Mann mit Pferd und Reitbegleithund auf einer Wiese.
Haltung

Reitbegleithund: Der perfekte Partner für Mensch und Pferd

04.10.2024

Ein harmonischer Ausritt mit dem Hund an der Seite – davon träumen viele Reiter und Reiterinnen. Seit jeher wurden Menschen zu Pferde von ihren Hunden begleitet, die anscheinend ohne besondere Vorbereitung oder spezielles Training entspannt mitliefen. Reitenden Hundebesitzern und -besitzerinnen erscheint es daher mitunter übertrieben, ihren Hund speziell auf das Begleiten des Pferdes vorzubereiten. Doch unsere Welt wird immer voller und im Gelände sind wir häufig nicht allein unterwegs. Um den Hund sicher an Spaziergängern, Joggern, Radfahrern und anderen Hunden und Tieren vorbeiführen und durch schwierige Situationen manövrieren zu können, ist Gehorsam die Grundvoraussetzung. Ein Hund, der nicht zuverlässig „bei Fuß“ laufen kann, wird erst recht auf Durchzug schalten, sobald sein Mensch auf dem Pferd sitzt. Ein sicherer Ausritt ist nur dann möglich, wenn der Hund gelernt hat, Befehle ausnahmslos und konsequent zu befolgen. Dieser Artikel beleuchtet, was einen Hund zu einer geeigneten Reitbegleitung macht und worauf der Mensch achten sollte, um zusammen mit Pferd und Hund ein perfektes Team zu bilden.

Voraussetzungen für einen Reitbegleithund

Es gibt einige grundlegende Eigenschaften, die ein Hund mitbringen muss, damit der gemeinsame Ausritt reibungslos funktioniert:

  • Gehorsam: Der Grundgehorsam des Hundes sollte gefestigt sein. Der Hund darf nicht nach eigenem Ermessen entscheiden, ob er ein Kommando ausführt oder ob er seinen Menschen, der sich oben auf dem Pferd sitzend nicht im direkten Einflussbereich befindet, lieber ignoriert. Das kann im Ernstfall schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Zu den Kommandos, die ein Reitbegleithund sicher beherrschen sollte, zählen Sitz, Platz, Bleib, Komm, Seitenwechsel und das Voraussenden. 
  • Rücksicht auf die Umgebung: Ein gut trainierter Reitbegleithund sollte sich nicht nur am Pferd und an seinem Menschen orientieren, sondern auch lernen, Rücksicht auf andere Tiere und Menschen zu nehmen. Begegnungen mit Wildtieren sowie mit anderen Hunden, Joggern und Spaziergängern müssen ruhig und kontrolliert ablaufen. Ein schlecht erzogener Hund könnte Wild aufscheuchen, andere stören oder einen Schaden verursachen, was Konflikte und sogar rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
  • Ausdauer: Ein gewisses Maß an Ausdauer ist für einen Reitbegleithund unabdingbar, um auch mit den schnelleren Gangarten des Pferdes oder bei längeren Ausritten mithalten zu können. Sehr kleine Hunde und Hunde mit Brachycephalie, also einem verkürzten Schädel, wie ihn beispielsweise Französische Bulldoggen und Möpse haben, eignen sich daher in der Regel weniger. Bei kleinen Hunden besteht darüber hinaus die Gefahr, dass sie schnell zwischen oder unter die Pferdebeine geraten können.
  • Gesundheit: Der Hund sollte keine gesundheitlichen Einschränkungen haben und sich in einem normalen Gewichtsbereich befinden, da sonst das Herz-Kreislauf-System und die Knochen und Gelenke übermäßig belastet werden können. Kurze, gemütliche Ausritte im Schritt sind jedoch eine Möglichkeit, nicht ganz auf Ausflüge zu dritt verzichten zu müssen.
  • Richtiges Alter: Während ältere Hunde häufig nicht mehr die Ausdauer und die gesundheitlichen Voraussetzungen für die Aufgabe als Reitbegleithund mitbringen, haben jüngere Hunde in der Regel einen ausgeprägten Spieltrieb und eine geringere Konzentrationsfähigkeit, wodurch sie sich leicht ablenken lassen. Daraus resultierend bringen Junghunde meist noch nicht die erforderliche Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Befolgung von Kommandos mit. Hunde im mittleren Erwachsenenalter sind die bessere Wahl, denn sie haben die nötige körperliche Fitness, die geistige Reife und die Erfahrung, um die Anforderungen eines Reitbegleithundes zu erfüllen.
  • Wesen und Rasse: Ein Reitbegleithund sollte folgsam sein, sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen und Spaß am Laufen haben. Vom Wesen her eignen sich beispielsweise die Rassen Golden Retriever, Labrador Retriever, Australian Shepherd, Border Collie, Dalmatiner, Beagle und Jack Russell Terrier. Da sie von Natur aus einen ausgeprägten “will-to-please” haben, gehorsam sind und eine hohe Lauffreude und Ausdauer mitbringen, eignen sie sich ideal als Reitbegleiter, vorausgesetzt die Erziehung stimmt. Vor allem Hunde mit einem starken Hüte- und Jagdtrieb brauchen ein konsequentes (und liebevolles) Training. Auch andere Rassen können zum Reitbegleithund ausgebildet werden, sofern sie alle notwendigen Voraussetzungen mitbringen. Gemütlichere Rassen wie der Bernhardiner oder Neufundländer eignen sich hingegen eher als Stallhunde und bleiben bei Ausritten auf dem Hof.

