Zunächst einmal gilt immer: Ruhe bewahren! Ganz egal, wie dramatisch die Lage auf den ersten Blick scheint, es ist entscheidend, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen. Ist die Situation lebensbedrohlich, zum Beispiel aufgrund großer Blutverluste? Wie ist die Gesamtkonstitution des Pferdes? Als erste Einschätzung sind hierzu die PAT-Werte (Puls, Atmung, Temperatur) ein guter Anhaltspunkt. Schwitzt oder zittert das Pferd stark? Belastet es alle vier Gliedmaßen? Dies alles sind wichtige Informationen, die dem Tierarzt oder der Tierärztin helfen, die Situation richtig einzuschätzen.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Wunden beim Pferd
Die Wunde des Pferdes sollte umgehend gereinigt werden. Bei stark verschmutzten Wunden sollte man sie mit klarem Wasser auswaschen und desinfizieren. Je nach Ort, Größe und Tiefe der Wunde muss diese mit Wundabdeckung und Verband. was Teil der Stallapotheke sein sollte, sauber abgedeckt werden.
Kleinere, oberflächliche Hautverletzungen können mit Aluspray vor Schmutz geschützt werden. Im Zweifel immer die Tierarztpraxis kontaktieren: Insbesondere beim Verdacht, es könnten tiefere Strukturen wie Sehnen, Gelenke oder Ähnliches betroffen sein, ist der Anruf unausweichlich.
Stark blutende Wunden sollten tierärztlich untersucht werden, insbesondere wenn der Verdacht auf eine arterielle Blutung besteht („pulsierende“ Blutung). Die Kosten, die dabei entstehen, werden von der Uelzener Pferde-Krankenversicherung übernommen.
Bis zum Eintreffen des Tierarztes oder der Tierärztin sollte man einen Druckverband anlegen.
Druckverband:
- Wunde reinigen und Schmutz entfernen.
- Offene Wunden mit einer sterilen Wundkompresse abdecken.
- Kompresse mit einer Mullbinde fixieren.
- Polsterwatte wird möglichst faltenfrei und fest um das Bein gewickelt.
- Mit einer weiteren Mullbinde wird die Watte fixiert. Die Wickelung beginnt oben und schließt auch oben ab.
- Verband mit einer elastischen Bandage fixieren und im Zweifel zusätzlich mit Gewebeklebeband fixieren.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Lahmheiten
Zunächst gilt es einzuschätzen, wie stark die Lahmheit ist. Belastet das Pferd sein Bein gar nicht mehr oder schont der Vierbeiner es nur? Bestehen die Schmerzen beim Auftreten oder bei der Bewegung der Gliedmaße? Sind Verletzungen sichtbar? Bei Schonhaltungen ohne erkennbare Verletzungen sollte man die betroffene Gliedmaße auf Schwellungen und Wärme untersuchen und kühlen! Ein Wasserschlauch wirkt manchmal Wunder.
Kühlende Salben sollte man nur auf der trockenen Gliedmaße auftragen. Vermehrte Wärme im Huf und starkes Pulsieren der Mittelfußarterie können Hinweise auf Hufabszesse sein, welche zum Teil mit sehr starken Lahmheiten einhergehen. Bei Verdacht auf Frakturen sofort den Tierarzt oder die Tierärztin verständigen!
Erste-Hilfe bei einer Pferde-Kolik
Treten Kolik-Symptome auf, gilt auch hier: Ruhe bewahren!
Je nach Zustand des Pferdes kann etwas Bewegung bereits helfen – Führen oder gemäßigtes Longieren im leichten Trab kann eventuelle Krämpfe lösen.
Krampflösende Öle können unterstützend sein. Bei starken Schmerzen – Wälzen, Schwitzen und starker Unruhe des Pferdes – sofort den Tierarzt verständigen. Bis zum Eintreffen sollten Pferdehalter:innen das Pferd soweit möglich im Schritt bewegen.