Als Entropium bezeichnet man eine Lidfehlstellung, bei der der Rand des Augenlids nach innen eingedreht bzw. eingerollt ist. Daher rührt die alternative Bezeichnung „Roll-Lid“. Die Fehlstellung führt dazu, dass Wimpern und Haare, die sich auf dem Lidrand befinden, permanent über den Augapfel reiben, was für den Hund unangenehm und schmerzhaft ist. Hinzu kommt, dass der mechanische Reiz Irritationen auslösen und zu Bindehautentzündungen oder Schädigungen der Hornhaut führen kann. In schweren Fällen ist sogar eine Erblindung möglich. Zwar kann prinzipiell jeder Hund an einem Entropium erkranken, manche Rassen sind jedoch einem größeren Risiko ausgesetzt. In unserem Artikel geben wir einen Überblick, was die Ursachen für die Entstehung eines Entropiums sind, welche Hunderassen am häufigsten betroffen sind und was man dagegen tun kann.
Was ist ein Entropium?
Ein Entropium ist eine Augenerkrankung in Form einer Lidfehlstellung, die ein oder beide Augen betreffen kann. Der Lidrand dreht sich dabei mitsamt Wimpern und Haaren in Richtung des Auges, also nach innen. Grund dafür ist, dass die Lidmuskeln in Hinblick auf ihre Zugkraft nicht richtig zusammenspielen. Betroffen ist üblicherweise das Unterlid, es gibt aber auch Fälle, bei denen sich das Oberlid einrollt. Die Erkrankung tritt nicht nur bei Hunden, sondern auch bei anderen Tierarten wie Katzen, Schafen, Ziegen und Pferden sowie beim Menschen auf. Durch die Fehlstellung scheuern Wimpern und Haare permanent am Auge, was ein Fremdkörpergefühl erzeugt und Schmerzen verursacht. Viele Hunde versuchen sich Linderung zu verschaffen, indem sie das Lid stärker zukneifen. Das hat letztlich jedoch den gegenteiligen Effekt, da sich die Fehlstellung dadurch verstärkt.
Mögliche Ursachen für ein Entropium
Ein Entropium kann erworben oder angeboren sein. Manche Hunde kommen bereits mit einem eingerollten Lid auf die Welt. Häufig ist das rassebedingt, denn manche Hunde haben aufgrund ihrer Genetik oder bestimmter Zuchtmerkmale ein höheres Risiko, an einem Entropium zu erkranken. Ein Roll-Lid kann sich aber auch im Alter entwickeln. Haut und Bindegewebe verlieren an Elastizität, was sich mitunter auf darunterliegende Strukturen auswirkt und eine Erschlaffung des Muskeltonus zur Folge hat. Das führt dazu, dass das Lid nicht mehr in seiner Position fixiert wird und sich einrollt. Fehlstellungen können auch entstehen, wenn sich Narbengewebe bildet, etwa infolge einer Augenverletzung oder schweren Bindehautentzündung. Eine weitere mögliche Ursache sind Lidkrämpfe. Hier dreht sich das Lid aufgrund stetiger Muskelkontraktionen nach innen, die wiederum durch neurologische Faktoren, aber auch durch Schwellungen, Verletzungen oder Entzündungen am Auge ausgelöst werden können.
Abhängig von der Ursache werden mehrere Formen des Entropiums unterschieden:
- Entropium hereditare (angeboren, tritt im ersten Lebensjahr oder kurz danach meist am Unterlid auf)
- Entropium bulbare (hervorgerufen durch schrumpfende Fettpolster hinter dem Auge, oft bei Untergewicht)
- Entropium cicatriceum (hervorgerufen durch Vernarbungen im Lidbereich infolge von Verletzungen oder Entzündungen)
- Entropium congenitum (bei Hunden mit stark gefalteter Stirnhaut)
- Entropium nasale (bei brachyzephalen, also kurzköpfigen Hunderassen)
- Entropium spasticum (hervorgerufen durch Lidkrämpfe)
Das Gegenstück zum Entropium ist übrigens das Ektropium. Hier dreht sich das Lid nach außen, was das Problem mit sich bringt, dass das Auge verstärkt Schmutz, Staub und Zugluft ausgesetzt ist.
