Braunes Pferd steht im Sommer auf der Weide. Vorsicht ist geboten bei der Hitze.
Tipps für den Alltag

Pferd bei Hitze: Hitzschlag vermeiden

14.07.2022

Strahlende Sonne, ein wolkenloser Himmel: Viele Reiter:innen freuen sich über das Sommerwetter. So manchem Pferd geht es allerdings anders – viele bevorzugen Temperaturen zwischen fünf und 25 Grad Celsius, bei nordischen Rassen ist sogar schon bei 15 Grad die Obergrenze zum Wohlfühlen erreicht. Pferdefreund:innen sollten deshalb präventiv handeln, um eine Überhitzung oder gar einen Hitzschlag bei ihrem Schützling zu vermeiden.

Pferde machen es instinktiv richtig: Bei hohen Temperaturen suchen sie sich ein schattiges Plätzchen, um der direkten Sonneneinstrahlung zu entgehen. Gleichzeitig ruhen sie in den heißesten Stunden des Tages, um ihren Organismus nicht zu überanspruchen. Auf der heimischen Weide und im Stall sollten deshalb immer genügend Schattenspender und Wasserquellen für alle Herdenmitglieder vorhanden sein.

Im Sommer ist allerdings auch die Hochsaison für Turniere oder Urlaubsreisen mit dem Pferd. Unterwegs ist es oft nicht so einfach, ideale Bedingungen bei hohen Temperaturen zu schaffen. Denn Pferdehänger heizen sich bei direkter Sonneneinstrahlung besonders schnell auf. Auch hohe Belastungen beim Reiten können empfindlichen Pferden zu viel werden.

Wohlfühltemperatur von Pferden ist individuell

Die Wohlfühltemperatur von Pferden unterscheidet sich je nach Alter, Rasse und Gesundheitszustand. Bei sehr jungen, alten und kränkelnden Tieren ist bei Hitze prinzipiell Vorsicht angesagt, grundsätzlich kann die Wärme aber jedem Tier zu viel werden. Ein Hitzschlag droht zum Glück nicht aus heiterem Himmel, sondern kündigt sich immer schon im Vorfeld anhand verschiedener Symptome an. Um rechtzeitig reagieren zu können, ist es daher wichtig, dass man das eigene Pferd genau beobachtet.

Das eigene Pferd kennenlernen

Eine drohende Überhitzung ist bei Pferden besonders an der Körpertemperatur, dem Puls und der Atmung zu beobachten. Da die jeweiligen Werte von Tier zu Tier schwanken, ist es wichtig zu wissen, wie das eigene Pferd im Ruhezustand bei normalen Temperaturen tickt.

Die Körpertemperatur von Pferden liegt im Normalfall zwischen 37 und 38 Grad Celsius. Bei Belastung kann diese Temperatur auf 39, bei starker Anstrengung sogar kurzzeitig auf 40 Grad ansteigen. Im Ruhezustand entsprechen diese Werte leichtem und normalem Fieber. Hohes Fieber kann hingegen 42 Grad erreichen – jenseits dieser Grenze wird es dann kritisch. Um die individuelle Normaltemperatur eines einzelnen Pferdes zu ermitteln, sollte diese regelmäßig im Ruhezustand gemessen werden. Bei Hitze und Anstrengung kann dann schnell reagiert werden, wenn die Werte zu stark steigen.

Ebenso wie Menschen regulieren Pferde ihre Temperatur über Schwitzen. Voraussetzung ist aber, dass der Schweiß verdampfen kann. Herrscht hohe Luftfeuchtigkeit oder die Belüftung ist schlecht, wird dieser natürliche Vorgang behindert. Es droht ein Hitzschlag.

Auch die Atemfrequenz ist individuell unterschiedlich. In der Regel machen die Tiere acht bis 16 Atemzüge pro Minute, wenn sie entspannt sind. Wenn man schräg von hinten auf das Pferd schaut, lassen sich die einzelnen Atemzüge an der Seite des Pferdes gut beobachten. Sind sie mit dem bloßen Auge nicht gut zu erkennen, hilft ein Stethoskop.

Der Ruhepuls liegt zwischen 24 und 48 Schlägen in einer Minute. Gemessen wird dieser wahlweise an der Arterie am Unterkieferrand, in der Herzregion auf der linken Pferdeseite oder an den Fesseln. Auch hier können Stethoskop oder spezielle Pulsmessgeräte für Pferde unterstützen.

