Hündin wird beim Tierarzt auf Scheinschwangerschaft untersucht mit Ultraschall.
Tiergesundheit

Scheinschwangerschaft beim Hund: Ursachen, Symptome und Maßnahmen

05.08.2022

Deine Hündin verhält sich plötzlich anders als sonst? Sie will ständig schmusen, schleppt Schuhe mit sich herum oder baut sich eine Höhle? Möglicherweise ist sie scheinschwanger. Was für die Krankheit spricht, woher es kommt und wie du deine Hündin in dieser Phase unterstützen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Wird in der Tierarztpraxis beim Hund eine Scheinschwangerschaft festgestellt, machen sich viele Tierbesitzer:innen Gedanken. Schließlich verhält sich deine geliebte Hündin ganz anders als sonst und scheint sich nicht wohlzufühlen. Aber keine Sorge: Die Scheinträchtigkeit ist bei Hundeweibchen etwas ganz Normales. Damals, als die Vorfahren unserer Vierbeiner noch in Rudeln lebten, brachten ranghohe Wölfinnen viele Welpen auf die Welt. Der Hormonhaushalt der rangniedrigen Tiere sorgte dafür, dass sich die anderen Wölfinnen ebenfalls um die Aufzucht der Welpen kümmern und sie sogar säugen konnten. Die Scheinschwangerschaft unserer heutigen Hunde ist also ein Überbleibsel dieser Überlebensstrategie ihrer Vorfahren.

Wie entsteht eine Scheinschwangerschaft beim Hund?

Bei einer Scheinträchtigkeit, also einer eingebildeten Schwangerschaft, verhält sich deine Hündin so, als sei sie schwanger. Dieser hormonell bedingte Zustand kann vier bis neun Wochen nach der Läufigkeit auftreten. Grund dafür sind die Hormone Progesteron und Prolaktin. Nach der Läufigkeit sinkt der Progesteron-Spiegel rasch, wodurch das Hormon Prolaktin ausgeschüttet wird. Umso mehr Prolaktin eine Hündin nun produziert, umso wahrscheinlicher wird sie scheinschwanger. Das Gewebe um das Gesäuge herum wächst infolge des ungleichmäßigen Hormonspiegels, und tatsächlich kann deine Hündin sogar Milch produzieren.

Wie zeigt sich die Scheinträchtigkeit beim Hund?

Die Symptome einer Scheinschwangerschaft fallen bei jeder betroffenen Hündin anders aus: Manche verfallen ganz ihrer mütterlichen Rolle und suchen nach einem Ersatzwelpen: Spielzeuge, Stofftiere oder sogar Schuhe werden zusammengetragen, die Hündin baut ein Nest um ihre Schützlinge und beschützt sie, als seien es echte Babys. Ihre Verteidigungsinstinkte setzen ein und sie wird aggressiv – oder auch ausgesprochen verschmust.

Bei manchen Hündinnen zeigen sich diese Symptome einer Scheinträchtigkeit sehr deutlich, bei anderen verläuft die Phase eher unauffällig. Diese Anzeichen sprechen dafür, dass deine Hündin scheinschwanger ist:

  • Ein klares Zeichen ist die Milchproduktion, ohne dass deine Hündin trächtig ist. Das Gesäuge sowie die Bauchdecke können anschwellen und aus den Zitzen tropft manchmal Milch.
  • Das Nestbauverhalten ist ein typisches Symptom. Zuerst werden verschiedene Gegenstände gesammelt, dann baut die Hündin aus Decken ein Nest um ihre vermeintlichen Welpen oder sie zieht sich in ihr Körbchen zurück. Fürsorglich kümmert sie sich um ein Paar Pantoffeln und hält Gefahren von ihnen fern.
  • Durch den schwankenden Hormonhaushalt verändert sich das Verhalten deiner Hündin. Sie kann depressiv wirken und mag nicht mehr aus dem Haus gehen, ist erschöpft und appetitlos. In der Nähe ihres Nestes geht sie auf Abwehrhaltung und reagiert aggressiv. Oder sie ist ganz verschmust und verlangt nach Streicheleinheiten.
  • Blutig-eitriger Scheidenausfluss, Fieber oder erhöhte Temperatur sind seltene, aber ernstzunehmende Symptome. Da sie als Anzeichen einer Gebärmutterentzündung gelten, müssen sie tierärztlich behandelt werden. Auch verstärkter Durst und Abgeschlagenheit können Hinweise darauf sein.

Welche Unterstützung braucht dein Hund während einer Scheinschwangerschaft?

Die Scheinträchtigkeit kann sowohl für deinen Hund als auch für dich als Hundehalter:in eine belastende Zeit sein. Deine scheinschwangere Hündin bekommt es natürlich am stärksten zu spüren: Die angeschwollene Bauchdecke schmerzt, das Gesäuge ist verhärtet. Leckt sie daran, kann es sich entzünden und manchmal ist Fieber die Folge. Die sonst so verspielte Hündin zieht sich zurück, verhält sich ungewöhnlich und man selbst fragt sich: Was kann ich tun?

