Hundepfote wird auf Arthrose-Hinweise abgetastet.
Tiergesundheit

Arthrose beim Hund: Wie man sie erkennt und behandeln kann

03.05.2023

Arthrose ist eine chronische, degenerative Gelenkerkrankung, die bei Hunden verhältnismäßig häufig auftritt – jeder fünfte ist durchschnittlich davon betroffen. Sie entwickelt sich vor allem bei Tieren in fortgeschrittenem Alter, aber auch junge Hunde sind nicht davor gefeit. Die Erkrankung ist mit Schmerzen verbunden und kann eine erhebliche Einschränkung der Beweglichkeit zur Folge haben, die den Hund in seiner Aktivität stark begrenzt und eine enorme Belastung im Alltag darstellt. Aufgrund des schleichenden Entstehungsprozesses bleibt Arthrose häufig lange Zeit unbemerkt, was insofern problematisch ist, als man die Erkrankung zwar nicht heilen, aber ihren Verlauf zumindest mildern und verlangsamen kann, wenn sie frühzeitig diagnostiziert wird. Wir geben einen Überblick über Symptome, Therapiemöglichkeiten und vorbeugende Maßnahmen.

Was ist Arthrose beim Hund?

Bei Arthrose handelt es sich um fortschreitenden Gelenkverschleiß. Die stoß- und reibungsdämpfende Knorpelschicht zwischen den Gelenkflächen bildet sich zurück, so dass sich diese bei Bewegung abschleifen. Das führt zu Veränderungen der Gelenkstruktur und schlimmstenfalls zu einem kompletten Gelenkschwund. Auch umgebende Knochen und Gelenkkapseln können davon betroffen sein und früher oder später Bänder, Sehnen und Muskeln in Mitleidenschaft gezogen werden. In dem Versuch, das Gelenk zu stabilisieren, bildet der Körper sogenannte Osteophyten aus, also Knochenauswüchse. Auch eine Verdickung der Gelenkkapsel ist eine mögliche Reaktion. Beides hat allerdings einen verschlimmernden Effekt und kann zu weiteren Einschränkungen des Bewegungsapparats bis hin zur Steifigkeit und Lahmheit führen. Dieser Prozess verursacht Schmerzen.

Es werden beim Hund zwei Formen der Arthrose unterschieden: die primäre und die sekundäre Arthrose.

  • Primäre Arthrose: Die primäre Arthrose entsteht ohne jedwede Vorerkrankung oder Vorbelastung. Sie kann zum Beispiel durch eine genetische Prädisposition bedingt sein, die bestimmte Hunderassen mit sich bringen, allen voran der Deutsche Schäferhund, die Deutsche Dogge, aber auch der Golden Retriever, Labrador Retriever, Berner Sennenhund und Rottweiler. 
  • Sekundäre Arthrose: Eine sekundäre Arthrose ist die Folge einer Vorerkrankung oder Vorbelastung. Die Ursachen können mannigfaltig sein und reichen von angeborenen oder traumatisch bedingten Gelenkfehlstellungen über nicht ausgeheilte Gelenkentzündungen (Arthritis), Kapsel- und Kreuzbandrisse bis hin zu Überbeanspruchung während der Wachstumsphase, etwa durch exzessiven Hundesport.  

Weitere Faktoren, die die Entstehung von Arthrose begünstigen können, sind eine schlechte Ernährung und Nährstoffmangel, Übergewicht und Stoffwechselstörungen. Auch durch Bewegungsmangel kann Arthrose entstehen, denn anders als man vielleicht vermuten würde, ist es nicht hilfreich, den Hund möglichst oft zu schonen. Durch eine regelmäßige, moderate Bewegung ist sichergestellt, dass das Gelenk mit Gelenkflüssigkeit geschmiert wird. Diese führt dem Knorpel Nährstoffe zu, um ihn aufzubauen und elastisch zu halten. 

