Der verlockende Reitweg im Lieblingswald liegt ein paar Straßen entfernt. Oder am Ende eines Feldwegs geht es erst nach ein paar hundert Metern über eine Landstraße wieder durch ruhiges Gelände. Gelegenheiten, bei denen Pferd und Reiter:in sich die Straße mit anderen Verkehrsteilnehmenden teilen, gibt es genug. Auch, wenn du versuchst, Reiten im öffentlichen Raum zu vermeiden, gibt es sicher ab und an die Gelegenheit, die es nötig macht oder in der es einfach praktischer ist, dass du dich mit deinem Pferd auf die Straße begibst.
Immer wieder kommt es dann zu gefährlichen Unfällen, wenn reitende Personen im Straßenverkehr unterwegs sind. Schlimm, wenn du oder dein Pferd sich verletzten. Gut, wenn du zumindest die finanziellen Sorgen für die fachtierärztliche Behandlung oder ein Haftungsrisiko durch eine Versicherung minimieren kannst.
Aber auch kritische Situationen, die glimpflich ausgehen, können dir und deinem Pferd einen gehörigen Schrecken einjagen. Gar nicht so selten geht Mensch und Tier ein unangenehmes Erlebnis im Straßenverkehr noch länger nach. Der Schreck sitzt euch in den Knochen und kann sich auch auf zukünftige Situationen auswirken. Beim nächsten Mal auf der Straße bist du vielleicht nervös. Oder dein Pferd reagiert sensibler auf Geräusche oder Gerüche. Das Risiko, dass es wieder unangenehm werden könnte, steigt.
Die Ursachen für kritische Situationen im Straßenverkehr können sehr unterschiedlich sein. Das eine Mal ist es das unachtsame Verhalten von Verkehrsteilnehmer:innen. Ein anderes Mal ist es eine schreckhafte oder unberechenbare Reaktion eines Pferdes.
Manchmal ist es jedoch auch die Unkenntnis der geltenden Straßenverkehrsregeln, die zu Missverständnissen führt. Kein Wunder. Denn viele wissen nicht über die geltenden Regeln im Straßenverkehr Bescheid. Mit mehr Wissen ließe sich manch eine kritische Situation vielleicht vermeiden. Daher findest du hier alles Wichtige zum Verhalten von Pferd und Reiter:in im Straßenverkehr.
Wichtige Straßenschilder für Pferde im Straßenverkehr
Um riskante Situationen im öffentlichen Raum möglichst zu vermeiden, ist es wichtig, die Straßenverkehrsregeln zu beachten. Daher bekommst du hier alles Nötige, um mit deinem Pferd im Straßenverkehr bestens gerüstet zu sein.
Die Regelungen für den Straßenverkehr sind in der Straßenverkehrsordnung geregelt. Sie gilt für alle Verkehrsteilnehmenden. Doch wozu gehören die Reiter:innen? Sie sind weder zu Fuß Gehende noch Fahrende. Die Regelungen sind eindeutig. Pferde und Reitende haben sich an die Regeln für Fahrzeugführende zu halten. Sie gelten als Fahrzeuge.
So musst du dich mit deinem Pferd an die Straßenverkehrsregeln halten. Einige besonders wichtige Verkehrsschilder möchten wir dir hier vorstellen.
Verkehrsschild Nr. 238 (Reitweg)
Das Verkehrsschild Nr. 238 erkennst du leicht. Es ist ein blaues rundes Schild, auf dem mittig das weiße Piktogramm einer reitenden Person abgebildet ist. Ist ein Reitweg mit dem Schild Nr. 238 ausgewiesen, müssen Reiter:innen diesen Weg zwingend benutzen. Sie dürfen in diesem Fall nicht auf parallelen Straßen, Gehwegen oder Radwegen reiten.
