Ein Blindenhund führt Sehbehinderte-Menschen durch ihren Alltag.
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Blindenhund: Auswahl und Ausbildung eines Blindenführhundes

13.03.2023

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2019 gab es etwa 2000 aktive Blindenhunde in Deutschland. Sie ermöglichen ihrem Halter, ein erhöhtes Maß an Mobilität und Unabhängigkeit zu erreichen, indem sie einen menschlichen Begleiter ersetzen. Sie helfen bei der Überquerung von Straßen, zeigen den Weg zum Postschalter, umgehen Hindernisse und warnen vor Gefahren. Um seinem Halter später ein sicherer Führer und auch ein treuer Freund zu sein, brauchen sie eine Menge an besonderen Qualitäten. Erfahre hier mehr über die Fähigkeiten von Blindenführhunden und den Ablauf ihres Trainings.

Welche Hunde eignen sich als Blindenhund?

Als Blindenführhund geeignet sind nur besonders friedfertige, wesensfeste Hunde, die belastbar, intelligent, nervenstark und menschenbezogen sind und möglichst wenig Jagdtrieb haben. Die Hunde sollten zu Beginn der Ausbildung zwischen ein und zwei Jahren sein. Der Hund muss gesund sein, Erbkrankheiten wie Hüftgelenksdysplasie sowie Augenerkrankungen müssen vorher ausgeschlossen werden.

Ein ausgewachsener Blindenführhund sollte eine Körpergröße zwischen 50 und 65 Zentimetern erreichen, damit sich der Griff des Geschirrs, mit dem der Hund später seinen Halter führt, in passender Höhe befindet.

Häufig genutzte Blindenhund-Rassen

Im Allgemeinen kann jeder Hund, der die erforderlichen Charaktereigenschaften besitzt, zu einem Blindenführhund ausgebildet werden. Es gibt keine konkreten Auswahlbeschränkungen für bestimmte Hunderassen. Dennoch werden die folgenden Rassen bevorzugt ausgewählt:

Viele Welpen werden von den Blindenführhundschulen bereits im Alter von acht Wochen mit einem speziellen Test auf ihre Eigenschaften geprüft und anschließend für etwa ein Jahr in Patenfamilien gegeben. Hier kommen sie in engen, liebevollen Kontakt mit Menschen und lernen neben gutem Benehmen, in verschiedenen Umgebungen und Situationen gelassen zu bleiben, zum Beispiel im Auto oder beim Kontakt mit anderen Hunden. Eine ausführliche Untersuchung durch den Tierarzt klärt anschließend, ob der Junghund eine Karriere als Blindenhund einschlagen kann oder nicht. Um beim Tierarzt nicht von hohen Kosten überrascht zu werden, empfehlen wir eine gute Hundeversicherung abzuschließen.

Ausbildung zum Blindenhund

Was muss ein Blindenführhund können?

Die Aufgabe eines Blindenführhundes ist es, seinen Menschen durch den Alltag zu begleiten, ihn vor Gefahren zu schützen und ihm zu helfen, sich zurechtzufinden.

Der Hund muss auf sogenannte „Hörzeichen“ reagieren. Anweisungen, die der oder die Halter:in dem Hund gibt, wie beispielsweise „rechts“, „links“, „Treppe zeigen“ oder „Tür zeigen“ befolgt ein ausgebildeter Blindenführhund zuverlässig. So sollte er mithilfe der Hörzeichen beispielsweise einen freien Sitzplatz im Bus, einen Briefkasten oder einen Bankschalter für seinen Halter ausfindig machen können.

Eine weitere Aufgabe von Blindenführhunden ist es, Halter:innen sicher an Hindernissen vorbeizuführen, insbesondere an solchen, die für sie selbst keine Hindernisse sind (etwa hohe Baugerüste mit Querbalken in Kopfhöhe, Wäscheleinen, Umlaufschranken).

Außerdem lernen die Vierbeiner, Ampeln zu beachten, Bordsteinkanten oder Treppen anzuzeigen. Sie helfen blinden Menschen, sicher Straßen zu überqueren oder auch mit der Bahn zu fahren.

Doch ein Blindenführhund sollte nicht nur das tun, was ihm sein:e Halter:in sagt, sondern er beherrscht auch das Prinzip des „intelligenten Ungehorsams“. Tritt eine gefährliche Situation ein, etwa beim Überqueren einer Straße, bleibt er stehen und widersetzt sich dem Befehl seines Halters, um ihn auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen.

Die Ausbildung eines Blindenführhundes ist sehr anspruchsvoll. Mittels positiver Verstärkung lernt der Hund in unzähligen kleinen Schritten, was seine Aufgaben sind. Ein regelmäßiges Training ist entscheidend, um sicherzustellen, dass der Hund die erlernten Befehle behält und zuverlässig ausführt.

