Hund frisst Gras.
Häufige Fragen

Wenn Hunde Gras fressen: Gründe und mögliche Risiken

04.06.2024

Dass Hunde Gras fressen, ist keine seltene Erscheinung. Ob beim Gassigehen an der Leine, im Garten oder im Freilauf in der Natur – viele Halterinnen und Halter kennen die Situation, dass sich der Vierbeiner draußen am frischen Grün gütlich tut. Geschieht das in Maßen, besteht auch erst einmal kein Grund zur Sorge. Aufmerksam sollte man jedoch werden, wenn der Hund übermäßig viel Gras frisst, denn das kann nicht nur Verdauungsprobleme hervorrufen, sondern auch Ausdruck von Mangelerscheinungen sein oder auf Erkrankungen hindeuten. Wir geben einen Überblick, warum Hunde Gras fressen, bis zu welchem Grad das Verhalten normal ist und wann ein tierärztlicher Check erfolgen sollte.

Warum fressen Hunde Gras?

Hunde fressen regelmäßig Gras, die einen mehr, die anderen weniger. Manchen Haltern und Halterinnen mag das seltsam vorkommen, tatsächlich beruht das Grasfressen aber auf einem natürlichen Instinktverhalten von Hunden und ist völlig normal. Genau genommen handelt es sich um ein Erbe ihrer Vorfahren, denn auch bei Wölfen ist das Phänomen zu beobachten. Auf der Suche nach Nahrung fressen sie immer mal wieder Gras, um ihren Hunger und Durst zu stillen. Letzteres funktioniert besonders gut, wenn das Gras von Tau oder Regen benetzt ist. Ein weiterer (diskutierter) Ansatz ist, dass die Tiere ihre Markierungsstoffe und Eigengerüche durch das Grasfressen beseitigen möchten, um zu verhindern, dass Fressfeinde ihnen folgen. Es gibt es vielerlei Theorien dahingehend, warum Wölfe und Hunde Gras fressen, wissenschaftlich belegt ist allerdings keine. Sicher ist, dass das Grasfressen bei Wölfen und Hunden gleichermaßen verbreitet ist und verschiedene Gründe haben kann. 

  • Geschmack: Dass Hunde einen großen Appetit auf Gras haben, liegt mitunter daran, dass es ihnen zu schmecken scheint. Während manche Tiere wenig wählerisch sind und sich über jeden grünen Grashalm hermachen, der ihnen vor die Pfoten kommt, haben andere individuelle Vorlieben und bevorzugen bestimmte Grassorten oder sehr junges Gras.
  • Langeweile: Hunde fressen Gras auch aus Langeweile. Sie betrachten das Kauen und Knabbern als vergnüglichen Zeitvertreib und machen daraus eine Art Spiel, indem sie die Grashalme abknabbern, ausspucken und dann zum nächsten Grashalm übergehen. Manche Hunde legen dabei eine außerordentliche Hingabe an den Tag, was Halterinnen und Halter bei Gassirunden auf eine Geduldsprobe stellen kann.
  • Durst: Bei längeren Ausflügen und im Sommer neigen Hunde dazu, mehr Gras zu fressen als üblich, weil sie durstig sind. Durch den Wasseranteil im Gras können sie ihren Durst vorübergehend stillen. 
  • Stressabbau: Gras zu fressen, kann bei Hunden eine Übersprungshandlung darstellen. Es hilft dabei, Stress abzubauen, der beispielsweise in einem Moment der Überforderung oder Irritation entstanden ist. Beim Kontakt mit Artgenossen versuchen manche Hunde, durch das Fressen von Gras Spannungen abzubauen und von sich abzulenken. 

Das Fressen von Gras kann aber auch Ausdruck dafür sein, dass etwas mit dem Hund nicht stimmt und er nach Linderung sucht. So kann es beispielsweise sein, dass sich das Tier nach der Grasaufnahme erbricht, weil es beispielsweise etwas Unverträgliches gefressen oder Fremdkörper wie Haare verschluckt hat. Ein ähnliches Verhalten kennt man von Katzen. Sie fressen absichtlich Gras, damit sie sich übergeben und dadurch unverdauliche Teile ihrer Beutetiere wie Federn, Fell oder Knochen wieder loswerden.

Es gibt noch weitere ernste Ursachen, auf die das Fressen von Gras beim Hund hindeuten kann. Dazu zählen:

  • Verdauungsprobleme: Frisst ein Hund Gras, kann das auf Verdauungsbeschwerden zurückzuführen sein, beispielsweise einen übersäuerten Magen, Durchfall oder Verstopfung, 
  • Körperliche Schmerzen: Körperliche Schmerzen verursachen Stress. Durch das Kauen von Gras können sie etwas Entspannung und Ruhe finden. 
  • Nährstoffmangel: Das Fressen von Gras kann auf einen Nährstoffmangel hindeuten. Dazu kommt es beispielsweise, wenn das Futter nicht auf den individuellen Bedarf des Hundes abgestimmt ist. Durch die Grasaufnahme versucht das Tier, sich die fehlenden Nährstoffe zuzuführen.
  • Wurmbefall: Ein weiterer möglicher Grund für das Grasfressen kann ein Parasiten- oder Wurmbefall sein. 

