Hund buddelt am Strand und frisst Sand.
Tiergesundheit

Hund frisst Sand: Was dahintersteckt und wann es gefährlich wird

01.08.2024

Dass Hunde mitunter sehr eigenwillige Vorlieben an den Tag legen, wenn es ums Fressen geht, werden viele Halterinnen und Halter bestätigen können. Ob Pansen, Schweinenasen oder Hasenohren – es gibt so manches, was den Vierbeinern ganz vorzüglich zu schmecken scheint und bei Menschen eher dafür sorgt, dass sich die Nackenhaare aufstellen. Dass diese Art von Nahrung artgerecht ist und zum hündischen Fressverhalten passt, würde jedoch kaum jemand bezweifeln. Etwas anders sieht es aus, wenn der Hund Sand frisst. Dieser Anblick kann durchaus Irritation auslösen. Dass Hunde Erde fressen, ist aber gar keine so seltene Erscheinung. In diesem Artikel erklären wir, was dahinterstecken kann und wann es zur Gefahr wird.

Warum fressen Hunde Sand?

Erde und Sand üben auf viele Hunde eine magische Anziehungskraft aus. Sie lieben es, tiefe Löcher ins Erdreich zu buddeln, sich in Strandsand zu wälzen und durch den Matsch zu wühlen. Nicht immer bleibt es dabei. Manche Hunde kauen auf der Erde herum oder fressen sie. Das kann verschiedene Gründe haben:

  • Neugier und Spaß: Hunde sind von Natur aus neugierig und möchten die Welt entdecken. Das tun sie vor allem durch Schnüffeln, aber auch durch Schmecken und Kauen. Gerade Welpen neigen dazu, alles ins Maul zu nehmen, was interessant aussieht oder ansatzweise nach etwas Essbarem riecht. Dass Hunde Erde fressen, kann also schlicht daran liegen, dass sie ihre Umwelt erkunden und Spaß daran haben.
  • Geschmack: Erde setzt sich aus vielen unterschiedlichen Bestandteilen zusammen, seien sie organischer Herkunft (Wurzeln, Pflanzenreste, Pilze, Würmer etc.) oder mineralischen Ursprungs (Lehm, Sand usw.). Das kann für Hunde in geschmacklicher Hinsicht sehr spannend sein. Es ist daher möglich, dass sie Erde fressen, weil sie ihnen einfach schmeckt.
  • Langeweile: Langeweile ist ein weiterer potenzieller Grund dafür, warum Hunde Sand fressen. Sind sie körperlich und geistig nicht genug ausgelastet und unterfordert, kann es passieren, dass sie sich selbst eine Beschäftigung suchen und beispielsweise anfangen, Erde zu fressen, um sich die Zeit zu vertreiben.
  • Stress: Dass Hunde Erde fressen, kann auch ein Anzeichen für Stress sein. In dem Fall handelt es sich um eine Übersprungshandlung. Der Hund kann nicht zwischen seinen Handlungsoptionen entscheiden und gerät in einen inneren Konflikt. Im Zuge dessen zeigt er ein Verhalten, das zu der Situation überhaupt nicht zu passen scheint. Es gibt zahlreiche Faktoren, die Stress bei Hunden auslösen können, seien es hektische Menschen, Begegnungen mit Artgenossen oder Straßenlärm.
  • Aufmerksamkeit: Sand zu fressen kann auch ein Trick sein, mit dem Hunde die Aufmerksamkeit ihres Menschen auf sich ziehen. Haben sie in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass Frauchen oder Herrchen herbeigeeilt kommt, wenn sie etwas Verbotenes im Maul haben, kann das zukünftig ein probates Mittel sein, sich mehr Beachtung zu verschaffen. 
  • Hunger: Hunger ist ein weiterer möglicher Grund, warum Hunde Sand fressen. In dem Fall geht es vermutlich nicht um die Erde als solches. Wahrscheinlicher ist, dass sich etwas Essbares darin befindet, das der Hund zusammen mit dem Sand aufzunehmen versucht.  

Ähnlich wie beim Gras fressen, kann die Aufnahme von Sand und Erde harmlose Gründe haben, aber auch auf tieferliegende physische oder psychische Ursachen zurückzuführen sein. Dazu gehören:

