Katze mit Tollwut faucht.
Tiergesundheit

Tollwut bei Katzen: Infektionskrankheit mit tödlichem Verlauf

10.08.2024

Tollwut ist eine Viruserkrankung, die ohne Impfung so gut wie immer tödlich verläuft. Als Zoonose kann sie sich nicht nur auf Katzen und andere Tiere wie Hunde, Rinder oder Schweine, sondern auch auf den Menschen übertragen. Zwar gilt die klassische Tollwut in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern dank systematischer Bekämpfungsmaßnahmen als weitgehend ausgerottet, sie ist jedoch in anderen Teilen der Welt und insbesondere ärmeren Regionen, denen die Mittel zur Seuchenbekämpfung fehlen, nach wie vor verbreitet. Die Erkrankung ist meldepflichtig und es gibt strenge gesetzliche Regelungen, die bei einer Tollwutinfektion befolgt werden müssen. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über mögliche Symptome und Übertragungswege und erklären, was zu tun ist, wenn der Verdacht auf Tollwut bei der Katze besteht.

Wissenswertes zu Tollwut bei Katzen

Tollwut, fachsprachlich als Rabies oder Lyssa bezeichnet, ist eine lebensbedrohliche Viruserkrankung, die von Tier zu Tier oder Tier zu Mensch (theoretisch auch umgekehrt) übertragen werden kann. Hauptträger des Erregers sind Wildtiere wie Füchse, Marderhunde, Dachse, Waschbären und Fledermäuse. In dem Zusammenhang werden zwei Formen der Tollwut unterschieden: die klassische Wildtollwut und die Fledermaustollwut. Im Gegensatz zur klassischen Tollwut ist die Fledermaustollwut in Deutschland noch existent. Das Ansteckungsrisiko fällt jedoch sehr gering aus, da das Virus von Fledermausarten übertragen wird, die hierzulande selten vorkommen. 

Tollwut überträgt sich in erster Linie über infizierten Speichel. Häufig verhält es sich so, dass ein gesundes Tier von einem erkrankten Tier gebissen oder gekratzt wird. Eine Infektion ist aber auch durch das Belecken verletzter oder entzündeter Hautstellen oder durch Kontakt mit der Augen-, Nasen- oder Mundschleimhaut möglich. Die Wunde ist dann die Eintrittspforte für die im Speichel enthaltenen Viren. Diese befallen zunächst die Muskelzellen im Wundbereich, wandern dann zu den peripheren Nervenfasern und gelangen über aufsteigende Nervenbahnen zum zentralen Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, wo sie sich massiv vermehren. Von dort breiten sich die Erreger über absteigende Nervenbahnen im gesamten Körper aus, konzentrieren sich aber vor allem in den Speicheldrüsen. Indem das Tollwutvirus beim Tier Schluckbeschwerden, Aggressivität und Kampfbereitschaft auslöst, gelangt der hochinfektiöse Speichel wieder in die Umwelt.

Tollwut bei Katzen erkennen – Symptome und Verlauf

Bis Tollwut bei Katzen ausbricht und sich die ersten Symptome zeigen, können Wochen oder Monate vergehen. Die Inkubationszeit variiert je nachdem, wie schnell das Virus zum zentralen Nervensystem gelangt. Das ist wiederum abhängig davon, wo die Eintrittsstelle ist und wie viele Nervenfasern sich dort befinden. Je näher der Infektionsort am Gehirn oder Rückenmark liegt, desto kürzer fällt die Inkubationszeit normalerweise aus. Grundsätzlich werden beim Verlauf einer Tollwuterkrankung drei Stadien differenziert, mit denen unterschiedliche Symptome einhergehen. 

