Medical Training mit Pferd.
Erziehung und Training

Medical Training bei Pferden: Stressfrei bei der tierärztlichen Untersuchung

21.01.2025

Tierärztliche Untersuchungen lösen bei vielen Pferden Stress aus. Doch mit der richtigen Vorbereitung lassen sich Ängste abbauen, die Kooperationsbereitschaft erhöhen und Behandlungen entspannter durchführen. Ein Medical Training hilft, Pferde behutsam und Schritt für Schritt an medizinische Maßnahmen zu gewöhnen. Wir fassen zusammen, worauf es dabei ankommt, und geben dir Tipps für den Einstieg.

Wie Medical Training deinem Pferd helfen kann

Medical Training, auch bekannt als medizinisches Training, Behandlungs- oder Tierarzttraining, wurde ursprünglich entwickelt, um die veterinärmedizinische Versorgung von Zootieren zu erleichtern und sicherer zu gestalten  – sowohl für die Tiere als auch für die Tierärzte und -ärztinnen. Inzwischen kommt diese Trainingsmethode auch bei Pferden, Hunden, Katzen und weiteren Haustieren zum Einsatz. 

Wenn ein Tier systematisch an die Abläufe medizinischer Untersuchungen herangeführt wird und sich daran gewöhnt, bleibt es perspektivisch gelassener. Nicht nur die Untersuchung als solches verläuft dann für alle Beteiligten ruhiger und angenehmer, sondern auch die Untersuchungsergebnisse sind verlässlicher, da Stress und innere Unruhe die Herzfrequenz und andere körperliche Werte beeinflussen können. Zeigt das Pferd Kooperationsbereitschaft, sind Impfungen, Zahnkontrollen und dergleichen viel effizienter und leichter durchführbar. Darüber hinaus stärkt Medical Training die Bindung zwischen dir und deinem Pferd. Ihr verbringt gemeinsam Zeit und schafft positive Erlebnisse.

Was mit medizinischem Training geübt werden kann

Im Verlauf eines Pferdelebens kann es zu vielen tiermedizinischen Untersuchungen kommen. Mit dem richtigen Training kannst du deinen Vierbeiner auf viele Abläufe vorbereiten. Im Folgenden findest du ein paar Beispiele, was du mit deinem Pferd üben kannst: 

  • Körperliche Untersuchungen wie das Abhorchen, Abtasten und Fiebermessen
  • Zahnkontrollen
  • Behandlung an Augen und Ohren
  • Impfungen
  • Blutentnahme
  • Anlegen eines Verbands
  • Verabreichung von Medikamenten wie Wurmkuren, Augentropfen und Tabletten
  • Hufpflege

Wie stelle ich einen Medical Trainingsplan auf?

Ein universales Trainingsprogramm, das für alle Pferde gleichermaßen angewendet werden kann, gibt es nicht. Der Trainingsplan muss individuell auf dein Tier abgestimmt sein, denn jedes Pferd bringt andere Voraussetzungen und Charaktereigenschaften mit. 

Für das Medical Training gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, eine davon ist das Clickertraining, das auf positiver Verstärkung basiert. Durch ein Klickgeräusch und eine folgende Belohnung mit Futter lernt das Pferd, was das erwünschte Verhalten ist. 

Bei den Trainingseinheiten steht die freiwillige Kooperation des Pferdes an erster Stelle. Nur wenn das Tier bereitwillig an den Übungen und später an den realen Behandlungen teilnimmt, ist der Erfolg langfristig. Zeigt dein Pferd keinerlei Bereitschaft zu kooperieren, sollte die Übung unterbrochen werden.

Ablauf eines Medical Trainings mit dem Pferd (Beispiel)

  • Kooperationssignal bestimmen: Ein festgelegtes Kooperationssignal ist der erste Schritt beim Medical Training. Ein solches Signal kann etwa sein, dass das Pferd seinen Kopf auf dir ablegt. Verlässt es während des Trainings diese Position, ist das ein klares Zeichen dafür, dass es nicht mehr kooperieren möchte. In dem Fall sollte das Training abgebrochen werden. Erst wenn das Pferd zeigt, dass es mit der Aktivität einverstanden ist (beispielsweise Verabreichung einer Augensalbe oder Spritze), kann die Übungseinheit fortgeführt werden. Das Pferd muss wissen, was der nächste Schritt ist.
  • Grundlage für Untersuchungen erarbeiten: Bei der Planung des Medical Trainings ist es entscheidend, wichtige Verhaltensweisen schrittweise aufzubauen und zu festigen. Zu Beginn sollte das Pferd nicht nur das Kooperationssignal zuverlässig ausführen, sondern auch ruhig und entspannt stehen bleiben, was eine grundlegende Voraussetzung für viele tierärztliche Untersuchungen ist.
  • Berührungen zulassen: Wenn dein Pferd Kooperationsbereitschaft zeigt und stillsteht, kannst du es behutsam an unterschiedlichen Körperregionen abtasten. Lobe es, wenn es die Berührungen zulässt. Wenn es das Abtasten toleriert, kannst du die Dauer der Berührung Schritt für Schritt verlängern.
  • Medizinische Versorgung simulieren: Klappt Stillstehen und Abtasten, übe als Nächstes eine Zahnkontrolle. Geh langsam vor und brich ab, wenn dein Pferd nicht mitmacht.
    1. Am Kopf anfangen, zu den Nüstern vorarbeiten.

