mittig und jeweils seitlich verlaufen Vertiefungen – die Strahlfurchen. Die Beschaffenheit des Strahls ist ledrig und zäh, aber flexibel: Bei Belastung dehnt sich der Strahl und federt sie dadurch vergleichbar einem Stoßdämpfer ab. Durch diesen komplexen Mechanismus wird zugleich der Blutfluss unterstützt.

Was ist Strahlfäule beim Pferd?

Auslöser für Strahlfäule sind Bakterien, die in die mittlere und anschließend in die seitlichen Furchen des Strahls eindringen. Dort zersetzen sie durch ihre Aktivität das Gewebe und lösen einen Fäulnisprozess aus. Überwiegend verantwortlich ist der Erreger Fusobacterium necrophorum, ein Spindelbakterium. In einem geeigneten Milieu vermehren sich die Bakterien und dringen weiter in das Strahlhorn vor. Der komplexe Bewegungsmechanismus des Hufes und die Elastizität werden zunehmend beeinträchtigt. Der Fäulnisprozess kann sich unbehandelt auf das gesamte Horn und die Hufwand ausdehnen. Für dein Pferd wird dies zunehmend schmerzhaft und durch die Beeinträchtigung am Huf funktioniert der dämpfende, entlastende Mechanismus nicht mehr.

Anfälligkeit des Hufstrahls

Sowohl beim Stehen als auch beim Laufen ist der Hufstrahl mit seinem abfedernden Mechanismus, dem Dehnen und Zusammenziehen, sehr gefordert. Am Boden kommt er zudem mit Erregern in Kontakt, wodurch unter bestimmten Bedingungen ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Strahls gegeben ist.

Bewegungsmangel führt dagegen zu einer eingeschränkten Blutzirkulation, worunter die Nährstoffversorgung leidet. Auf diese ist jedoch die Huflederhaut angewiesen: Sie ist an der Entstehung von neuem Hufhorn beteiligt. Mangelt es hier an Qualität, führt das zu einer höheren Belastung nebst fehlender Stütze des Strahls. Dies begünstigt das Eindringen und die Aktivität von Fäulnisbakterien.

Strahlfäule erkennen

Strahlfäulnis bemerkst du bereits frühzeitig durch optische Veränderungen in den Furchen während der Hufpflege. Beim Auskratzen kannst du feststellen, dass sie schmaler als üblich wirken, eventuell auch tiefer. Durch die zersetzende Tätigkeit der Bakterien bildet sich eine dunklere, schmierige Konsistenz, die faulig riecht. Im fortschreitenden Stadium breitet sich der Fäulnisprozess von den Furchen in den umgebenden Strahl aus und es können sich Hornbereiche lösen. Mit zunehmender Zersetzung empfindet dein Pferd schließlich Schmerzen und beginnt zu lahmen. Dringen die Bakterien bis zum Ballenhorn vor, folgen entzündliche Prozesse bis hin zu den Rändern und es entstehen Ringe an der Hornwand.

Warum ist die Erkrankung so gefährlich?

Problematisch ist es für dein Pferd, wenn dem Verlauf nicht Einhalt geboten wird, da die Bakterien immer tiefer in das Horn vordringen. Das gesamte Strahlhorn ist zunehmender Fäulnis ausgesetzt; spätestens bei einer Lederhautentzündung wird dein Pferd starke Schmerzen empfinden und lahmen. Zudem werden Folgeerkrankungen begünstigt.

Mögliche Folgen

Wird die fortschreitende Strahlerkrankung nicht behandelt und der Strahl zersetzt sich, kommt es zur verstärkten Ablösung des Horns bis bin zur Freilegung der sensiblen Lederhaut, die nun schutzlos ist. Ebenso kann sich die Fäulnis auf die Hufwände und die Sohle ausdehnen. Am strapazierten Strahl und dem umliegenden Hufkomplex ist die Bildung von Wucherungen möglich; es entsteht Strahlkrebs.

Exkurs: weitere häufige Huferkrankungen

Einige weitere Huferkrankungen können im Zusammenhang beziehungsweise in Folge der Strahlfäule auftreten, aber auch andere Ursachen haben:

  • Abszess: eitrige Entzündung der Huflederhaut
  • Hufgeschwür: Zersetzung des Horns im Bereich der Sohle
  • Hufrollenentzündung: Überlastung und Entzündung der Beugesehne am Strahlbein
  • (Zehenwand-) Hornspalte: mögliche tiefe Huf-Entzündungsprozesse durch Kerbe zwischen Kron- und Tragrand
  • Hufrehe: Entzündung der Huflederhaut mit möglicher Ablösung der Hufkapsel

Ursachen einer Infektion durch Strahlfäulebakterien

Die auslösenden Fäulnisbakterien sind naturgemäß im Verdauungstrakt deines Pferdes vorhanden und werden mit dem Kot ausgeschieden. Finden sie am Boden ein feuchtes und warmes Milieu vor, vermehren sie sich und zersetzen die Ausscheidungen deines Pferdes. Dadurch können sie ebenso wie das aggressive Zersetzungsprodukt Ammoniak in Kontakt mit dem Strahl kommen. Finden die Bakterien auch in den Strahlfurchen ein geeignetes Milieu vor, können sie sich dort ebenfalls gut vermehren und ihrer zersetzenden Tätigkeit nachgehen.