Ein Reitbegleithund kann ein verlässlicher Partner beim Ausreiten sein, wenn man seine individuellen und rassespezifischen Charakter- und Wesensmerkmale berücksichtigt und Geduld und Zeit in das Training investiert.

Rechtslage für Reitbegleithunde: Was gilt es zu beachten?

In Deutschland existieren keine spezifischen Vorschriften für Reitbegleithunde. Allerdings gelten allgemeine Regelungen, wie die Leinenpflicht oder der Maulkorbzwang in bestimmten Gebieten. Sollte durch den Hund oder das Pferd ein Schaden entstehen, haftet nach § 833 BGB der Halter oder die Halterin dafür, auch wenn ihn oder sie keine Schuld trifft. Daher sind – insbesondere in risikobehafteten Situationen wie gemeinsamen Ausritten – eine Hunde-Haftpflicht- und Pferde-Haftpflichtversicherung sehr sinnvoll. Erstere ist in einigen Bundesländern sogar Pflicht. Eine Haftpflichtversicherung übernimmt die Kosten infolge von Schadenersatzansprüchen, falls der Hund oder das Pferd einen Schaden an Dritten verursacht. Sollten sich die Tiere verletzen und müssen medizinisch versorgt werden, können die Kranken- und OP-Versicherungen der Uelzener für Hund und Pferd eine große Hilfe sein. Sie schützen vor hohen Tierarztkosten, so dass den Tieren die bestmögliche Versorgung zuteilwerden kann.

Training für den Reitbegleithund: Erfolge durch positive Verstärkung

Einen gefestigten Grundgehorsam vorausgesetzt, sollte man Hund und Pferd vor dem Ausritt ins Gelände gründlich miteinander vertraut machen und ihnen Zeit geben, sich aneinander zu gewöhnen. Wie schnell sich die Tiere annähern, ist individuell unterschiedlich. Wichtig hierbei: Nichts wird erzwungen. Der Mensch trägt Sorge dafür, dass beide Tiere die Begegnung und Anwesenheit des anderen als angenehm empfinden. Dabei ist darauf zu achten, dass ein „Fehlverhalten“ der Tiere, so gut es geht, vermieden wird, um auf Korrekturen verzichten zu können.

