Ein Pferd bekommt fressen gereicht.
Ernährung

Was füttern, wenn das Pferd zu dünn ist?

17.02.2025

Glänzendes Fell und eine wohlproportionierte, schlanke Figur – so wünschen wir uns unser Pferd. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. Ist das Pferd zu dünn, macht man sich als Halter oder Halterin Sorgen, denn Untergewicht kann bedeuten, dass das Tier nicht alle Nährstoffe erhält, die es braucht. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Fütterung und etwas Geduld kann man dem Pferd helfen, zuzunehmen und wieder zu Kräften zu kommen. In diesem Artikel beleuchten wir, warum Pferde Gewicht verlieren und worauf du achten solltest, um dein Pferd nachhaltig aufzupäppeln.

Wann ist ein Pferd zu dünn?

Um herauszufinden, ob ein Pferd zu dünn oder zu dick ist, ist ein Blick auf die Figur allein nicht ausreichend. Vollblüter haben beispielsweise aufgrund ihrer genetischen Veranlagung einen tendenziell schlanken bis zierlichen Körper, während Kaltblüter von Natur aus robust und massig gebaut sind. Es wäre daher falsch anzunehmen, dass Kaltblüter per se übergewichtig und Vollblüter untergewichtig sind. Um den Ernährungszustand eines Pferdes zu beurteilen, müssen daher mehrere Kriterien herangezogen und in den Kontext gesetzt werden. Das sind:

  • Gewicht: Um das Gewicht eines Pferdes exakt zu bestimmen, stellt man das Tier am besten auf eine Pferdewaage. Alternativ lässt sich das Gewicht durch Ausmessen von Brustumfang und Länge des Pferds ermitteln. Allerdings liefert diese Methode lediglich Orientierungswerte. Zum Ausmessen verwendet man entweder ein spezielles Gewichtsmaßband oder nutzt ein flexibles Maßband und berechnet das Gewicht anhand einer speziellen Formel. Das Ergebnis kann dann mit dem für die jeweilige Pferderasse veranschlagten Durchschnittsgewicht verglichen werden. Hat das Pferd Idealgewicht, bedeutet das aber nicht zwingend, dass es gut in Form ist. Entscheidend ist das Verhältnis zwischen Körperfett und Muskelmasse.
  • Body Condition Score: Der Body Condition Score (BCS) ermöglicht es, den Ernährungszustand eines Pferdes besser einzuschätzen, da er das Fett-Muskulatur-Verhältnis berücksichtigt. Zu diesem Zweck werden äußerlich sicht- oder fühlbare Fettdepots und Muskelpartien beurteilt. Dabei wird das Pferd an sechs Körperregionen (Hals, Schulter, Rücken, Brust, Hüfte und Schweifansatz) begutachtet und abgetastet. Jeder Bereich erhält eine Note zwischen 1 und 9, aus denen dann ein Gesamtdurchschnitt errechnet wird. Als ideal gilt ein BCS zwischen 4 und 6.

Der Body Condition Score ist nicht aussagekräftig, wenn ein Pferd rassebedingt körperliche Eigenheiten mitbringt, die vom allgemeinen Standard abweichen. Quarter Horses beispielsweise sind an der Hinterhand stark bemuskelt, was in runderen Hüften resultiert. Der Score würde in dem Fall höher ausfallen, obwohl die Eigenschaft nichts mit Übergewicht zu tun hat. Es ist daher immer sinnvoll, in Gewichtsfragen tierärztlichen Rat einzuholen. Ein Experte oder eine Expertin kann den Zustand des Pferdes am besten beurteilen und richtig einordnen.

Anzeichen für Abmagerung: Daran erkennst du ein zu dünnes Pferd

Ist ein Pferd bereits stark abgemagert, lässt sich das anhand folgender äußerer Anzeichen erkennen:

  • deutlich sichtbare Rippen
  • eingefallene Flanken
  • hervorstehende Hüftknochen
  • mangelnder Muskeltonus
  • mattes Fell
  • schlaff herunterhängende Haut

Spätestens wenn du solche Anzeichen an deinem Pferd bemerkst, ist es an der Zeit, den Tierarzt oder die Tierärztin aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Mögliche Ursachen, warum ein Pferd zu dünn ist

Übergewicht ist bei domestizierten Pferden zumindest in der westlichen Welt verbreiteter als Untergewicht. Das liegt daran, dass die Tiere meist zu viel gefüttert und im Verhältnis dazu nicht ausreichend bewegt werden. Aber auch zu dünne Pferde sind keine Seltenheit. Gerade in Herbst und Winter kann es passieren, dass die Tiere an Gewicht verlieren, da sie durch die Kälte mehr Energie verbrauchen. Auch das Alter spielt eine Rolle. So neigen Pferdesenioren eher zu Untergewicht als jüngere Tiere.