Aus diesem Sachverhalt resultieren in logischer Konsequenz einige mögliche Ursachen für die Erkrankung:

  • mangelnde Stallhygiene
  • mangelndes Abäppeln im Freien – feuchte Einstreu oder feuchter Boden im Freiland
  • mangelnde Hufpflege

Weiterhin kann die Widerstandsfähigkeit des Strahls unter Bewegungsmangel leiden. Eine fehlerhafte Ernährung führt langfristig zu Störungen im Organismus – möglich sind auch solche der Hornbildung. Das erhöht ebenfalls die Anfälligkeit gegenüber Huferkrankungen. Bei Fehlstellungen wie dem Zwanghuf, einem hinten verengten Bereich des Hufes, kann die mittige Strahlfurche derart in Mitleidenschaft gezogen werden, dass sich dort Taschen bilden, die Fäulnisbakterien ein willkommenes Milieu bieten.

Hygiene und Pflege

Eine saubere und trockene Umgebung ist wichtig für dein Pferd. Es sollte weder im Stall in seinen Ausscheidungen stehen müssen noch auf einer ständig nassen, matschigen, vollgeäppelten Koppel. Zur guten Pflege und Hygiene zählt außerdem das regelmäßige Auskratzen der Hufe, die du dabei zugleich einer Inspektion unterziehen kannst. Die erforderlichen Maßnahmen durch den Hufschmied sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen.

Ernährung

Was Pferde fressen und dessen Zusammensetzung sind mit ausschlaggebend für die Qualität des gesamten Hufkomplexes. Sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung mit verschiedenen Nährstoffen kann sich auf die Widerstandsfähigkeit und Konsistenz des Strahls auswirken. Ein Mangel an Zink und Biotin kommt dafür ebenso infrage wie ein Zuviel an Eiweiß und Zucker.

Strahlfäule behandeln

Die exakte Behandlung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Eine leichte Strahlfäule im Anfangsstadium kannst du vermutlich selbst behandeln. Sicherer ist es jedoch, einen Tierarzt hinzuzuziehen, da er den Zustand des Strahls medizinisch beurteilen kann. Zur Behandlung muss der Huf von Verschmutzungen befreit und gesäubert werden, um anschließend Desinfektionsmittel wie Wasserstoffperoxid aufzutragen. Gibt es bereits faules oder gelöstes Horngewebe, ist dieses fachgerecht durch den Hufschmied oder den Tierarzt zu entfernen. Neben der Behandlung deines Pferdes selbst ist die Unterbringung zu überprüfen, um gegebenenfalls Missstände abzustellen. Auf jeden Fall sollte dein Pferd nun trocken und in sauberer Einstreu stehen.

Hausmittel zur Behandlung

Als wirksame Hausmittel um Strahlfäule zu behandeln, gelten im Anfangsstadium Kupfersulfat, allerdings nicht bei offenen Wunden, Teebaumöl, Honig und Zwiebeln, Zahnpasta oder Essig.

Wie lange dauert die Behandlung?

Der Behandlungserfolg ist in erster Linie davon abhängig, ob eventuelle Missstände für dein Pferd umgehend beseitigt werden. Demnach variiert auch die Behandlungsdauer, die zusätzlich vom Fortschritt der Huferkrankung beeinflusst wird. Im Anfangsstadium kannst du mit bis zu zwei Wochen rechnen, ein endgültiger Behandlungserfolg kann sich aber selbst bei sorgfältigem Vorgehen im fortgeschrittenen Stadium auch zehn bis elf Wochen hinziehen. Da aufwendige und langwierige Maßnahmen teuer sind, ist es sinnvoll, wenn du eine Pferde-Krankenversicherung abgeschlossen hast.

Vorbeugende Maßnahmen

Die Grundprinzipien zur Vorbeugung sind Hygiene und Pflege. Alles, was ursächlich für die Erkrankung sein kann, ist in der Haltung zu beachten. Wichtig ist vor allem die saubere und trockene Einstreu beim Pferd. Feuchtigkeit und Ausscheidungen sind kontraproduktiv. Dein Pferd benötigt regelmäßig Bewegung sowie sorgfältige Hufpflege – auch durch den Schmied – und eine ausgewogene Ernährung.
Lässt du die erforderliche Sorgfalt walten, hast du gute Chancen, der Strahlfäuleerkrankung vorzubeugen. Auf jeden Fall trägt aber eine liebevolle, artgerechte Pflege dazu bei, eine sich anbahnende Infektion frühzeitig zu erkennen und einzugreifen, bevor sie sich weiter auf den Huf ausbreitet.

Fazit: Strahlfäulnis ist im Anfangsstadium gut behandelbar

Du kannst kaum vollständig vermeiden, dass dein Pferd mit Fäulnisbakterien in Kontakt kommt. Ob sie sich in den Strahlfurchen ansiedeln, vermehren und Zersetzungsprozesse einleiten, kannst du jedoch durch Hygiene- und Pflegemaßnahmen beeinflussen. Bei guter Hufpflege erkennst du eine sich anbahnende Erkrankung zudem frühzeitig und kannst den Huf entsprechend behandeln. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Angelegenheit dagegen zunehmend schmerzhaft für dein Pferd, die Behandlung gestaltet sich langwieriger und es sind Folgeerkrankungen möglich.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Strahlfäule

Mit welchen Folgen muss ich bei einer unbehandelten Strahlfäule für mein Pferd rechnen?

Unbehandelt führt die Erkrankung zu Lahmheit und breitet sich seitlich sowie in die Tiefe im Huf aus. Das ist schmerzhaft und mit verschiedenen Begleiterscheinungen verbunden bis hin zu Hornverlust und Strahlkrebs. H3: Was hilft am besten gegen Strahlfäule?
Hygiene, Pflege, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Hufkontrollen sind die besten Maßnahmen gegen Strahlfäulebakterien.

Was sind Anzeichen für Strahlfäule beim Pferd?

Sie zeigt sich zunächst in den Strahlfurchen, wo sich eine faulige Schmiere bildet, die auch übel riecht.

Mehr zu weiteren Pferdekrankheiten hier im Uelzener Tiermagazin!

Auch interessant