  • Kommandos: Langsamer und schneller laufen. Der Hund passt sein Tempo an und kann je nach Bedarf langsamer oder schneller gehen.
  • Am rechten oder linken Straßenrand gehen: Der Hund führt seinen Besitzer sicher entlang des Gehwegs, entweder auf der rechten oder linken Seite.
  • Sitzmöglichkeit anzeigen: Der Hund kann eine Sitzgelegenheit wie eine Bank oder einen Stuhl finden und darauf hinweisen.

Wie lange dauert die Ausbildung für einen Blindenhund?

Die eigentliche Ausbildung zum Blindenführhund dauert zwischen sechs und zwölf Monaten.

Nach Abschluss der Ausbildung lernen der Hund und der oder die zukünftige Halter:in sich bei einem mindestens 14-tägigen Einarbeitungslehrgang, einander zu vertrauen und als Team zusammenzuarbeiten. Der oder die Halter:in lernt die entsprechenden Hörzeichen klar vernehmlich zu geben und das Verhalten des Hundes richtig zu deuten.

Im Anschluss wird in der Regel eine Gespannprüfung abgelegt. Nach der Eingewöhnungszeit für den Hund, die bis zu sechs Monate dauert, sind Hund und Halter:in in der Regel ein prima Team.

Kosten eines Blindenhundes

Die Ausbildung eines Blindenführhunds ist mit hohen Kosten verbunden, die oft einem vergleichbaren Betrag wie der Kauf eines neuen Kleinwagens entsprechen. In den meisten Fällen liegen die Kosten zwischen 20.000 und 30.000 Euro.

Allerdings beteiligen sich viele Krankenkassen in europäischen Ländern wie Österreich und Deutschland an den Kosten für die Vierbeiner. In einigen Fällen übernehmen die Krankenkassen sogar die gesamten Kosten. Dies wird damit begründet, dass der Hund in diesem Fall als „Hilfsmittel“ angesehen wird. In Deutschland werden die Kosten für einen Blindenführhund übernommen, wenn die Sehschärfe des Versicherten unter 5 Prozent liegt. Es wird auch berücksichtigt, ob der potenzielle Halter eine angemessene Unterbringung für den Hund gewährleisten kann. Wenn der Halter beispielsweise in einer Mietwohnung lebt, muss der Vermieter der Hundehaltung zustimmen.

Blindenhunde im Ruhestand

Es versteht sich von selbst, dass die Arbeit als Blindenhund für das Tier eine große Anstrengung bedeutet, die ihm ab einem bestimmten Alter zunehmend schwerfällt. Um die Sicherheit des Besitzers zu gewährleisten und den vierbeinigen Helfer nicht zu überlasten, arbeiten die Hunde nicht ihr Leben lang. In der Regel sind sie sieben bis zehn Jahre im Einsatz tätig.

Wenn ein Blindenhund das Rentenalter erreicht, wird er in den meisten Fällen von einer neuen Familie adoptiert, damit er seinen Lebensabend in vollen Zügen genießen kann. Der ehemalige Besitzer erhält dann einen jüngeren Hund, der die Aufgaben übernimmt.

Fazit: Blindes Vertrauen zwischen Tier und Mensch

Die Auswahl und Ausbildung eines Blindenführhundes ist ein aufwändiger Prozess. An Ende der Ausbildung ermöglicht ein Blindenführhund einem sehbehinderten Menschen, seinen Alltag wesentlich selbstbestimmter und freier zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es sowohl eine qualitativ hochwertige Ausbildung als auch ein passendes Matching zwischen Mensch und Hund.

Und was ist, wenn der Fall umgedreht und der Hund blind ist?

FAQs: Häufig gestellte Fragen zum Thema Blindenhund

Warum darf man keine Blindenhunde streicheln?

Blindenführhunde müssen sehr aufmerksam sein, damit sie ihren Menschen sicher durch den Alltag geleiten können. Dabei ist höchste Konzentration erforderlich. Werden Sie abgelenkt, kann dies ein großes, womöglich sogar lebensgefährliches Risiko für den sehbehinderten Menschen bedeuten. Streichelt man einen Blindenhund beispielsweise an einer Straßenkreuzung, während er mit seinem Menschen sicher die Straße überqueren soll, kann er abgelenkt werden und so womöglich eine Gefahrensituation falsch einschätzen. Daher sollte man diese Hunde weder streicheln noch füttern.

Wer bekommt einen Blindenhund bezahlt?

Um einen Blindenführhund von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen, sollte die Sehschärfe der sehbehinderten Person unter fünf Prozent liegen. Außerdem muss die blinde Person sowohl körperlich als auch räumlich die Möglichkeiten haben, einen Blindenführhund zu halten. Dazu gehört die körperliche Fitness und ein angemessener Wohnraum. Daneben muss sichergestellt sein, dass der Hund ausreichend Auslauf hat.

Wie lange muss ein Blindenhund ausgebildet werden?

Die Ausbildung des Blindenhundes beginnt im Alter von eins bis eineinhalb Jahren und dauert zwischen 6 und 12 Monaten.

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