Pferd hebt unwillkürlich hinteres Bein an. Das ist ein Symptom von Shivering.
Tiergesundheit

Shivering: Ursachen, Symptome, Behandlung

19.11.2023

Shivering ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die zumeist in jungen Jahren und eher bei großen Pferden auftritt. Wir klären, ob und welche Ursachen es gibt, mit welchen Symptomen sich Shivering zeigt und welche Behandlungsmöglichkeiten erkrankten Pferden helfen können.

Ursachen von Shivering beim Pferd

Die Ursachen von Shivering sind bislang unbekannt. Es werden verschiedene Komponenten diskutiert, die einen Anteil an der Entwicklung von Shivering haben können.

  • Muskelprobleme,
  • neurologische Schwierigkeiten,
  • Traumata,
  • Nährstoffversorgung,
  • Haltung
  • Abbauprozesse im Kleinhirn
  • Stress: Immer wieder wird beobachtet, dass sich Shivering unter Stress verstärkt und zu vermehrten Muskelkrämpfen führt.
  • Genetische Veranlagung: Scheinbar eher schwere, große Pferde (über 175 cm), statistisch mehr Wallache und Hengste.

Symptome von Shivering beim Pferd

  • Shivering bildet sich mit einer langsam fortschreitenden Symptomatik aus. Erste Anzeichen zeigen sich meist im jungen Alter zwischen vier und sieben Jahren. Betroffene Pferde verhalten sich, wenn sie geritten werden, häufig unauffällig. Eine möglicherweise anfängliche Steifheit und leichtes Zittern in den Extremitäten ebben mit zunehmender Bewegung in der Regel ab. Es sind vorrangig die Hinterxtremitäten betroffen, selten auch die Vorderbeine.
  • Symptome treten an den Hinterbeinen vorwiegend beim Rückwärtsgehen und Anheben der hinteren Hufe auf und äußern sich in unkontrolliertem Zittern. So kann es beim Shivering beim Versuch, rückwärtszugehen, zu krampfartigem Anziehen der Hinterbeine kommen. Hier sollte an eine Verwechselungsgefahr mit Hahnentritt gedacht werden. Parallel zu Krämpfen in den Hinterbeinen kann es zu Muskelkontraktionen im Gesicht und/oder der Lippen kommen.
  • Hoher Muskeltonus, der sich unter anderem durch eine hohe Schweifhaltung zeigen kann.
  • Bei der Hufpflege zeigt sich Shivering, indem das Pferd den Huf gar nicht oder nur unter Schwierigkeiten heben lässt. Längeres Halten des Hufes oder gar Beschlagen oder medizinische Behandlungen sind mitunter nur unter Sedierung möglich.
  • Es kann zu Gleichgewichtsproblemen, beispielsweise beim Stehen im fahrenden Pferdeanhänger, kommen.

Behandlungsmöglichkeiten für Shivering

Shivering gilt bislang als unheilbar. Eine Behandlung zielt daher nicht auf Heilung, sondern darauf, die Symptome zu lindern.

  • Regelmäßige Bewegung und Gymnastizierung können helfen, die Muskulatur zu lockern. So kann es auch sinnvoll sein, das Pferd vor dem Ausschneiden bzw. Beschlagen durch den Schmied zu reiten, um das Krampfen zu mindern. Bei Problemen, beispielsweise bei tierärztlichen Behandlungen oder Schmiedebesuchen, kann eine tierärztlich verabreichte Sedierung die Krämpfe ausschalten und so den Stress für Behandler:in und Pferd reduzieren.
  • Physiotherapie, Massage und physikalische Therapie wie Kälte- oder Wärmebehandlungen können Muskelspannung reduzieren und sich schmerzlindernd auf die verspannte Muskulatur auswirken.
  • Mineralisierung in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Dazu sollte zuvor ein Blutbild gemacht werden. Dieses kann beispielsweise Mangan- und Magnesiummangel zeigen. Eine optimale Versorgung mit Nährstoffen kann dazu beitragen, Muskelzittern und Krämpfe zu verringern. Einige Halterinnen und Halter meinen, eine Verbesserung bei der Gabe von Vitamin E, Selen-Präparaten oder B-Vitaminen festzustellen. Dies ist wissenschaftlich jedoch nicht bestätigt. Grundsätzlich sollten Ergänzungsmittel nicht wahllos verabreicht werden, da auch diese Neben- und Wechselwirkungen haben können. Die Anwendung von Ergänzungsmitteln sollte deshalb stets mit der Tierärztin oder dem Tierarzt abgesprochen werden.
  • Akupunktur und Homöopathie: Für die Wirksamkeit von Homöopathie und Akupunktur gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise. Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzer berichten jedoch zuweilen von positiven Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln oder Akupunktur zur Linderung von Symptomen bei Shivering.

Wie kann ich mein Pferd vor Shivering schützen?

Da die Ursachen nicht geklärt sind, gibt es keine spezifischen Präventionsmaßnahmen, die ein Pferd vor Shivering schützen können. Generell sind eine ausgewogene Fütterung, ausreichende und angemessene Bewegung, gute Pflege und Vermeidung von Stress für die Gesundheit hilfreich. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen können helfen, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Einschläfern – schwieriges Thema

Die Frage, ob ein Pferd eingeschläfert werden sollte, ist generell ein schwieriges Thema. Wenn ein Pferd austherapiert ist und kein lebenswertes Leben ohne Schmerzen mehr führen kann, dürfen Tierärztinnen und Tierärzte ein Pferd einschläfern. Allein aufgrund einer Erkrankung mit Shivering müssen Pferde in der Regel nicht eingeschläfert werden, da an Shivering erkrankte Pferde, soweit man weiß, nicht unter Schmerzen leiden. Eher ist das Gegenteil der Fall. Von Shivering betroffene Pferde können mit entsprechendem Training und Handling durchaus reiterlich genutzt werden. Dabei ist selbst eine sportliche Nutzung bis hin zur schweren Klasse möglich.

Fazit

Shivering beim Pferd ist eine Erkrankung, die Probleme beim Rückwärtsgehen und der Hufpflege verursacht. Die Ursachen sind bislang unbekannt und die Erkrankung gilt als unheilbar. Behandlungen können lediglich versuchen, Symptome zu lindern. Nach derzeitigem Stand erleiden die Pferde keine Schmerzen.

FAQs: Häufig gestellte Fragen

Welche Rassen sind besonders anfällig für Shivering?

Die Ursachen von Shivering sind bislang unbekannt. Große, schwere Pferde wie Belgische Kaltblüter, Clydesdales, Shire-Pferde und Friesenpferde scheinen eher betroffen zu sein. Grundsätzlich können jedoch Pferde aller Rassen von dieser Erkrankung betroffen sein.

Gibt es alternative Therapien für Shivering?

Alle Behandlungen zielen darauf, Symptome zu lindern. Neben traditionellen Ansätzen können alternative Methoden dazu beitragen. Für die Wirksamkeit alternativer Behandlungen gibt es mitunter keine wissenschaftlichen Nachweise. Pferdehalterinnen und Pferdehalter berichten jedoch immer wieder von positiven Erfahrungen mit alternativen Methoden. Hat ein Pferd gesundheitliche Probleme, sollte generell tierärztlicher Rat eingeholt werden und die Anwendung alternativer Methoden sollte stets tierärztlich abgesprochen werden.

Auch interessant