Phase 1: Prodromalstadium

Das Prodromalstadium bezeichnet die Vorläuferphase und ist von relativ unspezifischen Symptomen begleitet. Dazu gehören:

  • Erste Wesensänderungen
  • Unruhe, gesteigertes Angstverhalten
  • Fieber
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Erhöhte Licht-, Geräusch- und Berührungsempfindlichkeit
  • Geweitete Pupillen
  • Juckreiz an der Infektionsstelle (vermehrtes Lecken und Kratzen)

Phase 2: Exzitationsstadium

Das Exzitationsstadium bezeichnet die akute Phase oder auch das Stadium der „rasenden Wut“, woraus sich die Bezeichnung Tollwut (mittelhochdeutsch toll „nicht von Sinnen“) ableitet. Kennzeichnend sind neurologische Beschwerden und untypische Verhaltensweisen. So wirken Katzen in diesem Stadium mitunter sehr nervös, sind leicht erregbar und zeigen ein gesteigertes, unberechenbares Beißverhalten. Weitere mögliche Symptome sind:

  • Muskelzucken, Zittern, Bewegungsstörungen
  • Schluckbeschwerden
  • Starkes Speicheln
  • Absenken des Kiefers
  • Krämpfe (häufig im Rachen, so dass das Tier kein Wasser trinken kann)
  • Aggressivität und Kampflust
  • Stimmungsschwankungen von Anhänglichkeit bis Gereiztheit
  • Ängstliches, schüchternes, unsicheres oder depressives Verhalten

Phase 3: Paralysestadium 

Das Paralysestadium ist das Endstadium und wird auch als Phase der „stillen Wut“ bezeichnet. Da es vermehrt zu Lähmungserscheinungen kommt, ist die Katze kaum noch in der Lage, in irgendeiner Weise zu handeln. Anzeichen dieser Phase sind:

  • Nachlassende Unruhe und Aggressivität
  • Verlust der Stimme
  • Bewegungsstörungen
  • Schüttelkrämpfe
  • Koma
  • Lähmung der Atem- oder Muskulatur, die letztlich zum Tod führt

Tollwut bei Katzen muss nicht immer in diesen drei Stadien verlaufen. Teilweise gehen die Phasen auch fließend ineinander über. Beim sogenannten stummen Verlauf ist ein Exzitationsstadium beispielsweise gar nicht erkennbar. Stattdessen geht die erste Phase in die dritte Phase über.  

Was tun, wenn die Katze Tollwut hat?

Besteht der Verdacht, dass sich eine Katze mit Tollwut infiziert hat, ist die allererste Verhaltensregel, das Tier zu isolieren und nicht nach draußen zu lassen. Es muss in jedem Fall vermieden werden, dass die Katze andere Tiere oder Menschen ansteckt. Das impliziert auch, das Tier auf keinen Fall in eine Tierarztpraxis oder Tierklinik zu bringen. Stattdessen sollte man sich umgehend mit dem Tierarzt oder der Tierärztin telefonisch oder per Videokonferenz in Verbindung setzen. Eine Katzenkrankenversicherung leistet in so einem Fall gute Dienste. Sie übernimmt die Kosten für Telediagnostik, so dass sich Halter keine Gedanken um finanzielle Belastungen machen müssen. 

Eine sichere Diagnose von Tollwut ist nur post mortem durch die Untersuchung von Gehirngewebe möglich. Anhand einer Anamnese lässt sich der Verdacht auf Tollwut lediglich erhärten oder schwächen. Dazu wird der Halter oder die Halterin ausführlich befragt, unter anderem zu den Lebensumständen der Katze, den Symptomen und zu eventuellem Kontakt mit einem infizierten Tier. Zudem wird der Impfstatus des Tiers geprüft. Sollte sich herauskristallisieren, dass eine Infektion mit Tollwut sehr wahrscheinlich ist, wird das zuständige Veterinäramt informiert, welches dann weitere Schritte einleitet.

Abgesehen davon, dass Tollwut nicht heilbar ist und ohne Impfung tödlich verläuft, herrscht in Deutschland ein Behandlungsverbot für erkrankte Tiere. Nur beim Menschen darf der Versuch unternommen werden, eine Infektion mittels Heilimpfung einzudämmen. Des Weiteren sind zuständige Behörden gemäß der deutschen Tollwut-Verordnung (TollwV 1991) befugt, das Einschläfern erkrankter Tiere ohne Impfschutz anzuordnen. Diese müssen dann von ihrem Leiden erlöst werden – zu ihrem eigenen Wohl und zum Schutz anderer Lebewesen.

Katze gegen Tollwut impfen – Ist das sinnvoll?

Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei, was die klassische Wildtollwut betrifft. Dementsprechend sind Katzen einem verhältnismäßig geringen Risiko ausgesetzt, sich zu infizieren. Nichtsdestoweniger lässt sich eine Ansteckung nicht 100-prozentig ausschließen. Zwar gelten in Deutschland strenge Einreisebestimmungen, trotzdem kommt es vor, dass Tiere aus Ländern importiert werden, in denen Tollwut noch verbreitet ist. Hier besteht die Gefahr, dass sie das Virus mitbringen und übertragen. 

Grundsätzlich ist das Ansteckungsrisiko bei Freigängerkatzen größer als bei Wohnungskatzen, da sie eher Kontakt zu Wildtieren haben. Eine Impfung ist daher in jedem Fall sinnvoll, da sie eine Infektion und eine Weiterübertragung verhindern kann. Wohnungskatzen brauchen theoretisch keine Impfung, sofern sie stets unter kontrollierten Bedingungen gehalten werden und Deutschland nicht verlassen. Bei Reisen ins Ausland ist jedoch in den allermeisten Fällen ein Impfschutz erforderlich. Vor allem in EU-Ländern gelten strenge Einreisebestimmungen, um einer Neueinschleppung der Krankheit vorzubeugen. Die Impfung muss im EU-Heimtierausweis vermerkt und rechtzeitig vor Reiseantritt erfolgt sein. Die zeitlichen Vorgaben variieren von Land zu Land, mitunter werden auch zusätzliche Bluttests verlangt, um zu prüfen, ob eine ausreichende Menge an Antikörpern im Blut enthalten ist. Es ist wichtig, sich vorab über die geltenden Bestimmungen zu informieren. Tut man das nicht, kann es sein, dass eine Einreise verweigert wird oder die Katze mehrere Wochen in Quarantäne muss.

Fazit

Tollwut bei Katzen ist eine gefährliche Erkrankung, die nicht nur für die betroffenen Tiere, sondern auch für den Menschen lebensbedrohlich sein kann. Die Verbreitung des Virus erfolgt hauptsächlich durch den Kontakt mit infizierten Wildtieren, weswegen Freigängerkatzen gefährdeter sind als Wohnungskatzen. Auch wenn die klassische Wildtollwut in Deutschland als ausgerottet gilt, besteht ein gewisses Restrisiko. Eine Impfung stellt die wirksamste Methode dar, um eine Ansteckung und Verbreitung der Krankheit zu verhindern. Katzenbesitzer und -besitzerinnen sollten daher verantwortungsvoll handeln und präventive Maßnahmen ergreifen, um ihre Tiere, sich selbst und andere vor Tollwut zu schützen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Tollwut bei Katzen

Ist Tollwut bei Katzen meldepflichtig?

Ja. Besteht der Verdacht, dass sich eine Katze infiziert hat, muss das dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Häufig übernimmt das die Tierarztpraxis, sofern sie vorab vom Halter oder der Halterin über den Sachverhalt informiert wurde und sich aus der Ferne ein Bild von den Symptomen und dem Zustand der Katze machen konnte.

In welchen Ländern ist das Risiko für Tollwut besonders groß?

Ein hohes Tollwutrisiko besteht in weiten Teilen Afrikas, in Südostasien sowie in Teilen Mittel- und Südamerikas. Beispielländer sind unter anderem Ägypten, Tunesien, Botswana, Südafrika, Türkei, Indien, Bali, Brasilien, Argentinien, Costa Rica und Kuba.

Wie kann ich meine Katze vor Tollwut schützen?

Die wichtigste Schutzmaßnahme ist eine regelmäßige Tollwutimpfung. Zudem sollten Katzen, insbesondere Freigänger, überwacht und möglichst so gehalten werden, dass ein Kontakt mit Wildtieren nicht zustande kommt.

Wann kann ich meine Katze gegen Tollwut impfen lassen?

Katzen können ab der 12. Lebenswoche gegen Tollwut geimpft werden. Der Schutz besteht dann meist für drei Jahre und wird nach Ablauf wieder aufgefrischt. Das geht auch in Kombination mit Impfungen gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche.

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