    2. Lippen streicheln und anheben.

    3. Maul kurz öffnen, Zahnfleisch, Zunge und Zähne berühren.

    4. Jede erlaubte Berührung: Klick + Leckerli.

    Später kannst du Geräusche, Gerüche oder Vibrationen mit Hilfsmitteln nachstellen. Nimm gern eine zweite Person dazu – so gewöhnt sich dein Pferd an den Tierarzttermin.

Du kannst dein Pferd behutsam auf Untersuchungen vorbereiten. Bei Augentropfen: Starte mit kurzen, sanften Berührungen am Gesicht und verlängere sie Schritt für Schritt. Zeig die Tropfflasche und führe sie in die Nähe des Auges, damit sich dein Pferd daran gewöhnt. Wenn das gut klappt, öffne vorsichtig das Augenlid und träufle die Tropfen ins Auge.

Fortschritte beim Medical Training mit dem Pferd sicherstellen

Wenn dein Pferd lernt, dass es die Situation und den weiteren Verlauf abschätzen kann, und dir vollkommen vertraut, steht einem erfolgreichen Medical Training nichts im Wege. Dennoch kann es Situationen geben, an denen ihr einfach nicht weiterkommt. In diesem Fall muss geprüft werden, warum das Pferd keine Kooperationsbereitschaft mehr zeigt. Mögliche Ursachen können sein:

  • Überforderung und Stress 
  • fehlende Motivation
  • unklare Kommunikation
  • negative Erfahrungen 
  • Vertrauensverlust

Je nach Ursache sollte die Trainingsmethode gezielt angepasst werden. Ein Blick von außen kann helfen: Auf Medical Training spezialisierte Fachkräfte können dir Tipps geben und dich dabei unterstützen, dein Pferd optimal auf medizinische Behandlungen vorzubereiten.

Fazit

Medical Training ermöglicht es, das Pferd schrittweise an medizinische Untersuchungen heranzuführen, so dass künftige Tierarztvisiten für alle Beteiligten stressfrei ablaufen können. Gleichzeitig stärkt es die Bindung zwischen dir und deinem Pferd und erleichtert dir die alltägliche Pflege. Entscheidend ist, das Training systematisch zu gestalten und immer auf die Signale des Pferdes zu achten. Zeigt das Tier keine Bereitschaft zur Mitarbeit, ist es an der Zeit, eine Pause einzulegen und gegebenenfalls einen Schritt zurückzugehen. Gegenseitiges Vertrauen, Geduld und Einfühlungsvermögen sind unerlässlich für ein erfolgreiches Medical Training mit dem Pferd. 

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Medical Training bei Pferden

Was kann passieren, wenn sich das Pferd nicht auf tierärztliche Untersuchungen einlässt?

Steht das Pferd unter Stress, kann das nicht nur zu verfälschten Ergebnissen bei der Messung von Vitalwerten führen, sondern sich so weit steigern, dass selbst dringend notwendige Maßnahmen nicht durchgeführt werden können. Wehrt sich das Pferd gegen die Behandlung, besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Verletzungen und Unfälle – sowohl für das Tier als auch für die beteiligten Personen. Um solchen Situationen vorzubeugen, empfiehlt sich ein Medical Training.

Welche Hilfsmittel sind beim Medical Training sinnvoll?

Das hängt von der Trainingsmethode ab, doch in den meisten Fällen wird mit einem Clicker und Leckerlis sowie mit Putzzeug, Target-Sticks, Attrappen und Düften (beispielsweise von Desinfektionsspray) gearbeitet.

Ist Medical Training für jedes Pferd geeignet?

Ob jung oder alt, zutraulich oder scheu – von Medical Training kann jedes Pferd profitieren. Lediglich die konkreten Trainingsmaßnahmen und das Trainingstempo müssen auf das Tier individuell abgestimmt werden.

Kann Medical Training langfristige Probleme verursachen?

Wenn du zu viel von deinem Pferd verlangst, nicht auf seine Signale achtest oder zu schnell vorgehst, kann es sein, dass dein Pferd das Vertrauen zu dir verliert oder Angst entwickelt. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was erreicht werden soll. Daher sollte das Training in kleinen Schritten und mit viel positiver Verstärkung aufgebaut werden.

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