Wenn der Hund Kot frisst, löst das bei den meisten Halterinnen und Haltern zunächst einmal Irritation aus. Auf uns Menschen wirkt das Verhalten befremdlich oder sogar abstoßend. Doch für Hunde ist Koprophagie, wie das Kotfressen fachsprachlich genannt wird, gar nicht so ungewöhnlich. Hündinnen beispielsweise fressen in der Anfangszeit die Hinterlassenschaften ihres Wurfs, um das Lager sauber zu halten und Duftspuren zu beseitigen, damit keine Raubtiere angelockt werden. Welpen wiederum erkunden die Welt mit Feuereifer und probieren dabei auch Dinge, die wir eher nicht auf ihren Futterplan setzen würden. Trotzdem ist das Kotfressen nicht unbedingt etwas Alltägliches und es können durchaus auch ernstere Gründe wie Stress oder gesundheitliche Probleme dahinterstecken. Aus diesem Grund ist es wichtig, genauer hinzuschauen und herauszufinden, ob es sich um ein harmloses Verhalten oder ein Warnsignal handelt. In diesem Ratgeber verraten wir dir alles, was du zum Thema Kotfressen beim Hund wissen musst.
Mögliche Ursachen für das Kotfressen beim Hund
Dass sich Hunde für die Hinterlassenschaften von Artgenossen interessieren, dürfte den meisten Haltern und Halterinnen bekannt sein. Das hat damit zu tun, dass unsere Vierbeiner über die Analdrüsen Duftstoffe absondern, die mit dem Kot in die Umwelt gelangen und quasi der Kommunikation dienen. Sie geben Aufschluss über Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und Hormonstatus des jeweiligen Tieres. Das heißt: Hunde können sich über den Kot ihrer Artgenossen quasi alle relevanten Informationen erschnüffeln.
Beim Schnüffeln bleibt es jedoch nicht immer. Es gibt Situationen, in denen Hunde den Kot von Artgenossen oder anderen Tieren fressen. Auch das ist nicht zwingend etwas Ungewöhnliches. Wird es allerdings zur Regel, kann es problematisch werden. Zum einen ist der Hund dann einem höheren Risiko ausgesetzt, sich mit Parasiten und Krankheitserregern zu infizieren oder toxische Substanzen in Form von Medikamentenrückständen aufzunehmen, zum anderen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine ernste Ursache dahintersteckt. Wir geben einen Überblick über mögliche Gründe, warum Hunde Kot fressen.
Psychische und verhaltensbezogene Ursachen
- Stress und Überforderung: Ist ein Hund unsicher in Bezug auf seine Position im Rudel oder in der Familie, permanentem Stress ausgesetzt oder überfordert, kann das Kotfressen Ausdruck dessen sein.
- Langeweile: Manche Hunde fressen Kot, wenn sie unterfordert sind und sich langweilen. Dazu kann es kommen, wenn sie viel alleine sind oder zu wenig körperliche und geistige Beschäftigung haben.
- Aufmerksamkeitsstrategie: Manche Tiere nutzen das Kotfressen als Strategie, um Aufmerksamkeit von ihrem Menschen zu bekommen – und der Plan geht auf, denn die wenigsten Halter und Halterinnen reagieren darauf mit Gleichgültigkeit.
- Territorialverhalten: Das Kotfressen kann auch Ausdruck eines übersteigerten Revierverhaltens sein. Der Hund versucht auf diese Weise, sämtliche Duftnoten potenzieller Rivalen zu eliminieren.
- Erlerntes Verhalten: Manche Tiere schauen sich das Kotfressen von Artgenossen ab und eignen es sich an. Das kann beispielsweise bei Welpen der Fall sein, wenn sie ihre Mutter dabei beobachten, wie sie das Wurflager sauber hält.
- Verhaltensstörung: Traumatisierte oder verwahrloste Hunde, die nicht artgerecht gehalten werden, fressen mitunter ebenfalls Kot. Das ist beispielsweise bei Zwingerhaltung zu beobachten, wenn viele Tiere eng zusammenleben. Das Kotfressen kann dann auch eine Maßnahme sein, für mehr Hygiene zu sorgen.
Körperliche und medizinische Ursachen
- Nährstoffmangel: Fehlt es dem Hund an Nährstoffen, beispielsweise aufgrund von minderwertigem, schlecht verdaulichem oder unverträglichem Futter, kann es sein, dass er den Mangel über das Fressen von Kot auszugleichen versucht.
- Energiedefizit: Manche Hunde fressen Kot, weil sie gemessen an ihrem Verbrauch zu wenig Energie über das Futter erhalten. Das kann passieren, wenn körperlich stark beanspruchte Tiere wie Schlittenhunde oder Hunde im Leistungssport zu wenig oder nicht vollwertig gefüttert werden.
- Parasitenbefall: Parasiten wie Würmer oder Giardien beeinträchtigen die Nährstoffaufnahme im Darm. In der Folge entsteht eine Unterversorgung, der der Hund durch Kotfressen entgegenzusteuern versucht.
- Erkrankungen: Auch Erkrankungen wie eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse können Ursache für das Kotfressen sein. Hier fehlen dem Hund wichtige Enzyme zur Nahrungsverwertung, was ebenfalls in einer Unterversorgung resultiert.