Darüber hinaus kann eine Abmagerung bei Pferden auf Erkrankungen bzw. gesundheitliche Probleme zurückzuführen sein, etwa:

  • Schmerzen (bspw. arthrosebedingt)
  • Zahnprobleme
  • Wurm- bzw. Parasitenbefall
  • Stoffwechselerkrankungen (bspw. der Leber)
  • Magen-Darm-Erkrankungen

Auch eine ungeeignete Fütterung und Haltung können ursächlich dafür sein, dass ein Pferd zu dünn ist. Dazu zählen:

  • zu wenig Futter bzw. zu wenig Kalorien für den Bedarf
  • minderwertiges oder unverträgliches Futter
  • nährstoffarmes Futter (zu wenig Eiweiß, Vitamine, Mineralien)
  • keine Ruhe beim Fressen
  • zu kurze Weidezeiten
  • Stress in der Herde
  • niedriger Status in der Rangordnung
  • Einsamkeit
  • Vernachlässigung

Bei zu dünnen Pferden besteht ein hohes Risiko der Unterversorgung. Fehlen ihnen wichtige Nährstoffe, kann das zur Folge haben, dass sie an Leistungsfähigkeit einbüßen, Muskeln abbauen und anfälliger für Infekte werden. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, die Ursache für das Untergewicht ausfindig zu machen und das Pferd mit einer geeigneten Fütterung wieder aufzupäppeln.

Was füttern, wenn das Pferd zu dünn ist?

Ist das Pferd zu dünn, braucht es eine gezielte Fütterungsstrategie, damit es langsam und gesund an Gewicht zulegt. Es geht nicht darum, das Tier innerhalb kürzester Zeit zu mästen. Das würde dem Organismus mehr schaden als Nutzen bringen. Damit zu dünne Pferde nachhaltig zunehmen, sollte die Fütterung folgendermaßen gestaltet sein:

  • Gutes Raufutter als Basis: Qualitativ hochwertiges Raufutter (Gras, Heu oder Heulage) sollte die Nahrungsgrundlage des Pferdes sein. Kraftfutter liefert zwar mehr Energie, dafür enthält es aber viel Zucker und Stärke, was für eine schrittweise und gesunde Gewichtszunahme nicht förderlich ist. Aufgrund seines hohen Anteils an Rohfasern kommt Raufutter dem Ernährungsbedarf von Pferden viel besser entgegen, ist auf deren Verdauung ausgelegt und dementsprechend für den Körper gut verwertbar. Es sollte daher die Basis der Fütterung bilden und nicht weniger als 70 Prozent der täglichen Ration ausmachen. Hat das Pferd Schwierigkeiten mit dem Kauen, empfiehlt es sich, gehäckseltes Raufutter zu verabreichen oder gegebenenfalls auf Heuersatzprodukte wie Heuhäcksel oder eingeweichte Heucobs zurückgreifen.
  • Mash als Ergänzungsfutter: Mash gilt als gut bekömmlich für Pferde und eignet sich sehr gut als Aufbaufutter, weswegen es beispielsweise oft nach Kolik-Erkrankungen verabreicht wird.  Es besteht aus Weizenkleie, Leinsamen, Hafer oder Haferflocken und wird mit heißem Wasser zu einem Brei angerührt. Ideal ist eine zähflüssige, nicht zu trockene Konsistenz. Ist das Mash zu flüssig, kann es passieren, dass das Pferd nicht genug kaut und der Brei die Darmpassage zu schnell passiert, was Verdauungsprobleme verursachen kann. Wichtig ist, Mash nur ergänzend zur eigentlichen Fütterung zu verwenden und nicht öfter als zwei bis drei Mal pro Woche zu geben, solange der Tierarzt oder die Tierärztin nichts anderes empfiehlt.
  • Öl, Rübenschnitzel und Bierhefe: Öl, Rübenschnitzel und Bierhefe eignen sich wunderbar als Futterzusätze. Rübenschnitzel sind eine gute Energiequelle. Sie haben zwar einen gewissen Zuckeranteil, können aber durchaus in größeren Mengen gefüttert werden, solange das Pferd keine Insulinresistenz hat. Rübenschnitzel dürfen nicht uneingeweicht verabreicht werden, aber auch nicht zu lange einweichen, da sie sonst anfangen zu gären. Hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Auch Öle sind als hochkalorische Lebensmittel gute Energielieferanten, es gilt allerdings: Weniger ist mehr. Pferde können nämlich nur eine begrenzte Menge an Fettsäuren verdauen und auf zu viel Öl mit Durchfall reagieren. Bierhefe kann ebenfalls eine sinnvolle Nahrungsergänzung sein und dabei helfen, das Pferd mit Aminosäuren, Mineralstoffen und Vitaminen zu versorgen.
  • Hochwertiges Eiweiß: Für den Erhalt und Aufbau von Muskeln benötigen Pferde hochwertiges Eiweiß, umso mehr, wenn sie zu dünn sind. Hochwertig bedeutet, dass es sich um essentielle Aminosäuren handelt, die vom Körper nicht selbst hergestellt werden können. Theoretisch kann der Bedarf an Eiweiß auch über das Raufutter gedeckt werden. Schwierigkeiten ergeben sich jedoch, wenn ein Pferd Zahnprobleme hat, denn nur durch sorgfältiges Kauen kann das an die Rohfaser gebundene Protein für den Körper verwertbar gemacht werden. In dem Fall besteht die Möglichkeit, dem Pferd zusätzliches Eiweiß zu geben, beispielsweise in Form von Luzerne oder Sojaschrot.

