Die Gefahr lauert in der Natur: Wenn im Frühling und Sommer die Pferde auf der Weide stehen, sollte man den Pflanzenbewuchs gut im Auge behalten, denn: Es gibt so einige Kräuter und Blumen, die für Pferde giftig sind und daher nicht gefressen werden dürfen. Zwar verschmähen Pferde häufig Giftiges von Natur aus. Verlass ist auf diesen Instinkt aber nicht immer. Etwa dann, wenn junge Triebe noch keine oder nur wenige Bitterstoffe enthalten und mit Genuss von Pferd und Fohlen vertilgt werden, bis erste Vergiftungserscheinen auftreten. Aber auch im Heu können unter Umständen getrocknete Pflanzen enthalten sein, die zumindest in größeren Mengen für Pferde schädlich sind.
In unseren heimischen Gefilden gibt es einige Pflanzen, von denen Pferde ferngehalten werden sollten. Dazu zählen Maiglöckchen. Sie sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern verströmen auch einen süßlichen Duft, dem manch ein Pferd kaum widerstehen kann. Wir verraten dir, wie du die Pflanze sicher erkennen und Pferde vor einer möglichen Vergiftung durch Maiglöckchen schützen kannst.
Darum sind Maiglöckchen so gefährlich für Pferde
In der richtigen Dosierung finden Maiglöckchen mit den enthaltenen Glykosiden in der Naturheilkunde Anwendung. Als Arznei ähnelt ihr Inhaltsstoff dem des Mittels Strophanthin, das etwa bei Herzschwäche eingesetzt wird. Auf eigene Faust sollte man mit Maiglöckchen nicht herumdoktern, hier ist Vorsicht geboten. Präparate für die medizinische Verwendung, die Inhaltsstoffe des Maiglöckchenkrauts enthalten, werden speziell angefertigt und exakt dosiert, denn die Pflanze selbst gilt als stark giftig – für Menschen ebenso wie für Tiere, zum Beispiel für Pferde. Selbst im Blumenwasser eines Maiglöckchenstraußes oder, und das ist besonders tückisch, in getrockneten Maiblumen sind gefährliche Stoffe enthalten. So ist es vorstellbar, dass getrocknete Pflanzenbestandteile mit Giftstoffen versehentlich im Heu für Pferde landen.
Doch welche Pflanzenteile des Maiglöckchens können überhaupt eine Vergiftung beim Pferd hervorrufen? Kurze Antwort: alle. Von der Wurzel bis zur Blattspitze. Das meiste Gift steckt in den glockenförmigen Blüten und später in den roten Früchten. Die enthaltenen Glykoside machen das Gewächs hochgiftig für Pferde, allen voran der Pflanzeninhaltsstoff Convallatoxin. Er schädigt das zentrale Nervensystem und kann im schlimmsten Fall zum Herzstillstand bis hin zum Tod führen.
Pferde vor einer Maiglöckchen-Vergiftung schützen
Maiglöckchen zählen zu den Spargelgewächsen und sind in Europa weit verbreitet. An halbschattigen Plätzchen fühlen sich Maiblumen, Maililien oder Talblumen, wie die Pflanzen auch genannt werden, besonders wohl. In Laubwäldern, auf Wiesen, in Tälern und teilweise sogar in Gebirgslagen gedeihen sie prächtig. Auch in vielen Gärten sind Maiglöckchen als Zierpflanze vorzufinden.
An diesen Merkmalen erkennst du die hochgiftigen Maiglöckchen:
- Die Pflanze erreicht eine Höhe von etwa 25 cm.
- Sie fällt hauptsächlich durch ihre hübsche, weiße Blütenpracht auf.
- An einem Pflanzenstängel befinden sich bis zu zehn weiße Glockenblüten, die traubenartig angeordnet sind.
- Meist blühen Maiglöckchen von Mai bis Juni, die weißen Blüten leuchten förmlich zwischen den langen, lanzettförmigen Blättern der Pflanze hervor.
- Im weiteren Verlauf schwinden die intensiv riechenden Glöckchen, dafür kommen feurigrote Beeren zum Vorschein.
Übrigens: Die lanzettförmigen Blätter des Maiglöckchens sind der Grund dafür, warum sie so oft mit Bärlauch verwechselt werden. Das Frühlingskraut mit dem knoblauchähnlichen Geruch kann von Menschen ohne Bedenken verzehrt werden und eignet sich bestens zur Verfeinerung von Salaten und Pesto. Aber Achtung: Für Pferde ist auch Bärlauch gefährlich. Der im Bärlauch enthaltene Stoff Methylcystein-Sulfoxid zerstört bei Pferden rote Blutkörperchen, was Blutarmut verursachen kann.
Hier ein paar Tipps, wie du Vergiftungen mit Maiglöckchen bei deinem Pferd vorbeugst:
- Grundlagenwissen zu Giftpflanzen für Pferde ist für jeden Pferdehalter und Reiter ein Muss. Nur so kann man sicher sein, gefährliche Gewächse beim Ausritt oder auf der Weide zu erkennen und in der Folge zu meiden oder zu entfernen.