Wichtig im Hinterkopf zu behalten ist, dass es sich bei den aufgeführten Gründen und Ursachen nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern um Erfahrungswerte und Beobachtungen handelt. Frisst ein Hund Gras, muss das also nicht automatisch bedeuten, dass er Schmerzen oder Verdauungsprobleme hat. Es kann auch etwas ganz anderes und vollkommen Harmloses dahinterstecken. 

Das ist zu tun, wenn der Hund Gras frisst

Frisst der Hund Gras in einem moderaten Maß, verträgt es gut und verhält sich ansonsten unauffällig, besteht zunächst einmal kein Grund zur Sorge. Anders sieht es aus, wenn sich weitere Symptome zeigen. Kommt der Hund beispielsweise nicht zur Ruhe, leckt oder kratzt er sich an einer Stelle, kann es sein, dass er Stress oder Schmerzen hat, die er mit dem Grasfressen zu kompensieren versucht. Hat er zusätzlich Durchfall oder Verstopfung, liegen sehr wahrscheinlich Verdauungsbeschwerden zugrunde, die wiederum tiefergehende Ursachen haben können, beispielsweise Würmer oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Es kann auch sein, dass das Tier an einem übersäuerten Magen leidet. Eine Übersäuerung äußert sich meist in häufigem Schmatzen und Aufstoßen und kann als Folge einer ungeeigneten Fütterung auftreten. Solche Auffälligkeiten müssen in jedem Fall tierärztlich abgeklärt werden.

Ob und was zu tun ist, wenn der Hund Gras frisst, variiert von Fall zu Fall. Für Halter und Halterinnen empfiehlt sich für den Anfang, ihren Vierbeiner genau zu beobachten und zu prüfen, ob es Anzeichen von Beschwerden gibt. Dabei können folgende Punkte eine Hilfestellung geben:

  • Regelmäßigkeit/Muster: Wann und wie häufig frisst der Hund Gras? Gibt es Momente, in denen das Grasfressen verstärkt auftritt?
  • Nahrungsaufnahme: Frisst der Hund normal, hat er gesteigerten Appetit oder verweigert er das Essen?
  • Futterzusammensetzung und -mengen: Ist das Futter im Hinblick auf seine Zusammensetzung auf den Bedarf des Hundes abgestimmt, so dass er mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt wird? Erhält der Hund auf sein Alter und Aktivitätslevel abgestimmte Rationen?
  • Stuhlgang: Hat sich die Kotbeschaffenheit geändert – wenn ja, in welcher Weise? Umgehend tierärztlich vorgestellt werden muss das Tier, wenn der Kot blutig oder schleimig ist oder wenn es keinen Stuhlgang mehr absetzen kann (Gefahr von Darmverschluss).
  • Fieber: Hat der Hund Fieber, deutet das darauf hin, dass sein Immunsystem gegen Erreger kämpft und ein Infekt vorliegt. Ab einer bestimmten Höhe kann Fieber beim Hund lebensbedrohlich sein. Hier gilt es, tiermedizinischen Rat einzuholen.
  • Verhalten: Wirkt der Hund matt, müde und schlapp oder zeigt umgekehrt ein nervöses und unruhiges Verhalten? Plötzliche Verhaltensänderungen können auf Unbehagen, Schmerzen oder Erkrankungen hindeuten und sollten daher abgeklärt werden.

Ein gutes Auge auf seinen Hund zu haben, kann dabei helfen, seinen gesundheitlichen Zustand einzuschätzen. Beobachten allein reicht aber nicht aus, um sicher klären zu können, ob das Tier ernsthafte Beschwerden oder einfach nur Freude am Grasfressen hat. Sollten Zweifel bestehen, empfiehlt es sich immer, zum Tierarzt oder zur Tierärztin zu gehen und den Hund gründlich untersuchen zu lassen. Das kann mit Kosten einhergehen, zahlt sich jedoch am Ende aus, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge. Bleibt eine Erkrankung lange unerkannt, kann das die Chancen auf Heilung verschlechtern. Eine Hundekrankenversicherung bietet in jeder Situation Schutz vor finanziellen Belastungen, die durch hohe Tierarztkosten entstehen können, so dass dem geliebten Vierbeiner die bestmögliche Behandlung zuteilwerden kann.

