Pferde bewegen sich naturgemäß viel im Freien und werden dabei zwangsläufig schmutzig. Ob Staub, Matsch oder Heu – so manches bleibt im Fell, in der Mähne und im Schweif hängen. Mit der richtigen Putzroutine verhilfst du deinem Pferd nicht nur zu einem sauberen Erscheinungsbild, sondern kannst auch zu seinem Wohlbefinden und seiner Gesundheit beitragen. In diesem Artikel erfährst du, wie du dein Pferd optimal reinigst und pflegst. Von den grundlegenden Utensilien bis hin zu Sicherheitsvorkehrungen und der richtigen Technik verraten wir dir alles, was du wissen musst, um dein Pferd richtig zu putzen.
Vorteile der Fellpflege beim Pferd
Ein Pferd regelmäßig zu putzen und zu pflegen, ist nicht nur unter dem Aspekt der Sauberkeit wichtig, sondern hat noch allerhand weitere positive Effekte – nicht nur für das Tier, sondern auch für den Menschen.
- Gesundheit: Staub, Schmutz, Schweiß und abgestorbene Hautschuppen werden beim Putzen entfernt, so dass die Ausrüstung keine Scheuerstellen beim Pferd verursacht. Das Ausbürsten hilft außerdem dabei, die Durchblutung anzuregen und den Kreislauf in Schwung zu bringen.
- Vertrauensaufbau: Die gemeinsame Zeit und der gegenseitige Kontakt können das Vertrauensverhältnis und die Bindung zwischen Mensch und Pferd stärken.
- Wellness-Ritual: Das Putzen kann von Pferden wie ein Kraulen oder eine Massage und somit als sehr wohltuend empfunden werden, sofern man es richtig durchführt.
- Check-Up: Verletzungen, Hautkrankheiten, Zecken und körperliche Auffälligkeiten, die eventuell Aufmerksamkeit bedürfen, können durch richtiges Putzen schneller ausfindig gemacht werden.
Solltest du beim Putzen deines Pferdes etwas Ungewöhnliches entdecken, reinige die betroffene Stelle vorsichtig und hole schnellstmöglich professionellen Rat ein, um zu verhindern, dass kleine Probleme zu größeren werden. Da tiermedizinische Versorgungsleistungen teuer werden können, ist eine Pferdekrankenversicherung sehr empfehlenswert. Sie übernimmt die Kosten, die mit Diagnose-, Behandlungs- und Therapiemaßnahmen einhergehen, und bietet dir finanziellen Schutz.
Die Bedürfnisse des Pferdes erkennen
Pferde haben unterschiedliche Bedürfnisse dahingehend, wie beim Putzen mit ihnen umgegangen wird. Die einen sind empfindlicher und bevorzugen eine sanfte Hand, während andere kräftiger gebürstet werden wollen.
Ob die Art des Putzens den Vorlieben des Pferds entspricht, lässt sich häufig an der Körpersprache erkennen. Schließt es genüsslich die Augen und lässt die Unterlippe hängen, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass es sich wohlfühlt und entspannt. Legt es jedoch die Ohren an, schlägt hektisch mit dem Schweif oder stampft mit dem Vorderbein, scheint ihm das Putzen unangenehm zu sein.
Jedes Pferd signalisiert Wohlbefinden oder Unwohlsein auf seine eigene Art. Es liegt am Menschen, diese Signale zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren.
Der perfekt ausgestattete Putzkasten
Um ein Pferd richtig zu putzen, braucht man geeignete Hilfsmittel. Es gibt Utensilien, die unbedingt in einen Putzkasten gehören. Dazu gehören:
- Striegel: Ein Striegel aus Plastik, Gummi oder Eisen beseitigt groben Schmutz, angetrockneten Schlamm und lose Haare aus dem Fell.
- Kardätsche: Eine Kardätsche ist eine große, weiche Bürste mit Borsten aus Naturhaar oder synthetischen Materialien wie Nylon. Sie glättet das Fell und entfernt Schmutz, der nach dem Striegeln übriggeblieben ist.
- Wurzelbürste: Die Wurzelbürste ist in der Regel weicher als der Striegel, jedoch fester als die Kardätsche. Sie wird in erster Linie dafür genutzt, Sand und Matsch von den Beinen des Pferdes zu entfernen.