Dennoch sind auf den so gekennzeichneten Wegen nicht ausschließlich Reitende unterwegs. Ab und an ist zusätzlich zu dem Verkehrsschild Nr. 238 (Reitweg) ein zusätzliches Schild angebracht. Dort findet sich dann ein Hinweis, dass andere Verkehrsteilnehmer:innen, zum Beispiel Radfahrende oder zu Fuß Gehende den Reitweg mitbenutzen dürfen. Diese müssen dann jedoch Rücksicht auf die Reiter:innen nehmen.
Verkehrsschild Nr. 257-51 (Verbot für Reiter)
Dies ist ein weißes rundes Schild mit rotem Rand und einem schwarzen Piktogramm einer reitenden Person in der Mitte. Es zeigt dir an, dass du hier nicht reiten darfst. Dennoch musst du hier nicht umkehren. Denn du darfst dein Pferd hier führen. Eine gute Möglichkeit, diesen Wegabschnitt dennoch zu überwinden.
Verkehrsschild Nr. 250 (Verbot für Kraftfahrzeuge aller Art)
Das Verkehrsschild Nr. 250 sieht man häufig. Es ist ein weißes rundes Schild mit einem roten Rand und zeigt laut Straßenverkehrsordnung ein Durchfahrverbot an. Dies gilt jedoch nur für Kraftfahrzeuge. Grundsätzlich gelten Reitende im Straßenverkehr als Fahrzeug. An das Durchfahrverbot brauchen sie sich dennoch nicht zu halten. Denn in diesem Fall gilt es nicht für dich und dein Pferd. Reiter:innen und Pferde sind hier nicht gemeint. Du darfst auf diesem Weg trotz Durchfahrverbot weiterreiten.
Verkehrsschild Nr. 101-13 bzw. -23 (Reiter)
Das Verkehrsschild Nr. 101-13 bzw. -23 ist ein dreieckiges Schild, dessen Spitze nach oben zeigt. Es ist mit einem roten Rand versehen. Auf der weißen Fläche ist ein schwarzes Piktogramm mit einer reitenden Person abgebildet. Dieses Schild soll andere Verkehrsteilnehmer darauf aufmerksam machen, dass hier reitende Personen unterwegs sein könnten. Ein Schild, das dir und deinem Pferd im Straßenverkehr helfen kann. Denn andere Verkehrsteilnehmer:innen sind dazu aufgerufen, sich an dieser Stelle besonders aufmerksam und vorsichtig zu verhalten.
Brauchen auch Pferde ein Nummernschild?
Pferd und Reiter:in gelten als Fahrzeug. Daher wäre es nur logisch, wenn du im Straßenverkehr ein Nummernschild bräuchtest. Doch ist das so? Ein klares Jein ist die Antwort. Als reitende Person brauchst du kein Nummernschild. In einigen Regionen gibt es jedoch die Regelung, dass Reiter und Reiterinnen eine Reitplakette tragen müssen. Diese muss bei den zuständigen Behörden beantragt werden und im Gelände gut sichtbar am Zaumzeug oder Sattel des Pferdes angebracht werden.
Nun hast du den Überblick über die für Reitende wichtigen Verkehrsschilder bekommen. Gut zu wissen, woran du dich halten solltest. Doch auch wenn sich alle Verkehrsteilnehmenden an die Regeln halten, kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Aus Unachtsamkeit oder weil Mensch oder Tier sich unberechenbar verhalten. Zum Glück kann man sich gegen finanzielle Forderungen, die entstehen, wenn ein Pferd Personen-, Sach- und Vermögensschäden verursacht, absichern. Die Pferdehaftpflicht der Uelzener Versicherungen reguliert berechtigte Schadensersatzansprüche und wehrt unberechtigte Ansprüche vor Gericht ab.
Neben der Beschilderung unserer Straßen sind noch einige andere Regelungen wichtig. Diese zu kennen, macht das Reiter:innenleben sicherer.
Auf welcher Straßenseite darf man reiten?
