Munchkin-Katzen wirken wie die Dackel der Katzenwelt. Sie haben einen normalgroßen Körper, jedoch auffällig kurze Beine. Manche mögen den Anblick niedlich oder faszinierend finden, jedoch verbirgt sich hinter dieser Rasse eine umstrittene Form der Zucht, die viele gesundheitliche Einschränkungen mit sich bringen kann. Viele Tierschützer und Tierschützerinnen betrachten Munchkins daher als Qualzucht.
In diesem Artikel verraten wir dir alles Wissenswerte zu der Rasse und klären dich über die Hintergründe und Problematiken der Munchkin-Zucht auf.
Wie sieht eine Munchkin-Katze aus?
Charakteristisch für Munchkin-Katzen sind ihre kurzen Beine und ihr kräftiger Rumpf mit einer Schulterhöhe von durchschnittlich 20 Zentimetern. Sie haben kurzes oder langes Fell und kommen in nahezu allen Farben und Zeichnungen vor, mit Ausnahme der Farben Lilac, Schokolade und Siampoint. Auch die Augen der Munchkin-Katzen können alle möglichen Farben haben. Während weibliche Katzen etwa 2,5 bis 3,5 Kilogramm auf die Waage bringen, erreichen Kater ein Körpergewicht von 3 bis 4 Kilogramm.
Warum haben Munchkin-Katzen kurze Beine?
Die Kurzbeinigkeit der Munchkin-Katzen ist auf eine genetische Mutation namens Chondrodysplasie zurückzuführen, die durch gezielte Züchtung weitergegeben wird. Es können dabei nicht zwei Munchkin-Katzen miteinander verpaart werden, da die Kitten aufgrund der schweren genetischen Defekte im Mutterleib sterben würden. Bei der Verpaarung von Munchkins mit Katzen, die normal entwickelte Beine haben, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50:50, dass die Kitten mit kurzen oder normalen Beinen zur Welt kommen.
Welche typischen Einschränkungen haben Munchkin-Katzen?
Die kurzen Beine der Munchkins haben weitreichende Auswirkungen auf die Beweglichkeit und langfristige Gesundheit der Tiere. Es ist ihnen nicht möglich, im selben Maße wie andere Katzenrassen zu jagen, zu klettern und zu springen. Aufgrund ihrer eingeschränkten Beweglichkeit haben sie vor allem im Freien ein erhöhtes Risiko für Verletzungen und neigen zu Übergewicht. Auch die Fellpflege kann ihnen aufgrund ihres Körperbaus schwerer fallen.
Zu den häufigsten Erkrankungen unter Munchkin-Katzen zählen:
- Deformierung der Wirbel und Wirbelsäule
- Fehlbildungen der Gelenke
- Arthrose
- Schilddrüsenunterfunktion
- Bandscheibenvorfälle
- Fehlbildung des Brustbeins und der Knorpelverbindungen (Pectus Excavatum)
- Hydrocephalus (Wasserkopf)
Viele dieser Krankheiten führen zu weiteren Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. Wer über die Anschaffung einer Munchkin-Katze nachdenkt, sollte sich der gesundheitlichen Risiken bewusst sein.
Woher kommt die Rasse Munchkin?
Das Vorkommen kurzbeiniger Katzen wurde zuerst in den 1930-Jahren in England und in den 1950er-Jahren in Russland dokumentiert. Damals züchtete man mit diesen Tieren jedoch nicht weiter. Die Mutation, die zur Kurzbeinigkeit der Munchkin-Katzen führt, wurde 1983 in den USA entdeckt. Seitdem findet die Zucht dieser Rasse statt. Der Name “Munchkin” stammt von der Bezeichnung kleinwüchsiger Menschen im Roman “Der Zauberer von Oz”.
Die Charaktereigenschaften der Munchkins
Trotz ihrer kurzen Beine und oft eingeschränkten Beweglichkeit, sind die Munchkin-Katzen insbesondere für ihre Verspieltheit und Neugier bekannt. Sie sind im Regelfall gesellig und freuen sich über ausgiebige Kuschel- und Spieleinheiten mit ihren Menschen oder Artgenossen. Sind Halter und Halterinnen regelmäßig länger außer Haus, könnte die Anschaffung einer Zweitkatze von Vorteil sein. Natürlich können die Vorlieben und Eigenschaften von Tier zu Tier individuell ausgeprägt sein.
Haltung und Pflege einer Munchkin-Katze
An und für sich sind Munchkins pflegeleicht. Aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen gilt es dennoch, einige wichtige Aspekte zu beachten.
- Freigang: Da sie im Freien einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt sind als drinnen, eignen sich Munchkin-Katzen eher für die Wohnungshaltung mit gesichertem Balkon oder für den kontrollierten Freigang in einem gut abgesicherten Garten.
