Katze wird beim Tierarzt auf Schilddrüsenüberfunktion untersucht. (KI-generiertes Bild: Katze auf dem Arm eines Arztes)
Tiergesundheit

Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

14.08.2023

Eine Katze verliert Gewicht, obwohl sie sogar Heißhunger an den Tag legt und vergleichsweise mehr frisst. Zudem wirkt sie unruhig und trinkt mehr als üblich. Diese Veränderungen im Verhalten könnten Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sein. In diesem Artikel schauen wir uns an, welche Ursachen und Symptome mit einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehen. Außerdem klären wir, welche Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung der Veterinärmedizin zur Verfügung stehen.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen?

Eine Schilddrüsenüberfunktion führt dazu, dass die Schilddrüse, wie der Name bereits andeutet, eine übermäßige Menge an Hormonen produziert. Insbesondere sind die Hormone Thyroxin und Triiodthyronin betroffen. Diese und weitere Schilddrüsenhormone regulieren den Stoffwechsel und sind somit verantwortlich für den Energieverbrauch im Körper. Wenn der Hormonhaushalt aufgrund einer Überfunktion der Schilddrüse aus dem Gleichgewicht gerät, kann sich der Energieverbrauch steigern. Dies kann dazu führen, dass die Katze trotz gleichbleibender Nahrungsaufnahme Gewicht verliert.

Außerdem beeinflussen die Schilddrüsenhormone Herzfrequenz und Blutdruck. So kann die Zunahme von Schilddrüsenhormonen zu erhöhtem Blutdruck und Überlastung des Herzens führen. Dies kann das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen. Erschwerend kommt für den Katzenkörper hinzu, dass ein erhöhter Stoffwechsel und Blutdruck zu einer Überlastung der Nieren führen kann. Wird eine Schilddrüsenüberfunktion nicht behandelt, kann dies zu schwerwiegenden Herz- und Nierenproblemen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.

Ursachen und Risikofaktoren

Doch wie entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) eigentlich? Am häufigsten führen gutartige Wucherungen von Schilddrüsengewebe zu einer überschießenden Hormonproduktion. Diese kann in Form winziger Knötchen in den Schilddrüsenlappen (multinoduläre adenomatöse Hyperplasie) oder in Form mehrerer größerer gutartiger Tumore (Adenome) entstehen.

Wieso genau es zu einer derartigen Vergrößerung kommen kann, ist nicht eindeutig geklärt. Man geht von genetischen Ursachen und Umwelteinflüssen aus. Ob und welche genetische Veranlagung es für eine Hyperthyreose gibt, ist nicht geklärt.

Im Hinblick auf Umwelteinflüsse werden verschiedene Chemikalien als Ursache diskutiert, beispielsweise Bisphenol aus Innenbeschichtungen von (Futter-) Dosen, Stoffe im Katzenstreu oder auch schwer abbaubare Schadstoffe wie als Flammschutz eingesetzte Chemikalien, die sich praktisch überall in unseren Wohnungen und der Umwelt finden.

Neben genetischen und Umwelteinflüssen könnte das Alter eine entscheidende Rolle spielen. Denn Schilddrüsenüberfunktionen treten zumeist bei älteren Katzen von über zehn Jahren auf.

Seltener als gutartige Vergrößerungen der Schilddrüse sind bösartige Schilddrüsenkarzinome oder eine Entzündung der Schilddrüse für die Überfunktion verantwortlich.

Symptome und Diagnose

Folgende Symptome können mit einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehen. Dabei muss nicht jede erkrankte Katze alle Symptome zeigen:

  • Gewichtsverlust trotz gleichbleibender oder erhöhter Nahrungsaufnahme
  • Heißhunger
  • Vermehrte Flüssigkeitsaufnahme und Durst und sich daraus ergebende vermehrtes Wasserlassen.
  • Ungewohnte Aktivität und Aggressivität
  • Verstärkte Herzfrequenz
  • Verdauungsstörungen, wie Erbrechen und Durchfall
  • Sichtbare Veränderungen am Fell, struppig und ungepflegt

Stellt man ein oder mehrere dieser Symptome bei seinem Stubentiger fest, sollte man mit der Katze unbedingt eine tierärztliche Praxis aufsuchen.

Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion können eine Herzmuskelerkrankung und eine Niereninsuffizienz entwickeln. Außerdem können Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Durch die Zunahme der Schilddrüsenhormone ist der Darm aktiver. Das Futter passiert den Darm rascher als gewöhnlich und wird dabei oftmals weniger gut verdaut. Dadurch werden weniger Nährstoffe und Flüssigkeit vom Körper aufgenommen, was wiederum zu Durchfall führen kann.

Diagnostik:

Vergrößerte Schilddrüsenlappen können häufig bereits ertastet werden. Eine Verdickung am Hals kann jedoch auch andere Ursachen haben. Daher wird eine Abklärung über Ultraschall vorgenommen. Sicherheit erhalten Tierärzt:innen durch eine Blutuntersuchung, bei der die Werte der Schilddrüsenhormone bestimmt werden. Die Untersuchung ist einfach und relativ günstig, jedoch nicht immer eindeutig. Daher müssen zum Teil mehrere verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Bei zweifelhaften Befunden ist gegebenenfalls eine Szintigraphie erforderlich. Hierbei wird radioaktives Technetium gespritzt, das sich in der Schilddrüse anreichert. Für diese Untersuchung ist ein Klinikaufenthalt erforderlich, weil die Strahlung zunächst wieder abgebaut werden muss, bevor die Katze wieder nach Hause entlassen wird.

Steht die Diagnose fest, wird der Tierarzt oder die Tierärztin eine Behandlung festlegen. Die gute Nachricht ist, dass eine Schilddrüsenüberfunktion gut behandelbar ist. Eine gute Katzen-Krankenversicherung hilft, die Kosten zu tragen.

Behandlungsmöglichkeiten

Eine Schilddrüsenüberfunktion wird je nach Ursache unterschiedlich behandelt. Folgende Möglichkeiten können in Frage kommen:

  • Medikamentöse Therapie:
    Schilddrüsenmedikamente für Katzen können die Erkrankung nicht heilen, jedoch dafür sorgen, dass die Überproduktion der Schilddrüsenhormone gedrosselt wird. Thyreostatika hemmen die Bildung oder die Freisetzung der Hormone. Sobald die Medikamente abgesetzt werden, kommt es jedoch wieder zur Überfunktion der Schilddrüse.

Schlägt die medikamentöse Behandlung nicht an, kommen zwei weitere Behandlungsmethoden in Frage.

  • Chirurgische Entfernung der Schilddrüse (Diese Behandlung ist nicht ganz ungefährlich.):
    Die chirurgische Entfernung der Schilddrüse wird insbesondere dann gemacht, wenn nur ein Teil der Schilddrüse betroffen ist. Dann kann der andere verbliebene Teil nach dem Eingriff wie gewohnt weiterarbeiten. Bei dem operativen Eingriff werden Teile der Schilddrüse oder die gesamte Schilddrüse entfernt. Bei dieser Operation gibt es ein vergleichsweise hohes Narkoserisiko. Daher muss die Katze gut überwacht werden und mehrere Tage in der Klinik bleiben. Wenn die gesamte Schilddrüse entfernt wurde, müssen die die fehlenden Schilddrüsenhormone mittels Tabletten ersetzt werden. Durch den operativen Eingriff bleibt die Katze jedoch dauerhaft von der Schilddrüsenüberfunktion verschont.
  • Radiojodtherapie (Diese Behandlung ist sehr aufwendig und kostspielig):
    Diese Radiojodtherapie wird ebenfalls stationär durchgeführt. Bei einer Radiojodtherapie wird der Katze radioaktives Jod injiziert. Dieses reichert sich in der Schilddrüse an und zerstört das in direkter Umgebung liegende Gewebe. Gesunde Schilddrüsenanteile nehmen kaum Jod auf, daher werden sie nicht geschädigt. Die dabei verwendeten Beta-Strahlen haben nur eine kurze Reichweite. Daher ist die radioaktive Belastung für den übrigen Körper der Katze gering. Die bei der radioaktiven Behandlung nötige Gamma-Strahlung kann in die Umgebung abgegeben werden. Für die Katze ist dies jedoch lediglich ähnlich belastend wie eine einmalige Computertomographie. Als Vorsichtsmaßnahme werden Katzen nach der Verabreichung für ca. sieben Tage in der Klinik isoliert. Aufgrund möglicher Reststrahlung dürfen Katzen vier Wochen nicht aus der Wohnung. Außerdem soll der Kontakt zu Risikogruppen, wie Kindern und Schwangeren gemieden werden.
  • Jodarme Ernährung:
    Die Schilddrüse benötigt für die Produktion der Schilddrüsenhormone ausreichend Jod. Verringert man die Jod-Zufuhr über die Nahrung, kann die Schilddrüsenüberfunktion kontrolliert werden. Eine jodarme Ernährung könnte sich daher günstig auf eine Hyperthyreose auswirken. Inwiefern diese Ernährungsumstellung alleine ausreichend sein könnte und ob sie überhaupt sinnvoll ist, sollte in jedem Fall mit dem Tierarzt oder der Tierärztin geklärt werden.