Welche Hunderassen sind besonders gefährdet?
Es gibt Hunderassen, die zuchtbedingt ein höheres Risiko haben, ein Entropium zu entwickeln, als andere. In vielen Fällen ist das auf Zuchtmerkmale zurückzuführen, mit denen ein bestimmter Phänotyp bzw. eine charakteristische Optik erzielt werden soll. Häufig von Roll-Lidern betroffen sind beispielsweise kurzköpfige Rassen sowie Hunde mit tiefen Falten, viel Gesichtshaut, sehr tiefliegenden oder hervortretenden Augen. Auch die Größe der Lidspalte ist ein ausschlaggebender Faktor. Sowohl zu kleine als auch zu große Lidspalten können die Entstehung eines Entropiums begünstigen. Hier ein Überblick über häufig betroffene Rassen:
- Bernhardiner
- Bloodhound
- Bordeaux Dogge
- Bullterrier
- Chow Chow
- Clumber Spaniel
- Dobermann
- Magyar Vizsla
- Mastiff
- Mastino Napoletano
- Mops
- Old English Bulldog
- Pekinese
- Retriever (Golden Retriever, Labrador Retriever etc.)
- Rhodesian Ridgeback
- Rottweiler
- Shar Pei
- Weimaraner
Neben reinrassigen Hunden gehören auch Mischlinge, die aus mehreren dieser Rassen hervorgegangen sind, zur Risikogruppe.
Symptome und Beschwerden bei einem Entropium
Ein nach innen gedrehtes Augenlid hat zur Folge, dass Wimpern und Haare auf der Bindehaut und Hornhaut liegen und diese permanent reizen. Das äußert sich in folgenden Symptomen:
- Gerötete Augen
- Vermehrtes Tränen und Ausfluss
- Lichtempfindlichkeit
- Häufiges Blinzeln und Zusammenkneifen der Lider
- Lidkrämpfe
Durch die permanente Reibung kommt es in vielen Fällen zu einer chronischen Bindehautentzündung. Auch die Hornhaut, die für die Lichtbrechung im Auge zuständig ist, kann dauerhafte Schäden davontragen, was sich wiederum auf das Sehvermögen auswirkt und zur Erblindung führen kann.
Wie diagnostiziert und behandelt man ein Entropium?
Bei Verdacht auf ein Entropium sollte der Hund unverzüglich tierärztlich untersucht werden, um dauerhafte Schäden am Auge zu verhindern. Der Tierarzt oder die Tierärztin wird schnell feststellen können, ob es sich um ein Entropium handelt, da ein eingerollter Lidrand gut erkennbar ist. Im Anschluss wird das Auge auf weitere Schäden untersucht. Liegt bereits eine Entzündung oder ein Hornhautdefekt vor, besteht die Möglichkeit, mit Augentropfen oder Salbe dagegen zu steuern. Damit ist es jedoch nicht getan. Auch die Fehlstellung muss behoben werden, weil es ansonsten immer wieder zu Beschwerden kommen kann. Im Regelfall geschieht das mithilfe eines chirurgischen Eingriffs. Dabei entfernt der Arzt oder die Ärztin ein Stück Haut vom Lidrand und vernäht die Wunde. Infolgedessen wird das Lid gestrafft und der Wimpernkranz nach außen gedreht. Wichtig dabei ist, nicht zu viel Haut wegzunehmen. Würde das Lid zu stark gestrafft, hätte das zur Folge, dass sich das Auge nicht mehr schließen kann und ungeschützt gegenüber eindringenden Fremdkörpern wäre. Da man den Zustand des Lids erst richtig beurteilen kann, wenn es abgeschwollen und abgeheilt ist, sind mitunter mehrere Eingriffe nötig.
