Ein Mischling mit roter Bandage steht auf einer Einfahrt.
Tiergesundheit

Kreuzbandriss beim Hund: Wissenswertes zu Ursachen, Symptomatik und Therapie

10.06.2025

Wenn der geliebte Vierbeiner beim Gassigehen immer häufiger stehen bleibt, hinkt und nicht mehr toben möchte, kann ein Kreuzbandriss dahinterstecken. Dabei handelt es sich um eine der häufigsten orthopädischen Verletzungen bei Hunden – allerdings eine mit Tücken. Denn während ein Kreuzbandriss beim Menschen meist plötzlich und unfallbedingt entsteht, entwickelt er sich bei Hunden eher als Folge einer fortschreitenden Degeneration. Die Diagnose mag zunächst erschrecken, bedeutet aber längst nicht das Ende jeglicher Lebensqualität. Ein Kreuzbandriss kann für betroffene Tiere schmerzhaft sein, ist heutzutage jedoch sehr gut behandelbar. In diesem Artikel erfährst du, was einen Kreuzbandriss beim Hund verursachen kann, woran du ihn erkennst und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.

Was passiert, wenn das Kreuzband reißt?

Wie wir Menschen haben Hunde in jedem Kniegelenk zwei Kreuzbänder: ein vorderes und ein hinteres. Diese dienen der Stabilisierung, indem sie dafür sorgen, dass sich das Gelenk nur im anatomisch vorgesehenen Rahmen bewegt und nicht überstreckt wird oder sich verdreht. Das vordere Kreuzband ist noch höheren Zugkräften ausgesetzt als das hintere und kann daher schneller reißen.

Aber wie kommt es überhaupt zu einem Kreuzbandriss? Grundlegend werden zwei Arten von Rupturen (= der medizinische Begriff für Risse) unterschieden:

  • Degenerative Ruptur: Diese Form kommt bei Hunden am häufigsten vor. Sie basiert auf Mikroverletzungen des Kreuzbandes, die verschiedene Ursachen haben und beispielsweise auf Übergewicht, Alterungsprozesse, Überlastungen oder Fehlstellungen zurückzuführen sein können. Diese Mikroverletzungen führen dazu, dass einzelnen Kreuzbandfasern nach und nach reißen, bis es zu einer vollständigen Ruptur kommt. Aus diesem Grund wird diese Art von Kreuzbandriss auch als chronisch-degenerative Erkrankung eingeordnet. 
  • Traumatische Ruptur: Eine traumatische Ruptur tritt akut auf. Das heißt, das Kreuzband reißt plötzlich und unvermittelt, beispielsweise aufgrund einer unglücklichen Bewegung oder eines Unfalls. Bei Hunden treten rein traumatische Rupturen deutlich seltener auf als bei Menschen. Meistens liegen bereits Mikroverletzungen am Kreuzband vor.

Ein Kreuzbandriss ist deswegen problematisch, weil das Kniegelenk des Hundes nicht mehr genug Halt bekommt. Der Unterschenkel bzw. das Schienbein kann sich gegenüber dem Oberschenkel zu weit nach vorne bewegen („Schubladenphänomen“), was Schmerzen verursacht und dazu führt, dass das Gelenk anschwillt. Hält dieser Zustand an, kommt es zu Arthrosen. Auch der Meniskus, der als Puffer zwischen Ober- und Unterschenkel dient, wird durch das permanente Reiben langfristig geschädigt. Durch Schonhaltung und Fehlbelastung kann irgendwann der gesamte Bewegungsapparat in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wie du einen Kreuzbandriss beim Hund erkennst

Die Symptome eines Kreuzbandrisses unterscheiden sich abhängig davon, ob eine akute, also traumatische Ruptur vorliegt oder eine Degeneration ursächlich ist.

Symptome bei degenerativer Ruptur:

  • Fortschreitende, mittelgradige Lahmheit
  • Zunehmend Probleme beim Aufstehen und Hinsetzen
  • Betroffenes Bein wird beim Sitzen nach außen gestellt (positiver Sitztest)

Symptome bei akuter Ruptur: 

  • Plötzlich auftretende Lahmheit
  • Plötzliches Hinken und Entlasten der betroffenen Gliedmaße
  • Vermeiden, das Knie zu strecken
  • Schwellung und Wärmeentwicklung am Knie

Kommt ein Knack- oder Klickgeräusch hinzu, ist das ein Hinweis auf einen Meniskusschaden, der sowohl bei einer akuten Ruptur als auch durch eine chronische Degeneration verursacht werden kann.

