Ob in der eisigen Tundra Alaskas oder in den verschneiten Wäldern Skandinaviens – Schlittenhunde begleiten den Menschen schon seit Jahrtausenden durch die rauen und kalten Regionen dieser Welt. Sie sind bekannt für ihre Kraft und Ausdauer, ihre hohe Widerstandsfähigkeit gegen Schnee und Kälte und ihren unermüdlichen Lauf- und Arbeitswillen. Prinzipiell kann zwar jeder mittelgroße Hund bei entsprechender körperlicher Kondition zum Schlittenziehen eingesetzt werden, es gibt jedoch Rassen, die sich besonders gut als Schlittenhunde eignen, weil sie speziell für diese Aufgabe gezüchtet worden sind. In unserem Artikel verraten wir dir, welche das sind.
Was sind Schlittenhunde?
Der Begriff Schlittenhund bezeichnet allgemein jeden Hund, der mithilfe eines Hundegeschirrs und Leinen einen Schlitten zieht, unabhängig davon, welcher Rasse er angehört. Nichtsdestoweniger haben die meisten Menschen einen bestimmten Stereotyp vor Augen, wenn es um Schlittenhunde geht. Das hat damit zu tun, dass vorwiegend nordische Hunderassen als Schlittenhunde eingesetzt werden, die sich in ihrer Erscheinung ähneln. Sie sind eng mit dem Wolf verwandt und haben allesamt einen muskulösen Körperbau, dichtes Fell mit Unterwolle, buschige Ruten und aufgerichtete Ohren. Darüber hinaus bellen sie kaum, sondern heulen und jaulen, was ebenfalls auf ihr wölfisches Erbe zurückzuführen ist.
Seit wann es Schlittenhunde gibt, ist bislang nicht eindeutig geklärt, allerdings weisen paläogenetische Untersuchungen von Knochenfunden („Hunde von Schochow“) darauf hin, dass es schon vor etwa 9500 Jahren Schlittenhunde in Sibirien gegeben haben muss. Vermutlich liegt ihr Ursprung sogar noch weiter zurück. Die Urvölker arktischer Regionen nutzten die Tiere sehr wahrscheinlich als Begleiter auf der Jagd, als Lastenträger auf ihren Wanderungen und zum Schlittenziehen, das sich schon früh etablierte, um über große Distanzen Handel zu betreiben.
Klassische Schlittenhunderassen
In der Rassennomenklatur der Fédération Cynologique Internationale (FCI), dem größten kynologischen Dachverband, sind unter Gruppe 5 „Spitze und Hunde vom Urtyp“ nur fünf Rassen offiziell als Schlittenhunderassen anerkannt (Sektion 1: Nordische Schlittenhunde). Dazu zählen:
- Grönlandhund: Der Grönlandhund zeichnet sich durch einen schweren Körperbau aus. Er wurde von den Inuit für die Jagd auf Robben und Eisbären und als Lastenträger durch Schnee und Eis eingesetzt. Charakteristisch für den Grönlandhund sind seine extreme Robustheit, Kraft und Ausdauer, weswegen er im 19. und 20. Jahrhundert auch als Begleiter bei Polarexpeditionen eingesetzt wurde. Er ist beharrlich, mutig und selbständig, liebt das Rudelleben, zeigt jedoch ein ausgeprägtes Territorialverhalten gegenüber fremden Hunden.
- Kanadischer Eskimohund: Der Kanadische Eskimohund ist aus den Hunden der Inuit entstanden und kam wie der Grönlandhund als Arbeits-, Schlitten- und Jagdhund sowie später bei Polarexpeditionen zum Einsatz. Gab es in 1920er Jahren in Amerika noch etwa 20.000 Kanadische Eskimohunde, reduzierte sich der Bestand in den folgenden 50 Jahren drastisch, da es mit der Erfindung motorisierter Schlitten keinen Bedarf an Schlittenhunden mehr gab. Seit den 1970er Jahren gibt es spezielle Zuchtprogramme, um die Rasse zu erhalten und aktiv zu schützen. Der Kanadische Eskimohund ist ein starker, ausdauernder, arbeitswilliger und intelligenter Hund, der seinem Menschen gegenüber sehr loyal ist.
