Hündin schlafend, mit Kuscheltier, nach einer Kastration.
Tiergesundheit

Kastration von Hunden: Methoden, Gründe, Nachsorge

20.11.2023

Sollte ich meinen Hund kastrieren lassen? Und falls ja, welche Konsequenzen hat dieser Eingriff für ihn? Diese Fragen stellen sich viele Hundehalterinnen und Hundehalter. Hier erfährst du alles Wichtige über die Gründe für eine Kastration, die verschiedenen Methoden dieses Eingriffs und die Auswirkungen auf die Gesundheit und das Verhalten eines Hundes.

Arten von Kastrationen

Eine Kastration ist ein operativer Eingriff, bei dem die Keimdrüsen entfernt werden, sodass der Hund unfruchtbar wird. Die Kastration bei Rüden erfolgt naturgemäß anders als bei Hündinnen. Darüber hinaus gibt es für jedes Geschlecht unterschiedliche Methoden zur Kastration. Hier klären wir über die verschiedenen Möglichkeiten der Kastration auf.

Beim Rüden

Bei der Kastration des Rüden werden in einem operativen Eingriff unter Vollnarkose die Hoden entfernt. Dabei kann der Eingriff sowohl mittels chirurgischer Öffnung des Hodensacks als auch in einer endoskopischen Operation durchgeführt werden. Letzteres erfolgt normalerweise nur bei einem Hodenhochstand (Kryptorchismus). Bei einer Standard-Kastration bleiben die Hodensäcke erhalten, bei einer Skrotektomie hingegen entfernt man die Hoden einschließlich des Hodensacks.

Als Alternative hat sich die so genannte chemische Kastration, auch als Chipkastration bezeichnet, bewährt. Hierbei wird ein Chip unter die Haut zwischen den Schulterblättern eingeführt, der den Wirkstoff Deslorelin freisetzt. Deslorelin hemmt die Testosteronproduktion und erzielt eine ähnliche Wirkung wie einer operativen Kastration nahe.

Hierbei wird ein Implantat unter die Haut zwischen den Schulterblättern eingesetzt, das den Wirkstoff Deslorelin freisetzt. Dieser Wirkstoff hemmt temporär die Testosteronproduktion und erzielt ähnliche Effekte wie eine chirurgische Kastration.

Diese Methode eignet sich beispielsweise für ältere Hunde, für die eine Operation aufgrund des Narkoserisikos nicht mehr in Frage kommt. Ferner können Hundehalterinnen und Hundehalter mit dieser Chip-Variante eine vorübergehende Kastration zur Probe durchführen. Diese ist sinnvoll, wenn man zunächst abschätzen möchte, welche Folgen eine Kastration beispielsweise für das Verhalten des Hundes haben könnte. Die Chip-Kastration wird auch zur Therapie gutartiger Prostatavergrößerungen genutzt.

Wann sollte eine Kastration beim Rüden gemacht werden?

Eine Kastration sollte erst nach Ende des Knochenwachstums durchgeführt werden. Andernfalls besteht die Möglichkeit, dass der Hund größer wird als ursprünglich erwartet. Zudem können in Folge der Kastration Wachstumstörungen auftreten. Zurückzuführen ist beides auf das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Denn dieses Hormon hat unter anderem die Funktion, dem Hundekörper das Ende des Knochenwachstums zu signalisieren. Eine Unterbrechung der Produktion hat somit negative Auswirkungen auf das Wachstum des Hundes.

Bei einer Hündin

Bei der Kastration von Hündinnen sind verschiedene Methoden im Einsatz.

Alle Eingriffe erfolgen unter Vollnarkose.

  • Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter (Ovariohysterektomie)
  • Entfernung lediglich der Eierstöcke (Ovarektomie)

Streng genommen versteht man unter einer Kastration lediglich eine Ovarektomie (Entfernung der Eierstöcke). Im alltagssprachlichen Gebrauch wird der Begriff jedoch für beide Methoden verwendet.