Wer diese drei Werte im Normalzustand für sein Pferd kennt, kann bei Hitze regelmäßig überprüfen, ob bei dem Tier alles in Ordnung ist. Spätestens 30 Minuten nach einer höheren Belastung sollten die Werte aus dem Ruhezustand wieder erreicht werden.

Symptome eines Hitzschlags beim Pferd erkennen

Zusätzlich zu den drei messbaren Werten Körpertemperatur, Atemzüge und Pulsschlag liefert ein Pferd auch optisch Hinweise auf eine drohende Überhitzung. Bei Belastung kann ein Pferd 30 bis 40 Liter Wasser ausschwitzen. Werden Trense und Satteldecke nass und das Fell des Pferdes färbt sich dunkel vom Schweiß, ist dies ein Zeichen, dass die Feuchtigkeit nicht ausreichend schnell verdunsten kann. Das Pferd hat jetzt besonders bei hohen Temperaturen dringend eine Pause und Abkühlung nötig.

Neben einem Hitzestau ist auch Wassermangel ein Risiko im Sommer und kann dazu führen, dass ein Pferd austrocknet. Eine Dehydrierung lässt sich mit einem Hautfaltentest überprüfen: Wenn man mit den Fingern eine Hautfalte im Nackenbereich bildet und diese sich erst nach drei bis vier Sekunden wieder glättet, fehlt dem Pferd Flüssigkeit.

Droht dem Pferd ein Hitzschlag, kann sich das in folgenden Symptomen äußern:

  • erhöhte Körpertemperatur,
  • dauerhaft schnellere Atmung und beschleunigter Puls,
  • starker Schweißausbruch,
  • dunkel verfärbte Schleimhäute,
  • Dehydration (festzustellen durch den Hautfaltentest),
  • wahrnehmbarer Leistungsabfall und langsame Erholung,
  • zunehmende Apathie,
  • taumelnder Gang bis hin zum Stolpern und Stürzen,
  • Verdauungsprobleme und Durchfall.

Erste-Hilfe-Maßnahmen zum Abkühlen bei Hitzschlag

  1. Kommt es beim Pferd zum Hitzschlag, ist sofort ein Tierarzt oder eine Tierärztin zu verständigen. Bis die helfende Person eintrifft, sollten unbedingt einige Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Tier erfolgen. Was dabei genau zu tun ist, hängt vom Zustand des Pferdes ab.
  2. Wirkt es nur apathisch, kann sich aber noch bewegen, sollte es sofort in den Schatten oder einen kühlen Stall geführt werden. Immer wieder kann in kleinen Mengen temperiertes (kein eiskaltes!) Wasser angeboten werden. Es hilft, wenn das Pferd Gras fressen kann. Darin sind neben Wasser auch Mineralien und Zucker enthalten.
  3. Steht das Pferd noch, lässt sich aber nicht mehr zum Laufen animieren, sollte an diesem Ort ein Schattenspender aufgebaut werden. In einem Hänger oder Stall sollte zudem eine gute Luftzirkulation ermöglicht werden. Um das Pferd abzukühlen, kann es vorsichtig mit einem Schwamm oder einem Handtuch mit kühlem, aber nicht zu kaltem Wasser abgewaschen werden. Damit kein Hitzestau entsteht, ist das Wasser mit einem Schweißmesser abzuwischen.
  4. Bricht das Pferd sogar zusammen oder legt sich freiwillig auf den Boden, ist ein Sonnenschutz essenziell. Das Pferd sollte aber nicht abgedeckt werden. Kühlende Tücher können auf Kopf und Nacken gelegt und um die Fesseln gewickelt werden, wenn es das Pferd zulässt. Diese sollten in kurzen Abständen gewechselt werden. In diesem Zustand darf das Tier allerdings nicht mehr gefüttert oder getränkt werden: Der Schluckreflex kann gestört sein. Tierärzt:innen können die Flüssigkeitszufuhr über einen Tropf gewährleisten.
  5. Um in einer solchen Situation einen kühlen Kopf bewahren zu können, sollten Pferdehalter:innen regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse besuchen. Neben den Maßnahmen bei Überhitzung werden diese beispielsweise auch für Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Reitunfall angeboten.

