Schaubild eines Pferdes mit Fokus auf die Nieren.
Häufige Fragen

Haben Pferde Nieren?

02.04.2024

Die Frage, ob Pferde Nieren haben, mag heutzutage sonderbar anmuten. Die meisten von uns hätten daran sicherlich keinen Zweifel. Blicken wir jedoch in die Geschichte zurück, scheint die Antwort auf die Frage nicht immer klar gewesen zu sein. Es gab Zeiten, in denen der Irrglaube, Pferde hätten keine Nieren, wohl tatsächlich verbreitet war. Aber woher rührt er und warum sollen es ausgerechnet Pferde sein, die keine Nieren haben? Wir bringen Licht ins Dunkel.

Pferde haben keine Nieren: Fake News mit historischen Wurzeln

Dass Pferde keine Nieren haben, ist eine wiederkehrende historische Falschbehauptung. Sie wurde vor allem zu Kriegszeiten in die Welt gesetzt, etwa während der Schlesischen Kriege, die Friedrich der Große zwischen 1740 und 1763 gegen Österreich führte. Das Vorurteil ist heutzutage vermutlich nicht mehr vielen gegenwärtig. Und es entspricht auch nicht der Wahrheit. Genau wie wir Menschen haben Pferde zwei Nieren, die als Entgiftungsorgane eine wesentliche Funktion im Körper erfüllen. Aber warum wurde dieses Gerücht über Pferde gestreut?

Es ist kein Zufall, dass die Falschbehauptung zu Kriegszeiten aufkam. Pferde wurden für den Kampf und die Kavallerie gebraucht, gleichzeitig war jedoch der Hunger in der Bevölkerung groß und Pferdefleisch eine erschwingliche und zugängliche Nahrungsquelle. Mit der Behauptung, Pferde hätten keine Nieren, wollte man dafür sorgen, dass die Pferde nicht der Nahrungsverarbeitung zum Opfer fielen, sondern als Kriegspferde eingesetzt werden konnten. In dem Zusammenhang stellt sich eine weitere Frage: Warum sollte es Menschen abschrecken, ein Pferd ohne Nieren zu essen?

Um das zu verstehen, muss man sich die Funktion der Nieren verdeutlichen. Nieren haben die Aufgabe, das Blut zu entgiften und Stoffwechselabbauprodukte und Schadstoffe herauszufiltern. Der Aussage, ein Pferd hätte keine Nieren, folgt, dass das Blut ungefiltert bleibt. Es wurde behauptet, dass sich die Schadstoffe in der Muskulatur einlagern und Pferdefleisch demnach ungenießbar ist. Das sollte die Menschen vom Verzehr abhalten.

Wissenswertes zu Pferdenieren

Die Nieren eines Pferds sind braunrot, etwa handflächengroß und unterschiedlich geformt. Während die linke Niere ähnlich wie beim Menschen bohnenförmig ausgeprägt ist, hat die rechte Niere eine Herzform. Auch in Hinblick auf die Lage gibt es Unterschiede. So sitzt die linke Niere zwischen dem 17. Rippenbogen und der Hungergrube, während sich die rechte Niere weiter vorne zwischen dem 14. und 17. Rippenbogen befindet. Die Nieren bilden zusammen mit dem Nierenbecken, dem Harnleiter, der Harnblase und der Harnröhre die Gruppe der Harnorgane. Sie dienen der Ausscheidung von Stoffwechselnebenprodukten, Schadstoffen und Stoffen, die in zu großen Mengen aufgenommen worden sind.

Die Nieren sind harnbereitende Organe, das heißt, der Harn wird hier gebildet. Zu differenzieren sind der Primärharn und der Endharn. Für die Bildung des Primärharns sind Nephronen zuständig. Das sind mikroskopisch kleine Filtereinheiten, die von einer schalenähnlichen Struktur umgeben sind. Eine Pferdeniere besteht aus mehr als einer Million davon. Aus dem Primärharn werden Schadstoffe und Abbauprodukte, aber auch Elektrolyte und Wasser herausgefiltert. Die Elektrolyte und ein Großteil des Wassers werden dem Körper zur Aufrechterhaltung seiner Funktionen wieder zugeführt, die Giftstoffe abtransportiert. Am Ende bleiben zwischen drei und zehn Liter Endharn übrig, die das Pferd ausscheidet.