Vorbeugung und Prognose

Präventive Maßnahmen haben leider wenig Einfluss auf Schilddrüsenerkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung bzw. der Grad der Schwere lässt sich jedoch beeinflussen:

  • Regelmäßige Tierarztuntersuchungen helfen, eine mögliche Erkrankung frühzeitig zu erkennen. So lässt sich die Erkrankung rechtzeitig behandeln. Damit vermeidet man mögliche Folgeschäden, wie Herz- und Nierenerkrankungen.
  • Ausgewogene Ernährung: Hochwertiges und ausgewogenes Futter kann zu einem guten Allgemeinzustand der Katze beitragen und auf diese Weise helfen, gesundheitliche Risiken zu verringern.
  • Stress vermeiden: Generell ist Stress für die Gesundheit von Katzen schädlich. So kann ein erhöhtes Stresslevel dazu beitragen, gesundheitliche Probleme zu entwickeln. Vermeidet man Stress, kann sich auch das Risiko für eine Schilddrüsenüberfunktion verringern.

Die Prognose bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist abhängig von der Schwere der Erkrankung und der tierärztlichen Behandlung. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, lässt sie sich vergleichsweise gut behandeln. Wird die Schilddrüsenüberfunktion erst im späteren Krankheitsverlauf erkannt und behandelt, können bereits andere Organe in Mitleidenschaft gezogen sein, was die Prognose verschlechtert.

Fazit: Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen im Blick behalten

Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Katzen. Als Ursachen gelten zumeist gutartige Gewebeveränderungen. Die Ursachen sind weitestgehend unerforscht. Daher hat Prävention nur geringe Auswirkungen auf die Entstehung dieser Erkrankung. Entscheidend ist eine frühzeitige Diagnose durch die tierärztliche Praxis. Als Behandlungsmöglichkeiten stehen Medikamente, Radiojodtherapie und chirurgische Entfernung der Schilddrüse (auch teilweise) zur Verfügung. Bei frühzeitiger Diagnose gilt eine Schilddrüsenüberfunktion als gut behandelbar. Daher sollte man die Anzeichen kennen und bei der Beobachtung ungewöhnlichen Verhaltens seiner Katze unbedingt tierärztlichen Rat einholen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Wie ist die Lebenserwartung bei Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion?

Entscheidend sind eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung der Krankheit. Da eine Schilddrüsenüberfunktion bei frühzeitiger Diagnose gut zu behandeln ist, gleicht die Lebenserwartung einer erkrankten Katze der von gesunden Katzen.

Was passiert, wenn man die Hyperthyreose zu spät erkannt hat?

Meist zeigen sich deutliche Krankheitszeichen, sodass eine Hyperthyreose früh erkannt werden kann. Falls die Katze zu spät behandelt wird, kann dies Schädigungen an Organen, wie Herz und Niere zur Folge haben. Im Endstadium verstirbt die Katze möglicherweise an Herz- oder Nierenversagen.

Welches Futter für Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion?

Eine Hyperthyreose führt zur übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen (Thyroxin und Triiodthyronin), wofür Jod benötigt wird. Eine jodarme Ernährung kann die Hormonbildung reduzieren und wird daher oft für Katzen mit Hyperthyreose empfohlen. Die Verwendung jodarmer Nahrung sollte nur nach tierärztlicher Absprache erfolgen.

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