Dem Hitzschlag beim Pferd vorbeugen

Die hilfreichste Maßnahme gegen einen Hitzschlag ist die Prävention: Es sollte also gar nicht erst so weit kommen, dass das Pferd medizinische Hilfe braucht. Schattenspendende Maßnahmen und ein genaues Beobachten, wann einem Pferd die Wärme zu viel wird, können einem Tierarztbesuch vorbeugen. Wird dennoch tiermedizinische Hilfe benötigt, kann es schnell teuer werden. Wer eine Tierkrankenversicherung abgeschlossen hat, ist auf der sicheren Seite.

Medical Training ist ebenfalls sehr sinnvoll, um ein Pferd im Falle von Kreislaufproblemen und Überhitzung gut behandeln zu können. Empfohlen ist etwa ein Training, bei dem das Pferd lernt, mit allen vier Hufen ruhig in Wassereimern zu stehen. Hilfreich kann auch sein, wenn das Tier an kühle Tücher auf Kopf und Nacken gewöhnt ist.

Da die Hitze im Pferdeanhänger besonders schnell ansteigt, sollte zudem darauf geachtet werden, dass das Pferd nicht durch schwere Transport-Gamaschen unnötig erhitzt wird. Ebenso sind die kühlen Morgen- und Abendstunden deutlich besser für eine Fahrt geeignet als die Mittagshitze. Im Stillstand sollten daher alle Fenster und Türen geöffnet werden, um die Luft zirkulieren zu lassen. Außerdem empfiehlt es sich, den Hänger im Schatten zu parken oder mit einem Sonnensegel selbst für Schutz zu sorgen. Auch eine nasse Decke auf dem Anhängerdach kann helfen.

Schattig durch den Sommer

Der Sommer ist für viele Menschen die schönste Jahreszeit, weil es lange hell und meistens warm ist. Pferden wird es allerdings häufig zu heiß – vor allem, wenn sie nicht ihren natürlichen Bedürfnissen bei Hitze nachgehen können: Schatten aufsuchen und ruhen. Das hilft auch Tieren, die im Sommer zu einem Ekzem neigen und zum Schutz eingedeckt sind. Pferdehalter:innen sollten daher mit einigen einfachen Vorsichtsmaßnahmen ihr Möglichstes tun, um ihr geliebtes Tier vor Überhitzung zu schützen und bei der Abkühlung zu helfen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Reiten im Sommer – Wie schütze ich mein Pferd vor Hitze?

Pferde machen es instinktiv richtig: Bei hohen Temperaturen suchen sie sich ein schattiges Plätzchen, um der direkten Sonneneinstrahlung zu entgehen. Gleichzeitig ruhen sie in den heißesten Stunden des Tages, um ihren Organismus nicht zu überanspruchen. Auf der heimischen Weide und im Stall sollten deshalb immer genügend Schattenspender und Wasserquellen für alle Herdenmitglieder vorhanden sein.

Kann Hitze gefährlich für mein Pferd werden?

Neben einem Hitzestau ist auch Wassermangel ein Risiko im Sommer und kann dazu führen, dass ein Pferd austrocknet. Kommt es beim Pferd zum Hitzschlag, ist sofort ein Tierarzt oder eine Tierärztin zu verständigen. Bis die helfende Person eintrifft, sollten unbedingt einige Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Tier erfolgen.

Kann mein Pferd einen Hitzschlag bekommen?

Die hilfreichste Maßnahme gegen einen Hitzschlag ist die Prävention: Es sollte also gar nicht erst soweit kommen, dass das Pferd medizinische Hilfe braucht. Schattenspendende Maßnahmen und ein genaues Beobachten, wann einem Pferd die Wärme zu viel wird, können einem Tierarztbesuch vorbeugen.

Medical Training ist ebenfalls sehr sinnvoll, um ein Pferd im Falle von Kreislaufproblemen und Überhitzung gut behandeln zu können. Empfohlen ist etwa ein Training, bei dem das Pferd lernt, mit allen vier Hufen ruhig in Wassereimern zu stehen. Hilfreich kann auch sein, wenn das Tier an kühle Tücher auf Kopf und Nacken gewöhnt ist.

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