Die Nieren sind nicht nur für die Harnbildung und die Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushalts zuständig, sondern auch Entstehungsort wichtiger Hormone. Dazu gehören Renin, das eine Rolle bei der Blutdruckregulierung spielt, und Erythropoetin, das zur Bildung roter Blutkörperchen beiträgt. Außerdem wird in den Nieren Vitamin D zu Calcitriol umgewandelt, das unter anderem eine Funktion im Knochenstoffwechsel erfüllt.

Symptome für Nierenprobleme beim Pferd

Die Nieren sind leistungsstarke Organe und gelten als relativ robust. Sie sind jedoch nicht in der Lage, neue Zellen zu bilden. Defekte, Funktionsstörungen und Erkrankungen können weitreichende Folgen haben und sich in unterschiedlichen Symptomen äußern. Folgende Erscheinungen können auf Nierenprobleme hinweisen:

  • geringere oder höhere Harnmengen als üblich
  • ungewohnt häufiges Urinieren
  • sehr langes Urinieren bei dünnem Strahl, eventuell bei anhaltendem Pressen
  • Schmerzen beim Harnlassen
  • Veränderung der Harnfarbe (weißlich oder dunkel)
  • stark riechender Urin
  • häufiges Trinken
  • Appetitverlust
  • Gewichtsverlust
  • verspannte Muskulatur im Rücken und Beckenbereich
  • stumpfes, struppiges Fell
  • veränderter Körpergeruch (nach Urin)
  • Fieber
  • Ekzeme
  • Ödeme an Beinen und Unterbauch
  • geschwollene Beine
  • Abnahme der Leistungsfähigkeit
  • Erschöpfung, Apathie, Unruhe
  • Rittigkeitsprobleme
  • plötzliche Schreckhaftigkeit und Ängstlichkeit

Treten solcherlei Symptome auf, ist es ratsam, das Pferd tierärztlich untersuchen zu lassen. Eine Harnuntersuchung kann dabei helfen, mögliche Nierenprobleme ausfindig zu machen. Relevante Parameter dahingehend sind der pH-Wert, der Glukosewert, die Anzahl der weißen Blutkörperchen und Sedimente. Bei fortgeschrittener Erkrankung erhöht sich der Kreatininwert im Blut, so dass ab diesem Stadium auch ein Blutbild aufschlussreich sein kann.

Problematisch ist, dass Nierenprobleme lange unentdeckt bleiben können, da sich zu Beginn kaum oder gar keine Symptome bemerkbar machen. Wenn Erscheinungen auftreten, liegt meist schon eine erhebliche Funktionsstörung vor. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, bereits bei leichten oder subtilen Anzeichen ärztlichen Rat einzuholen, um Nierenerkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen.

Nierenerkrankungen bei Pferden: Welche gibt es und was sind die Ursachen?

Nierenkrankheiten sind oft eine Folge vorausgehender Erkrankungen. Durch langanhaltende Durchfälle, Flüssigkeits- und Elektrolytmangel, Koliken oder Herzinsuffizienz kann es beispielsweise passieren, dass der Blutdruck in den Nieren sinkt, so dass sie nicht mehr imstande sind, ihre Filterfunktion auszuüben. Das führt dazu, dass Schadstoffe nicht mehr ausgeschieden, sondern dem Körper erneut zugeführt werden. Die Nieren verstopfen, was in Entzündungen resultieren kann. Auch Tumore, angeborene Fehlbildungen, dauerhafte Medikamentengaben und Blasenentzündungen, die chronisch werden und sich zu einer Nierenbeckenentzündung ausweiten, können Ursachen für Nierenerkrankungen sein.

Ist die Funktion einer oder beider Nieren nur noch eingeschränkt, spricht man von einer Niereninsuffizienz. Sie tritt meist in Folge einer Nierenentzündung auf. Der Nierenschaden ist bei einer Insuffizienz irreversibel. Abhilfe kann nur eine Dialyse oder Transplantation schaffen, beides gibt es für Pferde jedoch nicht. Eine Niereninsuffizienz lässt sich aber behandeln, zum Beispiel mit Flüssigkeitsinfusionen oder harnfördernden Medikamenten, die dabei helfen, die Harntätigkeit anzuregen und die Nieren zu spülen. Bleibt die Krankheit unbehandelt, wird sie chronisch und es droht früher oder später das vollständige Nierenversagen. Das bedeutet, dass die Nieren vollkommen funktionsuntüchtig geworden sind.