Generell sollte man ein zu dünnes Pferd beim Tierarzt oder der Tierärztin gründlich durchchecken und sich in Sachen Fütterung umfassend beraten lassen, um die Ernährung optimal auf den Bedarf und den Gesundheitszustand des Tieres abzustimmen. Wichtig sind begleitende regelmäßige Kontrollen, damit nachvollziehbar ist, ob das Pferd die Nahrung verträgt und langsam an Gewicht zulegt. Eine Pferdekrankenversicherung schützt vor Kosten, die durch medizinische Versorgungsleistungen entstehen, und bietet finanziellen Schutz.

Weitere Maßnahmen, damit das Pferd zunimmt

Eine Anpassung der Fütterung ist ein wichtiger Schritt, damit ein zu dünnes Pferd an Gewicht zulegt, mindestens ebenso wichtig ist aber, die Ursache für das Untergewicht zu finden und zu beheben. Sollte eine Erkrankung zugrunde liegen, muss diese begleitend therapiert werden. Des Weiteren können folgende Maßnahmen unterstützend zur Fütterung sinnvoll sein:

  • Stress vermeiden: Stress kann das Fressverhalten eines Pferdes stark beeinflussen, vor allem wenn es sich um ein sensibles oder unruhiges Tier handelt. Aus diesem Grund sollten Stressfaktoren während der Zeit des Aufpäppelns weitestgehend reduziert werden. Das bedeutet: keine Wettkämpfe, keine hektische Fressumgebung und keine unnötigen Reisen bzw. Transporte. Sollte es Konflikte in der Herde geben oder das Pferd Rangordnungsschwierigkeiten haben, ist es sinnvoll, das Tier nach Möglichkeit in eine andere Gruppe zu integrieren oder es beim Fressen zu separieren.
  • Weidezeiten ausdehnen: Ausgedehntes Weiden kann dem Pferd dabei helfen, an Gewicht zuzulegen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Weide ausreichend und mit geeigneten Gräsern bewachsen ist. Wichtig ist, dass das Raufutter weiterhin die Nahrungsgrundlage bildet. Der Weidegang ersetzt nicht die eigentliche Fütterung.
  • Training reduzieren: Sport ist richtig und wichtig für das Pferd – in der Aufbauphase sollte es allerdings nicht zu viel werden, da damit auch immer ein Kalorienverbrauch einhergeht. Es empfiehlt sich, auf intensive Trainingseinheiten zu verzichten und lieber auf Spaziergänge, leichte Bodenarbeit und viel natürliche Bewegung zu setzen.

Gut zu wissen: Auch bei idealer Fütterung und optimalen Umgebungsbedingungen kann und sollte es eine Weile dauern, bis das Pferd wieder sein ideales Gewicht erreicht. Geduld zahlt sich jedoch aus, denn eine langsame Gewichtszunahme ist nachhaltiger und schonender für den Organismus.

Fazit

Ein zu dünnes Pferd kann mit der richtigen Fütterung nachhaltig wieder aufgebaut werden. Entscheidend dabei ist, schrittweise vorzugehen und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten, damit das Tier langsam an Gewicht zunimmt und sein Organismus nicht belastet wird. Eine enge Absprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin und regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um die Entwicklung des Pferdes im Blick zu behalten und gegebenenfalls nachzujustieren, sollten sich Probleme ergeben oder Fortschritte ausbleiben.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Fütterung für zu dünne Pferde

Wie viel Raufutter sollte ein zu dünnes Pferd bekommen?

Ein zu dünnes Pferd sollte mindestens 1,5 bis 2 Kilogramm Heu pro 100 Kilogramm Körpergewicht bekommen.

Soll ich meinem Pferd zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe geben?

Das kann sinnvoll sein, denn es ist wahrscheinlich, dass das Pferd schon seit Längerem unterversorgt ist und dadurch einen erhöhten Vitamin- und Mineralstoffbedarf hat. Eine Lösung kann hier ein spezielles Mineralfutter oder Nahrungsergänzungspräparat sein. Der Tierarzt oder die Tierärztin kann hierzu ausführlich beraten.

Welches Öl kann ich meinem Pferd geben?

Für Pferde eignen sich Leinöl, Schwarzkümmelöl und Hanföl besonders gut.

Kann mein Pferd zu schnell zu viel zunehmen?

Ja. Eine zu schnelle Gewichtszunahme kann den Stoffwechsel belasten und das Risiko für Gelenkprobleme und andere Erkrankungen erhöhen. Deswegen sollte das Pferd langsam und kontrolliert zunehmen.

Ist Weidegang gut für ein dünnes Pferd?

Pferde können auf der Weide gut zunehmen, ein Weidegang hilft jedoch nicht immer. Liegen beispielsweise Stoffwechselprobleme zugrunde, braucht das Tier eine angepasste Fütterung. In diesem Fall ist eine gute Mischung aus Weide, Heu und Ergänzungsfutter optimal.

 

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