- Bevor ein Pferd auf die Weide oder Wiese geführt wird, sollte das Grün auf mögliche giftige Pflanzen hin abgesucht werden. Aufgrund unterschiedlicher Wachstums- und Blütezeiten ist das in regelmäßigen Abständen zu erledigen, um nicht nur Maiglöckchen, sondern auch andere, früher oder später blühende Pflanzen ausfindig zu machen. Unerwünschte Pflanzen am besten direkt entfernen und entsorgen. Auf diese Weise beugst du möglichen Vergiftungen vor.
- Beim Ausritt mit dem Pferd ist ein wachsames Auge gefragt. An giftigem Grün wie Maiglöckchen oder unbekannten Pflanzen und Zweigen sollte ein Pferd niemals knabbern.
- Vorsicht bei der Heufütterung: Unter Umständen landen getrocknete Pflanzenteile von Maiglöckchen im Pferdefutter. Es ist zu empfehlen, nur Heu von hochwertiger Qualität zu verfüttern und dieses vorab genauer in Augenschein zu nehmen.
Maiglöckchenvergiftung bei Pferden erkennen und behandeln
Je nachdem, welche Giftpflanzen ein Pferd gefressen hat und in welchen Mengen, können leichte Symptome, aber auch schwerwiegende Vergiftungserscheinungen auftreten. Im schlimmsten Fall endet eine Pflanzenvergiftung für Pferde tödlich. Was also tun, wenn ein Pferd große Mengen an Maiglöckchen gefressen hat?
Zuallererst sollte die weitere Aufnahme von Giftpflanzen unterbunden werden. Dann gilt es, Tierärztin, Tierarzt oder eine Tierklinik zu verständigen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Damit das Pferd bei möglichen Krampfanfällen keine Verletzungen erleidet, sollte es an einem sicheren Ort untergebracht werden. Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit davon, in welchen Mengen das Pferd die Maiglöckchen verspeist hat und wie ausgeprägt die Symptome sind. Je schneller veterinärmedizinische Hilfe geleistet wird, desto besser die Chance, dass sich das Pferd wieder vollständig erholt.
Wenn lediglich der Verdacht besteht, dass ein Pferd Maiglöckchen gefuttert haben könnte, sollte das Pferd genau beobachtet werden. Treten erste Symptome auf, gilt es, umgehend tierärztliche Hilfe zu holen.
Zu den Symptomen einer Maiglöckchen-Vergiftung beim Pferd gehören:
- Benommenheit
- Störungen des Magen-Darm-Trakts bis hin zu Durchfall
- Beschleunigte Atmung
- Krämpfe
- Herzrhythmusstörungen
- Herzstillstand bis hin zum Tod
Fazit
Gefahr und Schönheit der Natur vereint in einer Pflanze: So verführerisch sie auch duften und so hübsch sie anzusehen sind, Maiglöckchen stellen ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko für Pferde dar. Darum ist es wichtig, die Pflanze zu erkennen – idealerweise auch dann, wenn die typischen weißen Glöckchenblüten noch nicht zu sehen sind. Flächen, auf denen Pferde weiden, sollten grundsätzlich von Giftpflanzen freigehalten werden. Bei Ausritten gilt es stets ein Auge darauf zu haben, an welchen Pflanzen das Pferd knabbert. Gänzlich ausschließen lässt sich trotz aller Sicherheitsmaßnahmen nicht, dass sich das Pferd einmal an einem Maiglöckchen gütlich tut. Dann gilt: schnell den Tierarzt oder die Tierärztin informieren, um gesundheitliche Schäden möglichst abzuwenden.
FAQ – häufig gestellte Fragen zu Maiglöckchen und Pferden
Müssen Pferdehalter auf Maiglöckchen verzichten?
Für das Wohl des Tieres sollte auf Maiglöckchen auf der Pferdekoppel und der Weide komplett verzichtet werden. Zwar ist die Maiblume eine dekorative Pflanze, Pferdehalter sollten aber darauf achten, dass Pferde nicht in die Nähe der Blume gelangen.
Können Pferde an einer Vergiftung durch Maiglöckchen sterben?
Fressen Pferde eine große Menge an Maiglöckchen, kann es unter Umständen zu Herzrhythmusstörungen oder zum Herzstillstand kommen, der schließlich zum Tode führt. Sehr geringe Mengen an Pflanzenteilen der Maiblume lösen keine oder nur leichte Vergiftungserscheinungen auf. Wer nicht sicher ist, ob und wie viel ein Pferd von einem Maiglöckchen gefressen hat, sollte sicherheitshalber den Tierarzt oder die Tierärztin zu Rate ziehen. Praktisch: Mit der Uelzener Pferde-Krankenversicherung bist du vor hohen Tierarztkosten, die durch Diagnostik und Behandlung entstehen können, geschützt.
Gibt es neben dem Maiglöckchen noch mehr Pflanzen, die giftig für Pferde sind?
Ja, es gibt recht viele Pflanzen mit Inhaltsstoffen, die Pferden gefährlich werden können. Pferdehalter und -halterinnen sollten sich ein wenig mit giftigen Pflanzen für Pferde auskennen, um das Risiko möglichst gering zu halten.