Wie Menschen tragen viele Pferde Herpesviren in sich. Diese können sich im Organismus verbergen, zum Beispiel in den Nervenzellen oder den Schleimhäuten, ohne Symptome auszulösen. Bricht die Krankheit jedoch aus, sind die aktiven Viren hoch ansteckend und lösen je nach Virentyp unterschiedliche Beschwerden aus. In diesem Beitrag erfährst du, was bei einer Erkrankung des Pferdes zu tun ist und wie du Herpes bei deinem Pferd vorbeugst.
Was ist Herpes bei Pferden?
Herpes ist eine Erkrankung, die durch umhüllte Viren ausgelöst wird. Zusammengefasst werden diese als Equine Herpesviren (EHV). Dass die Viren umhüllt sind, macht sie recht resistent und erschwert es dir, eine Übertragung durch hygienische Maßnahmen zu verhindern. Bricht die Krankheit daher bei einem Pferd aus, sind durch Ansteckung schnell auch andere Pferde betroffen: Die Viren verbreiten sich über direkten Kontakt untereinander, aber auch indirekt durch Menschen und Gegenstände.
Insgesamt gibt es fünf Typen, gekennzeichnet durch die Abkürzungen EHV 1 bis EHV 5.
Herpes beim Pferd: Symptome
Es gibt für jeden Virentyp charakteristische Symptome:
- EHV 1: Atemwegserkrankungen mit Husten und Nasenausfluss, Fieber, Fressunlust, Störungen des Gleichgewichtssinns, Lähmungserscheinungen, Abort bei Stuten und dadurch Fehlgeburten oder geschwächte Fohlen
- EHV 2: Augenentzündungen, Atemwegsinfekte
- EHV 3: Bläschen im Genitalbereich (hier erfolgt die Übertragung beim Deckakt)
- EHV 4: Symptome ähnlich EHV 1, oft milderer Verlauf
- EHV 5: Bindehautentzündung, Atemwegserkrankungen, gesteigerte Herzfrequenz aufgrund von Atembeschwerden und Fieber
Am häufigsten wird in Deutschland statistisch EHV 1 oder EHV 4 diagnostiziert. Das Equine Herpesvirus ist übrigens in Deutschland ebenso wie Druse beim Pferd nicht meldepflichtig.
Übertragung des Herpesvirus beim Pferd
Im Organismus deines Pferdes schlummernde Viren sind inaktiv und lösen keine Symptome aus. Verschiedene Faktoren begünstigen, dass die Herpesviren aktiv werden und es zum Ausbruch kommt. Auslöser sind oft psychischer oder physischer Stress. Aktive Erreger verbreiten sich auf vielseitige Weise:
- direkte Übertragung durch Tröpfchen beim Schnauben oder Husten
- Menschen, die mit einem betroffenen Tier Kontakt hatten
- Berühren von Zubehör wie Sattel oder Pflegeutensilien
- Reinigungsutensilien
- Futter- und Wassertrog
So wie du bei einer Erkältung durch Husten und Niesen andere Menschen in der Umgebung anstecken kannst, funktioniert also auch die Übertragung der Viren bei Pferden. Gelangen Viren durch den Kontakt mit deinem Pferd an deine Finger oder an Gegenstände, sind sie dort noch eine Weile infektiös und werden durch die sogenannte Schmierinfektion mit jedem weiteren Kontakt verbreitet.
Wie lange ist Herpes beim Pferd ansteckend?
Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage. Ob dein Pferd in dieser Zeit ansteckend ist, hängt von der Virenlast ab. Nach dem Kontakt mit aktiven Herpesviren vermehren sich die Viren und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass größere Mengen der Erreger ausgeschieden werden. Unter Umständen kann dein Pferd einige Wochen aktive Viren ausscheiden und somit ansteckend sein.
Welche Folgen hat Herpes für das Pferd?
Die möglichen Folgen sind vor allem vom Virentyp, von der Schwere des Verlaufs und der Behandlung abhängig. Verfügt dein Pferd über ein gutes Immunsystem und ist zum Zeitpunkt der Infektion nicht gestresst, entwickelt es möglicherweise nur geringfügige Symptome. Bei Symptomen solltest du nicht zögern, deinen Tierarzt oder deine Tierärztin zu konsultieren.
Behandlung von EHV
Das Herpesvirus selbst kann ursächlich nicht bekämpft werden. Ist dein Pferd einmal infiziert, verbleiben nach der akuten Erkrankung inaktive Viren im Körper, die bei Stress oder geschwächtem Immunsystem wieder aktiv werden können.