- ,,Schmusebürste’’: Eine Schmusebürste hat besonders weiche Borsten, um die empfindliche Kopfpartie zu säubern.
- Hufkratzer: Ein Hufkratzer besteht aus einem Griff, an dem ein Metallhaken angebracht ist. Oft findet sich gegenüber des Metallhakens zusätzlich noch eine Bürste. Er reinigt den Huf von innen und außen.
- Kamm und Bürste: Kämme und Bürsten für Pferde unterscheiden sich in Aussehen und Funktion nicht groß von denen für Menschenhaar. Sie dienen der Entfernung von Knoten und Fremdkörpern aus Schopf, Mähne und Schweif.
Ist das Pferd stark verschmutzt oder verschwitzt, kann eine Nasswäsche nötig sein. Auch hierfür gibt es Utensilien, die keinesfalls fehlen dürfen.
- Schwämme und Lappen: Für die Reinigung sensibler Körperstellen empfiehlt sich ein Schwamm oder weicher Lappen. Um dabei möglichst hygienisch vorzugehen, sollte für jede Stelle (Nüstern, Intimbereich etc.) ein anderer Schwamm genutzt und regelmäßig ausgetauscht werden.
- Schweißmesser: Das Schweißmesser entfernt überschüssige Feuchtigkeit sowie Rückstände von Seife und Schweiß, damit das Pferdefell schneller trocknen kann. Heutzutage wird dafür kein klassisches Messer mehr genutzt, sondern ein langes, biegsames Stück Metall oder ein halbmondförmiges Gummiteil mit Griff.
Die Liste an Putzutensilien für Pferde ist damit nicht erschöpft. Es gibt ein großes Angebot an Zubehör, das bedarfsweise hinzugenommen werden kann, wenn man sich die Arbeit erleichtern möchte.
Sicherheit für Pferd und Mensch
Beim Putzen kommt man dem Pferd selbsterklärend recht nahe. Um zu vermeiden, dass es eine Gefahrensituation entsteht und Tier oder Mensch sich verletzt, müssen bestimmte Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden.
- Stelle sicher, dass du ausreichend Platz zum Putzen hast und das Pferd sich nicht eingeengt fühlt.
- Befestige das Pferd mit einem Anbindeknoten. Der Anbindeknoten, auch Panikknoten genannt, lässt in einer Gefahrensituation mit einem einfachen Handgriff lösen. Er sollte unbedingt erlernt werden, bevor das Pferd angebunden wird.
- Achte beim Putzen stets darauf, in einer sicheren Position zum Pferd zu stehen. Auf keinen Fall solltest du dich hinter das Pferd stellen oder dich darunter durchbeugen.
- Pferde können unerwartet ausschlagen, da sie Fluchttiere sind und schnell durch unerwartete Berührungen oder andere Reize in Panik geraten können. Sei also wachsam und achte auf Signale, die darauf hindeuten, dass sich das Pferd unwohl fühlt.
Ein behutsames Vorgehen ohne Hast und hektische Bewegungen ist schon einmal eine gute Grundlage, um Vertrauen zum Pferd aufzubauen und es richtig putzen zu können.
Die Routine macht’s – der Putzvorgang
Hast du das nötige Putzzeug zur Hand und alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, kann es mit dem Putzen losgehen: Zuerst wird mit dem Striegel der grobe Schmutz in ruhigen, kreisenden Bewegungen gelöst. Knochige Stellen und Gelenke sparst du dabei aus, da dies beim Pferd Schmerzen verursachen kann. Danach wird mit der Kardätsche der gelöste Staub in Wuchsrichtung aus dem Fell gebürstet. Es empfiehlt sich, die Kardätsche zwischendurch immer wieder am Striegel abzustreichen, um sie zu reinigen. Dann geht es weiter mit den Beinen. Diese werden, je nach Verschmutzungsgrad, ebenfalls mit der Kardätsche oder mit einer festeren Wurzelbürste gesäubert.
Den Kopf des Pferdes solltest du besonders sanft behandeln, da zwischen Haut und Knochen keine schützenden Polster liegen. Sensible Stellen, wie Augen und Nüstern, müssen generell regelmäßig mit einem feuchten, sauberen Schwamm oder Lappen gereinigt werden, um zu verhindern, dass Reizungen entstehen. Der restliche Kopf wird mit einer weichen Schmusebürste von Staub und Dreck befreit. Dafür kann das Halfter vom Kopf gelöst und über den Hals gezogen werden.