Wenn das Grasfressen beim Hund zur Gefahr wird

Das Fressen von Gras kann nicht nur Ausdruck von tieferliegenden Beschwerden und Störungen sein, sondern auch selbst gefährlich werden. Problematisch ist beispielsweise, wenn der Hund das Gras nicht verträgt und mit Erbrechen oder Durchfall reagiert. Grundsätzlich können sich Schwierigkeiten beim Ausscheiden ergeben. So passiert es mitunter, dass die Darmkontraktion nicht ausreicht, um die Grashalme hinaus zu transportieren. Der Hund tut sich mit dem Stuhlgang dann sehr schwer. Idealerweise lässt man die Natur die Angelegenheit regeln, dauert es aber zu lange und hat das Tier sichtlich Mühe, kann man versuchen, die aus dem After ragenden Grashalmen herauszuziehen. Allerdings muss man dabei enorm vorsichtig sein, denn gerade scharfkantige Gräser können Enddarm und After verletzen.

Eine weitere Gefahr, die mit dem Grasfressen verknüpft ist, sind Parasiten. Lungenwürmer werden beispielsweise durch Schnecken als Zwischenwirte übertragen. Nimmt der Hund mit dem Gras also auch Schnecken auf, auf denen sich die Larven des Lungenwurms befinden, infiziert er sich damit. Die Larven gelangen in den Hundekörper, wandern vom Darm bis zur Lunge und entwickeln sich dort zu Würmern weiter, die sich abermals vermehren. Das kann wiederum Schäden im Lungengewebe verursachen. Daneben besteht das Risiko, dass Hunde beim Grasfressen Giftpflanzen aufnehmen. Es gibt eine ganze Reihe von Pflanzenarten, die für Hunde giftig sind, um mit Krokus, Goldregen, Efeu, Buchsbaum, Eibe, Maiglöckchen und Wacholder nur wenige Beispiele zu nennen. 

Darüber hinaus ist das Grasfressen aufgrund von Schadstoffbelastung problematisch. Gräser, die entlang von befahrenen Straßen wachsen, sind verstärkt Autoabgasen ausgesetzt. Die enthaltenen Substanzen lagern sich darauf ab und gelangen beim Fressen in den Organismus des Hundes. Darüber hinaus sind viele Gräser, sei es in öffentlichen Parks, Grünanlagen oder nahe landwirtschaftlich genutzter Flächen mit Pestiziden und Düngemitteln belastet, die für Hunde ebenfalls ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellen.

Fazit

Wenn Hunde Gras fressen, muss das nicht gleich etwas Schlimmes bedeuten. Vielen Tieren schmeckt es einfach und sofern sie keine weiteren Auffälligkeiten zeigen und moderate Mengen zu sich nehmen, die sie gut verdauen, kann man ihnen durchaus den Spaß erlauben, gelegentlich ein paar Halme zu knabbern. Wichtig ist, dass die Gräser so wenig die möglich mit Schadstoffen belastet sind. Dementsprechend sollte man das Tier nicht an Feldrändern, in kultivierten Grünanlagen und entlang von Straßen fressen lassen. Kritisch wird es, wenn durch die Grasaufnahme Beschwerden entstehen oder eine Erkrankung dahintersteckt, die behandelt werden muss. Halter und Halterinnen sollten ihr Tier daher immer gut im Auge behalten und es umgehend tierärztlich vorstellen, wenn der Verdacht auf etwas Schwerwiegenderes besteht.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Grasfressen beim Hund

Was soll ich tun, wenn mein Hund nach dem Grasfressen erbricht?

Wenn ein Hund nach dem Grasfressen ab und an erbricht, ist das erst einmal kein Grund zur Sorge. Viele Tiere nutzen diese Methode, um sich Erleichterung zu verschaffen, wenn ihnen übel ist oder sie etwas Schlechtes gegessen haben. Meist sind sie nach dem Erbrechen wieder so munter und aktiv wie vorher. Frisst der Hund jedoch büschelweise Gras und erbricht sich häufiger oder zeigt Krankheitssymptome, ist es sinnvoll, einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufzusuchen.

Warum frisst mein Hund Gras, obwohl er gut gefüttert wird?

Auch gesunde Hunde und solche, die gut gefüttert und mit allen nötigen Nährstoffen versorgt werden, fressen Gras. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Viele Tiere mögen den Geschmack, andere haben einfach Spaß am Knabbern und Kauen.

Kann man einem Hund das Grasfressen abgewöhnen?

Ja. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, ihm eine Alternative anzubieten, wenn er drauf und dran ist, sich am Gras gütlich zu tun. Das kann beispielsweise ein Spielzeug oder ein Leckerli sein. Allerdings erfordert das Training – wie üblich bei der Hundeerziehung – viel Geduld und Konsequenz.

Sollte ich meinen Hund daran hindern, Gras zu fressen?

Solange das Gras nicht giftig oder mit Schadstoffen belastet ist und der Hund es gut verdauen kann, ist es nicht nötig, ihn daran zu hindern.

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