Daneben gibt es die Möglichkeit der Sterilisation. Dabei werden lediglich die Eileiter durchtrennt. Anders als bei der Entfernung der Eierstöcke, die zum Ausbleiben der Läufigkeit aufgrund der hormonellen Veränderungen führt, bleibt bei der Sterilisation die Hormonproduktion bestehen und die Hündin kann zwar nicht mehr trächtig, jedoch weiterhin läufig werden. Da man mit einem Eingriff jedoch in der Regel die Hormonwirkungen ausschalten möchte, ist eine Sterilisation sehr unüblich.

Wann sollte eine Kastration bei Hündinnen gemacht werden?

In der Regel nimmt man eine Kastration bei Hündinnen drei bis vier Monate nach der ersten Läufigkeit vor. Kastriert man früher, besteht ähnlich wie bei Rüden unter anderem das Problem, dass Hündinnen dann tendenziell größer werden als ohne Kastration erwartet. Dies kann wiederum problematisch für die Entwicklung des Knochenbaus sein. Außerdem kastriert man möglichst zu einem Zeitpunkt, zu dem möglichst wenig sexualhomonelle Aktivität besteht. Dazu wählt man idealerweise die Pause zwischen zwei Zyklen, den sogenannten Anöstrus. Dieser beginnt etwa acht bis zehn Wochen nach der Läufigkeit und dauert vier bis fünf Monate.

Gründe für und gegen eine Kastration

Die Entscheidung für einen operativen Eingriff sollte stets gut überlegt sein. Grundsätzlich ist für eine Kastration eine medizinische Indikation erforderlich. Darüber hinaus kann eine Kastration empfohlen werden, um unerwünschte Fortpflanzung zu vermeiden. Immer unter der Voraussetzung, dass keine medizinischen Gründe gegen eine Kastration sprechen. Bei hohen Tierarztkosten kann eine Hunde-OP- oder Krankenversicherung finanziell entlasten.

Gründe für die Kastration von Rüden

Grundsätzlich ist für jede Operation, also auch eine Kastration, eine medizinische Indikation erforderlich. Auf folgenden Gründen kann eine Kastration sinnvoll sein:

  • Erkrankung, zu deren Heilung eine Kastration erforderlich ist (z. B. bösartige Hoden-Tumor9.
  • Behebung einer Fehlentwicklung, z. B. Hodenhochstand (Kryptorchismus).
  • Verhinderung unerwünschter Fortpflanzung beispielsweise in Mehr-Hund-Haushalten mit Rüden und Hündinnen.
  • Reduzierung von Stress oder aggressivem Verhalten, das durch einen verstärkten Sexualtrieb hervorgerufen wird. Achtung: Eine Kastration verringert nur aggressives Verhalten, das durch Sexualhormone hervorgerufen wird. Andere Verhaltensauffälligkeiten lassen sich nicht mit einer Kastration beeinflussen. Hier sollte man einen Hundetrainer oder eine Hundetrainierin zu Rate ziehen.

Gründe gegen eine Kastration von Rüden

  • Kastrierte Rüden haben ein erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen an Prostata und Milz. Außerdem besteht eine größere Wahrscheinlichkeit für Mastzelltumor und Knochenkrebs.
  • Hormonelle Veränderung durch die Kastration können zu einer Schwächung des Immunsystems führen, was zu einer größeren Anfälligkeit für Infektionen führen kann.

Gründe für die Kastration von Hündinnen

Grundsätzlich ist auch für die Kastration einer Hündin eine medizinische Indikation erforderlich. Auf folgenden Gründen kann eine Kastration sinnvoll sein:

