Das Sitzgefühl ist beim Reiten wichtig.
Erziehung und Training

Verbessere dein Sitzgefühl

11.03.2024

Reiten ist ein dynamischer Prozess, bei dem sich der Sitz des Reiters oder der Reiterin ständig an die Bewegung seines Pferdes anpassen sollte. In seinem Unterricht vermittelt Peter Kreinberg diesen komplexen Bereich spielerisch, aber dennoch systematisch. Hier gibt er einen kleinen Einblick in die verschiedenen Positionsmöglichkeiten des Beckens auf dem Pferderücken.

Zum „Sitzen“ kommen

Ein Pferd, das den Reiter noch nicht richtig „sitzen“ lässt, das in seinen Bewegungen und seiner Muskulatur noch nicht gelöst ist, möglicherweise sogar mental abgelenkt ist, wird seine Körper nicht loslassen können. Dadurch bleibt auch der Rücken fest und Reiterin oder Reiter können dann auch nicht komfortabel aussitzen.
In dieser Lernphase wäre es kontraproduktiv, unbedingt aussitzen zu wollen, das würde die gegenseitigen Verspannungen nur verstärken. „Ein versierter, erfahrener und körperliche geschmeidiger Reiter kann auch solche Pferde geschmeidiger machen. Unseren Schülerinnen fällt dies aber häufig noch schwer – auch ganz unabhängig aus welcher Reitweise sie kommen“, so der Ausbilder.

 

„Ich empfehle daher, zuerst im Leichttraben ein Gefühl für Rhythmus und Balance im eigenen Körper zu entwickeln und dann nur für wenige Tritte auszusitzen, bevor sie wieder in den Leichttrab zurückwechseln. So können sie verhindern, dass sich ihre Muskulatur zu sehr versteift und das Pferd bleibt locker und im Takt.“

Diese spielerische Herangehensweise, bei der man im Leichttrab nur kurz aussitzt, hilft Reiterin und Pferd enorm dabei, sich zu lockern. Die ausgesessenen Etappen können dann in dem Maße schrittweise verlängert werden, indem der Körper durchlässiger und geschmeidiger wird.

TGT® Premium-Trainerin Nicole Baumgarten hat mit ihrem P.R.E.-Hengst Orquideo bereits eine gefestigte und harmonische Zweierbeziehung aufgebaut. Dies betrifft nicht nur die emotionale Bindung, sondern auch die reiterliche Technik und die systematischen Inhalte. Um einen stabilen Sitz im Sattel zu finden, ist bewusste Losgelassenheit vorausgesetzt. In diesem Video stellt Nicole diese Übung anschaulich dar.

Eigene Bewegungen bewusst machen

Das Becken, beziehungsweise die Mittelposition des Reiters wird nicht zu Unrecht immer wieder in den Mittelpunkt einer guten reiterlichen Ausbildung gerückt. Anhand Kreinbergs simplifizierten Sitzpositionen können Reiterinnen schon im Stand, im Schritt und später im Trab und Galopp die unterschiedlichen Inhalte kennenlernen und dann im Sattel üben und ein Gefühl dafür entwickeln.

Reaktion des Pferdes erfühlen

Fühlen lernen und somit dosieren lernen – ohne das bleibt Reiten unschön und oft grobmotorisch. Dass Pferde sensible Tiere sind, macht einen sensorisch-feinen Zugang unerlässlich. Auch wenn nicht jedes Pferd diese Sensibilität unter dem Sattel zeigt (abgestumpft gegenüber den Reizen des Menschen), sollte man auf ein „abgestumpftes Pferd“ nicht mit den gleichen stumpfen Hilfen reagieren. Gerade hier ist es besonders wichtig, die sensorischen Reaktionsmuster des Pferdes über den Sitz wieder zu aktivieren.
Die verschiedenen Beckenpositionen, gepaart mit Energetik und Rhythmik, bringen auch bei solchen Pferden erstaunlich gute Fortschritte: Vorwärts-neutral-rückwärts, man kann auch sagen, vor die Bewegung kommen, mit der Bewegung gehen oder hinter der Bewegung sein. Ein Pferd kann immer nur so gut laufen, wie es von seinem Reiter unterstützt und gefördert wird. Dies betrifft vor allem Pferderassen, die hochsensibel und energetisch sind und solche, die körperliche Defizite für das Laufen unter dem Sattel mitbringen (langer, weicher Rücken, wenig eigenen Takt mitbringen, stark überbaut sind usw.).

Auf den Weg machen: Was macht meine Körpermitte?

Peter Kreinbergs kleiner theoretischer Einblick regt dich vielleicht an, die Bewegung deines eigenen „Beckens“ im Sattel noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Viele Aspekte – körperliche, mentale, emotionale, aber auch einfach das Wissen um eine effektive Reittechnik – kumulieren im Thema „Mittelposition und Becken“.
Es lohnt sich, dort „hineinzuspüren“ und sich weiterzubilden. Denn eine Änderung eventueller Blockaden kann das eigene Reiten nur verfeinern und bereichern. Und das wünscht sich sicher jeder Reiter und jede Reiterin.

Uelzener-Tipp von Peter Kreinberg: Verbessere dein Sitzgefühl. Im Original erschienen auf The Gentle Touch

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