Risikofaktoren für einen Kreuzbandriss beim Hund

Grundsätzlich können alle Hunde von einem Kreuzbandriss betroffen sein. Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die eine Entstehung begünstigen. So spielt beispielsweise die Genetik eine Rolle. Manche Hunderassen haben aufgrund ihrer Größe, Knochenstruktur oder Anatomie ein höheres Risiko, sich einen Kreuzbandriss zuzuziehen. Dazu gehören:

  • Bernhardiner
  • Boxer
  • Doggen
  • Golden Retriever
  • Labrador Retriever
  • Neufundländer
  • Rottweiler
  • Staffordshire Terrier
  • West Highland White Terrier

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Übergewicht: Wiegt ein Hund zu viel, wird das Kniegelenk durch das zusätzliche Gewicht belastet. Das kann zu Mikrorissen im Kreuzband und letztlich zur Ruptur führen.
  • Zu wenig oder zu viel Bewegung: Hunde, die sehr aktiv sind und beim Spielen oder Hundesport häufig abbremsen oder springen, haben ein höheres Verletzungsrisiko. Das gilt auch für Hunde, die zu wenig Bewegung und infolgedessen eine schwach ausgeprägte Beinmuskulatur haben, da das Knie in dem Fall zu wenig gestützt wird.
  • Vorerkrankungen: Ist das Knie aufgrund einer Vorerkrankung, Fehlstellung oder einer vorangegangenen Verletzung instabil oder geschwächt, ist es anfälliger für einen Kreuzbandriss.

Wenn bei deinem Hund ein oder mehrere Risikofaktoren zusammenkommen, bedeutet das nicht automatisch, dass er einen Kreuzbandriss erleiden wird. Es lohnt sich jedoch, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen und beispielsweise das Gewicht zu optimieren, die Beinmuskulatur zu stärken und auf Aktivitäten und Spiele zu verzichten, die mit häufigen Stop-and-Go-Bewegungen einhergehen.

Diagnose eines Kreuzbandrisses

Wenn dein Hund Symptome eines Kreuzbandrisses zeigt, solltest du ihn umgehend tierärztlich untersuchen lassen. Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um weitere Schäden zu vermeiden und dem Tier möglichst schnell Linderung zu verschaffen. Ein Kreuzbandriss kann nämlich starke Schmerzen verursachen. Für die Diagnosestellung wird der Tierarzt oder die Tierärztin deinen Hund klinisch-orthopädisch untersuchen, indem er das Gelenk des Hundes abtastet, sich das Gangbild anschaut und einen Schubladen- oder Tibia-Kompressionstest durchführt.

Beim Schubladentest fixiert man den Oberschenkel und versucht gleichzeitig, den Unterschenkel in Richtung der Vorderläufe zu ziehen. Wenn das gelingt und sich das Schienbein nach vorne verschieben lässt, ist das ein Hinweis darauf, dass das Kreuzband gerissen ist. Beim Tibia-Kompressionstest hält man das Knie des Hundes leicht gebeugt und drückt auf das Sprunggelenk. Gleitet der Unterschenkel nach vorne, weist auch das auf einen Kreuzbandriss hin. Häufig werden zusätzlich zu den orthopädischen Tests bildgebende Verfahren (Röntgen oder Ultraschall) angewendet, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können und herauszufinden, in welchem Umfang das Kreuzband gerissen ist und ob weitere Schäden vorliegen.

Wie behandelt man einen Kreuzbandriss beim Hund?

Was die Therapie betrifft, stehen sowohl konservative als auch chirurgische Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Nicht immer muss eine Ruptur operiert werden. Ist das Kreuzband nicht vollständig gerissen, können auch konventionelle Maßnahmen wie Physiotherapie und Schmerzmittel verordnet werden, um dem Hund Linderung zu verschaffen. Das empfiehlt sich auch, wenn das Tier aufgrund seines Alters oder seines Gesundheitszustands nicht operiert werden darf. Allerdings ist bei einer konventionellen Therapie nicht garantiert, dass das Knie langfristig stabilisiert wird. Zwar kann ein angerissenes Kreuzband durchaus regenerieren, die Heilungsdauer ist jedoch deutlich länger als bei einer OP. Sollte das Knie danach instabil bleiben, kann es zu weiteren Beeinträchtigungen und Folgeerkrankungen wie Arthrose kommen.

Eine OP ist in vielen Fällen erfolgversprechender. Etabliert haben sich in dem Zusammenhang vier Verfahren: die TLPO, die TTA, der Bandersatz und die Kapselraffung. Welche Methode sich am besten eignet, hängt von der Ausprägung des Kreuzbandrisses und von der individuellen Konstitution des Hundes ab.

