Peter Kreinberg im Gelände
Erziehung und Training

Gymnastik im Gelände: Rittigkeit fördern und Balance schulen

23.09.2024

Das Ausbilden von Pferden im Gelände ist eine wunderbare Möglichkeit, um sowohl das Pferd als auch dich als Reiterin oder Reiter zu stärken und zu fördern. Für Ausbilder Peter Kreinberg bietet das Training im Freien zahlreiche Vorteile: es fördert Balance, Geschicklichkeit, Koordination sowie Kondition des Pferdes und sorgt zusätzlich für Gelassenheit und Motivation. Dieser Beitrag soll dir ein paar Ideen geben, wie du dein Reitpferd sicher und effektiv im Gelände weiter schulen kannst.

Auch wenn ein Ausritt „einfach nur geradeaus“ verlockend ist, so schult dies nicht immer die Rittigkeit und körperliche Fitness des Pferdes. Hierfür kannst du gezielt das Reiten auf Wiesen, Hängen oder an Baumgruppen in deinen Trainingsplan integrieren.

1. Voraussetzungen und Vorbereitung

Bevor du mit dem Training im Gelände beginnst, sollte dein Pferd eine solide Grundausbildung absolviert haben und sicher im Gelände zu reiten sein. Es sollte keine gravierenden Probleme aufweisen. Diese Übungen hier dienen der Abwechslung und der Verbesserung der Durchlässigkeit im Gelände, nicht zur Korrektur von unerwünschtem Verhalten. Stelle sicher, dass deine Ausrüstung in einwandfreiem Zustand ist. Ein gut passender Sattel und Zaumzeug sind unerlässlich.

2. Grundlegendes Training im Gelände Gehorsam und Kontrolle

Beginne mit grundlegenden Gehorsamsübungen wie Anhalten, Anreiten, Rückwärts, Tempi-Übergänge und Volten und Zirkel. Arbeite an den Übergängen zwischen Schritt, Trab und Galopp, um die Reaktionsfähigkeit deines Pferdes zu verbessern, und vermeide zu Beginn gerade Strecken.
Kondition und Muskelaufbau: Wiesen und Hänge bieten eine ideale Fläche für Konditionstraining. Sanfte Hügel sind perfekt, um die Ausdauer und Muskulatur deines Pferdes zu stärken. Achte immer darauf, dein Training schrittweise zu steigern und deinem Pferd ausreichend Pausen zu gönnen. Auch das Konditionstraining kann auf großen Zirkeln geschehen. Stecke dir auf der freien Wiese einen „imaginären Reitplatz“ ab und erarbeite die gleichen Inhalte und Rituale wie auf dem Reitplatz.

3. Training mit Baumgruppen und natürlichen Hindernissen Baumgruppen als Slalom

Baumgruppen eignen sich hervorragend für das Training von Wendungen und Geschicklichkeit. Reite in einem Slalom um Bäume oder Büsche, um die Biegsamkeit und Reaktionsfähigkeit deines Pferdes zu verbessern. Beginne im Schritt und steigere dich langsam zum Trab und Galopp, wenn dein Pferd sicherer wird.
Natürliche Hindernisse überwinden: Nutze Baumstämme, kleine Gräben und natürliche Erhebungen als Hindernisse. Diese Übungen fördern die Trittsicherheit und das Vertrauen deines Pferdes. Beginne mit kleinen Hindernissen und erhöhe allmählich den Schwierigkeitsgrad. Achte darauf, dass die Hindernisse sicher und stabil sind.

4. Kombination aus Wiesen- und Waldtraining Intervalltraining

Kombiniere Galoppstrecken auf der Wiese mit technischen Übungen im Wald. Diese Art des Intervalltrainings verbessert die Kondition und fördert die geistige Flexibilität deines Pferdes. Wechsle zwischen intensiven und entspannenden Phasen, um eine ausgewogene Belastung zu gewährleisten.

Balance und Koordination: Waldwege und unebenes Gelände sind ideal, um die Balance und Koordination zu trainieren. Lasse dein Pferd über Wurzeln, durch flache Gewässer und über sanfte Hügel gehen. Diese Übungen stärken die Hinterhand und verbessern die allgemeine Stabilität deines Pferdes.

5. Abschließende Tipps und Sicherheitshinweise

Kommunikation und Vertrauen: Eine gute Kommunikation zwischen dir und deinem Pferd ist das A und O. Nutze klare Hilfen und belohne positives Verhalten sofort. Vertrauen ist besonders im Gelände entscheidend. Ein unsicheres Pferd wird sich leichter erschrecken.

Regelmäßige Pausen und Hydration: Gönne deinem Pferd regelmäßig Pausen und stelle sicher, dass es genügend Wasser bekommt, besonders an heißen Tagen. Überanstrengung kann zu Verletzungen und gesundheitlichen Problemen führen.

Ausrüstung: Reiterinnen und Reiter unter 18 Jahren sollten immer einen Helm tragen; Erwachsenen wird dies ebenfalls empfohlen. Das Reiten mit Sicherheitsweste, Sicherheitssteigbügeln oder beim Reiten in einem Westernsattel mit Stiefeln/Schuhen, die einen Absatz haben, ist ebenfalls ratsam. Letzteres verhindert das Durchrutschen des Fußes durch den Steigbügel. Stelle ebenso sicher, dass du auf der Wiese reiten darfst und dass der Untergrund nicht rutschig ist. Der Untergrund muss immer wieder neu bewertet werden, und dementsprechend sollten Tempo und Übungen angepasst werden. Solltest du in der Dämmerung reiten und über die Straße reiten müssen, ist reflektierende beziehungsweise beleuchtete Ausrüstung notwendig.

Das Ausbilden von Pferden im Gelände bietet viele Vorteile und ist eine wunderbare Möglichkeit, die Fähigkeiten von Pferd und Reiterin oder Reiter zu fördern. Durch die Nutzung von Wiesen und Baumgruppen kannst du ein abwechslungsreiches und effektives Trainingsprogramm gestalten.

Achte stets auf Sicherheit und Kommunikation, um ein harmonisches und erfolgreiches Training zu gewährleisten. Mit Geduld und Konsequenz werdet ihr beide im Gelände sicher und selbstbewusst werden.

Uelzener-Tipp von Peter Kreinberg: Timing: „gebisslos“ Reiten mit System. Im Original erschienen auf The Gentle Touch

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