Landen Katzen immer auf ihren Pfoten?
Häufige Fragen

Landen Katzen wirklich immer auf den Pfoten?

14.04.2025

Katzen faszinieren uns Menschen schon seit Jahrhunderten und so ranken sich zahlreiche Mythen um die eleganten Samtpfoten. Einer davon besagt, dass Katzen immer auf ihren Pfoten landen. Wir nehmen die Behauptung genauer unter die Lupe und klären, ob Katzen tatsächlich jeden Sturz sicher abfangen können oder ob hinter dieser verbreiteten Annahme doch nur ein Irrglaube steckt.

Der perfekte Fall: Landung auf vier Pfoten

Die meisten Katzen lieben es zu klettern und sind wahre Athleten und Gleichgewichtskünstler. Trotzdem kann es passieren, dass sie aus der Balance  geraten und herunterstürzen. Handelt es sich um eine gesundheitlich fitte und normalgewichtige Katze,  ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf vier Pfoten landet, groß. Vorausgesetzt, die Höhe, aus der der Sturz erfolgt, reicht aus, um den sogenannten Stellreflex auszulösen. Dieser ist angeboren und wird automatisch aktiviert, sobald sich eine Katze im freien Fall befindet. 

Stellreflex der Katze kurz erklärt

Das Phänomen des Stellreflexes wurde bereits im Jahr 1894 genauer untersucht. Der französische Physiologe und Erfinder Étienne Jules Marey nutzte sein umfangreiches Wissen über Kinematografie, um den freien Fall einer Katze fotografisch festzuhalten. Mit 60 Aufnahmen pro Sekunde konnte er die faszinierende Bewegung der Katze im freien Fall aufzeichnen und in Zeitlupe analysieren. Heute weiß man, dass das Gleichgewichtsorgan, auch Vestibularorgan genannt, den Stellreflex auslöst. Fällt eine Katze von irgendwo herunter, sorgt es dafür, dass sich die vier Pfoten blitzschnell in Richtung Boden drehen. 

Im Detail kannst du dir das folgendermaßen vorstellen: Eine Katze verliert den Halt und fällt mit dem Rücken voran Richtung Erde. Der Stellreflex wird aktiviert, sobald das Gleichgewichtsorgan eine veränderte Lage wahrnimmt. Dabei folgt der Körper der Katze einem festen Bewegungsablauf. Zunächst dreht die Katze Kopf und Vorderkörper mitsamt Vorderpfoten in Richtung Boden und fixiert diesen mit den Augen. Das Anziehen der Vorderbeine hilft dabei, diese Drehung schnell und gezielt zu vollführen. Der hintere Körperteil folgt mit einer weiteren Drehung. Der Schwanz der Katze trägt zur Stabilisierung bei. Schließlich zeigen alle vier Pfoten nach unten. Kurz bevor die Katze auf dem Boden aufkommt, macht sie ihren Rücken rund. Um den Aufprall abzufedern, beugt sie die Beine leicht durch. Schwere Verletzungen lassen sich so verhindern.

Warum ein Sturz für Katzen nicht immer glimpflich ausgeht

Ob die Katze wirklich unbeschadet auf allen vier Pfoten landet, ist von mehreren Faktoren abhängig, dazu zählen:

  • Fallhöhe
  • Gewicht der Katze
  • etwaige Bewegungseinschränkungen

Ein Sturz aus zu geringer Höhe kann dazu führen, dass dem Stubentiger im freien Fall nicht genug Zeit bleibt, um auf den Pfoten zu landen. So ist es durchaus möglich, dass eine Katze, die von einer niedrigen Mauer fällt, stärkere Verletzungen erleidet als eine, die aus großer Höhe stürzt. 

Aus einer Studie aus dem Jahr 1987 geht hervor, dass sich Katzen bei Stürzen aus mittleren Höhen (etwa bis zum sechsten Stockwerk) tendenziell schwerere Verletzungen zuziehen als Katzen, die aus höheren Stockwerken fallen. Zumindest gilt dies für 132 Katzen, auf denen die Studie beruht. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen scheinen Katzen, die aus geringerer Höhe fallen, in ihren Bewegungen verkrampfter zu sein. Bei einem Sturz aus größerer Höhe hingegen erreichen sie eine Endgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h und fokussieren sich stärker auf die Landung. Dabei strecken sie ihren Körper ähnlich wie ein Gleithörnchen und nehmen eine Fallschirmhaltung ein, die den Luftwiderstand erhöht. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass sie mit einer breiten Körperfläche auf dem Boden landen, statt nur auf vier Pfoten. Das wiederum kann zu anderweitigen Verletzungen führen. Genauso aber wurde festgestellt, dass längst nicht alle Katzen Stürze überleben. Zehn Prozent der Katzen aus der Studie sind gestorben. 

Wie eine Katze einen Sturz übersteht, hängt nicht nur von der Fallhöhe, sondern auch vom Untergrund ab, auf dem sie aufkommt. Auf hartem Beton etwa ist der Aufprall deutlich heftiger als auf lockerer Erde oder weichem Gras. Zu beachten ist: Auch wenn eine Katze auf vier Pfoten landet, kann sie durch den Aufprall schwere Verletzungen erleiden. Hat sich die Katze wehgetan, fällt das manchmal erst Tage später auf, da die Samtpfoten ihre Schmerzen sehr gut verstecken können. 