  • TLPO: TLPO steht für Tibia Plateau Leveling Osteotomy. Dabei wird das Schienbein des Hundes durchtrennt und mithilfe spezieller Implantate in einer neuen Position verschraubt, um den Schienbeinkopf in einem kleineren Winkel (von 25° auf 5°) auszurichten. Dadurch wird das Kniegelenk auch ohne Kreuzband stabilisiert und der Unterschenkel gleitet nicht mehr nach vorne. Das Verfahren hat sich gerade bei großen Hunden als Goldstandard etabliert.
  • TTA: TTA steht für Tibial Tuberosity Advancement und bezeichnet eine weitere biomechanische Operationsmethode. Hier wird nicht der Schienbeinkopf, sondern der Schienbeinkamm (= vorderer Teil des Unterschenkels) in seiner Position verändert. Zu diesem Zweck werden spezielle Implantate und ein Abstandhalter verschraubt. In der Folge verändert sich die Zugrichtung der Kniesehne (Patella), wodurch sich der Unterschenkel nicht mehr nach vorne schiebt und das Kniegelenk stabil bleibt.
  • Bandersatz: Bei dieser Methode erhält der Hund ein künstliches Kreuzband, das mit Schrauben im Ober- und Unterschenkel befestigt wird. Alternativ werden Fäden aus Stahl oder Polyester außerhalb des Kniegelenks angebracht und über einen Knochen fixiert. Der Bandersatz übernimmt die Funktion des vorderen Kreuzbands und verleiht dem Kniegelenk die nötige Stabilität. Für kleine und leichte Hunde ist die OP-Methode gut geeignet. Bei großen und schweren sowie sehr aktiven Hunden kann es hingegen passieren, dass das Ersatzband aufgrund der höheren Belastung verschleißt und irgendwann ebenfalls reißt.
  • Kapselraffung: Eine Kapselraffung wird ebenso eher bei kleinen und leichten Hunden durchgeführt, damit das Kniegelenk nach der OP nicht so starker Belastung durch das Körpergewicht ausgesetzt ist. Bei dieser Methode wird das gerissene Kreuzband entfernt und die Gelenkkapsel mit einer speziellen Nähtechnik gestrafft, so dass sie enger am Kniegelenk anliegt und es stabilisiert.

Grundsätzlich lassen sich mit allen Operationsmethoden gute und langfristige Ergebnisse erzielen, bei einer TLPO und TTA stehen die Prognosen jedoch am besten. Verglichen mit einer Kapselraffung und einem Bandersatz sind sie allerdings mit höheren Kosten verbunden. Eine Hundekrankenversicherung oder Hunde-OP-Versicherung leistet in solchen Situationen gute Dienste. Sie bietet finanziellen Schutz, so dass dem Hund die optimale Behandlung zuteilwerden kann.

Nach dem Eingriff werden dem Hund üblicherweise Schmerzmittel, Aufbaupräparate und eine Physiotherapie verordnet. Die Regenerationsdauer beträgt je nach Art des Eingriffs und Heilungsverlauf drei bis vier Monate. Während dieser Zeit sollte man den Hund schonen und ihm Ruhe gönnen, damit er sich von dem Eingriff gut erholen kann.

Fazit

Ein Kreuzbandriss beim Hund entsteht selten akut, sondern eher als Folge einer vorangegangenen Degeneration. Er kann für das betroffene Tier mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden sein, lässt sich jedoch gut therapieren. Zwar muss nicht in allen Fällen zwingend operiert werden, chirurgische Methoden sind jedoch am erfolgversprechendsten. Grundsätzlich gilt: Je frühzeitiger die Behandlung erfolgt, desto besser stehen die Heilungschancen und desto schneller kann man dem Hund Linderung verschaffen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Kreuzbandriss beim Hund

Kann ich einem Kreuzbandriss beim Hund vorbeugen?

Nicht vollständig, aber das Risiko lässt sich senken – etwa durch Gewichtskontrolle, gelenkschonende Bewegung, moderates Training und regelmäßige Gesundheitschecks. Gegebenenfalls können auch Futterergänzungsmittel sinnvoll sein. Dein Tierarzt oder deine Tierärztin wird dich dazu beraten.

Kann mein Hund nach einem Kreuzbandriss wieder normal laufen?

Ja, bei erfolgreicher Behandlung und gewissenhafter Nachsorge stehen die Chancen sehr gut. Viele Hunde sind nach einigen Monaten wieder voll bewegungsfähig und können ein aktives Leben führen.

Was passiert mit dem anderen Kniegelenk nach einem Kreuzbandriss?

Leider steigt das Risiko, dass auch das Kreuzband im anderen Knie reißt – besonders wenn der Hund es durch Schonhaltung überlastet. Deswegen ist es wichtig, einen Kreuzbandriss frühzeitig zu behandeln und gut ausheilen zu lassen.

Was passiert, wenn ein Kreuzbandriss unbehandelt bleibt?

Ohne Behandlung bleibt das Kniegelenk dauerhaft instabil. Die Folge sind chronische Schmerzen, Gelenkentzündungen, Knorpelschäden und Arthrose. Der Hund wird das Bein immer weniger nutzen, so dass es letztlich zum Abbau von Muskeln und Lahmheit kommen kann.

Ist ein Kreuzbandriss beim Hund ein Notfall?

Nicht im klassischen Sinn. Allerdings sollte er zeitnah tierärztlich abgeklärt und behandelt werden. Je früher der Hund versorgt wird, desto besser sind die Heilungschancen und desto geringer ist das Risiko für Folgeschäden.

Kann ein Kreuzbandriss auch bei Welpen vorkommen?

Das ist sehr selten, da Kreuzbandrisse meist durch langfristige Degeneration entstehen. Bei Welpen und jungen Hunden treten eher andere orthopädische Probleme wie Hüftdysplasien auf.

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