  • Nährstoffmangel: Erde und Sand zu fressen kann darauf hindeuten, dass der Hund nicht genug Nährstoffe zu sich nimmt. Die Ursachen für einen Nährstoffmangel können vielfältig sein und reichen von einer falschen Futterzusammensetzung (höheres Risiko beim Barfen) über zu geringe Portionen bis hin zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Durch das Fressen von Sand versucht der Hund unbewusst, den Mangel auszugleichen.
  • Magen-Darm-Störungen: Das Fressen von Erde kann mit Magen-Darm-Beschwerden zu tun haben. So versuchen manche Hunde beispielsweise, sich auf diese Weise zu erbrechen, wenn sie etwas Unbekömmliches aufgenommen haben. Häufiger wird das allerdings im Zusammenhang mit Gras beobachtet. Des Weiteren können Mikroorganismen in lehmhaltiger Erde dabei helfen, eine gestörte Darmflora ins Gleichgewicht zu bringen. Zeigt das Tier begleitend zum Sand fressen Durchfall, Bauchweh, Sodbrennen oder verwandte Symptome, kann das auf Magen-Darm-Störungen als Ursache hindeuten. 
  • Parasitärer Befall: Parasiten wie Würmer oder Giardien verursachen beim Hund nicht nur Durchfall, Blähungen und Übelkeit, sondern beeinträchtigen auch die Nährstoffaufnahme im Darm. Frisst der Hund vermehrt Erde, kann das bedeuten, dass er die fehlenden Nährstoffe zu kompensieren versucht und ein Parasitenbefall vorliegt.
  • Zahn- und Zahnfleischprobleme: Zahndefekte, Zahnschmerzen oder Zahnfleischentzündungen können eine weitere Ursache dafür sein, dass Hunde Erde fressen. Die Tiere versuchen dann, sich Linderung zu verschaffen oder beispielsweise lockere Zähne durch das Kauen auf enthaltenen Steinchen loszuwerden. 
  • Verhaltensstörung: Verhaltensstörungen und Neurosen können ebenfalls Grund fürs Sand fressen sein. Werden Hunde beispielsweise unter widrigen Bedingungen und ohne soziale Kontakte gehalten, entwickeln sie aus Einsamkeit, Frust und Vernachlässigung mitunter Verhaltensauffälligkeiten, indem sie beispielsweise an Steinen lecken oder Sand fressen. 

Frisst der Hund Sand, muss man nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen. Es empfiehlt sich jedoch, das Verhalten des Hundes zu beobachten und bei Verdacht auf eine tieferliegende Ursache den Tierarzt oder die Tierärztin zu konsultieren.

Ist es gefährlich, wenn Hunde Sand fressen?

Wie gefährlich das Fressen von Sand und Erde für Hunde ist, hängt größtenteils von der Häufigkeit und Menge ab. Nimmt der Hund nur hier und da mal ein bisschen Erde zu sich, ist das meist unproblematisch. Frisst das Tier aber regelmäßig oder größere Mengen an Erde, kann das ein Gesundheitsrisiko darstellen. Wir geben einen Überblick über mögliche Gefahren.

  • Sandkolik und Verstopfung: Wenn sich Sand im Darm ablagert, kann das zu Entzündungen der Darmschleimhaut führen und das Risiko für Verstopfung erhöhen. Schlimmstenfalls kommt es zu einem Darmverschluss, wenn der Hund nicht mehr in der Lage ist, Stuhl abzusetzen. Ein Darmverschluss ist lebensbedrohlich und muss sofort medizinisch behandelt werden.
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Koliken und Verstopfung sind nur eine potenzielle Folge, wenn Hunde zu viel Sand fressen. Es besteht auch das Risiko von Magenschleimhautentzündungen und anderweitigen Beschädigungen im Magen-Darm-Trakt.
  • Vergiftung: Sand und Erde können Giftstoffe enthalten, sei es durch künstlichen Dünger, Pestizide (Unkraut-, Pilz- und Insektenvernichtungsmittel), chemische Abfälle, Müllreste, Kontaminationen mit Abwasser oder Kot und Urin von anderen Lebewesen. Das alles kann den Organismus eines Hundes stark belasten und zu Vergiftungserscheinungen führen.
  • Zahnschäden: Erde enthält oft Steine, Kies und andere harte Mineralien. Frisst der Hund diese mit, ist das nicht nur ungesund für den Magen-Darm-Trakt, sondern auch für die Zähne. Durch das Kauen nutzen sich die Zähne schneller ab und tragen Beschädigungen davon.
  • Parasiten: Nahezu überall in der Umwelt befinden sich Parasiten. Giardien beispielsweise bilden Zysten als Dauerformen, die mit dem Kot infizierter Tiere ausgeschieden werden und so in die Umgebung gelangen. Sie können mehrere Wochen im Boden überleben, infektiös bleiben und eine Giardiose verursachen, wenn sich der Hund damit ansteckt.

Das Fressen von Erde ist insbesondere in aller Regelmäßigkeit sowie bei größeren Mengen kritisch und kann dazu führen, dass der Hund erkrankt und tierärztlich versorgt werden muss. Eine Hundekrankenversicherung bietet in solchen Fällen finanziellen Schutz. Sie deckt die Kosten für tiermedizinische Leistungen, so dass dem Hund die bestmögliche Behandlung zuteilwerden kann.

Was tun, wenn der Hund Sand frisst?

Da das Fressen von Sand für Hunde mit allerlei Risiken verbunden sein kann, ist es am besten, wenn es gar nicht erst dazu kommt. Wir geben einen Überblick, was man tun kann, um das Sand fressen beim Hund zu unterbinden. 

