Beim Aufsatteln auf den Satteldruck achten.
Tiergesundheit

Satteldruck beim Pferd erkennen und vorbeugen

13.08.2025

Ein passender und korrekt aufgelegter Sattel ist beim Reiten eines Pferdes unverzichtbar. Er stellt das Verbindungsglied zwischen Tier und Mensch dar und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts des Reiters oder der Reiterin, um den Pferderücken bestmöglich zu schonen. Sitzt der Sattel nicht richtig, erschwert das nicht nur die Kommunikation beim Reiten, sondern kann sich auch negativ auf die Gesundheit des Vierbeiners auswirken. Denn: Ein drückender Sattel kann für das Pferd sehr schmerzhaft sein und zu gravierenden Schäden an Gewebe und Muskulatur führen. In diesem Artikel erfährst du, woran du Satteldruck erkennst und wie du ihm am besten vorbeugst.

Was ist Satteldruck und wie erkennt man ihn?

Als Satteldruck bezeichnet man schmerzhafte Druckstellen in der Sattellage des Pferdes. Häufig werden diese durch falsch sitzendes Sattelzeug verursacht, sie können jedoch auch durch andere Faktoren entstehen. 

Die ersten Anzeichen für Satteldruck sind meist subtil und werden leider oft übersehen. Aufgeraute Haare nach dem Abnehmen des Sattels, stumpfes oder verklebtes Fell in der Sattellage und ein ungleichmäßiges Schwitzbild sind erste Warnsignale dafür, dass sich der Sattel nicht für das Pferd eignet. Manche Pferde zeigen bei aufkommendem Satteldruck Unruhe und abwehrendes Verhalten beim Satteln und Gurten. Dieser sogenannte Sattel- bzw. Gurtzwang kann sich durch angelegte Ohren, hochgezogene Nüstern, Schnappen oder Beißen, das Schlagen mit dem Kopf oder Drohen mit dem Hinterbein äußern.

Wird der Satteldruck nicht rechtzeitig erkannt, folgen ernstere Symptome. Das Spektrum reicht von Schwellungen und Hautrötungen bis hin zu offenen Wunden oder eitrigen Fisteln. Auch Verhaltensänderungen, Probleme beim Reiten wie Bocken oder Steigen und ein plötzlicher Leistungsabfall können Hinweise sein. 

Wiederholte Druckbelastungen hinterlassen oft bleibende Spuren, etwa in Form von weißen Haaren im Fell, die auf Gewebeschäden hinweisen. Meist bleiben diese Stellen im weiteren Verlauf des Lebens empfindlich und anfällig. Darüber hinaus kann es bei schwerem Satteldruck zu Knochenabzessen an Widerrist oder Wirbelsäule kommen, die zu permanenten Schäden bis hin zu einer spinalen Ataxie führen können. Manche Pferde entwickeln eine solche Abneigung gegen das Satteln, dass sie nicht mehr reitbar sind.

Wodurch entsteht Satteldruck?

Satteldruck kann nicht nur durch unpassendes Sattelzeug entstehen, sondern vielfältige Ursachen haben. Als Reiter oder Reiterin ist es wichtig, sich diesen bewusst zu sein, um die Situation bei aufkommender Symptomatik einschätzen und schnell handeln zu können. 

Ale Ursachen für Satteldruck im Überblick:

  • Unpassender Sattel: Ein schlecht sitzender Sattel verteilt das Gewicht nicht gleichmäßig und verursacht eine übermäßige punktuelle Belastung.
  • Unregelmäßige Anpassungen: Der Sitz des Sattels muss regelmäßig geprüft und angepasst werden, denn der Körperbau eines Pferdes kann sich verändern – genauso wie die Anforderungen im Training.
  • Falsches Auflegen: Sattel, Satteldecken, Pads oder Schabracken müssen glatt aufliegen und korrekt positioniert sein.
  • Unzureichende Reinigung: Schweiß, Staub und Schmutz am Equipment oder im Fell des Pferdes können unter dem Sattel wie Schmirgelpapier wirken und Hautreizungen verursachen.
  • Reiter oder Reiterin: Zu viel Gewicht auf dem Pferderücken und falsches Sitzen können dazu führen, dass der Sattel nicht korrekt auf dem Pferderücken aufliegt, obwohl er eigentlich passt.
  • Sattelgurt zu locker oder zu fest: Durch einen falsch angelegten Gurt kann Satteldruck in der Gurtlage entstehen. Ist der Gurt zu locker eingestellt, rutscht der Sattel, insbesondere beim Aufsteigen, in Wendungen oder beim Springen. Das kann zu unangenehmer Reibung und Scheuerstellen führen. Ist der Gurt zu stark angezogen, wird der Sattel unnatürlich auf den Pferderücken gepresst, was ebenfalls Druck verursacht. 

Es können auch mehrere Faktoren zusammenkommen und zu Satteldruck führen. Wer sein Pferd gesund halten will, sollte Sattel, Gurtung und die eigene Reitweise daher regelmäßig überprüfen (lassen), um rechtzeitig gegensteuern zu können.

