Katze mit Niereninsuffizienz trinkt aus dem Wasserhahn.
Tiergesundheit

Niereninsuffizienz bei der Katze: Ursachen, Stadien und Symptome

31.01.2024

Niereninsuffizienz bezeichnet das Versagen oder die Schwäche der Nierenfunktion. Man spricht auch von Nierenversagen oder Nierenschwäche. Besonders bei älteren Katzen ist Niereninsuffizienz weit verbreitet. Daher sollte die Funktionsfähigkeit der Nieren im Rahmen regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen überprüft werden. Hier schauen wir uns Ursachen, Symptome, Behandlung und die verschiedenen Stadien der Erkrankung an.

Ursachen

Man unterscheidet akute und chronische Niereninsuffizienz. Bei einer akuten Niereninsuffizienz, beispielsweise durch eine Vergiftung hervorgerufen, besteht bei schneller Behandlung die Möglichkeit der vollständigen Heilung. Die DNA von Katzen und Menschen ist sich ähnlicher als man denken mag. Daher wundert es nicht, dass sich das Nierengewebe auch bei Katzen nicht wieder regenerieren kann. Eine chronische Niereninsuffizienz entwickelt sich zumeist schleichend. Früherkennung ist besonders wichtig, da nur so eine lebensbedrohliche Entwicklung vermieden oder hinausgezögert werden kann.

Nierenversagen bzw. Niereninsuffizienz kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden.

  • Vergiftungen (Pflanzen wie Lilien oder Osterglocken, Pestizide oder Frostschutzmittel)
  • Infektionen
  • Bluthochdruck
  • Tumore
  • Fütterungsfehler
  • Harnrückstau durch eine mit Harnsteinen verstopfte Harnröhre
  • Nierensteine
  • Nierenbeckenentzündung
  • Autoimmunerkrankungen
  • Genetisch bedingte Nierenerkrankung wie polyzystische Nierenerkrankung

Eine fundierte Diagnose ist die Voraussetzung für die entsprechende Behandlung. Mitunter leidet die Katze nicht nur unter einer Niereninsuffizienz, sondern womöglich auch unter einer Schilddrüsenüberfunktion.

Außerdem begünstigen Nierenerkrankungen die Entstehung von Blasenentzündungen.

Diagnose

Zur Diagnose können verschiedene Untersuchungen herangezogen werden.

  • Blutuntersuchung: Das bei einer Blutentnahme genommene Blut wird im Labor untersucht. Welche Werte sind dabei für eine Diagnose ausschlaggebend? Das Blut wird auf Kreatinin, Harnstoff und Phosphat getestet. Überdies werden die SDMA-Werte bestimmt. SDMA (Symmetrisches Dimethylarginin) wird beim Abbau von Proteinen freigesetzt und über die Nieren ausgeschieden.
  • Urinuntersuchung: Bei einer Störung der Nierenfunktion können höhere Proteinwerte im Urin festgestellt werden.
  • Tastuntersuchung und Ultraschall: Nieren können aufgrund der Niereninsuffizienz verkleinert sein, was sich ertasten und in einer Ultraschalluntersuchung gut sehen lässt.

Eine Niereninsuffizienz verläuft zumeist schleichend in verschiedenen Stadien. Dabei können sich unterschiedliche Symptome zeigen.

Stadien und Symptome

Eine Niereninsuffizienz wird leider häufig erst spät erkannt. Werden Anzeichen für eine Nierenerkrankung sichtbar, ist diese häufig bereits fortgeschritten. Daher ist eine Früherkennung mittels Vorsorgeuntersuchungen in der tierärztlichen Praxis besonders wichtig. Generell gilt: Sollte man Veränderungen im Verhalten oder Erscheinungsbild seiner Katze feststellen, ist es unbedingt ratsam, tierärztlichen Rat einzuholen.

Im Anfangsstadium einer Niereninsuffizienz zeigen sich zumeist keine oder nur unauffällige Symptome. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto stärker werden Symptome bemerkbar:

  • Trinkmenge vergrößert sich
  • abgegebene Menge und Häufigkeit der Urinabgabe steigen
  • Veränderter Urin (Farbe und Geruch)
  • Gewichtsverlust bei reduziertem Appetit
  • Teilnahmslosigkeit
  • Geruch aus dem Maul
  • Fell wirkt stumpf, Schuppenbildung

Je nach Stadium der Erkrankung können sich verschiedene Symptome in unterschiedlicher Intensität zeigen. Eine chronische Niereninsuffizienz entwickelt sich über vier Stadien, die von der International Renal Interest Society eingeteilt wurden. Hier ist eine Liste der Stadien mit entsprechenden Kennzeichen.

  1. Stadium: Meist symptomfrei, der SDMA-Wert kann bereits erhöht sein. Kreatinin und Harnstoff können noch im Normbereich liegen.
  2. Stadium: Schwache Symptomatik wie vermehrtes Trinken möglich, Kreatinin- und SDMA-Werte erhöht.
  3. Stadium: stärkere Symptomatik wie Appetitlosigkeit und vermehrte Trinken, Kreatinin- und Protein-Werte außerhalb des Normbereichs. Ein Großteil des Nierengewebes ist bereits beschädigt.
  4. Stadium (Endstadium): Leistung der Nieren ist stark reduziert und verursacht eine ausgeprägte Symptomatik mit Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Dehydrierung

Welche Medikamente bei Niereninsuffizienz?