Im nächsten Schritt werden Heu, Stroh und Schlamm aus Mähne und Schweif entfernt. Da die Schweifhaare sehr empfindlich sind und leicht brechen, empfiehlt es sich, sie nur bei absoluter Notwendigkeit zu bürsten. Besser ist es, den Schweif mit den Händen zu durchkämmen. Die Mähne hingegen kann häufiger gebürstet werden. Knoten solltest du jedoch vorsichtig mit den Fingern lösen.
Der letzte Schritt der Putzroutine ist das Hufkratzen. Hierbei werden Schmutz und Steinchen aus dem Huf entfernt, um Verletzungen und Infektionen vorzubeugen. Viele Pferde sind darauf trainiert, auf bestimmte Anreize mit dem Anheben des Hufes zu reagieren. Das kann man sich beim Hufkratzen zunutze machen.
Ist der Huf oben, kannst du mit dem Metallhaken des Hufkratzers die Strahlfurchen auskratzen. Den Strahl sparst du aus, da dort viele Nerven liegen. Den übrig gebliebenen Dreck entfernst du mit der Bürste und setzt den Huf sanft wieder ab. Danach bürstest du die Außenseite des Hufes ab.
Im Gegensatz zu anderen Körperteilen, sollte der Intimbereich nur gereinigt werden, wenn es notwendig ist. In der Regel reinigt sich dieser nämlich von selbst. Sind Stellen verklebt oder verschmutzt, greifst du am besten zu einem Schwamm oder Lappen, der speziell für den empfindlichen Bereich vorgesehen ist.
Sofern das Pferd beim Training oder an einem warmen Tag stark geschwitzt hat, sollte es mit einem Wasserschlauch gereinigt und das Fell im Anschluss mit einem Schweißmesser abgezogen werden, um überschüssige Feuchtigkeit, Schweiß und Seife zu beseitigen.
Fazit
Das Putzen eines Pferdes ist weit mehr als eine Routineaufgabe im Stallalltag. Es ist ein essenzieller Bestandteil der Pferdepflege, der Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Tieres hat. Mit geeigneten Utensilien und der richtigen Technik wird das Putzen zu einem angenehmen Ritual für Tier und Mensch. Denke immer daran, die Bedürfnisse deines Pferdes zu respektieren und auf seine Signale zu achten. So wird das Putzen zu einer wertvollen Zeit der Zuwendung und Fürsorge, die dein Pferd zu schätzen weiß.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Pferd putzen
Soll ich mein Pferd vor oder nach dem Training putzen?
Für beides gibt es gute Gründe. Durch das Putzen vor dem Training werden Schmutz, Staub und andere Fremdpartikel aus dem Fell entfernt. Dadurch scheuert das Sattelzeug nicht, was für das Pferd beim Tragen angenehmer ist. Nach dem Training putzt man das Pferd hauptsächlich, um Schweiß zu entfernen und ihm zur Entspannung zu verhelfen, was zu seinem Wohlbefinden beiträgt. Auch wenn das Training mal ausfällt, bleibt das Putzen ein wichtiger Bestandteil der Pferdepflege.
Wie gestalte ich das Putzen möglichst stressfrei für mein Pferd?
Gewöhne dein Pferd schrittweise an das Putzen. Versuche dabei, in einer möglichst ruhigen Umgebung zu arbeiten, bleib entspannt und geduldig und schaffe positive Assoziationen durch Leckerlis oder Lob. Sollte dein Pferd empfindlich auf das Putzen reagieren, überprüfe die Utensilien, die du verwendest. Gegebenenfalls kann es nötig sein, zu weicheren Bürsten zu wechseln und weniger Druck auszuüben.
Unterscheidet sich die Pflege meines Pferdes im Sommer und im Winter?
Im Winter solltest du vermeiden, das Pferdefell stark zu durchfeuchten, da dein Pferd sonst frieren könnte. Eine Winterdecke hilft dabei, es warm zu halten. Im Sommer hingegen kann eine Nasswäsche nützlich sein, um das Pferd abzukühlen und Schweiß zu entfernen.