- Samojede: Der Samojede ist nach einer indigenen sibirischen Bevölkerungsgruppe benannt und wurde ursprünglich als Wach- und Schlittenhund sowie zum Hüten von Rentierherden eingesetzt. Charakteristisch für den Samojeden sind sein weißes, üppiges Fell und sein „lächelnder“ Gesichtsausdruck, der durch die nach oben zeigenden Lefzenwinkel und die Form und Stellung der Augen entsteht. Er ist nicht so kräftig und schnell wie andere Schlittenhundrassen, dafür aber ausdauernd und anpassungsfähig. Er hat ein freundliches, aufgeschlossenes Wesen und ein ruhiges, ausgeglichenes Gemüt.
- Alaskan Malamute: Der Alaskan Malamute gilt als größte und stärkste Schlittenhundrasse und ist in der Lage, schwere Lasten über große Entfernungen zu ziehen. Er wurde im gesamten nordwestlichen Teil der Arktis als Zugtier eingesetzt und infolgedessen als „Lokomotive des Nordens“ bezeichnet. Der Name Malamute leitet sich übrigens von dem Inuitstamm der Mahlamuits ab, die die Tiere ebenso als Jagd- und Arbeitshunde nutzten. Der Alaskan Malamute ist ein anhänglicher und geselliger, aber auch entschlossener und mitunter eigensinniger Hund.
- Siberian Husky: Der Siberian Husky zählt neben dem Alaskan Malamute vermutlich zu den bekanntesten Schlittenhundrassen. Er stammt aus Sibirien und gelangte erst Anfang des 20. Jahrhunderts nach Alaska. Dort hatte sich das Schlittenhunderennen zu einem beliebten und prestigeträchtigen Sport mit hohen Wetteinsätzen etabliert. Der leichtere und schlankere Siberian Husky lief dem schwereren Alaskan Malamute, der bis dahin als unschlagbar galt, den Rang ab. 1930 wurde die Rasse in den USA offiziell anerkannt. Was sein Wesen betrifft, zeigt sich der Siberian Husky aufgeschlossen, freundlich, lebhaft und sanftmütig. Als typischer Schlittenhund ist er sehr sozial veranlagt, denkt aber trotzdem eigenständig.
Eine Hunderasse, die seit 2019 von der FCI vorläufig anerkannt ist und zur Sektion der Nordischen Schlittenhunde zählt, ist der Yakutskaya Laika (Jakutischer Laika). Er stammt aus Nordsibirien und half den dort ansässigen Menschen einst beim Rentierhüten, Jagen und Transportieren von Gütern. Wie der Siberian Husky wurde der Jakutische Laika Anfang des 20. Jahrhunderts nach Alaska importiert. In den 1990ern galt die Rasse aufgrund des nachlassenden Bedarfs an Schlittenhunden als vom Aussterben bedroht, konnte jedoch durch Zuchtprogramme bis heute erhalten werden.
Der Europäische Schlittenhund als neuer Typ
Neben klassischen Schlittenhundrassen wird seit einigen Jahrzehnten der Europäische Schlittenhund, alternativ Scandinavian Hound oder Eurohound genannt, zum Schlittenziehen und im Schlittenhundesport eingesetzt. Die Hunderasse ist von der FCI nicht anerkannt und im Grunde genommen handelt es sich auch gar nicht um eine Rasse, sondern um einen Hundetyp, der in unterschiedlichen Linien für spezifische Funktionen gezüchtet wird.
Die Zucht des Europäischen Schlittenhunds entstand vor dem Hintergrund, dass in den 1950er Jahren in Skandinavien der Trend aufkam, schnelle und wendige Jagdhundrassen wie den Deutsch Kurzhaar und English Pointer für Schlittenrennen zu nutzen. Durch gezielte Kreuzungen konnten die Hunderassen speziell auf die Anforderungen des Schlittenhundesports angepasst werden und sind heute noch Hauptkomponenten der Zuchtlinien. Hinzu kommen norwegische oder schwedische Vorstehhunde und der Alaskan Husky, seinerseits eine Kreuzung aus Polar-, Jagd- und Windhunden.
Der Europäische Schlittenhund bringt viele Eigenschaften mit, die sich im Schlittenhundesport als vorteilhaft erweisen. Er ist im Vergleich zu klassischen Schlittenhundrassen deutlich schlanker und athletischer gebaut. Mit seinem hochbeinigen Körperbau, dem kurzen Fell und den Schlapp- oder Knickohren hat er eher Ähnlichkeit mit einem Windhund. Trotz seiner Statur ist er überraschend robust und kann dank seiner dicken Unterwolle Temperaturen bis -25°C aushalten. Er ist ausdauernd und schnell, zeigt ein ausgeprägtes Sozialverhalten und ist seinem Menschen eng verbunden.
