Mit feinen Hilfen über die Hand eine differenzierte Verbindung zum Pferdemaul oder zur Pferdenase aufzubauen, ist der Wunsch vieler Reiter. Dabei geht es nicht nur um die Technik, sondern vor allem um ein feines Körperbewusstsein mit unverspanntem Reitersitz und beweglichen Körpergelenken in allen Gangarten. Peter Kreinberg legt in seinem Unterricht großen Wert auf solche Details – besonders auf die Rolle der Hände und Arme in der ganzheitlichen Hilfengebung.
Die Zügelführung ist nie isoliert zu betrachten. Sie entsteht in Verbindung und durch Wirkung mit dem gesamten Körper: Sitz, Becken, Beine, Arme, Atmung und Fokus wirken zusammen. Und doch lohnt es sich, die Hände als einzelnes Element bewusst unter die Lupe zu nehmen. Hier einige konkrete Hinweise, die du direkt im Sattel ausprobieren kannst.
Deine Hände beim Reiten: 9 Tipps zur Verfeinerung der Zügelführung
- Fühle dich ein. Spüre in dein Schulterblatt, deinen Ellbogen und deine Hand hinein. Lass das Gewicht bewusst in die Unterseite deines Unterarms fließen. So entsteht eine ruhige, tragende Verbindung zum Pferdemaul.
- Mobilisiere bewusst. Kannst du dein Handgelenk leicht nach außen und innen drehen? Deine Finger sanft öffnen und schließen? Diese kleine, bewusste Mobilität bringt mehr Feinheit in die Zügelführung.
- Der Daumen als Testpunkt. Viele Reiter klemmen unbewusst den Daumen auf den Zeigefinger. Stell dir vor, du klickst mit einem Kugelschreiber – so bleibt der Daumen locker und beweglich.
- Die goldene Mitte Deine Hand soll weder starr noch unruhig sein. Feine Reiterhände sind elastisch – nicht zu still, aber auch nicht überaktiv. Finde den mittleren, bewussten Bewegungsrahmen.
- Leichter Kontakt Ob gebisslos oder mit Gebiss – strebe einen leichten, konstanten Kontakt über den Zügel an, der das Pferd weder stört noch im Unklaren lässt.
- Zügellage am Hals Die Zügel sollen vom Pferd auch am Hals spürbar sein – zur Vorbereitung auf eine spätere, einhändige Zügelführung. Achte daher darauf, dass deine Hände nicht zu breit geführt werden. Eine Anpassung an den Pferdehals ist oft nötig. Bei einem schmalhalsigen Pferd: Führe deine Hände enger. Bei einem
breithalsigen Pferd: Etwas mehr Breite ist möglich – solange die Zügel noch Kontakt am Hals haben. - Unterschiedliche Körperhälften fühlen Spüre in deine rechte und linke Körperhälfte. Jede Seite hat ihre eigene Qualität – diese asymmetrische Wahrnehmung ist essenziell für feine, diagonale Hilfengebung und einen zentrierten Reitersitz.
- Differenzierte Bewegung zulassen Rechter und linker Schenkel, rechter und linker Ellbogen oder rechte und linke Hand und so weiter dürfen und sollten unabhängig voneinander wahrzunehmen sein und auch unterschiedlich, aber feinfühlig, agieren können. Das ist für viele Reiter ungewohnt, aber der Schlüssel zu differenziertem, feinem Reiten.
- Bewegung des Pferdes berücksichtigen Wichtig: Im Schritt der Nickbewegung des Kopf-Halses des Pferdes folgen und auch die Zügellänge immer wieder anpassen. Im Schritt benötigt ein Pferd durch seine Halsbewegung eine andere Zügellänge als beispielsweise im Trab.
Fazit
Was du mit deinen Händen tust, beginnt nicht in den Händen. Es beginnt in deiner Körpermitte, fließt über deine Schulter, deinen Ellbogen und Unterarm in die Zügel. Reiten mit feinen Händen ist Reiten mit einem fein abgestimmten Körpergefühl. Mit diesen Tipps kannst du beginnen, dieses Detail bewusster wahrzunehmen – als Teil des großen Ganzen. Viel Freude beim „Erfühlen“ wünscht Peter Kreinberg.
Uelzener-Tipp von Peter Kreinberg: Reiterhände: Berühren – Begreifen – Bewegen. Im Original erschienen auf The Gentle Touch