Was hilft gegen Satteldruck? Maßnahmen im Überblick

Bei Verdacht auf Satteldruck ist als Erstes eine Reitpause einzulegen, um den betroffenen Bereich zu entlasten. Liegt eine Schwellung vor, muss diese gekühlt werden. Bis die Druckstellen vollständig abgeheilt sind, ist auf das Anlegen von Sattel und Gurt zu verzichten.

Bei gereizter oder geröteter Haut können pflegende Salben mit Arnika, Calendula oder Dexpanthenol helfen – allerdings nur, wenn die Hautoberfläche intakt ist. Bei offenen Wunden oder eitrigen Stellen ist medizinische Hilfe unumgänglich. Der Tierarzt oder die Tierärztin prüft, ob eine medikamentöse Behandlung der betroffenen Stellen von Nöten ist, um Sekundärinfektionen vorzubeugen. Eine Pferdekrankenversicherung leistet in dem Zusammenhang gute Dienste, da sie die Kosten für Diagnose und Behandlung übernimmt. Auch eine Physiotherapie kann hilfreich sein, wenn es darum geht, die verspannte Muskulatur zu lockern und die Beweglichkeit des Pferdes wiederherzustellen.

Allerdings ist es mit der Behandlung der Symptomatik nicht getan. Wichtig ist, die Ursache für den Satteldruck zu finden und zu beheben, damit er nicht wiederkehrt. Nur eine professionelle Begutachtung durch einen erfahrenen Sattler oder eine erfahrene Sattlerin kann sicherstellen, dass der Sattel korrekt sitzt und das Gewicht gleichmäßig verteilt. Dabei  können auch technische Hilfsmittel wie Druckmesssysteme zum Einsatz kommen.

Satteldruck vorbeugen

Zeigt dein Pferd erste Anzeichen von Unwohlsein oder merkst du beim Reiten, dass du nicht mehr richtig im Sattel sitzt, solltest du unbedingt einen Kontrolltermin beim Sattler oder bei der Sattlerin machen. Grundsätzlich sollten regelmäßige Kontrollen des Sattels zur Routine gehören – im Schnitt alle sechs bis zwölf Monate, wenn sich das Pferd in der Statur kaum verändert. Bei Pferden im Wachstum oder bei Tieren, die beispielsweise trainings- oder krankheitsbedingt zu- oder abgenommen haben, sind Sattelkontrollen alle drei bis vier Monate oder häufiger erforderlich. 

Bei der Auswahl des Sattels ist stets auf eine gute Passform zu achten. Kammerweite, Kissenform und Kopfeisen müssen auf die Anatomie des Pferdes abgestimmt sein, um eine ungünstige Druckverteilung und Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Spezielle Pads können helfen, punktuellen Druck auszugleichen, sind aber kein Ersatz für einen fachgerecht angepassten Sattel.

Auch beim Satteln ist Gewissenhaftigkeit gefragt: Die Satteldecke muss glatt aufliegen, der Gurt darf weder zu locker noch zu fest angezogen sein und der Sattel sollte nicht auf den Widerrist drücken oder auf der Wirbelsäule aufliegen. Wichtig ist auch, den Pferderücken zu reinigen und zu pflegen und ausschließlich saubere Sattelunterlagen zu verwenden.

Fazit

Satteldruck kann bei Pferden Schmerzen und gesundheitliche Schäden verursachen. Deswegen ist es wichtig, Symptome frühzeitig zu erkennen und zu behandeln sowie die Ursache ausfindig zu machen und zu beheben. Ein gut angepasster Sattel, korrektes Auflegen, regelmäßige Kontrollen und ein aufmerksamer Blick auf das Verhalten des Pferdes gehören zur Basis verantwortungsvollen Reitens. Denn nur ein schmerzfreies Pferd kann willig, losgelassen und gesund arbeiten.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Satteldruck

Wie schnell kann sich Satteldruck entwickeln?

Satteldruck kann sich je nach Intensität der Belastung innerhalb kurzer Zeit  entwickeln – vor allem, wenn der Sattel sehr schlecht sitzt. Bei geringfügig ungleichmäßigem Druck kann es einige Wochen dauern, bis erste Anzeichen sichtbar werden.

Kann ein neuer Sattel Satteldruck verursachen?

Ja. Ein neuer Sattel ist keine Garantie für Passgenauigkeit. Eine sorgfältige Anpassung durch eine fachkundige, ausgebildete Person ist entscheidend. Zudem benötigt das Pferd häufig eine Eingewöhnungszeit, in der kleinere Nachjustierungen nötig sein können.

Kann man ein Pferd bei leichtem Satteldruck weiter reiten?

Davon ist dringend abzuraten. Auch leichte Druckstellen können für das Pferd sehr unangenehm sein. Eine weitere Belastung kann die Situation verschlimmern.

Wie lange dauert die Heilung bei Satteldruck?

Das hängt vom Ausmaß der Schädigung ab. Leichte Reizungen können innerhalb weniger Tage abklingen, während tiefgreifende Gewebeschäden Wochen oder sogar Monate Pause erfordern – in schweren Fällen kann es auch sein, dass sie gar nicht komplett ausheilen. Idealerweise wird der Heilungsprozess professionell betreut und durch therapeutische Maßnahmen begleitet. Das Training sollte nur in Absprache mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin wieder aufgenommen werden.

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