Symptomatische Behandlung
Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach den Symptomen. Üblich ist die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten und Antibiotika. Zusätzlich helfen Mittel zur Unterstützung des Immunsystems und des Kreislaufs.
Isolation des Pferdes
Wird bei deinem Pferd Herpes festgestellt, musst du es von anderen Pferden abgesondert isolieren und auf sorgfältige Hygienemaßnahmen achten. Das gilt auch, wenn es erfreulicherweise nur einen milden Verlauf hat.
Quarantäne für den Betrieb
Ist ein Pferd in einem Stall betroffen, sind auch für alle anderen Tiere dort Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Die Isolation deines Pferdes dient dazu, andere im Stall zu schützen. Neben der internen Isolation betroffener Pferde gilt für den gesamten Stall eine Quarantäne – es soll keine Übertragung nach außen erfolgen. Stallbetreiber und Reiterhöfe sichern sich gerne mit einer Betriebshaftpflichtversicherung gegen derartige Eventualitäten ab.
Vorbeugende Maßnahmen
Der allgemeinen Vorbeugung dienen ein stabiles Immunsystem, gesunde Ernährung und Stressvermeidung.
Impfung
Gegen das Equine Herpesvirus gibt es Impfstoffe. Sie verhindern nicht hundertprozentig die Infektion und Ausbreitung, dämmen die Risiken aber ein. Die Impfung muss nach einer Grundimmunisierung regelmäßig aufgefrischt werden, dennoch kann sich dein Pferd infizieren. Impfungen und Behandlungen sind leider immer auch mit Tierarztkosten verbunden. Diesbezüglich kannst du dich mit einer guten Pferde-Krankenversicherung absichern.
Herpes frühzeitig behandeln
Immer wieder kommt es zu größeren Ausbrüchen von Pferdeherpes und der Isolation ganzer Betriebe. Du selbst kannst durch die Impfung, die Unterstützung des Immunsystems, artgerechtes Futter, gute Haltungsbedingungen und Stressvermeidung viel zur Vorbeugung tun. Ist dein Pferd trotzdem einmal betroffen, hilft ihm eine frühzeitige Behandlung der Symptome.
Schutzmaßnahmen vor Herpes bei Pferden auf Turnieren und Veranstaltungen
Damit eine Ausbreitung der Herpesviren und anderen infektiösen Krankheiten gar nicht infrage kommt, sind Hygienemaßnahmen für Teilnehmer und Veranstalter essenziell:
• kein Zutritt für Besucher zu den Stallungen
• Leinenzwang für Hunde
• kein Abfegen von Pferdeanhängern auf dem Turnier
• regelmäßige Reinigung und Desinfektion viel frequentierter Bereiche während der Veranstaltung
• direkten Kontakt zwischen Pferden weitestgehend vermeiden
• Pferd-zu-Mensch Kontakt sollte auf das Nötigste beschränkt werden
• Reiter sollten nur selbst mitgebrachte Utensilien und Ausrüstungen nutzen
• keine gemeinsamen Tränken: Reiter sollen nur ihre mitgebrachten Eimer zum Tränken verwenden
Turnierheimkehrer im Blick behalten
Pferdebetriebe sollten Turnierheimkehrer genau beobachten und die Körpertemperatur überprüfen. Jede Turnierteilnahme ist eine Herausforderung für das Immunsystem der Pferde. Es ist nicht selten, dass Pferde mit Krankheiten aus Stallzelten zurückkommen. Das Tückische beim Herpesvirus: Bei der Vielzahl betroffener Pferde sind keine äußeren Anzeichen zu bemerken. Einmal infizierte Pferde bleiben ihr ganzes Leben Träger des Virus.
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FAQ: Häufig gestellte Fragen
Wie gefährlich ist Herpes (EHV) für mein Pferd?
Das kommt immer auf den jeweiligen Typ und dem Verlauf der Krankheit an. Es gibt durchaus sehr milde Verläufe, aber auch schwere Folgen und Totgeburten sind möglich.
Gibt es eine Impfung gegen Herpes bei Pferden?
Es gibt Impfstoffe gegen EHV 1 und EHV 4, die das Risiko eines schweren Verlaufs sowie das Ansteckungsrisiko senken.
Wie kann ich mein Pferd vor den Herpesviren schützen?
Vermeide nach Möglichkeit Stress, unterstütze das Immunsystem über die Ernährung und sorge für optimale Haltungsbedingungen. Zusätzlich kannst du dein Pferd auch gegen das Virus impfen.