Hat mein Hund Arthrose? Symptome im Überblick

Da Arthrose in einem schleichenden Prozess entsteht, wird sie oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkt. Deswegen ist es wichtig, bei den ersten Anzeichen und Symptomen nicht zu warten, sondern umgehend eine veterinärmedizinische Untersuchung vornehmen zu lassen, um herauszufinden, ob der Hund Arthrose hat. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto schneller kann man therapieren und dem Tier Schmerzen ersparen. Wir geben einen Überblick über Symptome, die im Zusammenhang mit Arthrose beim Hund auftreten können. Zu den körperlichen Anzeichen zählen:

  • Sichtbar geschwollene oder verhärtete Gelenke, teils berührungsempfindlich, warm und gerötet
  • Leichte Knirschgeräusche bei manchen Bewegungen
  • Steife oder lahme Gliedmaßen
  • Gekrümmter Rücken
  • Schonhaltung
  • Steifer Gang, Lahmen, Humpeln
  • Eingeschränkte Beweglichkeit (Probleme beim Ausstrecken, Aufstehen, Hinlegen, Kratzen hinter den Ohren, Treppensteigen etc.)

Hinzu kommen Verhaltenssymptome, die auf eine Arthrose oder zumindest Probleme mit den Gelenken hindeuten können. So zeigen betroffene Hunde häufig folgende Anzeichen:

  • Verminderter Bewegungsdrang
  • Vermeidungshaltung gegenüber Treppen, ins Auto springen etc.
  • Häufiges Wechseln der Liegeposition
  • Aufsuchen warmer und weicher Liegeflächen
  • Plötzliche Aggressivität oder Ängstlichkeit (Indikator für Schmerzen)
  • Bewegungsunlust und anfängliche Bewegungsprobleme nach Ruhephasen und beim Spazieren, die sich nach dem Einlaufen bessern
  • Nachlassende Freude am Spielen

Die Symptome können von Hund zu Hund variieren und sind eher unspezifisch, was eine Einordnung erschwert. Aus diesem Grund ist ein Besuch in der Tierarztpraxis dringend zu empfehlen, wenn sich der Verdacht regt, dass das Tier Probleme mit den Gelenken haben könnte.

Zur Diagnose von Arthrose beim Hund

Um Arthrose zu diagnostizieren, werden mehrere Untersuchungen durchgeführt. Erste Anhaltspunkte liefern zunächst einmal die klinischen Symptome des Tieres, Alter und Rasse sowie die Anamnese. Der Tierarzt oder die Tierärztin überprüft erst einmal die Beweglichkeit und führt eine orthopädische Untersuchung durch, bei der das Gangbild analysiert wird. Hieraus lässt sich oft schon ableiten, welche Gelenke betroffen sein könnten. Im Anschluss werden die Gelenke abgetastet und auf Schwellungen, Wärme, Rötung und Schmerzhaftigkeit geprüft. Untersucht werden sowohl die potenziell gesunden als auch die potenziell von Arthrose befallenen Gelenke, um sich einen Eindruck über deren Anatomie und Dynamik verschaffen und Bewegungsabläufe vergleichen zu können.

Nach der klinischen Untersuchung wird der Hund geröntgt. Häufig werden zu Vergleichszwecken Röntgenaufnahmen von potenziell betroffenen und potenziell gesunden Gelenken gemacht. Sollte das Röntgenbild typische radiologische Kennzeichen für Arthrose zeigen, kann die entsprechende Diagnose gestellt werden.

Es gibt noch weitere Verfahren, die zur Diagnostizierung von Arthrose und gegebenenfalls deren Ursachen herangezogen werden können. Dazu gehören Ultraschall, die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT) und eine endoskopische Untersuchung des Gelenks. Für eine CT, MRT und Endoskopie muss das Tier allerdings narkotisiert werden.

Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein, um herauszufinden, ob eventuell organische Erkrankungen vorliegen, die bei der Medikation berücksichtigt werden müssen.

Arthrose beim Hund behandeln: Diese Therapiemöglichkeiten gibt es

Arthrose ist nicht heilbar, denn zerstörter Knorpel lässt sich nicht wiederherstellen. Der Krankheitsverlauf kann aber durch eine geeignete Behandlung gemildert oder eingedämmt werden. Die Therapie ist in den allermeisten Fällen dauerhaft und begleitet den Hund sein restliches weiteres Leben. Deswegen ist es umso wichtiger, sie auf das Tier individuell abzustimmen. Es gibt unterschiedliche therapeutische Maßnahmen, die bedarfsweise miteinander kombiniert werden können.

  • Medikamente: Um dem an Arthrose erkrankten Hund Linderung zu verschaffen, werden Medikamente verabreicht, die schmerzstillend, abschwellend und entzündungshemmend wirken. Die Schmerzbehandlung ist auch deswegen wichtig, damit der Hund keine ungesunde Schonstellung einnimmt, die andere Gelenke belastet. 
  • Physiotherapie und Chiropraktik: Physiotherapeutische und chiropraktische Behandlungen können dabei helfen, die Beweglichkeit des Hundes zu verbessern und Fehlstellungen zu behandeln, um daraus resultierenden Schäden vorzubeugen. Verspannungen werden gelindert und Muskulatur aufgebaut, die den Bewegungsapparat zusätzlich stützt. 
  • Gewichtskontrolle und ggf. Gewichtsreduktion: Zunächst gilt es das Gewicht regelmäßig zu kontrollieren. Sollte der Hund übergewichtig sein, wird eine Gewichtsreduktion angeordnet, mit der sich in vielen Fällen schon ein Effekt erzielen lässt. 
  • Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist das A und O, um Übergewicht vorzubeugen und dem Hund alle Nährstoffe zuzuführen, die er braucht. Das Futter sollte hochwertige Proteine enthalten sowie schonend und ohne unnötige Zusatzstoffe verarbeitet sein. Nahrungsergänzungsmittel, beispielsweise Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien sowie Glucosamin und Chondroitinsulfat, können in Absprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin ebenfalls sinnvoll sein. 
  • Bewegung: Regelmäßige und moderate Bewegung spielen für die Gelenkgesundheit eine große Rolle. Abhängig vom Zustand und der Schmerzhaftigkeit des Tieres können kleine Trainingseinheiten während des Gassigehens eingebaut werden, indem man den Hund ab und an sanfte Steigungen hinaufführt, im Slalom laufen oder über Hindernisse steigen lässt. Auch Schwimmen kann eine gute Alternative sein und ist zudem gelenkschonend.
  • Chirurgie: Schlagen alle Behandlungsmöglichkeiten fehl, kann ein chirurgischer Eingriff bei weit fortgeschrittener Arthrose vonnöten sein. Je nach Zustand des betroffenen Gelenks zieht der Chirurg eine künstliche Versteifung oder eine Entfernung in Erwägung. In der Tiermedizin ist ebenfalls der Einsatz künstlicher Gelenke möglich. Um bei künftigen Operationen optimal abgesichert zu sein, ist die Uelzener Hunde-OP-Versicherung empfehlenswert. 

Alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Strahlen- und Stoßwellentherapien

Ergänzend zu klassischen Behandlungsmethoden der Arthrose gibt es einige Alternativen, zum Beispiel Akupunktur. Das gezielte Setzen spezieller flexibler Nadeln in die Haut des Hundes soll helfen, Beschwerden zu reduzieren und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Während der Akupunktursitzung werden bei Hunden bis zu 15 Nadeln gesetzt, die für einen Zeitraum von 10 bis 20 Minuten in der Haut verbleiben. Eine Narkose ist hierfür nicht vonnöten. Viele Hunde tolerieren die Akupunktur und nehmen kaum oder gar keinen Schmerz wahr. 