  • Auf ausgewogene Ernährung achten: Das Fressen von Erde kann auf einen Nährstoffmangel zurückzuführen sein. Es empfiehlt es daher, das Hundefutter auf seine Zusammensetzung zu überprüfen und gegebenenfalls auf ein anderes umzusteigen. Ein Tierarzt oder eine Tierärztin kann hierzu umfassend beraten und gegebenenfalls mithilfe eines Bluttests feststellen, ob es dem Tier an Nährstoffen fehlt.
  • Angemessene Portionen füttern: Erhält der Hund zu wenig Futter, hat das früher oder später eine Unterversorgung und Hunger zur Folge. Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, regelmäßig das Gewicht zu prüfen und die Futtermenge auf den Bedarf und das Aktivitätslevel des Hundes abzustimmen. Auch hier können Tierärzte und Tierärztinnen Hilfestellung geben.
  • Darmflora unterstützen: Hat der Hund wiederholt Magen-Darm-Beschwerden, kann eine gestörte Darmflora sowohl Folge als auch Ursache sein. Prä- und Probiotika können dazu beitragen, die Darmflora zu unterstützen. Dazu muss man keine Fertigprodukte aus dem Handel verwenden, auch Hausmittel wie Naturjoghurt, Hüttenkäse oder gekochtes Sauerkraut ohne Gewürze und Salz eignen sich gut dafür.
  • Für Beschäftigung sorgen: Mehr Beschäftigung kann der Schlüssel sein, um dem Hund das Fressen von Erde abzugewöhnen. Möglich ist beispielsweise, mehr Interaktion in die Gassirunden einzubinden, den Hund etwas apportieren oder Leckerlis suchen zu lassen oder beim Spazierengehen neue Gegenden zu erkunden. Hat der Hund Abwechslung und Ablenkung, wird er seltener auf die Idee kommen, Erde zu fressen, und ist am Ende des Tages ausgelastet. 
  • Stress vermeiden: Frisst der Hund Erde infolge von Stress und Überforderung, sollte man versuchen herauszufinden, welche Situationen und Reize es genau sind, die dieses Verhalten beim Tier auslösen. Zwar lassen sich im Alltag nicht alle Stressfaktoren kontrollieren und minimieren, trotzdem sollte man vermeiden, das Tier einer ständigen Reizüberflutung auszusetzen.
  • Erziehung: Hat sich der Hund das Sand fressen angewöhnt, bedeutet das nicht, dass sich dieses Verhalten für alle Zeiten eingeschliffen hat. Mit einer konsequenten Erziehung, Liebe und Geduld kann man das Tier auch wieder umkonditionieren. Das funktioniert zum einen, indem man dem Hund Alternativen anbietet, sobald er im Begriff ist, Erde zu fressen. Dazu kann man ihm beispielsweise ein Spielzeug zum Tragen oder Kauen geben. Zum anderen ist es hilfreich, mit dem Hund ein Antigift-Köder-Training zu absolvieren und ihm beizubringen, draußen nichts ins Maul zu nehmen. Daneben sollte der Hund Grundkommandos wie „Aus!“ oder „Pfui!“ lernen und sofort fallen lassen, was er im Maul hat. Es lohnt sich auch, den Rückruf zu festigen, um das Tier im Fall der Fälle zu sich zu holen.

Regelmäßige Checks beim Tierarzt oder der Tierärztin sind ebenfalls eine empfehlenswerte Maßnahme, um den Gesundheitszustand des Hundes im Blick zu behalten und sich gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen. 

Fazit

Dass Hunde Sand fressen, ist nicht so ungewöhnlich, wie man annehmen könnte. Es kann vielerlei Gründe haben und nicht immer muss etwas Ernsthaftes dahinterstecken. Halter und Halterinnen sollten ihr Tier jedoch genau beobachten und aktiv werden, wenn das Verhalten zwanghaft wird oder der Hund große Mengen von Erde frisst. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass Gesundheitsprobleme unentdeckt bleiben oder neue entstehen. 

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Sand fressen bei Hunden

Wie kann ich sicherstellen, dass mein Hund alle notwendigen Nährstoffe bekommt?

Damit der Hund alle notwendigen Nährstoffe erhält, kommt es auf eine gesunde und ausgewogene Futterzusammensetzung an. Das lässt sich mit hochwertigem Fertigfutter, aber auch mit Barf realisieren. Entscheidend ist, dass die Nährstoffversorgung auf den Bedarf, die gesundheitliche Konstitution und das Bewegungslevel des Hundes abgestimmt ist.

Kann eine Verhaltensberatung helfen, meinem Hund das Sand fressen abzugewöhnen?

Sofern die Ursache nicht rein medizinisch zu verorten ist, kann eine Verhaltensberatung hilfreich sein. Bei einem professionellen Individualtraining oder einer Verhaltenstherapie können individuelle Strategien und Trainingsmethoden erarbeitet werden, um den Hund vom Sand fressen abzubringen.

Soll ich meinen Hund zur Tierarztpraxis bringen, wenn er Erde frisst?

Wenn der Hund regelmäßig oder besonders viel Erde frisst und gegebenenfalls andere ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigt, ist es ratsam, eine Tierarztpraxis aufsuchen. Der Tierarzt oder die Tierärztin kann gesundheitliche Probleme und einen möglichen Nährstoffmangel identifizieren und entsprechende Behandlungen oder Anpassungen in der Ernährung vorschlagen.

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