Bei Jungtieren ist das Vorgehen etwas anders. Ist das Entropium noch gering ausgeprägt, muss man nicht zwingend aktiv werden. Es kann sein, dass sich das Lid im Verlauf des Wachstums von selbst strafft und wieder nach außen dreht. Allerdings muss der Hund regelmäßig tierärztlich untersucht werden, um rechtzeitig handeln zu können, wenn sich die Situation verschlimmert. Sollte sich abzeichnen, dass doch eine Operation notwendig ist, behilft man sich bei noch nicht narkosefähigen Welpen mit Hyaluroninjektionen oder der sogenannten Tacking-Methode, um den Zeitpunkt der OP hinauszuzögern. Beim Tacking wird das Lid mithilfe von kleinen Fäden nach außen gezogen. Der Eingriff erfordert eine kurze Sedierung, ist insgesamt aber weniger invasiv, als wenn man einen Teil der Haut entfernen würde. Im Idealfall wächst das Lid in seine richtige Position, so dass später keine Operation mehr nötig ist.
Fazit
Das Entropium beim Hund ist eine ernstzunehmende Augenlidfehlstellung, die unbehandelt zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen kann. Die Ursachen sind oft genetisch bedingt, weshalb bestimmte Hunderassen ein erhöhtes Risiko aufweisen. Aber auch äußere Faktoren, wie Verletzungen oder Entzündungen, können ein Entropium hervorrufen. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um weitere Schäden zu vermeiden. Grundsätzlich ist ein Entropium operativ gut behandelbar, allerdings ist ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Fürsorge vonseiten des Halters oder der Halterin gefragt. Gerade bei gefährdeten Rassen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen sehr wichtig, um die Lebensqualität des Hundes zu erhalten.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Entropium bei Hunden
Kann man einem Entropium vorbeugen?
Die Entstehung eines Entropiums ist bei den meisten Hunden genetisch bedingt, weswegen Halterinnen und Halter kaum etwas zur Vorbeugung tun können. Die Verantwortung liegt in dem Fall in der Zucht, denn absichtlich herbeigeführte optische Merkmale wie Kurzköpfigkeit, hervortretende Augen und übermäßige Faltenbildung begünstigen eine Lidfehlstellung. Es ist daher wünschenswert, dass sich die Zuchtziele stärker an der Hundegesundheit orientieren. Um zu verhindern, dass sich ein Entropium im Verlauf der Zeit herausbildet, beispielsweise aufgrund fortgeschrittenen Alters oder einer vorangegangenen Augenverletzung, sollte man den Hund regelmäßig tierärztlich untersuchen lassen, um frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Was kostet eine Entropium-OP beim Hund?
Eine Entropium-OP inklusive Vor- und Nachsorge kann durchaus bis zu 1000 Euro pro Auge kosten. Der Preis hängt maßgeblich vom Aufwand und vom GOT-Satz ab, nach dem der Tierarzt oder die Tierärztin berechnet. Sollten mehrere Eingriffe notwendig sein, summieren sich die Beträge. Je nach Rasse sind mitunter weitere Maßnahmen notwendig, um die Lidfehlstellung langfristig zu korrigieren. So kann es sein, dass bei Hunden mit viel Gesichtshaut (Chow-Chow, Shar Pei etc.) eine zusätzliche Gesichtshautstraffung oder Faltenraffung durchgeführt werden muss. Eine Hunde-OP- oder Hundekrankenversicherung bietet finanziellen Schutz, damit der Hund bestmöglich versorgt werden kann.
Wann sollte ich meinen Hund operieren lassen?
Wenn abzusehen ist, dass sich das Entropium nicht von selbst zurückbildet, sollte der Hund so schnell wie möglich operiert werden, um ihm Schmerzen und unnötiges Leid zu ersparen und Schäden am Auge vorzubeugen. Dafür muss das Tier nicht erst ausgewachsen sein. Entscheidend ist, dass es narkosefähig ist.