  • Akute Gebärmutterentzündung (Pyometra): Während der Läufigkeit gelangen Keime in die Gebärmutter, die dort zu einer Entzündung führen können. Eine Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter (Ovariohysterektomie) ist mitunter die einzige Möglichkeit, die Hündin zu heilen.
  • Vermindertes Risiko von Gebärmuttererkrankungen: Die Kastration verringert das Risiko von Gebärmutterinfektionen (Pyometra) und Gebärmutterkrebs.
  • Diabetes mellitus: Das von den Eierstöcken produzierte Hormon Progesteron kann negativen Einfluss auf die Insulinwirkung haben, sodass eine Entfernung der Eierstöcke sinnvoll sein kann, um eine Diabeteserkrankung zu lindern.
  • Scheinträchtigkeit (Lactatio falsa): Bei wiederkehrender Scheinschwangerschaft wird häufig eine Kastration vorgenommen, um Hund (und Mensch) vor unnötigen Belastungen zu schützen.
  • Verhinderung der Fortpflanzung: Kastrierte Hündinnen können nicht mehr trächtig werden. Dies reduziert die Anzahl ungeplanter Welpen.
  • Vorbeugung von Gesäugetumoren: Die Wahrscheinlichkeit für Gesäugetumore sinkt je nach Zeitpunkt der Kastration.

Gründe gegen eine Kastration von Hündinnen

  • Kastrierte Hündinnen haben ähnlich wie Rüden ein erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen. So leiden kastrierte Hündinnen eher unter Milztumoren und Knochenkrebs. Außerdem besteht eine größere Wahrscheinlichkeit für Mastzelltumore.
  • Auch bei Hündinnen können hormonelle Veränderung durch die Kastration zu einer Schwächung des Immunsystems führen, was zu einer größeren Anfälligkeit für Infektionen führen kann.
  • Außerdem kann eine Kastration zu einem Testosteronüberschuss führen, der eine verstärkte Aggressivität zur Folge haben kann.
  • Harninkontinenz: Es besteht die Möglichkeit, dass eine Kastration zu Harninkontinenz führen kann.
  • Anstieg des Risikos für eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Es kann zu Fellveränderungen mit vermehrter Unterwolle kommen.

Ist es verboten, einen Hund zu kastrieren?

Kastrationen sind erlaubt, wenn eine medizinische Indikation vorliegt oder unkontrollierte Vermehrung verhindert werden soll.

Nachsorge

Eine gute Nachsorge trägt dazu bei, dass der Hund sich nach einer Kastration gut erholt und hilft, mögliche Komplikationen zu vermeiden. Zur Nachsorge gehören:

  • Ruhe und Beobachtung: Ein ruhiger und sicherer Ort ist nach dem operativen Eingriff der geeignete Platz, damit der Hund sich ungestört erholen kann. Außerdem sollte er sich während der Genesung nicht zu sehr anstrengen. Herumtollen, Treppensteigen und übermäßige Gassigänge sind zu vermeiden.
  • Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika, die dem Hund nach tierärztlicher Anweisung verabreicht werden.
  • Trichterkragen: Ein Trichterkragen oder ähnliche Schutzmöglichkeiten verhindern, dass der Hund an der Operationsnaht leckt oder kaut. Dies ist zwingend erforderlich, da Hunde ganze Bauchnähte wieder auflecken können, wenn sie daran nicht gehindert werden.
  • Wundkontrolle: Ein regelmäßiges Überprüfen auf Anzeichen von Infektionen oder Schwellungen ist wichtig. Dazu werden in der Regel Nachsorgetermine in der tierärztlichen Praxis vereinbart.
  • Fütterung: Nach einem operativen Eingriff hilft eine leicht verdauliche Ernährung bei der schnellen Genesung.
  • Wasser: Ausreichend Wasser sollte Hunden stets zur Verfügung stehen. Besonders nach einem operativen Eingriff sollte man hierauf achten.

Die Nachsorge kann je nach Eingriff und Konstitution des Hundes unterschiedlich ausfallen. Im jeden Falls sollte man den tierärztlichen Empfehlungen folgen.

Wann Trichter ab nach Kastration?

Ein Trichter hält einen Hund davon ab, die Operationsstelle zu berühren und möglicherweise die Naht aufzulecken, was zu Komplikationen führen würde. Wenn der Hund nicht mehr versucht an der Stelle zu lecken, spricht dies dafür, dass die Heilung bereits fortgeschritten ist. Letztendlich empfehlen Tierärztin oder Tierarzt, wie lange ein Trichterkragen zum Schutz der Wunde getragen werden sollte. Üblich ist ein Zeitraum von ca. 10 Tagen.