Eine weitere Möglichkeit, mit Arthrose einhergehende Schmerzen zu lindern, stellt die Strahlentherapie dar. Strahlentherapie wird im Bereich der Onkologie zur Behandlung von Tumoren eingesetzt, findet aber auch im Zusammenhang mit Arthrose und ähnlichen mit Schmerzen verbundenen Erkrankungen Anwendung. Im Vergleich zur Bestrahlungstherapie von Tumoren wird bei der Schmerzbestrahlung nur eine sehr geringe Strahlendosis freigesetzt. Die Behandlung selbst dauert nur wenige Minuten. Da das Bestrahlungsfeld genau eingehalten werden sollte, darf sich das der Hund während der Sitzung nicht bewegen, so dass eine kurze Narkose notwendig ist. Im Regelfall sind mehrere Termine vonnöten, um bestmögliche Resultate zu erzielen. 

Zur Schmerzlinderung und Reduzierung von Lahmheit kommt darüber hinaus die Stoßwellentherapie zum Einsatz. Stoßwellen können Schwellungen im Gewebe reduzieren, die Regeneration des geschwächten Gewebes unterstützen und Schmerzen verringern. Die Behandlung ist für den Hund weitestgehend schmerzfrei und im Regelfall nach wenigen Minuten beendet. Viele Hunde tolerieren die kurzen Therapieeinheiten, in Ausnahmefällen kann eine leichte Narkose ratsam sein. Zumeist sind mehrere Behandlungen erforderlich, abhängig vom individuellen Krankheitsverlauf. 

Fazit

Arthrose bei Hunden zu heilen, ist nicht möglich, doch durch frühzeitiges Erkennen der Erkrankung und abgestimmte Behandlungsmethoden können damit einhergehende Schmerzen gelindert und das Fortschreiten der Gelenkerkrankung verlangsamt werden. So können auch Hunde mit Arthrose ein langes und aktives Leben führen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Arthrose beim Hund

Kann man Arthrose beim Hund vorbeugen?

Angeborene Gelenkfehlstellungen oder genetische Prädisposition können nicht verhindert werden, jedoch gibt es eine Reihe an Möglichkeiten im Alltag, bestimmten Gelenkerkrankungen zumindest ein Stück weit vorzubeugen. Dazu gehört etwa eine artgerechte Ernährung des Hundes, schon im Welpenalter. Minderwertiges Futter kann zu Mangelerscheinungen und damit zu Fehlentwicklungen führen, die Arthrose begünstigen. Auch Übergewicht hat negative Auswirkungen, nicht nur auf die Gelenke des Vierbeiners. Regelmäßige Bewegung ist für ein gesundes Hundeleben essenziell, jedoch sollte auf extremen Hundesport und Überbelastung wie durch hohe Sprünge verzichtet werden, um die Gelenke nicht übermäßig zu strapazieren.   

Was tut einem Hund mit Arthrose gut?

Sanfte Massagen stärken nicht nur die Bindung zwischen Hund und Mensch, sondern fördern die Durchblutung und Beweglichkeit der Gelenke und Gliedmaßen. Bei stark fortgeschrittener Arthrose ist außerdem Geduld gefragt: Der Hund benötigt mehr Zeit für jegliche Bewegungsabläufe. Orthopädische Betten für den Vierbeiner und Rampen oder Treppen als Aufstiegshilfen können den Hundealltag zusätzlich erleichtern. 

Welcher Sport ist für Arthrose-Hunde geeignet?

Hohe Sprünge, ruckartige Richtungswechsel, abruptes Abbremsen – all das ist nichts für einen Hund mit Arthrose. Wildem Umhertoben sind gelenkschonende Bewegungsabläufe vorzuziehen wie etwa mehrere kurze Spaziergänge am Tag, schwimmen oder das Laufen im Wasser. 

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