Es gibt keine speziellen Medikamente für eine Niereninsuffizienz. Jedoch können verschiedene Begleiterscheinungen wie Übelkeit, ein gestiegener Phosphatspiegel, zu niedriger Kaliumgehalt oder Bluthochdruck medikamentös bzw. mittels Nahrungsergänzungsmitteln behandelt werden. In jedem Fall gehört die Behandlung einer Nierenerkrankung in die Hände von Tierärztinnen und Tierärzten.

Was für Futter darf ich ihr geben?

Eine Futterumstellung ist für viele Katzen schwierig. Vor allem, wenn sie sich bereits körperlich unwohl fühlt und das neue Futter mit Unbehagen verbindet. Daher sollte eine langsame und vorsichtige Umstellung erfolgen. Folgendes ist bei einer Futterumstellung bei Niereninsuffizienz ratsam:

  • Nassfutter: Bei Niereninsuffizienz ist es wichtig, dass die Katze ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Daher sollte besser Nassfutter als Trockenfutter gefüttert werden. So lässt sich die Flüssigkeitsaufnahme automatisch verstärken.
  • Schmackhafteres Trinkwasser: Beobachtet man, dass die Katze nicht trinkt, lässt sich die Flüssigkeitsaufnahme unterstützen. Für eine ausreichende Trinkmenge kann man das Trinkwasser mit einer Zugabe von Thunfischsaft schmackhafter machen. Dies kann dazu führen, dass die Katze freiwillig mehr trinkt.
  • Hochwertige Proteine: Bei einer Niereninsuffizienz sollte möglichst wenig Protein gefüttert werden. Allerdings kann man die Proteinmenge nur begrenzt reduzieren, weil Katzen auf Eiweiße im Futter angewiesen sind. Die Verarbeitung hochwertiger Proteine belastet die Nieren weniger, sodass Futter mit hochwertigem Protein zu einer gut ausbalancierten Eiweißaufnahme führen kann.
  • Phosphatarmes Futter: Durch die Niereninsuffizienz gerät das Gleichgewicht von Calcium und Phosphat aus der Balance. Phosphatarmes Futter kann dazu beitragen, das Gleichgewicht in der Balance zu halten.
  • Fettreiches Futter: Fett ist ein Geschmacksträger, das den Appetit fördern kann, sodass die Futterumstellung womöglich leichter gelingt. Zudem ist Fett für die Nieren vergleichsweise wenig belastend.
  • Kalium und Magnesium: Der vermehrte Urinabsatz führt zu einem Verlust dieser Mineralstoffe, der durch Futter, das reich an Kalium und Magnesium ist, wieder ausgeglichen werden kann.
  • Natriumarmes Futter: Katzen mit Nierenschwäche scheiden weniger Natrium aus. Ein Anstieg von Natrium im Körper kann jedoch zum Blutdruckanstieg beitragen. Daher ist natriumarmes Futter förderlich für die Gesundheit an Nierenschwäche leidenden Katzen.

Im Handel gibt es eine große Vielfalt an Futter, das speziell für nierenkranke Katzen geeignet ist.

Sterbeprozess einer Katze mit Nierenversagen

Im Endstadium einer Niereninsuffizienz leiden Katzen unter Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit bis hin zur Verweigerung von Futter. Hinzu kommen Müdigkeit, starker Gewichtsverlust und Dehydrierung. In den vielen Fällen geht es Katzen mit Nierenversagen so schlecht, dass die Tierärztin oder der Tierarzt sie von ihrem Leiden erlösen und die Katze eingeschläfert werden muss.

Fazit

Eine Niereninsuffizienz ist eine häufig vorkommende und schwere Erkrankung, die in ihrer chronischen Form unheilbar ist.

Symptome wie verstärktes Trinken, erhöhter Urinabsatz und Appetitlosigkeit zeigen sich erst im fortgeschrittenen Verlauf. Die Diagnose erfolgt über eine Blut- bzw. Urinuntersuchung und ergänzend durch Tastuntersuchung und Diagnostik mittels bildgebender Verfahren.

In einem frühen Stadium lässt sich der Krankheitsverlauf mit entsprechender Fütterung und Behandlung verlangsamen, sodass erkrankte Tiere noch eine mehrjährige Lebenserwartung bei einer guten Lebensqualität leben können. Bei fortgeschrittenem Verlauf sind die Nieren in der Regel so stark beschädigt, dass eine Linderung der Beschwerden zunehmend schwieriger wird. Im Endstadium werden die Beschwerden so stark, dass eine Tierärztin oder ein Tierarzt die Tiere zumeist einschläfern muss.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Niereninsuffizienz bei der Katze

Wie lange kann eine Katze mit Niereninsuffizienz leben?

Je nachdem in welchem Stadium sich die erkrankte Katze befindet, kann die Lebensdauer von einigen Jahren bis hin zu Wochen oder Tagen gehen. Bei einer früh erkannten Niereninsuffizienz, die entsprechend behandelt wird, können Katzen ein vergleichsweise normales und glückliches Leben führen. Je später die Diagnose gestellt wird, desto schwieriger wird eine Linderung der Symptome. Wird eine Niereninsuffizienz spät erkannt, bleibt oft nur noch eine kurze Lebenszeit bei guter Lebensqualität.

Wann sollte man eine Katze mit Nierenversagen einschläfern?

Die Frage, wann ein Tier eingeschläfert werden sollte, ist generell ein schwieriges Thema. Wenn eine Katze unheilbar erkrankt ist und kein lebenswertes Leben ohne Schmerzen mehr führen kann, dürfen Tierärztinnen und Tierärzte sie einschläfern. Im Endstadium einer Niereninsuffizienz wird das Leid oftmals so groß, dass ein Tier eingeschläfert werden muss.

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