Wann darf ein Hund nach einer Kastration wieder fressen?

Da es nach der Operation aufgrund der Narkose möglicherweise zu einer Beeinträchtigung des Schluckreflexes kommen kann, wird zumeist empfohlen, dass der Hund am Tag des Eingriffs nicht fressen sollte. Generell sollte man eine Empfehlung der Tierärztin oder des Tierarztes einholen und dieser folgen.

Fazit

Für eine Kastration sollten Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen werden. Außerdem gehören die Berücksichtigung des Zeitpunkts und die Wahl der geeigneten Methode zum Entscheidungsprozess. Für eine reibungslose Heilung nach einer Kastration ist bei operativen Eingriffen eine gründliche Nachsorge entscheidend. Auch dabei sollte stets der tierärztliche Rat berücksichtigt werden.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Was kostet eine Chip-Kastration beim Hund?

Die Kosten für eine Chip-Kastration belaufen für einen 6-Monats-Chip auf 130 Euro bis 160 Euro. Ein 12-Monats-Chip kostet 230 Euro bis 260 Euro.

Was kostet eine Kastration beim Rüden?

Eine Kastration kann zwischen 250 Euro und 2000 Euro kosten. Wobei die Kosten für eine Standardkastration zwischen 300 Euro und 700 Euro liegen.

Was kostet eine Kastration bei einer Hündin?

Eine Kastration bei einer Hündin kann zwischen 500 Euro und 2500 Euro kosten. Wobei die Kosten für eine Standardkastration zwischen 600 Euro und 1200 Euro liegen.

Welche Risiken hat eine Kastration?

Bei Rüden ist eine Kastration mit folgenden Risiken verbunden:

  • Harninkontinenz (Blasenschwäche)
  • Verhaltensänderungen
  • Fellveränderungen, beispielsweise stärkerer Fellwechsel
  • Übergewicht und Gewichtzunahme, wenn die Fütterung nicht angepasst wird (weniger Energieverbrauch aufgrund der Kastration)
  • erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen
  • Schwächung des Immunsystems durch hormonelle Veränderungen

Bei einer Hündin ist eine Kastration mit folgenden Risiken verbunden:

  • Harninkontinenz (Blasenschwäche)
  • Verhaltensveränderungen, beispielsweise aggressives Verhalten
  • Übergewicht und Gewichtzunahme, wenn die Fütterung nicht angepasst wird (weniger Energieverbrauch aufgrund der Kastration)
  • Fellveränderungen
  • Erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen
  • Schwächung des Immunsystems aufgrund hormoneller Veränderungen
  • Vermehrtes Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion

Kann ein Hund nach der Kastration aggressiv werden?

Eine Kastration kann zu Verhaltensänderungen führen. Dabei kann es sowohl dazu kommen, dass Hunde sich nach der Kastration weniger aggressiv verhalten, jedoch ist es auch möglich, dass sie sich nach der Kastration aggressiver verhalten als zuvor. Dies lässt sich zumeist eher bei Hündinnen als bei Rüden beobachten.

Warum zittert mein Hund nach einer Kastration?

Nach Kastrationen kann es bei Hunden zu Zittern kommen. Dies hängt in der Regel mit dem Narkosemittel zusammen und hört nach einer Weile von alleine wieder auf. Ansonsten sollte wie bei allen Verhaltensauffälligkeiten und Krankheitsanzeichen tierärztlicher Rat eingeholt werden. Eine Hunde-OP- oder Krankenversicherung federt hohe Tierarztkosten ab.

Wann wird der Hund nach der Kastration ruhiger?

Eine Kastration kann lediglich aggressives Verhalten, das durch Sexualhormone hervorgerufen wird, verringern. Durch die Kastration sinkt der Testestoronspiegel meist innerhalb eines Tages. Dennoch dauert es mitunter Wochen oder auch Monate, bis das hormonell bedingte aggressive oder unruhige Verhalten sich reduziert. Eine pauschale Antwort auf die Frage „Wann wird ein Hund nach der Kastration ruhiger?“ gibt es nicht.

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