In Deutschland gilt Rechtsverkehr. So auch für Reiter:innen. Nutze also die rechte Straßenseite. Falls du eine weiße Linie am rechten Rand der Fahrbahn siehst und rechts daneben genug Platz ist, musst du dort reiten. Du kannst Straßen innerhalb geschlossener Ortschaften und Landstraßen nutzen. Auf Autobahnen darfst du ebenso wenig reiten wie auf Kraftfahrstraßen, Fußwegen oder Radwegen. Reiten darfst du übrigens nur im öffentlichen Raum. Ausgenommen sind daher zum Beispiel Parkplätze von Supermärkten.
Darf man Pferde im Straßenverkehr überholen?
Pferde dürfen mit einem Abstand von 1,5 bis 2 m überholt werden. Man sollte dabei besonders achtsam fahren und darauf achten, beim Einscheren nach dem Überholmanöver ausreichend Abstand zu halten. Werden Pferde im Straßenverkehr geritten, sind sie meist an Autolärm gewöhnt. Dennoch können sie empfindlich auf plötzliche, laute Geräusch reagieren. Daher sollten Autofahrer starkes Bremsen und schnelles Beschleunigen unbedingt vermeiden.
Pferd im Straßenverkehr bei Dunkelheit
Eine besondere Situation ist das Reiten bei Dunkelheit. Gerade in Herbst und Winter gerät man schnell in die Dämmerung. Auch für diese Situation hat die Straßenverkehrsordnung einige Regeln parat. Im Dunkeln und in der Dämmerung müssen Pferd und Reiter:in ausreichend beleuchtet sein. Dazu gibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass vorne ein weißes Licht und hinten ein rotes Licht verwendet werden soll. Empfehlenswert ist darüber hinaus reflektierende Kleidung und Manschetten.
Reiten verboten, Führen erlaubt
Das Verkehrsschild Nr. 257-51 verbietet das Reiten. Doch was mache ich, wenn ich einen großen Umweg reiten müsste, um an mein Ziel zu gelangen? Du kannst diesen Weg trotz des Verkehrsschildes Nr. 257-51 nehmen. Denn das Führen des Pferdes ist hier erlaubt. Nur zur Erinnerung. Verkehrsschild Nr. 257-51 ist das weiße runde Schild mit rotem Rand und einem schwarzen Piktogramm einer reitenden Person in der Mitte. Führen ist gar nicht so einfach. Mehr dazu erfährst du in Führtraining mit deinem Pferd.
Pferd auf Radweg führen
Befindet sich ein Rad- oder Fußweg neben der Straße, erscheint es verlockend, dass du dein Pferd über diese sehr viel ruhigeren Wege führst. Doch auf Rad- und Fußwegen ist nicht nur das Reiten verboten. Leider ist es auch nicht erlaubt, dein Pferd auf diesen Wegen zu führen. Du musst in diesen Fällen die Straße benutzen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen
Darf man mit einem Pferd in der Stadt reiten?
Du darfst innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften mit deinem Pferd reiten oder es führen. Halte dich an die Verkehrsregeln. Du kennst dein Pferd am besten und entscheidest, ob es den vielen Geräuschen und Gerüchen in der Stadt gewachsen ist.
Wie viel Promille darf man beim Reiten haben?
Es gibt keine Promillegrenze für Reiter:innen. Geschieht ein Unfall, stellt sich jedoch die Frage nach der Verantwortung. In der Regel wird einem alkoholisierten Verkehrsteilnehmenden eher ein Verschulden angelastet. Auf der sicheren Seite bist du also, wenn du auf Alkohol verzichtest, bevor du auf dein Pferd steigst.
Wo dürfen Pferde geführt werden?
Pferde dürfen überall dort geführt werden, wo man auch reiten darf. Außerdem darfst du auf Wegen, auf denen mit dem Schild Verkehrsschild Nr. 257-51 ein Reitverbot gekennzeichnet ist, dein Pferd führen. Du erinnerst dich? Das ist das weiße runde Schild mit rotem Rand und einem schwarzen Piktogramm einer reitenden Person in der Mitte.