Die körperliche Fitness spielt ebenfalls eine Rolle: Starkes Übergewicht bei Katzen führt per se  zu einer höheren Belastung von Knochen und Gelenken. Zudem erhöht es das Verletzungsrisiko bei einem Sturz, denn die Rotation des Körpers, die beim Stellreflex möglichst schnell erfolgen muss, läuft bei übergewichtigen Katzen deutlich langsamer ab. Auch ältere Katzen und solche mit krankheitsbedingten Bewegungseinschränkungen können sich aufgrund steifer Gelenke und reduzierter Muskelkraft nicht schnell genug in die richtige Position drehen. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass ihre Reflexe verzögert ausgelöst werden, was wertvolle Zeit kostet. Zusätzlich können Veränderungen des Gleichgewichtsorgans und Koordinationsprobleme eine sichere Landung auf vier Pfoten erschweren.

Tipps zum Vorbeugen von Stürzen

Katzen sind wahre Kletterkünstler und lieben es, in schwindelerregenden Höhen zu balancieren. Zwar lassen sich Stürze kaum verhindern, vor allem nicht bei Freigängern, die unbeobachtet Häuser, Bäume und Mauern erklimmen, dennoch kannst du einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Hat die Katze Zutritt auf den Balkon, sollte dieser gesichert sein. Dafür gibt es praktische Katzennetze, die sich einfach montieren lassen. Auch offene oder gekippte Fenster stellen eine große Gefahr dar. Um das zu verhindern, gibt es Fensterschutzgitter und Katzenschutznetze, die sich vors Fenster spannen lassen.

Schnelle Hilfe bei Verletzungen

Bei einem Sturz aus großer Höhe können sich Katzen vielfältige Verletzungen zuziehen. Dazu zählen beispielsweise:

  • Frakturen (vor allem an Extremitäten und am Becken)
  • Verletzungen des Brustkorbs wie Hämothorax (Blutansammlung im Brustraum), Pneumothorax (Luftansammlung im Brustraum) oder Lungenprellungen
  • Verletzungen am Kopf und im Maul, z. B. Kieferbrüche
  • Verletzungen innerer Organe
  • innere Blutungen

Ein Besuch in der Tierarztpraxis ist nach einem Sturz aus großer Höhe in jedem Fall ratsam. Das gilt insbesondere dann, wenn du Veränderungen bei den Bewegungsabläufen deiner Katze feststellst. Auch eine veränderte Atmung, Zurückgezogenheit, Apathie und Gleichgewichtsstörungen nach einem Aufprall sollten tierärztlich abgeklärt werden. Mit der Katzenkrankenversicherung der Uelzener bist du in solchen Fällen finanziell abgesichert. 

Fazit

Landen Katzen nun wirklich immer auf den Pfoten? Nein. Wenn sie fallen, gelingt es ihnen nur unter günstigen Bedingungen, auf allen Vieren zu landen. Dank ihres Stellreflexes schaffen sie das zwar oft. Ist die Fallhöhe aber zu gering oder zu hoch und kommen weitere ungünstige Faktoren hinzu, ist eine Bruchlandung unvermeidlich. 

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Landung von Katzen auf vier Pfoten

Wie können Stürze aus großer Höhe verhindert werden?

Um das Risiko zu reduzieren, dass deine Katze stürzt und sich verletzt, solltest du Balkon und Fenster mit speziellen Katzennetzen sichern. Achtung: Fliegennetze sind aufgrund des Materials und der Befestigungsart dafür ungeeignet und halten den Krallen einer Katze nicht stand. 

Was ist das Hochhaus-Syndrom?

Unter dem Begriff Hochhaus-Syndrom (aus dem Englischen: high rise syndrom) werden Verletzungen zusammengefasst, die aufgrund von Stürzen aus großer Höhe verursacht werden. Daneben gibt es das Kippfenster-Syndrom, das Verletzungen umschreibt, die Katzen durch Quetschungen im Fensterspalt erleiden – ein weiterer Grund, das Fenster katzensicher zu machen. 

Ist nach jedem Sturz eine tiermedizinische Abklärung nötig?

Wenn eine Katze nach einem Sturz aus geringer Höhe scheinbar unversehrt auf allen vier Pfoten landet und keine Anzeichen von Schmerzen oder Verletzungen zeigt, ist ein Tierarztbesuch nicht zwingend erforderlich. Du solltest sie aber aufmerksam beobachten. Bei einem Sturz aus mittlerer bis großer Höhe und einem Aufprall auf hartem Untergrund bist du auf der sicheren Seite, wenn du deine Katze tierärztlich untersuchen lässt.

Funktioniert der Stellreflex auch bei schwanzlosen Katzenrassen?

Ja, allerdings spielt der Schwanz eine wichtige Rolle bei der Rotation und Stabilisierung des Körpers. Fehlt dieser, müssen Rumpf und Gliedmaßen stärker eingesetzt werden, um den Körper in die richtige Richtung zu drehen. Dadurch kann der Bewegungsablauf leicht verzögert sein.

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