  • Ablenkung: Ablenkung ist manchmal die beste Medizin. Spaziergänge und lockere Bewegung bringen deine Hündin auf andere Gedanken, halten Hund und Mensch gemeinsam aktiv und gesund. Wenn sie partout nicht nach draußen mag, kann Ruhe helfen. Spielsachen sollten lieber von ihr ferngehalten und bis zum Ende der Scheinschwangerschaft sicher aufbewahrt werden.
  • Vermeidung: Bahnt sich bei deiner Hündin mütterliches Verhalten an, sollte es nicht weiter bekräftigt werden. Es kurbelt die Milchproduktion nur weiter an. Das gleiche gilt auch, wenn sie Milchtropfen von ihren Zitzen ableckt. Halskragen oder alte Shirts halten sie davon ab.
  • Tiermedizinische Unterstützung: Bei leichten bis mittelschweren Fällen muss es nicht sofort zum Arzt gehen. Meistens vergehen die Symptome einer Scheinschwangerschaft nach zwei Wochen, manchmal dauert es auch bis zu acht Wochen. Hundehalter:innen sollten darauf verzichten, ihr Tier mit Hausmitteln selbst zu behandeln. Weder essigsaure Tonerde noch Quarkwickel, Kräuter oder homöopathische Mittel werden von Tierärzt:innen empfohlen.

Wenn sich deine Hündin zu schlecht fühlt, sollte sie lieber in tierärztliche Obhut kommen. In der Praxis erhält deine Hündin dann Medikamente, welche die Produktion von Prolaktin hemmen und die schmerzhaften Symptome der Scheinträchtigkeit lindern. Wer eine Hunde-Krankenversicherung abgeschlossen hat, muss sich um die Kosten keine Sorgen machen.

Wie kann man einer Scheinschwangerschaft beim Hund vorbeugen?

Leider passiert es immer wieder: Nach der halbjährlichen Läufigkeit wird eine Hündin scheinschwanger. Manche Hundebesitzer:innen ziehen eine Kastration in Erwägung – schließlich soll dadurch eine Scheinträchtigkeit unterbunden werden. Bedauerlicherweise stimmt das nicht ganz. Zwar wird dadurch das Trächtigkeits-Hormon Progesteron gehemmt, jedoch steigt kurz nach einer Kastration der Prolaktin-Spiegel an. Das kann wieder zu einer unerwünschten Scheinschwangerschaft führen.

Eine Kastration bietet also nur langfristig eine Lösung und sollte allenfalls in ernsten Fällen durchgeführt werden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine Hündin stark und oft unter Scheinschwangerschaften leidet. Dazu gehören nicht nur Schmerzen am Gesäuge, sondern Entzündungen an den Milchdrüsen oder eine vereiterte Gebärmutter.

Machen einer Hündin und ihren Halter:innen Scheinschwangerschaften stark zu schaffen, sollten mögliche Eingriffe mit dem Tierarzt oder der Tierärztin des Vertrauens besprochen werden. Die Veterinärmediziner:innen werden jeden Fall individuell betrachten und entscheiden, ob eine minimalinvasive Kastration oder eine Behandlung mit dem Hormon Gestagen infrage kommt.

Gemeinsam durch den Ausnahmezustand

Scheinschwangerschaften sind keine Hundekrankheit, sondern ein Ausnahmezustand. Während einige Hündinnen nur zwei Wochen mit der lästigen Scheinträchtigkeit zu tun haben, müssen andere Tiere die hormonelle Verwirrung bis zu acht Wochen aushalten. Einen Grund zur Sorge gibt es für die Tierbesitzer:innen jedoch meistens nicht.

Mit liebevoller Ablenkung und Geduld lassen sich die meisten Scheinschwangerschaften bei einer Hündin auskurieren. Frische Luft, ein Tapetenwechsel und viel Verständnis und Zuneigung helfen den Tieren ebenso wie uns Menschen durch schwierige Zeiten.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Was sind Symptome für eine Scheinträchtigkeit bei meinem Hund?

Ein klares Zeichen ist die Milchproduktion, ohne dass eine Hündin trächtig ist. Das Gesäuge sowie die Bauchdecke können anschwellen und aus den Zitzen tropft manchmal Milch. Auch das Nestbauverhalten ist ein typisches Symptom. Durch den schwankenden Hormonhaushalt kann sich auch das Verhalten der Hündin verändern. Sie kann depressiv wirken und mag nicht mehr aus dem Haus gehen, ist erschöpft und appetitlos. In der Nähe ihres Nestes geht sie auf Abwehrhaltung und reagiert aggressiv. Oder sie ist ganz verschmust und verlangt nach Streicheleinheiten.

Wie lange dauert eine Scheinträchtigeit beim Hund an?

Scheinschwangerschaften sind keine Erkrankung, sondern ein Ausnahmezustand. Während einige Hündinnen nur zwei Wochen mit der lästigen Scheinträchtigkeit zu tun haben, müssen andere Tiere die hormonelle Verwirrung bis zu acht Wochen aushalten.

Ist eine Scheinträchtigkeit beim Hund gefährlich?

Die Scheinträchtigkeit ist keine Erkrankung, sondern ein Ausnahmezustand. Die meisten Scheinschwangerschaften lassen sich mit liebevoller Ablenkung und Geduld auskurieren. Frische Luft, ein Tapetenwechsel und viel Verständnis und Zuneigung können den Tieren über die schwierige Zeit hinweghelfen.

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