- Zugänglichkeit: Das Springen und Klettern fällt Munchkins schwer, weshalb auf eine gute Zugänglichkeit von Kratzbäumen und weiteren relevanten Orten geachtet werden muss, beispielsweise durch die Installation von Rampen.
- Fellpflege: Da manche Munchkins Probleme mit der Fellpflege haben, sind sie in diesem Bereich häufig auf die Hilfe ihrer Menschen angewiesen. Insbesondere bei langhaarigen Vertretern ist das regelmäßige (bestenfalls tägliche) Bürsten wichtig.
Abseits dieser speziellen Bedürfnisse unterscheidet sich die Pflege einer Munchkin-Katze nicht maßgeblich von der anderer Katzen. Eine artgerechte Haltung, eine ausreichende körperliche und mentale Auslastung, eine angemessene Ernährung und regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt sollten selbstverständlich sein. Um sich im Fall von Erkrankungen keine Gedanken um hohe Ausgaben machen zu müssen, lohnt sich der Abschluss einer Katzenkrankenversicherung.
Munchkin-Katzen werden nicht überall als Rasse anerkannt
Die Anerkennung der Munchkins als eigenständige Rasse ist seit langem umstritten. Zu den Verbänden, die die Rasse offiziell registrieren, gehören unter anderem TICA (The International Cat Association), WCF (World Cat Federation) und ACF (Australian Cat Federation).
Organisationen wie FIFé (Fédération Internationale Féline), GCCF (Governing Council of the Cat Fancy) oder CFA (Cat Fanciers’ Association) erkennen die Rasse jedoch nicht an. Das hat in den allermeisten Fällen tierschutzbedingte Gründe, da die Munchkin-Katzen durch ihre verkürzten Gliedmaßen und damit einhergehenden Probleme als Qualzucht betrachtet werden können. Aus demselben Grund ist die Zucht und Haltung dieser Katzen in manchen Regionen und Ländern verboten, beispielsweise in den Niederlanden oder im australischen Bundesstaat Victoria.
Gelten Munchkin-Katzen in Deutschland als Qualzucht?
In Deutschland ist die Zucht und Haltung von Munchkin-Katzen gesetzlich nicht ausdrücklich verboten. Jedoch ist es laut dem deutschen Tierschutzgesetz (§ 11b TierSchG) untersagt, Tiere zu züchten, wenn damit zu rechnen ist, dass deren Nachkommen „erblich bedingte Körperteile oder Organe fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden entstehen“.
Fachorganisationen wie der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. stufen die Rasse als Qualzucht ein. Auch das Gutachten der Bundestierärztekammer zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes, welches das Verbot von Qualzuchten evaluiert, rät zum Verzicht auf die Zucht.
Fazit
Munchkin-Katzen mögen ein faszinierendes Äußeres haben, doch die Realität hinter dieser Zucht ist kritisch zu betrachten. Die genetisch bedingten kurzen Beine führen zu körperlichen Einschränkungen und gesundheitlichen Problemen. Auch wenn Munchkins einen liebevollen und verspielten Charakter haben, sollte das Tierwohl stets Vorrang vor ästhetischen Zuchtmerkmalen haben. Wer sich für eine Munchkin-Katze entscheidet, trägt Verantwortung und sollte diese Entscheidung gut informiert und mit Blick auf das langfristige Wohlergehen des Tieres treffen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Munchkin-Katzen
Wie alt werden Munchkin-Katzen im Durchschnitt?
Munchkin-Katzen können bei guter Pflege und gesundheitlicher Versorgung ein Alter von 12 bis 15 Jahren erreichen. Vorerkrankungen und zuchtbedingte Probleme können die Lebenserwartung jedoch beeinflussen.
Vertragen sich Munchkin-Katzen mit Kindern?
Pauschal lässt sich nie vorhersagen, ob eine Katze bzw. Katzenrasse mit Kindern verträglich ist. Aufgrund ihres geduldigen und verspielten Wesens kommen Munchkins jedoch meistens gut mit Kindern zurecht – einen respektvollen und vorsichtigen Umgang vorausgesetzt.
Gibt es Unterschiede zwischen kurz- und langhaarigen Munchkins?
Abgesehen vom Pflegeaufwand unterscheiden sie sich kaum. Beide Varianten gleichen sich in Charakter und Verhalten und sind anfällig für gesundheitliche Probleme.
Gibt es Munchkin-Katzen im Tierheim?
Auch Munchkins landen gelegentlich im Tierschutz. Ein Blick ins Tierheim oder bei anderweitigen Vermittlungsstellen lohnt sich. Damit leistest du einen wichtigen Beitrag, um unnötige Zucht zu vermeiden.