Abgesehen von Vorerkrankungen können eine falsche Ernährung und Toxine aus der Umwelt zu Nierenproblemen führen. So kann es beispielsweise passieren, dass das Pferd durch die Aufnahme von Giftpflanzen, Schimmelpilzen, Schwermetallen oder Bakteriengiften Nierenprobleme bekommt. Was die Ernährung betrifft, so stellt zu viel Eiweiß im Futter eine Belastung für die Nieren dar. Kraftfutter beispielsweise ist oft sehr proteinhaltig, was bei der Fütterung mitbedacht werden muss. Zudem ist eine dauerhafte Überversorgung mit Calcium, wie es häufig in Mineralfutter zugesetzt wird, problematisch. Der Überschuss an Calcium wird nämlich nicht ausgeschieden, sondern lagert sich in den Nieren an. Pferdehalterinnen und Pferdehalter können durch die Wahl eines geeigneten, artgerechten Futters ernährungsbedingten Nierenproblemen beim Pferd vorbeugen.

Trotz aller Vorsicht und Sorgfalt lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass ein Pferd Nierenprobleme entwickelt. An einer tiermedizinischen Untersuchung und Behandlung geht dann kein Weg vorbei. Mit einer Pferdekrankenversicherung sind Halter und Halterinnen im Ernstfall auf der sicheren Seite. Sie deckt die Kosten, die mit veterinärmedizinischen Maßnahmen einhergehen. Das bietet Schutz vor finanziellen Belastungen und hilft dabei, dem Pferd die bestmögliche Behandlung zuteilwerden zu lassen.

Fazit

Die Frage, ob Pferde Nieren haben, stellt sich heute sicherlich nicht mehr so häufig wie früher. Die meisten wissen, dass Pferde genauso wie andere Säugetiere ohne diese Organe nicht leben könnten. Die Nieren übernehmen essenzielle Prozesse im Körper, deshalb ist es umso wichtiger, Symptome, die auf Nierenprobleme hindeuten können, sofort tierärztlich abklären zu lassen. Regelmäßige Check-ups helfen dabei, Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Vorsorge ist besser als Nachsorge und trägt dazu bei, dem Pferd ein schönes und gesundes Leben zu ermöglichen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Nieren beim Pferd

Wie kann man die Nieren beim Pferd entlasten?

Die Nieren eines Pferdes kann man durch eine geeignete Fütterung (hochwertig, ausgewogen, nicht zu viel Eiweiß) entlasten und mit gelegentlichen Entgiftungs- oder Kräuterkuren unterstützen. Pflanzen, die in dem Zusammenhang häufig verwendet werden, sind Birke, Schachtelhalm, Petersilienwurzel, Wacholder, Löwenzahn, Hauhechel, Goldrute oder Zitronengras. Kuren jedweder Art sollten vorab immer mit dem Tierarzt oder der Tierärztin abgesprochen werden.

Warum zeigen manche Pferde mit Nierenerkrankungen ein sonderbares Verhalten?

Ist die Nierenfunktion eingeschränkt, werden Giftstoffe nicht mehr gefiltert und über den Harn abgeführt. Stattdessen können sie die Blut-Hirn-Schranke passieren und infolgedessen Wahrnehmungsstörungen verursachen. Das führt zu Schreckhaftigkeit und Angstzuständen, die teils unvermittelt auftreten und dadurch sonderbar erscheinen.

Entwickeln alte Pferde eher Nierenprobleme?

Mit zunehmendem Alter können Pferde anfälliger für Nierenprobleme werden. Ein Grund dafür ist, dass ältere Pferde häufig Defizite im Wasserhaushalt haben, was sich wiederum negativ auf den Nierenstoffwechsel auswirkt. Es ist daher sinnvoll, die Nieren in ihrer Funktion zu unterstützen und sich hierzu mit dem Tierarzt oder der Tierärztin zu besprechen.

Welche Lebenserwartung hat ein Pferd mit Niereninsuffizienz?

Das hängt unter anderem davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Pferde mit einer Niereninsuffizienz im frühen Stadium haben relativ gute Chancen, ihr Leben normal weiterzuführen, wenn geeignete Therapiemaßnahmen ergriffen werden. Eine Früherkennung und eine effektive Behandlung spielen im Hinblick auf die Lebenserwartung eine große Rolle.

 

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