Einen Hund, der nach Pferden schnappt, darf man nicht in eine Situation kommen lassen, in der er aggressiv auf das Pferd zugeht. Ließe man das zu und er zeigte das (erwartete) Verhalten, müsste man ihn maßregeln. Aus Hundesicht hätte seine Erfahrung bestätigt: Pferde sind beängstigend groß und ihre Gegenwart ist unangenehm. Verbindet der Hund die Anwesenheit des Pferdes nicht mit Strafe, sondern mit Lob, Spiel und Futter, macht er schnellere und vor allem nachhaltigere Fortschritte. Deswegen ist es erfolgversprechender, die Tiere in ihrer „Komfortzone“ zu belassen und sie für gutes Verhalten zu belohnen. So wird die Begegnung von allen Beteiligten als positiv abgespeichert.

Haben die Tiere viele Spiel-, Streichel- und Futtereinheiten durchlebt und fühlen sich miteinander wohl, kann man dem Hund allmählich beibringen, den gewünschten Abstand zum Pferd einzunehmen. Gemeinsamen Spaziergängen, vorerst zu Fuß, steht dann nichts mehr im Wege. Sinnvoll ist es, den Hund zunächst überwiegend an der Leine zu führen, damit er lernt, dass sein Platz neben dem Pferd ist. Parallel zu dieser Gewöhnungsphase gibt es vieles, was man mit Hund und Pferd einzeln üben sollte.

Unfallverhütung durch sicheres Training

Ein wichtiges Kommando für den Hund ist „Bleib“. Ob in der Umgebung des Stalls, auf dem Reitplatz oder während des Ausritts – die sichere Ausführung dieses Befehls ist Gold wert. Möchte man sich beispielsweise um das Pferd kümmern oder eine Gruppe Radfahrer passieren lassen, ist es enorm hilfreich, wenn der Hund an dem ihm zugewiesenen Platz bleibt, bis man ihn wieder zurückruft. 

Um Schwierigkeiten beim Einüben des Kommandos zu vermeiden, ist es wichtig, den Hund genau zu beobachten und die Zeit des „Bleibens” zunächst sehr kurz zu halten. Das verhindert, dass der Hund den Befehl selbst auflöst. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist, den Hund an seinem „Bleib“-Platz zu belohnen. Er soll nicht aufspringen und zum Menschen laufen. Damit würde die Tendenz des Hundes, seinen Platz zu verlassen, bestärkt. Bekommt er seine Belohnung konsequent am Ausführungsort, motiviert ihn das, dort zu warten.

Ein Reitbegleithund muss seinen Platz einhalten

Des Weiteren muss der Hund lernen, auf Richtungskommandos zu hören und sich auf Befehl vom Pferd zu entfernen. Er muss den gewünschten Platz neben, vor oder hinter dem Pferd einnehmen sowie auf das Signalwort hin sofort aus dem Weg gehen, um eine mögliche Kollision mit dem Pferd oder anderen zu vermeiden. Zudem muss er absolut leinenführig sein, denn einen zerrenden Hund vom Pferd aus zu führen macht keinen Spaß und ist für das Pferd eine Zumutung. Der Hund sollte darüber hinaus lernen, sich für das An- und Ableinen am Bein des Menschen aufzurichten. Diese Dinge kann man wunderbar am Fahrrad üben!

Das Pferd für gemeinsamen Ausritt bereit machen

Auch das Pferd sollte an die Anwesenheit des Hundes gewöhnt werden. Die Vorbereitung hat viel mit Desensibilisierung zu tun. Das Pferd soll lernen, taktile Reize vor allem an den Hinterbeinen zu tolerieren. Der Hund kann zum Beispiel auf engen Wegen der Hinterhand gelegentlich recht nahe kommen, und ein Ausschlagen des Pferdes wäre in dem Fall nicht unwahrscheinlich.

Zudem muss das Pferd an die Hundeleine gewöhnt werden. Auch wohlerzogene Hunde können Fehler machen oder sich erschrecken und beispielsweise unvorhergesehen die Richtung wechseln. Wenn sich dabei die Leine um die Hinterhand des Pferdes zieht, kann das unangenehme Folgen haben. Das Pferd muss deshalb lernen, dass eine straffe Leine auch an ungewöhnlichen Stellen nichts Beunruhigendes ist.