Welche Rassen werden für Schlittenhunderennen noch eingesetzt?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei Schlittenhunderennen heutzutage vorrangig Mischlinge antreten, die entweder aus den klassischen Schlittenhundrassen gekreuzt wurden oder von Jagdhunden abstammen. Jagdhundartige werden überwiegend auf kurzen bis mittleren Rennstrecken eingesetzt, da sie in der Lage sind, schnell ihre maximale Leistung abzurufen. Nordische Schlittenhunde sind demgegenüber besser für lange Distanzen geeignet, da sie mehr Ausdauer haben und ihre Leistung über sehr große Entfernungen konstant aufrechterhalten können.
Im Übrigen haben in der Vergangenheit auch Pudel an Schlittenhunderennen teilgenommen. In den Jahren 1989 bis 1991 trat der Amerikaner John Suter mit einem Gespann aus Großpudeln sogar drei Mal beim Iditarod an, dem längsten und härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, das rund 1900 km durch die gefrorene Wildnis Alaskas führt. Vielen kritischen und zweifelnden Stimmen zum Trotz hat Suter mit seinen Tieren stets das Ziel erreicht und landete im Mittelfeld, was die Platzierung betrifft. Zwar haben sich Pudel im Schlittenhundesport nie etabliert, Suter konnte damit jedoch zeigen, dass auch andere Rassen zu enormen körperlichen Leistungen fähig sind.
Fazit
Schlittenhunde faszinieren durch ihre unbändige Energie und beeindruckende Anpassungsfähigkeit. Sie sind Arbeitstiere mit einem hohen Bewegungsdrang, die unter extremen Bedingungen enorme Leistungen erbringen können. Auch ihr Wesen ist bemerkenswert. Schlittenhunde sind sanftmütig, sozial und aufgeschlossen, binden sich eng an ihren Menschen und zeigen eine unverbrüchliche Loyalität, ohne es an Eigenständigkeit missen zu lassen. Es sind echte Partner, deren Herz für Freiheit und Abenteuer schlägt.
FAQ – häufig gestellte Fragen zum Thema Schlittenhundrassen
Sind Schlittenhunde für Familien geeignet?
Ja, Schlittenhunde können aufgrund ihrer freundlichen und sozialen Natur ausgezeichnete Familienhunde sein, aber sie benötigen aktive Menschen, um geistig und körperlich ausgelastet zu werden. Das kann durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe sein.
Wie viel Bewegung braucht ein Schlittenhund?
Schlittenhunde brauchen täglich mehrere Stunden Bewegung in Kombination mit geistiger Beschäftigung. Outdoor-Aktivitäten wie lange Wanderungen, Radfahren, Canicross, Skijöring oder Hundeschlittenfahren eignen sich sehr gut, um ihrem natürlichen Bewegungsdrang gerecht zu werden. Allerdings kann es bei solchen Unternehmungen zu unvorhergesehenen Situationen kommen, etwa wenn der Hund Wildtiere jagt oder mit anderen Menschen oder Hunden zusammenstößt. Kommt es dabei zu einem Schaden, ist es gut, eine Hundehaftpflichtversicherung zu haben. Sie übernimmt die Kosten infolge von Schadenersatzansprüchen und bietet finanziellen Schutz.
Kann man Schlittenhunde als Einzelhunde halten?
Schlittenhunde sind ausgeprägte Rudeltiere und fühlen sich in Gesellschaft anderer Hunde am wohlsten. Sie können als Einzelhunde gehalten werden, brauchen dann aber besonders viel Aufmerksamkeit und Interaktion mit ihrem Menschen.
Wie laut sind Schlittenhunde?
Schlittenhunde bellen tendenziell selten, sind aber für ihr Heulen bekannt, das sie zur Kommunikation nutzen. Für Menschen, die in ruhigen Wohngebieten leben, kann das eine Herausforderung sein.
Sind Schlittenhunde für Anfänger geeignet?
Schlittenhunde erfordern viel Geduld und Konsequenz in der Erziehung. Sie sind zwar intelligent, freundlich und aufgeschlossen, mitunter aber auch eigensinnig und stur. Eine klare Führung ist daher sehr wichtig. Für Menschen, die noch keine Erfahrung mit Hunden haben, sind sie deshalb weniger geeignet. Wer sich dennoch für einen Schlittenhund entscheidet, sollte sich vorab gut informieren, mit erfahrenen Halterinnen und Haltern sprechen und eine Hundeschule besuchen.