Wichtig zu wissen ist, dass das Kotfressen nicht nur Gesundheitsrisiken für den Hund, sondern auch für den Menschen birgt. Leckt das Tier eine Person im Haushalt über Gesicht oder Hände, können Keime oder Parasiten über den Speichel übertragen werden. Auch aus diesem Grund sollte das Kotfressen unterbunden werden.
Mein Hund frisst Kot – was nun?
Frisst dein Hund Kot und handelt es sich dabei nicht um Ausnahmefälle, sondern um ein relativ häufig auftretendes Verhalten, muss Ursachenforschung betrieben werden. Das gelingt mit folgenden 5 Maßnahmen:
- Tierärztliche Abklärung: Um herauszufinden, ob dem Kotfressen eine medizinische Ursache zugrunde liegt, solltest du deinen Hund tierärztlich untersuchen lassen. Der Tierarzt oder die Tierärztin kann Mangelerscheinungen erkennen und herausfinden, ob beispielsweise ein Parasitenbefall, eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts oder eine Stoffwechselstörung vorliegt. Mit einer geeigneten Therapie kann dem Hund geholfen werden. Eine Hundekrankenversicherung erstattet die Kosten für die Behandlung und bietet somit finanziellen Schutz.
- Fütterung überprüfen: Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O. Prüfe deswegen unbedingt die Inhaltsstoffe des Hundefutters, das du verabreichst. Dein Tierarzt oder deine Tierärztin kann dich hierbei unterstützen. Stellt sich heraus, dass das Futter schlecht verdaulich oder minderwertig ist, solltest du auf ein qualitativ hochwertiges, verträglicheres Futter umsteigen. In manchen Fällen kann auch eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein – aber nur nach tierärztlicher Rücksprache.
- Training und Management: Hat sich das Kotfressen als Verhalten manifestiert, kann ein konsequentes Training dabei helfen, es zu unterbinden. Wichtig dabei ist die Etablierung eines Abbruchsignals wie „Nein!“ oder „Pfui!“ und das gezielte Belohnen, wenn der Hund dem Signal folgt oder entspannt an den Hinterlassenschaften eines Tieres vorbeigeht. Am Anfang kann es sinnvoll sein, den Hund an die Leine zu nehmen, um seinen Radius zu begrenzen, oder ihm einen Maulkorb anzulegen.
- Mehr Beschäftigung und Auslastung: Ist Langeweile oder fehlende geistige und körperliche Beschäftigung der Grund fürs Kotfressen, lässt sich gegensteuern, indem man den Alltag des Hundes abwechslungsreicher gestaltet – sei es durch Spiele, Trainingseinheiten oder mehr Interaktion bei Spaziergängen. Der Hund ist dann ausgelasteter und hat weniger das Bedürfnis, Kot zu fressen.
- Aufmerksamkeit richtig lenken: Viele Hunde fressen Kot, weil sie dadurch eine sofortige Reaktion von Frauchen oder Herrchen bekommen. Versuche in dem Fall, ruhig und konsequent zu bleiben: Lobe deinen Hund, wenn er sich dir zuwendet, statt sich für Hundehaufen zu interessieren. Wichtig ist, dass du seine Aufmerksamkeit vom Kotfressen weg und hin zu dir lenkst, denn letztlich bist du es ja, den dein Hund mit dem Verhalten zu erreichen versucht.
Sind körperliche Ursachen ausgeschlossen und sollte es trotz aller Bemühungen nicht gelingen, den Hund vom Kotfressen abzubringen, kann es sinnvoll sein, ein professionelles Hundetraining oder eine Verhaltenstherapie in Anspruch zu nehmen. So lernst du Strategien, mit denen du deinem Hund eine klare Orientierung geben und sein Verhalten langfristig ändern kannst.
Fazit
Frisst der Hund Kot, ist das für uns Menschen oft unangenehm und befremdlich. Es besteht aber kein Grund zur Panik, denn in vielen Fällen handelt es sich um ein Verhalten mit erklärbarer Ursache. Eine tierärztliche Untersuchung kann dabei helfen, gesundheitlichen Problemen auf die Schliche zu kommen. Auch das Futtermanagement und die Zusammensetzung und Qualität der Hundenahrung gilt es kritisch zu prüfen. Darüber hinaus müssen die Lebensumstände des Tieres und mögliche Stressfaktoren in den Blick genommen werden. All das sind wichtige Schritte, um zu verstehen, warum der Hund Kot frisst, und entsprechend gegensteuern zu können. Mit Geduld, Konsequenz und gegebenenfalls professioneller Unterstützung lässt sich das Verhalten in den meisten Fällen in den Griff bekommen – und Spaziergänge werden für Mensch und Hund wieder entspannter.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Kotfressen beim Hund
Soll ich meinen Hund bestrafen, wenn er Kot frisst?
Nein, Bestrafung verschlimmert das Problem oft. Besser ist es, den Hund positiv zu lenken, ein Abbruchsignal aufzubauen und das gewünschte Verhalten zu belohnen.
Mein Hund frisst vor allem Pferde- oder Katzenkot – warum?
Kot von Pferden und Katzen enthält oft Futterreste, die für Hunde besonders verlockend riechen. Deswegen fühlen sich viele davon angezogen.
Hilft es, den Kot im Garten sofort zu entfernen?
Definitiv. Je weniger Gelegenheit dein Hund hat, Kot zu fressen, desto leichter lässt sich das Verhalten kontrollieren.