Vorbereitung ist alles: „Wird schon gut gehen“ geht daneben

Durch die Vorfreude auf einen Ausritt zu dritt kann es passieren, dass man Vorbereitungsstufen überspringt und nach dem Motto „Wird schon gut gehen“ großzügig über „Baustellen“ hinwegsieht. Manchmal geht das gut, oft rächt sich aber die fehlende Vorbereitung und die Kommunikationsprobleme zwischen den drei Parteien vertiefen sich. Dann wird der Traum vom gemeinsamen Ausritt schnell zum Albtraum und der Hund muss am Ende doch zu Hause bleiben. Zwar ist dann noch nichts verloren, es ist aber viel schwieriger, ein unerwünschtes Verhalten zu verändern als ein erwünschtes Verhalten aufzubauen. Sich Zeit zu nehmen, ist die Devise. In Anbetracht dessen, dass viele Jahre voller Spaß vor einem liegen, kommt es auf ein paar Trainingsmonate mehr nicht an.

Fazit

Ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch, Pferd und Hund erfordert Geduld, eine konsequente Erziehung und eine sorgfältige Vorbereitung. Nicht nur muss der Hund die grundlegenden Kommandos sicher beherrschen, sondern er muss auch in der Lage sein, sich auf unterschiedlichste Situationen im Gelände einzustellen. Faktoren wie Ausdauer, Gesundheit und ein ausgeglichenes Wesen sind entscheidend, um einen verlässlichen Reitbegleithund auszubilden. Die Sicherheit aller Beteiligten steht dabei stets im Vordergrund. Durch schrittweises Training kann der Traum vom entspannten Ausritt zu dritt Realität werden.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Reitbegleithund

Welche Ausrüstung benötige ich auf Ausritten mit Pferd und Hund?

Zur Grundausrüstung gehört zunächst einmal eine stabile Leine mit einer Länge von mindestens zwei Metern. Lange Schleppleinen sind jedoch ungeeignet, da sie ein Verletzungsrisiko für alle Beteiligten mit sich bringen. Ein Karabinerhaken ermöglicht es, den Hund in kritischen Situationen schnell von der Leine zu lösen. Für eine erhöhte Sichtbarkeit, besonders in den Abendstunden oder bei schlechten Witterungsbedingungen, sind Ausrüstungselemente mit Reflektoren und Leuchten eine gute Wahl. Für den Hund eignen sich beispielsweise Leuchthalsbänder oder eine reflektierende Leine. Auch für die Beleuchtung von Pferd und Mensch gibt es vielfältige Optionen. Zuletzt erweist sich ein GPS-Tracker als nützlich, falls der Hund aus Angst oder anderen Gründen entläuft.

Was kann ich tun, wenn mein Hund Angst vor Pferden hat?

In diesem Fall sollte das Training besonders langsam angegangen werden. Der Hund braucht Zeit, um Vertrauen zu gewinnen. Positive Verstärkung durch Lob und Belohnungen ist hierbei entscheidend. Es empfiehlt sich zudem, eine Hundeschule oder einen speziellen Kurs zu besuchen, in dem die Gewöhnung Schritt für Schritt im Beisein von Artgenossen erfolgt. Ausgebildete Trainer und Trainerinnen kennen in der Regel besondere Methoden, um auch ängstliche Hunde an Pferde zu gewöhnen. 

Ist es ratsam, einen Hund auch auf längere Wanderritte mitzunehmen?

Das hängt von den individuellen Voraussetzungen des Hundes ab. Er braucht ausreichend Ausdauer und Erfahrung mit Ausritten. Die Lauffreude sollte groß genug sein, damit er nicht nach einer Weile nur noch widerwillig mitbewegt werden kann. Es ist wichtig, ausreichend Pausen einzulegen und den Hund regelmäßig mit Wasser und Futter zu versorgen.

Kann ich einen bereits älteren Hund noch zum Reitbegleithund ausbilden?

Das ist möglich, jedoch wird es mit der Zeit schwieriger, alte Muster aufzubrechen. Der Gesundheitszustand ist auch ein zentraler Faktor, denn ältere Hunde können schneller ermüden und weniger belastbar sein.

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